Aprilscherz
Als Aprilscherz bezeichnet man den Brauch, am 1. April seine Mitmenschen durch erfundene oder verfälschte Geschichten hereinzulegen. Aprilscherze sind in den meisten westeuropäischen Ländern üblich, verbürgt sind sie bereits seit dem 16. Jahrhundert. Erstmals überliefert ist die Redensart "in den April schicken" in Deutschland 1618 in Bayern. Mit den europäischen Auswanderern gelangte diese Tradition auch nach Nordamerika. Mit der Bezeichnung Aprilscherz werden auch Personen bezeichnet, die am 1. April Geburtstag haben.
In Spanien veräppelt man sich dagegen am 28. Dezember, dem Día de los Santos Inocentes (Tag der unschuldigen Kinder). Aus diesem Grund trat die spanische Verfassung erst am 29. Dezember 1978 in Kraft und nicht wie ursprünglich geplant einen Tag zuvor.
Auch in Zeitungen und Zeitschriften ist es üblich, die Leser durch glaubhaft klingende, erfundene Artikel "in den April zu schicken".
Ursprünge
Woher die Aprilscherze ursprünglich stammen, ist bislang unbekannt.
Einige mögliche Erklärungen:
- Im Jahr 1564 führte der französische König Karl IX. eine Kalenderreform durch, bei der der Jahresanfang vom 1. April auf den 1. Januar verlegt wurde. Leute, die dieser Regel nicht folgen wollten oder aus Unwissenheit weiterhin am 1. April Neujahr feierten, konnten von ihren Mitmenschen verspottet werden.
- Auf dem Augsburger Reichstag von 1530 sollte unter anderem das Münzwesen geregelt werden. Aus Zeitgründen kam es jedoch nicht dazu, so dass für den 1. April ein besonderer „Münztag“ ausgeschrieben wurde. Als der 1. April kam, fand dieser Münztag dann doch nicht statt. Zahlreiche Spekulanten, die auf diesen Münztag gesetzt hatten, verloren ihr Geld und wurden auch noch ausgelacht.
- Angeblich bat an einem 1. April eine sechzehnjährige Unbekannte Heinrich IV., König von Frankreich, der sich jungen Damen sehr geneigt zeigte, schriftlich um ein heimliches Rendezvous in einem diskreten Lustschloss. Als Heinrich zu dem Tête-à-Tête erschienen sei, habe ihn überraschend der versammelte Hofstaat begrüßt, vorgestanden von seiner Gemahlin Maria de Medici, welche ihm untertänigst dafür gedankt haben soll, dass er ihrer Einladung zum "Narrenball" gefolgt sei.
- Ein weiterer möglicher Ursprung des Brauchs ist auf ein Ereignis während des Achtzigjährigen Krieges in Holland zurückzuführen. Der verhasste, auf Burg Brill in Holland residierende spanische Statthalter Fernando Álvarez de Toledo, Herzog von Alba wurde an einem 1. April in Abwesenheit - auch seiner Hausmacht - von Freibeutern / Likedeelers vertrieben. In Holland "drehte man ihm daraufhin eine Nase", was sich bis heute in den holländischen Geschichtsbüchern manifestiert: "Am 1. April verlor Alba sein Brill!"
- Der 1. April gilt, je nach Überlieferung, als Geburts- bzw. Todestag des Judas Ischariot, der Jesus Christus verraten hatte. Zudem sei der 1. April angeblich der Tag des Einzugs Luzifers in die Hölle und daher ein Unglückstag, an dem man sich besonders vorsehen müsse.
- Einer angeblich witzigen Bemerkung unbekannten Ursprungs zufolge wurde Jesus am 1. April von „Pontius zu Pilatus“, also „in den April“, geschickt.
- Sowohl das römische Narrenfest Quirinalia als auch das indische Hulifest fallen auf den ersten April.
- Auch das bekannte Aprilwetter („April, April, der tut was er will“) hat bereits als Erklärung herhalten müssen.
Beispiele
- Vor wenigen Jahren bat der Radiosender Schleswig-Holstein (R-SH) um eine "Wasserspende", da der Nord-Ostsee-Kanal drohte auszulaufen. Es sollen tatsächlich hunderte mit Wassereimern "gespendet" haben.
- Die Stuttgarter Zeitung schrieb am 1. April 2003, dass die Discounter-Kette Aldi plane, Benzin in ihren Filialen zu verkaufen.
- Am 1. April 1997 verbreiteten in einem gemeinsamen Aprilscherz der öffentlich-rechtliche Radio-Sender hr3 sowie der Privatsender Hitradio FFH über mehrere Stunden, dass am Tag zuvor bei der Umstellung auf die Sommerzeit ein Fehler unterlaufen sei und gaben daraufhin falsche Zeitangaben in ihren Morgensendungen an.
- Der Zürcher Tages-Anzeiger schrieb sehr glaubwürdig in einem ganzseitigen Bericht, dass Fahrgäste ihre Abfälle gerne in den Strassenbahnen zurücklassen. Die Zürcher Verkehrsbetrieb plane deshalb, einen besonderen Anhänger einzurichten, in dem man jederzeit gegen Gebühr seine Abfallsäcke einwerfen könnte.
- Die Badische Zeitung schrieb in ihrem Aprilscherz-Artikel, dass man Verkehrssündern nun mit einer neu entwickelten Polizei-Straßenbahn zu Leibe rücken wollte. Ein täuschend echtes Bild ergänzte den Beitrag auf der Titelseite.
- Einige RFCs mit Datum vom 1. April sind nicht ganz ernst zu nehmen.
- Einen speziellen Aprilscherz ließ das Basler Radio Edelweiss (heute: Radio Basel 1) verlauten: Es meldete am 1. April 2003, das Basler Fußballstadion würde bis zur EM 2008 um 10.000 Plätze erweitert. Das Radio und die Bevölkerung nahmen dies natürlich als Aprilscherz wahr. Wenig später prüfte der Stadionmieter FC Basel dieses Anliegen ernsthaft und erreichte bald, dass das Stadion wirklich vergrößert werde und es anstelle des Wankdorfstadions in Bern das neue Nationalstadion der Schweiz würde. Somit wurde aus einem Aprilscherz doch noch Realität.
- Ebenfalls wahr geworden, zumindest zum Teil, ist auch ein Aprilscherz des O'Reilly-Verlags, der 2001 verkündete, dass die Programmiersprachen Perl und Python zu einer Sprache verschmelzen sollten, die unter dem Namen Parrot (engl. Papagei) firmieren würde. Die Verschmelzung fand nicht statt, aber die virtuelle Maschine von Perl 6 wird Parrot heißen und neben Perl auch Python (sowie einige andere Sprachen) interpretieren können.
- Zahlreiche internationale Nachrichtenagenturen warnten des öfteren zum 1. April vor dem Umweltgift Dihydrogen-Monoxid (), einem Hauptbestandteil des sauren Regens, welches in Tumoren und Kernkraftwerken zu finden ist und beim Einatmen tödlich wirkt.
- Edmund F. Dräcker hisste am 1. April angeblich die bundesdeutsche Flagge auf einem Antarktis-Archipel. In der DDR habe das in dieser Aktion zum Ausdruck kommende „expansionistische Streben“ für große Empörung gesorgt und zu einer politischen Verstimmung geführt.
- Häufig kursiert zum 1. April auch die Nachricht, dass in Großbritannien und/oder Nordirland der Rechtsverkehr eingeführt werde. Eine interessante Variation brachte in den 80er Jahren eine (West-)Berliner Tageszeitung, die mit einer kunstvollen Fotomontage einer verkomplizierten Autobahnauffahrt an der Sektorengrenze unterstrich, dass im britischen Sektor der Stadt tatsächlich der Linksverkehr eingeführt werden solle.
- Im Jahr 2005 wurde der oberbayrische Ort Kiefersfelden vorübergehend zu einem tiroler Ort, hierfür wurden sogar mehr als 20 Ortstafeln vorübergehend durch „neue österreichische“ überdeckt und so scheinbar ersetzt.
(Wobei dieser Aprilscherz auch einen etwas ernsteren Hintergedanken mit sich trug http://www.netzeitung.de/deutschland/331943.html)