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Infanterie-Regiment „Lübeck“ (3. Hanseatisches) Nr. 162

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Portal des Stabsgebäudes
Soldat des Regiments
Stabsgebäude mit Wache

Das Infanterie-Regiment Lübeck (3. Hanseatisches) Nr. 162 war ein Regiment der Infanterie. Gemäß der abgeschlossenen Militärkonvention wurde die Militärhoheit der norddeutschen Stadtstaaten im Jahre 1867 auf das Königreich Preußen übertragen.

Nach § 9 der Konvention wurden die Militärpflichtigen mit Lübecker Staatsangehörigkeit zu dem in Lübeck stationiertem Regiment einberufen, sofern sie nicht den Wunsch äußerten, anderweitig eingesetzt zu werden. Untauglichkeit zum Infanteriedienst konnte zur Einberufung in eine andere Waffengattung wie Kavallerie, Artillerie, Train usw. der königl. preuß. Armee führen. Später war auch die Einstellung in die Kontingente der anderen Armeen des deutschen Heeres möglich.

Die zur seemännischen Bevölkerung zählenden Militärpflichtigen dienten in der kaiserlichen Marine.

Der Landwehrbezirk Lübeck bildete sich aus dem Staate Lübeck und dem Kreise Herzogtum Lauenburg.[1]

Organisation

Verband

Das Regiment Lübeck gehörte zu Beginn des Krieges dem Verband der 1. Armee an. Ende September 1915 schied das XI. Res. Korps aus dem Verband der 1. Armee aus und trat dem der 2. Armee bei. Im Juli 1916 schied das Korps aus der Armee des Kronprinzen Rupprecht aus und wurde wieder der 1. Armee unter General von Below, welche zur Armeegruppe Gallwitz gehörte, unterstellt.

Unterstellung

Abtretungen

  • Die im März 1915 neu errichtete 13. und 14. Kompanie wurde im Mai mit ihren Führern, den Leutnants d. Res. Buchenau und Simon, an das neugebilbete Inf. Regt. Nr. 187[3] abgetreten.
  • Anfang September 1916 wurde die 4. Kompanie zur Neuaufstellung des Infanterie-Regiments 394 abgetreten.

Bewaffnung und Ausrüstung

Hauptbewaffnung

Gewehr 88

Das Regiment wurde mit dem Gewehr 88 und dem Seitengewehr 71 bewaffnet. Ab 1906 verwendete man das Gewehr 98.

Fahne

Am 16. Oktober 1897 verlieh der Kaiser dem I. Bataillon seine Fahne, die er dem Regimentskommandeur übergab. Das II. Bataillon hatte seine alte Fahne behalten. Zum Gottesdienst standen die Fahnen am Altar der Garnisonskirche, dem Lübecker Dom.

Die Fahnen wurden 1915 aus dem Felde nach Lübeck zurückgeführt, weil ihre Verwendung im Kampfe nicht mehr der Kampfführung entsprach und unnötige Opfer forderte. In einem Gottesdienst, im Jahre 1920, wurden sie der Ratskirche St. Marien übergeben. Hier verbrannten sie 1942.[4]

Uniform

Epauletten eines Hauptmanns

Das Regiment trug die preußische Uniform mit den, der Hansestadt Lübeck zugestandenen Änderungen. So wurde am Helm und an der Mütze neben der schwarz-weiß-roten Reichskokarde die Hanseatische Kokarde (rotes Hanseatenkreuz auf weißem Grund) getragen. Die Achselklappen waren weiß mit roter Nummer (162) die Ärmelpatten weiß mit gelber Paspelierung.

Bereits im August 1914 wurde auf der Fahrt nach Frankreich bei Aachen feldgraues Tuch zum Verhüllen von unzweckmäßig leuchtenden Uniformteilen gereicht.

Im Sommer 1915 verschwanden an der Front die langen Degen der Offiziere und Feldwebel, wodurch die Kleidung und Ausrüstung denen der Mannschaften angepasst wurden, um weiteren hohen Verlusten an Führern vorzubeugen.

Kasernen

Datei:IR Lübeck 010 - 2Batl.jpg
Kaserne des II. Bataillons
Kaserne des III. Bataillons

Das III. Bataillon des Regiments 76 wurde 1867 nach Lübeck als Garnison verlegt. Nachdem es 162er wurde, blieb das nun II. Bataillon in der Kaserne vor dem Holstentore. Das I. Bataillon wurde zunächst auf dem "Grünen Platz" in Wellblechbaracken unterberacht. Es erhielt seine Kaserne 1899.

Das seit 1913 bestehende in Eutin beheimatete III. Bataillon erhielt seine Kaserne während des Ersten Weltkriegs. Zu dessen 25. Jahrestag erhielt die Kaserne von Udo de Rainville den Namen Rettberg-Kaserne.[5]

  • 1897: Herm. Carl Wilh. von Kettler
  • 1900: Hans Gaede
  • 1902: Retzler
  • 1906: v. Oidtmann
  • 1910: v. Jarotzky
  • 1913: von Koppelow
  • 1914: Karl von Rettberg
  • Leutnant von Arentschildt fiel am 9. September 1914 bei Quatrecht als erster Offizier des Regiments.
  • Otto Braß
  • R. Dettmann geriet in russische Kriegsgefangenschaft welcher er entfloh. Seine Erlebnisse wurden von Otto Anthes 1917 in dem Buch Rund um die Erde zur Front, Dem Flüchtling nacherzählt niedergelegt. Als Vizefeldwebel stieß er zu den 162ern.
  • Otto-Heinrich Drechsler
  • Otto Dziobek war Hauptmann der Reserve und Chef der 8. Kompanie bei der Mobilmachung. Nach der Schlacht von Noyon wurde er Bataillonsführer des Res. Inf. Regt. 90. Anfang Dezember übernahm er, der zum Regiment Zurückgetretene, die Führung des I. Bataillons. Diese behielt er während des ganzen Krieges bis zur Demobilmachung. Am 21. Dezember 1914 erhielt er für seine Leistung bei der Schlacht von Noyon, man eroberte am 20. September Pimprez und die dortigen Brücken über den Oisekanal, das Eiserne Kreuz 1. Klasse. Im September 1916 wurde ihm zusammen mit dem Regimentskommandeuer 'von Rettberg' vor dem zweitem Einsatz in der Sommeschlacht von General von Below den königlichen Hausorden der Hohenzollzern mit Schwertern überreicht. Er war einer der Wenigen, die während des Krieges ununterbrochen dem Regiment angehörten. Auf Vorschlag von Oberst v. Rettberg verfasste er 1921, in dem Stile der Autoren anderer Regimenter zu jener Zeit, eine apologetische Geschichte des Regiments. Die Ereignisse in Löwen aus dem Jahre 1914 werden beispielsweise in völlig verfälschender Sicht darstellt. [6]
  • ehem. Offizier-Kasino
    Hans am Ende meldete sich mit Ausbruch des ersten Weltkriegs freiwillig als Hauptmann der Landwehr zum Militär. Warum es ihn ausgerechnet zu den Lübeckern verschlug, ist nicht bekannt. Der Schilderung von Rainer Maria Rilke zufolge war ihm das Militär seit seiner Kindheit nicht unbekannt. So geht aus der Schilderung beispielsweise auch hervor, dass seine Freundschaft zu Mackensens sich auf einer Übung in Ingolstadt entwickelte.[7] Seinen Grad behielt er bis zu seinem Tode. In der Hierarchie hingegen stieg er auf. Bereits im Dezember 1914 wurde er zum Chef der 8. Kompanie im Regiment Lübeck ernannt. 1916 wurde ‚Die Gießeler Höhe’ eingenommen. Hans am Ende hielt dies auf einem Gemälde fest, welches bis zur Auflösung des Regiments in dessen Kasino hing.[8] Heute ist es im Bestand der ‚Museen für Kunst und Kulturgeschichte’ der Hansestadt Lübeck. Im Mai 1917 wurde er Kommandeur des II. Bataillons. Seine hierfür qualifizierende Tat bewirkte ebenfalls, dass er zu der Abordnung gehörte, die am 22. Mai 1917 nach Denain entsandt wurde, um von Kaiser Wilhelm II. persönlich während dessen Frontbesuch das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen zu bekommen. Am 10. April 1918 wurde er bei einem Angriff auf Messines schwer verwundet. Er wurde in ein Lazarett nach Stettin gebracht. Auf dem Krankenbett dekorierte man ihn mit einer seltenen Auszeichnung, dem königlichen Hausorden der Hohenzollzern mit Schwertern. Kurze Zeit später erlag er am 9. Juli 1918 seinen Verletzungen.
  • Jürgen Fehling war Hauptmann der Reserve und Sohn eines Lübecker Bürgerneisters. Nach der Schlacht von Noyon wurde er Chef der 2. Kompanie.
  • Friedrich Ofterdinger kam von der Schulbank, brachte es zum Leutnant und bestand nach dem Krieg sein Abitur.
  • Oßwald, Unteroffizier der 8. Komp., erwarb sich als erster im Regiment – nach dem Regimentskommandeur – bei der Schlacht von Noyon das Eiserne Kreuz 1. Klasse.
  • Adolf Strauß[9]
  • Max Stavenhagen war bei Kriegsausbruch Hauptmann der Reserve und Chef der 6. Kompanie des Regiments. Nach der Schlacht von Noyon wurde er Bataillonskommandeur im Reserve-Infanterie-Regiment 70.

Geschichte

Gründung

Durch das Gesetz vom 28. Januar 1896 wurde die Infanterie um 33 Regimenter vermehrt. Diese sollten aus den IV. Bataillonen der alten Regimenter gebildet werden. Jedes dieser neuen Regimenter hatte zunächst aus zwei Bataillone zu bestehen.

Am 1. April 1897 wurde das Regiment als 3. Hanseatisches Infanterie-Regiment Nr. 162 errichtet. Zum Kommandeur wurde Oberst von Kettler ernannt.

Das I. Bataillon wurde aus den IV. Bataillonen des Großherzoglich Mecklenburgischen Grenadier-Regiments Nr. 89 sowie des Großherzoglich Mecklenburgischen Füsilier-Regiments „Kaiser Wilhelm“ Nr. 90 zusammengestellt.

Im Herbst 1867 wurde Hamburg zur Garnison des I. und II. Bataillons des Infanterie-Regiment „Hamburg“ (2. Hanseatisches) Nr. 76 bestimmt, während das III. Bataillon nach Lübeck gelegt wurde. Dieses Bataillon wurde dann zum II. Bataillon des neuen Regiments bestimmt.

Ihr III. Bataillon wurde 1913 aus den vier Kompanien 9./75, 6./84, 4./163 und 12./31 errichtet.

Durch Allerhöchste Kabinetts-Ordre (A.K.O.) vom 29. August 1899 wurde der 31. März 1897 als Stiftungstag festgelegt.

Zusammen mit den ebenfalls neuen Schleswig-Holsteinischen Infanterie-Regiment Nr. 163 bildete es die 81. Brigade der 17. Division (IX. Armee-Korps).

Die Friedenszeit des Regiments

1899 bezogene ehemalige Kaserne des I. Bataillons
9. August 1913, letzter Besuch des Kaisers in Lübeck
Die zur Ausbildung genutzte Palinger Heide

An den Tagen, an denen der hohe Senat Sitzung hatte, stand vor dem Rathaus ein Doppelposten. Bei Leichenbegängnissen eines Senators stellte das Regiment das militärische Trauergeleit in Paradeuniform mit Fahne und Musik.

Im Kaisermanöver vom 5. September 1904 verlieh der Kaiser dem Regiment den Namen „Lübeck“.[10]

Bei jenem Manöver war beim Regiment durch Einziehen von Reserven erstmalig ein III. Bataillon aufgestellt worden. Die Offizierstellen wurden durch Abordnungen von anderen Regimentern des Armee-Korps besetzt. Dies wurde bis zum Manöver 1913 beibehalten.

Der Senat machte am selben Tag dem Regiment einen Schellenbaum mit Rossschweifen in den Lübecker Farben zum Geschenk. Dessen Glocke trug die Inschrift: 5. September 1904, der Senat von Lübeck

Die Genehmigung, den Schellenbaum führen zu dürfen, wurde am 10. November 1904 erteilt. Der Baum wurde dem Regiment durch den Vorsitzenden der Militärkommission des Lübecker Senates, Herrn Senator Dr. Neumann, am 14. Januar 1905 in der Kriegsstube des Rathauses überreicht.

Im März 1909 wurde die Aufstellung einer Maschinengewehr-Kompanie befohlen, die am 1. Oktober durch Abkommandierungen innerhalb des Regiments zusammentrat. Ab dem 1. November 1911 wurde die Kompanie als etatmäßiger Truppenteil aufgestellt und dem I. Bataillon zugeteilt.

Als der Kaiser am zum letzten Male in Lübecks Mauern willkommen geheißen wurde, erwies das Regiment ihm, wie bereits am 16. Juni 1900 zur Eröffnung des Elbe-Trave-Kanals, die militärischen Ehren.

Das Regiment erhielt am 1. Oktober 1913 sein III. Bataillon, dem aber nicht Lübeck, sondern Eutin im oldenburgischen Fürstentum Lübeck als Garnisonort zugewiesen wurde.

Dessen Fahne wurde dem Bataillon im Oktober, Oberst von Koppelow nahm sie in Berlin entgegen, verliehen. Anfang Dezember wurde sie dem III. Bataillon in Eutin übergeben.

Dieses Bataillon hatte die preußische Kokarde zu tragen. Da anfangs auch noch keine Schießstände in Eutin waren, musste zu jedem Scharfschießen nach Lübeck gefahren werden. Die Palinger Heide bei Lübeck diente auch dem III. Bataillon, wie den Lübeckern, zur Gefechtsausbildung der Kompanien und des Bataillons. Vor der Vollendung ihrer Kaserne brach der Krieg aus.

Mobilmachung, Sylt, Nordschleswig, Löwen, Termonde

Der Hafen von Munkmarsch heute
Alter Bahnhof Herbesthal

Das Regiment Lübeck stand kurz vor der Verlegung zum Truppenübungsplatz Munster. Am 5. August sollte nach dorthin abmarschiert werden. Doch wegen „drohender Kriegsgefahr“ verlegte das Lübecker Regiment zunächst zum Inselschutz nach Sylt, wo der Mobilmachungsbefehl das Regiment erreichte. Als Truppe von hohem militärischem Wert wurde das Regiment nun häufig an umkämpften Frontabschnitten eingesetzt.[11] Am 7. August wurde der Inselschutz vom Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 85 übernommen und das Regiment verließ am selben Abend über Munkmarsch die Insel.

Ihm wurde im Rahmen der 17. Reserve-Division, in dessen Verband das Regiment während des ganzen Krieges kämpfte, die Aufgabe zugewiesen, den Schutz an der dänischen Grenze zu übernehmen. Die Bataillone bezogen in und um Weseby südöstlich Flensburg Quartier, wo sie mit dem Eutiner Bataillon zusammentrafen, das nicht auf Sylt war und Eutin bereits vorher verlassen hatte und zur Grenzwache in die Gegend von Flensburg befördert war. Die Bataillone bezogen in und um Weseby südöstlich Flensburg Quartier, wo sie mit dem Eutiner Bataillon zusammentrafen, das nicht auf Sylt war und Eutin bereits vorher verlassen hatte und zur Grenzwache in die Gegend von Flensburg befördert war, zusammentrafen.

Der Befehl ‚Verladen’ erreichte das Regiment und es fuhr mit ungewissem Ziel am Abend des 22. August über Elmshorn, Hamburg, Osnabrück, Münster, Duisburg, Krefeld, Aachen gen Waremme, wobei die Grenze bei Herbesthal überfahren wurde. Am 25. August erhielt es den Befehl sich bei Tirlemonts zu sammeln um von dort nach Löwen zu marschieren, das gegen Abend erreicht wurde. Als in der Nacht der letzte Teil des Regiments nach Löwen eingerückt war, kam es zu Schießereien mit der einheimischen Bevölkerung. Der deutschnationale Chauvinist Otto Dziobek schildert in der Regimentsgeschichte die Ereignisse und Handlungen des 25./26. August 1914 in apologetischer Weise aus Sicht seines Regiments. Tatsächlich reagierte die deutsche Armeeführung auf die legitimen Abwehrangriffe der Bevölkerung mit einem der schwersten Kriegsverbrechen des Ersten Weltkriegs (vgl. Löwen.

Ende August 1914 wurde das Regiment, das vor den Toren Brüssels biwakierte, über Brüssel, Assche nach Termonde zum Angriff auf die dortige Festung befohlen. Dort wartete man bis zum 4. September. Die 162er dienten zunächst als Reserve, erhielten aber gegen 16 Uhr die Order, von Nordwesten her einzudringen. Am 5. September wurde das Regiment nach dessen Eroberung zum Schutz der Artillerie südöstlich von Termonde abkommandiert. Dort wurde es von Res. Inf. Regt. 31 abgelöst und kehrte zum Biwakplatz zurück. Über dem Biwakplatz erschien am 6. August ein feindlicher Flieger. Die Vorschriften über das Beziehen von Biwaks entsprachen nicht mehr der Zeit der Luftaufklärung. Am folgendem Tage wurde das Biwak abgebrochen und Scheldeaufwärts marschiert. Wenige Stunden später wurde die Festung Termonde wieder von Belgiern besetzt.

Am Mittag des 7. Septembers wurde Quatrecht erreicht, wo die 81. Brigade (Inf. Regt. 162 und 163) biwakieren sollte. Als aus Gent Infanteriefeuer hörbar wurde, erhielt I./162 den Befehl zum Angriff. Als die Intensität des Gefechts nachließ, wurde der Befehl aufgehoben, was der im Vormarsch befindlichen 1. Kompanie entging, die in das Gefecht am Ostrand von Melle eingriff. Kurze Zeit später kam ein Husar des dort im Kampfe stehenden Res. Hus. Rgts. 6 von vorn und meldete: Kavallerie der Vorhut hat sich verschossen. 1/162 im schweren Kampf. Unterstützung dringend erforderlich. Worauf das Regiment beiderseits der Straße Quatrecht-Melle in den Kampf eingriff und den belgischen Angriff abschlagen konnte. Bei diesem Gefecht verlor das Regiment seinen ersten Offizier, Leutnant von Arentschildt, der am 9. seiner Verwundung erlag. Am 12. September erreichte das Regiment über Beerlegem, Berchem, Oudenaarde, Nederzwalm kommend Tournay.[12]

Schlacht von Noyon (September 1914)

Vom 12. September 1914, wo das Regiment die französische Grenze bei Fort Maulde überschritt, über Denain, St. Hilaire, Caudry, Clary, Maretz, Avelu (heute Teil von Maretz), Élincourt, Vermand, Caulaincourt, Beauvois, Lanchy, Matigny, Voyennes, Ercheu und erreichte am 16. Lagny. Von dort sollte es Thiescourt, Cannectancourt, Orval auf Ribécourt anzutreten.

Das Waldgelände beiderseits der Oise in der Höhe von Cambronne-Ribécourt-Carlepont war vom Feind besetzt und der Kampf wogte in den folgenden Tagen hin und her.

Die 17. Res. Div. warf den Feind auf Cambronne, Ribécourt-Dreslincourt zurück, eroberte Le Hamel, die Höhe von Antoval (heute Teil von Cambronne-lès-Ribécourt) und Béthancourt.

Am 18. setzte während der Schlacht setzte Regen ein, wodurch das Gelände äußerst schlüpfrig und ungangbar wurde und Verpflegung also nicht mehr herangeführt werden konnte.

In der Nacht vom 18. auf 19. September wurde das Regiment in der Gegend von Le Hamel und Dreslincourt gesammelt und deren Stellungen anderen Teilen der Division überantwortet.

Deutscher Feldspaten aus dem Ersten Weltkrieg, Hersteller: T.D.G.

Feindlichen Verstärkungen, die von Cambronne herangeführt waren, gelang es am 19. sich der Höhe von Antoval und des Waldgeländes bis zur Fe. Attèche wieder zu bemächtigen.

Wie auf dem rechten Ufer der Oise, hatte sich auf dem linken die 18. Res. Div. geschlagen. Mehr als anderthalbfache Übermacht hatte der Feind eingesetzt, um das IX. Res. Korps, den rechten Flügel des deutschen Heeres, zu schlagen. Die 'Schlacht von Noyon' – so genannt nach der einige Kilometer hinter der Schlachtfront des IX. Res. Korps im Oisetal gelegenen Stadt – war eine Waffentat des IX. Res. Korps unter dessen kommandierenden General v. Boehn.

An einem der nächsten Tage nach der Schlacht äußerte sich Exzellenz zu einem Befehlsempfänger der 8. Komp. In Noyon: Kinder, ihr ahnt ja gar nicht, was ihr großes geleitet habt! Eine Division gegen zwei französische Armee-Korps!

Die Verluste des Regiments beliefen sich auf 6 Offiziere, 15 Unteroffiziere, 78 Mann die starben und etwa 300 Verwundete. Die Gefechtsstärke nach der Schlacht betrug 2.900 Köpfe.

So wie die Kampfstellung des Regiments am Abend des 19. September war, blieb sie im Großen und Ganzen. In ihr entwickelte sich der Stellungskrieg, da Freund und Feind an dessen Abend bereits zu Spaten und Beilpicke griffen und mit allen Mitteln die Feldbefestigungen auszubauen.

Am Abend des 8. Oktober wurde das Regiment durch das Res. Inf. Regt. 86[13] abgelöst und rückte über Chiry-Royon nach Lagny und Campagne. Bis zu diesem Tage hat das Regiment im Verbande der Division, unterstützt von den Res. Feldart. Regt. 17, jeden Angriff abgewehrt; denn hier vor Royon, dem Drehpunkt der deutschen Stellung, wiederholte der Feind seine Durchbruchsversuche immer von neuem.[14]

Stellungskrieg zwischen Roye und Noyon (Oktober 1914 - Oktober 1915)

Truppenverschiebungen und später alle Ablösungen in der Kampfstellung wurden in Dunkelheit verschoben, um sie den feindlichen Erkundungen zu entziehen.

Es musste gelernt werden, wie man nicht nur vor Infanteriefeuer, sondern auch vor dem Artilleriefeuer Schutz durch Feldbefestigungen bekommt. Die Feldpioniervorschrift genügte hierfür nicht mehr.

Am Abend des 14. Oktober löste die 81. Inf. Brig. die 33. Res. Inf. Brigade in der Stellung bei St. Aurin-Laucourt ab. Der rechte Flügel des Regiments kam am Avre-Bach vor l’Echelle im Anschluss an die sog. Auriner Stellung, die linke vor Armencourt neben der sog. Eutiner Stellung zu liegen.

In kurzer Zeit entstand eine durchlaufende Stellung, an die gedeckte Verbindungswege heranführten.

Die feindliche Stellung lag im Durchschnitt 1.000 m entfernt, ergo stand beiderseits eine rege Patrouillentätigkeit. Mehrere hundert Meter vor die Front waren ständige Unteroffizierposten vorgetrieben worden. Sie sicherten die Stellung durch Beobachtungsposten auf hohen Bäumen und dienten als Ausgangspunkte für die Patrouillen.

20 Tage lagen die Bataillone in Stellung, 10 Tage in Ruhe.

Ausfahrt des Ersatz-Bataillons

Der Ort der Ruhebataillone war vorerst Roye später Frétoy Ie Château, Campagne und Chevilly. Der Regimentstab lag in St. Mard halbwegs der Verbindung Roye-St. Aurin. Hierher kamen erste Besuch im Felde.

Im November als erster der Herr Senator Possehl, Anfang Dezember der Herr Senator Neumann, oder dem Deputierten Herrn Radbruch (Vater des Gustav Radbruchs (seit 1915 Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 111)).

In der Nacht vom 5. zum 6. November entwickelte sich vor der Front des Regiments 81 bei Andechy ein lebhaftes Patrouillengefecht. Trotz täglichen Beschusses wurde doch erst diese Nacht zur eigentlichen Feuertaufe für den ersten Ersatz, der dem Regiment am 23. Oktober aus der Heimat zugeführt war.

Am Abend des 17. Dezember wurde die 17. Res. Div. durch das Regiment 118 der Großherzoglich Hessischen Division abgelöst und rückte am 21. Dezember wieder in die Stellungen auf dem Schlachtfeld von Noyon von Anfang Oktober vor.

1. Kompanie des Infanterie-Regiments Lübeck Nr. 162, Kriegsjahr 1915

In den ersten Januartagen 1915 setzten starke Regenfälle ein, welche die Oise über die Ufer treten ließ und die Stellung zu vernichten drohte.

Mitte Januar wurde der Minenwerfer als neue Waffe im Stellungskrieg bei Dreslincourt eingeführt.

Ende März rückten dem Regiment gegenüber Territorialtruppen ein. Laut Aussage eines übergelaufenen Turkos lagen die Feinde in drei Gräben. Die beiden vorderen seien von Turkos, der hintere von Franzosen besetzt.

Am 23. Mai wechselte Italien die Seiten.

Die Lage änderte sich am 1. JuIi. Die Turkos wurden abgezogen und durch Fremdenregimenter ersetzt. Der seit Monaten in seiner Stellung festliegende Feind begann sich jetzt vorzuarbeiten. Die Distanz zwischen den Gräben reduzierte sich so, dass man sich wirksam mit Gewehrgranaten, deren Reichweite etwa 300 m betrug, beschoss.

Das III. Bataillion bei Thélus (September - Dezember 1915)

In Douai wurde aus den Truppen des IX. Res. Korps das neue Regiment Sick, benannt nach seinem aus dem Stabe des Inf. Regt. 163 stammenden Kommandeur, zusammengestellt. Jenes Regiment wurde aus den gerade ruhenden Bataillonen III./Res. 31, I./Res. 85 und III./162 gebildet.

Oppy war das Standquartier des Regimentstabes.

Es wurde bei Thélus gegen die Franzosen eingesetzt. Deren Versuch im Rahmen der Dritten Offensive in der Champagne, auch Herbstschlacht in der Champagne[15] genannt, zum Kohlebecken zwischen Lens und Douai am 29. September durchzubrechen, wurde durch das Regiment vereiteitelt.

Die Gräben waren, im sich anschließenden Stellungskampf, 60-80 m voneinander entfernt. Ehemalige Verbindungsgräben wurden durch Sappen, deren Köpfe sich 15 m gegenüberlagen, abgeriegelt. Die Stellung war von allen Seiten einsehbar.

Am 9. Oktober trat es zur bayrischen Division v. Hartz (1. bayr. Res. Korps) über.

Einer der wenigen Territorialgewinne gelang am 14. Oktober, als die 10. Komp. der Res. 31 (10/31) mit Kompanien des III. Bataillons (III./162) eine sie flankierende französische Stellung stürmten und im Laufe des Tages eroberten.

Ab Ende November 1915 flaute die Kampftätigkeit ab. Das von den Franzosen geplante Vorhaben war gescheitert.

Ende Januar 1916 trat das Bataillon zu seinem Regiment zurück.[16]

Winter 1915/16 auf den Höhen von Givenchy

Am 10. Oktober erreichte das Regiment der Funkspruch: Es wird keinerlei Material mehr angeliefert. Die Kompanien sind nur noch mit den notwendigsten Erdarbeiten in vorderster Linie zur Erhaltung der Stellung zu beschäftigen. Mannschaften und Pferden ist Ruhe zu gewähren, soweit es möglich ist.

Die Ablösung des I. und II. Bataillons erfolgte in der Nacht vom 20. zum 21. Oktober durch das gerade aus dem Osten kommende Thorner Infanterie-Regiment von der Marwitz Nr. 61[17].

Die 162er wurden in die Kohlengebiete in der Nähe von Lens verlegt wo das Regiment bis Anfang Dezember als Korpsreserve blieb.

Aus dem Lübecker Schützengraben
Französische Offiziere untersuchen einen durch eine Mine gesprengten Graben

In jener Zeit hoben sie eine zweite Stellung, die Lübecker Stellung, zwischen Angres und dem Fabarius-Berge mit langen Annäherungswegen und starken Hindernissen, aus.

Am 9. Dezember 1915 löste das Regiment zunächst mit dem I. Bataillon als Stellungsbataillon das Res. Jäger-Bataillon Nr. 9 in dessen Stellung bei Givenchy en Gohelle ab. Auf den Höhen von Angres, Givenchy und Vimy war die feindliche Herbstoffensive [18] zum Stehen gekommen. Die Höhen waren der Schlüsselpunkt der deutschen Stellung und nach kurzer Zeit entstand ein durchlaufendes Hindernis.

Eine Anzahl Annäherungswege (Souchez-Gang, Thilo-Gang, Lübcke-Gang) wurde ausgehoben oder gangbar gemacht. Vom Kampfgraben wurden Sappen bis auf 20 m zu den Feindlichen vorgetrieben. Bedingt durch die Nähe konnten diese nur mit dem Grabenspiegel und dem Halbscherenfernrohr genutzt werden.

Die Ruhekompanie musste aus zwingender Not heraus zum Heranschaffen von Lebensmitteln und Kriegsbedarf aller Art und zum nächtlichen Schanzen herangezogen werden. Ruhen konnte es in Sallaumines (Ruhequartier) erst, als das III. Bataillon Ende Januar aus Thélus kommend wieder dem Regiment zur Verfügung stand.

Die Höhen von Givenchy waren ein Schulterpunkt der deutschen Stellung. Rechts war die Front zurückgezogen, so dass das Regiment dem Rückenfeuer von Loos der ausgesetzt war. Vor dem rechten Teil der Stellung des Regiments und vor dem rechts von uns liegenden Regiment 163 erhob sich die flache Gießler-Höhe, von der aus der Feind einen sehr günstigen Einblick in das Gelände hinter der Stellung des Regimentes hatte.

Links vom Regiment auf den Vimy-Höhen lag das 1. bayrische Infanterie-Regiment König.

Die zugeteilte Pionier-Kompanie 268 wurde hier vornehmlich zum Minieren verwandt. Eine ganze Anzahl von Minenstollen führte unter die feindliche Stellung - aber auch umgekehrt. Ein heftiger Minenkrieg begann kurz vor Weihnachten an der Regimentsgrenze zu den Bayern.

Am 18. Februar war Exzellenz v. Boehn in der Stellung am Fünf-Wegekreuz zur Erkundung der Gießler-Höhe als am rechten Flügel der Bayernstellung eine mächtige Sprengung erfolgte, die einen Trichter, der 60-70 m im Durchmesser und 15-20 m in der Tiefe maß, hinterließ.

Für den 21. Februar war die Erstürmung, unter dem Decknamen Hamburg, der verschneiten Höhe vorgesehen. Die Operation Hamburg war dem Regiment 163 zugewiesen. Das Regiment 162 nahm, obwohl ihnen die Teilnahme freigestellt worden war, ebenfalls teil. [19]

Bei der Erstürmung am 21. Februar 1916 stürmte die Angriffstruppe, mit deren Führung der Kommandeur des I. Bataillons, Hauptmann Dziobek, betraut worden war, zum Teil bis in den dritten feindlichen Graben und somit weit über das gestreckte Ziel hinaus.

Die Stellung am Ende des Tages bedingte die Schaffung einer neuen Frontlinie, welche in der Nacht vom 21. zum 22. Februar auf durchschnittlich auf 1,80 m ausgehoben, mit 5 Verbindungswegen nach hinten versehen, ein Hindernis mit Schnelldraht verankert und mit 14 neuen Unterständen angelegt wurde.

Wenige Tage nach der Erstürmung der Gießler-Höhe wurde das Inf. Regt. 162 durch das Res. Inf. Regt. 75 abgelöst; blieb aber noch einen vollen Monat in der Stellung.

Am 9. März stand das II. Bataillon in Sallaumines in Parade vor Exzellenz v. Boehn der an die Truppe folgende Ansprache richtete:

Ich bin heute hierher gekommen, um dem Regiment Lübeck meinen Dank und meine vollste Anerkennung für alles auszusprechen, was es im Kriege bisher geleistet hat. Das Regiment Lübeck hat sich, wo es auch war, immer vortrefflich bewährt, und ich weiß, was ich an diesem ausgezeichneten Regimente habe. In der Schlacht bei Noyon hat es sich besonders tapfer geschlagen, in dem langen Stellungskriege in jeder Weise seine Pflicht und Schuldigkeit getan, seine Stellung hervorragend ausgebaut und gehalten und durch frische Patrouillentätigkeit seine Kampfesfreude und Unternehmungslust wachgehalten. Das (III.) Bataillon, das seinerzeit bei ThéIus gekämpft hat, hat dem Regiment Ruhm und Ehre gemacht. Die Erstürmung der Gießler-Höhe durch dieses brave tapfere Bataillon und die Teile des Regiments, die sonst noch am 21. Februar beteiligt waren, ist eine ruhmvolle, schneidige Tat, die mit Stolz im Regiment fortleben wird und für die ich euch meine ganz besondere Anerkennung ausspreche. Ich weiss, dass dieser prachtvolle, tapfere, frische Geist im Regiment fortleben wird, wie ihr ihn euch Dank euren Vorgelebten vom Regimentskommandeur herab gewahrt habt, trotz der ganz außerordentlich schwierigen Verhältnisse, unter denen das Regiment vorn bei Givenchy auf dem Posten ist.

Am 25. März übergab das Regiment seine Stellung dem Inf. Regt. 163 und wurde nach Douai, wo es bis Anfang Mai in Ruhe blieb, verlegt.[20]

Vimy-Höhe, Lens St. Pierre und bei Loos, Frühling 1916.

Das Regiment trat im Mai 1916 unter den Befehl der 33. Res. Inf. Brig. Als Armeereserve trat es in den bekannten Stellungen vorwiegend zum Schanzen an. An der dortigen Abwehrschlacht vom 21. Mai, welche mit deutschen Feldgewinnen endete, nahm es nicht teil.

Schützengräben bei Vimy

In der Stellung auf den Vimy-Höhen, in deren Abschnitt nicht weniger als 18 tiefe Sprengtrichter - bis zu 80 m im Durchmesser und 20 m in der Tiefe - waren, löste das Regiment am 24. Mai das Res. Jäger-Batl. 9 und das Res. Inf. Regt. 86 ab.

Die in den gegnerischen Infanterie-Feldstellungen verwendeten Granaten, hatten einst unvorstellbare Ausmaße (22, 30,5 und 38 cm) angenommen. Ein solches Ungetüm, das als Blindgänger in der Stellung niedergegangen war, trug die mit Kreide aufgemalten dem schwarzen englischen Humor entsprechenden Worte: Du sollst nicht töten!

Auf deutscher Seite wurden mehrere eroberte russische 14,6- und 20,3-cm-Geschütze, die bei Krupp ausgebohrt worden waren, verwand.

Nun machte sich für das Regiment erstmals die Überlegenheit der englischen Luftwaffe bemerkbar. Die Flieger leiteten ununterbrochen das Feuer und, wenn der Wind es zuließ, die Gasgranaten.

Zur Rechten lag das Inf. Regt. 168[21], zur Linken die preußische Garde.

In der Nacht vom 1. auf den 2. Juni griffen die Engländer mit dem Ziel der Rückeroberung der Höhe erfolglos an. Da sie hier gescheitert waren, verlagerte sich der Krieg vom Boden dorthin wo sie die Lufthoheit besaßen.

In jenen Tagen, es war am 18. Juni, war ein Großteil des Regiments zwischen Sallaumines und Avion Zeuge von dem Absturz des damaligen Fliegerhelden Immelmann.

Ende Juni wurde innerhalb der Regiments eine neue Formation, die Inf. Pion. Kompanie, aufgestellt. Sie bestand aus dem Fernsprechpersonal, den Lichtsignallisten, Hundeführer, die Desinfektions- und Entwässerungstrupps, die Granatwerfer samt Bedienung und noch anderen besonderen Bautrupps. Diese Kompanie führte bald den Namen Baukompanie.

Nachdem der Feind am 25. mit starken Fliegergeschwadern einen Angriff auf die Fesselballons zwischen Sallaumines und Méricourt ausführte, begann in der Nacht vom 26. zum 27. Juni ein neuer Bodenangriff mit einem ein einstündigen Trommelfeuer. Da dieser aber zum ungünstigstem Zeitpunkt - in den kritischen Stunden der Ablösung - angesetzt worden war, scheiterte er.

Am Abend der 4. Juli erreichte der Befehl zur Ablösung des Inf. Regt. 165 in seinem Abschnitt bei der Cité Jeanne d'Arc nordwestlich Lens sowie bei Lens St. Pierre. Dies lag nur wenige Kilometer weiter nach Norden. Der Feind lag hier 200-300 m weit ab und verhielt sich ruhig. Patrouillentätigkeit hatte er eingestellt. Die feindlichen Minenwerfer hatten seit langem geschwiegen. Die 162er löste das 5. Garde-Regiment zu Fuß ab.

Wenige Tage darauf wurde es wieder weiter nach rechts verschoben um das Infanterie-Regiment Fürst Leopold von Anhalt-Dessau (1. Magdeburgisches) Nr. 26[22] abzulösen. Dessen IV. Armee-Korps war herausgezogen worden. Hier hatte man die einzige Erhebung in dem Gelände, die berüchtigte Kohlenhalde von Loos, deren Besitz von großer strategischer Bedeutung war, zu verteidigen.

Doch bereits am 17. Juli erging abermals der Befehl der Ablösung. Schon in der Nacht vom zum 18. wurde das Regiment herausgezogen und durch das 19. bayrische Inf. Regt. ersetzt. Dieses war gerade von Apremont (Apremont-la-Forêt) und Flirey aus den Argonnen angekommen.[23]

Erster Einsatz in die Sommeschlacht, Juli-August 1916

Abschnitt Courcelette-Pozières:

Gedenkstätte auf dem früheren Windmühlenhügel
Sommeschlacht 1916

Der Feind agierte von Pozières aus. Um Pozières herum zog sich die sogenannte „Braune Stellung“, ein ausgebauter Graben mit Hindernis und Unterständen. Etwa 1.000 m von der Stellung entfernt, halbwegs Pozières-Courcelette, befand sich der Bayernriegel. Der Fabeck-Graben war ein Verbindungsgraben, der von der Mouquet-Ferme senkrecht vom Feind kommend nach Courcelette führte. Wo der Fabeck-Graben den Bayernriegel schnitt, zweigte zunächst in Verlängerung dieses Riegels, dann im Bogen nach Westen ausholend, der Zollern-Graben zur Feste Zollern nahe Courcelette ab. Die südwestlich Pozières lag die vorgelagerte Windmühlenhöhe 161.

Der Regimentstab hatte sich 8 km hinter der vordersten Linie, in Pys, einquartiert. Warlencourt an der Ancre (heute Warlencourt-Eaucourt) lag beim Einsatz des Regiments etwa 2 km weiter und diente als Ort der Divisionsreserve.

Am Abend des 25. Juli wurde das Res. Inf. Regt. 86 auf Pozières angesetzt und das II. Bataillon bis Le Sars vorgezogen. Das I. Bataillons wurde am frühen Morgen des 26. der 117. Division zur Verfügung gestellt. Seine Kompanien wurden dem Res. Inf. Regts. 11 bei der Feste Zollern unweit Thiepval (gehört heute zu Pozières) und dem Res. Inf. Regt. 22 bei der Mouquet-Ferme zugeteilt. Ihre Aufgabe war den etwa 300-400 m weiter vorn im Gierich- und Ganterwege - ursprünglich Verbindungswege nach vorn zur damaligen Stellung - liegenden Teilen der beiden schlesischen Infanterie-Regimenter 62 und 63 als Rückhalt zu dienen.

Der Angriff in der Nacht vom 25./26 . auf sie und das links anschließende Inf. Regt. 157[24] war allerdings sehr verlustreich gewesen. Die beiden Wege waren zertrommelt. Rechts hatte es Anschluss an Teile der 233. Inf. Brig. (Res. Inf. Regt. 11 und 22).

Die vorderste Kampflinie war nun Zollernfeste - Mouquet-Ferme - Pozières.

Telephonische Verbindungen bestanden nicht. Jeder Verkehr musste also durch Meldegänger, was nur im Dunkel möglich war, vermittelt werden.

Zu jener Zeit waren auf der Gegenseite die Australier. Wenn sie nachts angriffen, trugen sie auf ihrem Rücken ein aufgenähtes blankes Messingschild. Durch Abschießen von weißen Leuchtkugeln wurde so von hinten festgestellt, wo sie sich im Kampfe befanden.

Am 4. August fiel die „Braune Stellung“. In der Folgezeit wurde mehrmals wieder eingenommen die Stellung jedoch nicht behauptet. Stattdessen wurden die Deutschen immer wieder in den Fabeck-Graben zurückgeworfen.

In der Nacht 9./10. August wurde das Regiment und die ihm unterstellten schlesischen Bataillone durch das sächsische Inf. Regt. Nr. 133 abgelöst.

Im Herbst wurde der bewährte F.M.G.Zg. 317 aufgelöst und ging in der 3. M.G.K. des Regiments auf.

Pozières-Courcelette war nach Gefangenenaussagen der Punkt, wo durchgebrochen werden sollte. Das geht aus dem englischen Heeresbericht aus jenen Tagen hervor: Der Feind scheint den Ernst der Lage zu begreifen. Er setzte an den Brennpunkten der Schlacht bei Thiepval-Pozières norddeutsche Elitetruppen ein.[25]

Stellungskämpfe am La Bassée-Kanal und bei Liévin, September 1916

Ende August wurde das Regiment nach Auchy am La Bassée-Kanal zur Ablösung der königlich sächsischen Reserve Infanterie Regimenter 242[26] und 244[27] verlegt.

Mit dem Wechsel des Ortes trat das IX. Res. Korps unter den Befehl des Generaloberst v. Falkenhausen, dem Oberbefehlshabers der 6. Armee.

In diesem Stellungskrieg war man dem Gegner weder mit der Waffe noch der Artillerie mengenmäßig ebenbürtig. Der Engpass an Munition rührte daher, dass die Ströme aus der Heimat weitestgehend für die Schlacht an der Somme vorgesehen waren.

Jenseits des Kanals hatte das Regiment Anschluss an das sächsische Inf.-Regt. 133, das uns an der Somme abgelöst hatte zur Linken lag das Res.-Inf.-Regt. 76.

Das tiefliegende feuchte Gelände bot dem Feinde, 3. Dorset-Regt. B. E. F. (Britisch Expeditionary Force France), den Vorteil, dass Bodennebel morgens über dessen Stellung lag, während er am Nachmittag freie Sicht auf die im Sonnenschein liegende deutsche Stellung hatte.

Am Morgen des 4. September stellten die Engländer zwei große Holztafeln auf: Italien hat auch Krieg gegen Deutschland erklärt und Rumänien hat gegen Österreich Krieg erklärt

Zwei Wochen später löste das sächsische Inf.-Regt. 179[28] das Regiment ab. Man trat unter den Befehl der 18. Res. Div. und wurde an eine Stellung, die rechts an der Bahn Lens-Bully-Grenay Anschluss an das Res.-Inf.-Regt. 84 hatte, ab. Es war die Gegend, in der das. Regiment im Herbst 1915 vor Einsatz bei Givenchy am Fabarius-Riegel, der damals die Bezeichnung "Lübecker Stellung" führte, geschanzt hatte.

Die Miniertätigkeit war gering, weil der Feind über 250 m ablag.

Am 21. September wurde bereits das Regiment wieder abgelöst und nach Fouquières zurückgezogen. Die Stellung übernahmen die Inf. Regt. 242 und 244.[29]

Zweiter Einsatz in die Sommeschlacht bei Sailly, Oktober 1916

In der Nacht des 28./29. September wurden die Regimenter 235 und 236[30] bei Sailly (heute von Sailly-Saillisel eingemeindet), dem Schlüsselpunkt in diesem Kampfabschnitt, abgelöst. Die vorderste Linie bildete der sogenannte Gallwitz-Riegel, eine ehemals rückwärtige Stellung, die etwa 600 m von Morval entfernt lag. Der zweite Graben, der sogenannte Busse-Riegel, lag halbwegs des ersten Grabens und Sailly. Der Sailly-Riegel war der dritte Graben am Westrand des Dorfes. Der Regimentsgefechtsstand wurde in Sailly errichtet, kurz darauf aber weiter zurückverlegt.

Zum rechts liegendem Inf.-Regt. 163 klaffte eine Lücke von etwa 300 m, links zum Rheinischen Infanterie-Regiment Nr. 160[31] war es genau so. [32]. Bis zum 1. Oktober trommelte der Feind und beherrschte den Luftraum. Während Flieger und bis zu 20 Fesselballons ihn unterstützten, waren die auf deutscher Seite gezwungen am Boden zu bleiben. Unter dem Schutze seines Artilleriefeuers fuhren um 16 Uhr 4 Panzerautos mit Zwischenräumen von 100 m bis etwa 300 m vor deren Infanterielinie, ihnen entstiegen einzelne Soldaten, und die Autos fuhren zurück, ohne sich weiter am Kampf zu beteiligen.

Der englisch-französische Angriff scheiterte wie die folgenden um 17 Uhr, 18.30 Uhr, 20 Uhr und 21.30 Uhr. Der Gegenstoß brachte 14 Gefangene vom französischen Regiment 350 ein. Das Rheinische Regiment sowie das an zu ihrer Linken anschließende Inf.-Regt. 389 konnten ihre Stellungen aber nicht halten und wurden bis in den Pierre-Vast-Wald zurückgedrängt. [33] Am Nachmittag des 3. Oktober griff der Feind abermals erfolglos an. Nach dem nächsten Angriff, der 24 Stunden später erfolgte, musste das Regiment die vordere Stellung aufgeben und sich auf den Busse-Riegel zurückziehen. Den Busse-Riegel eroberte der Feind am 9. Oktober. Vom Busse-Riegel aus wurde am 10. Sailly angegriffen. Dieser war jedoch, wie die beiden des Folgetages, erfolglos. Am Morgen des 12. griff der Feind in zwei dicht aufeinander folgenden Wellen wieder vergeblich an. Mittags stieg dann eine weiße Leuchtkugel auf und zerfiel in mehrere Sterne. Dieses Leuchtzeichen, das bisher vom Feind noch nicht angewandt worden war, bedeutete den allgemeinen Angriff auf breiter Front.

In der Nacht vom 12./13. Oktober wurde das Regiment durch das 1. bayrische Inf.-Regt. König, sowie durch Teile des 2. bayrischen Inf-Regts. Kronprinz abgelöst. Noch am 13. Oktober zog das Regiment, das v. Boehn mit dem Korps aus der Schlacht an der Somme entließ (Befehl), ab. Wenige Tage nach dem zweiten Einsatz fiel Sailly, genau wenige Tage nach dem ersten Einsatz Courcelette.

Auflösung 1919

Mit dem Vertrag von Versailles, der 1919 den Ersten Weltkrieg mit Deutschland formal abschloss, wurde es wieder aufgelöst.[34]

Auszeichnungen

  • 1905 Kaiserpreis als beste Schießkompanie des Armee-Korps
  • 1906 Kaiserpreis als beste Schießkompanie des Armee-Korps
  • 1913 Kaiserpreis als beste Schießkompanie des Armee-Korps
  • 1920 auf ein Begrüßungstelegramm, welches der hohe Senat Max von Boehn, ehem. Leiter des IX. Armeekorps, zu dessen 70. Geburtstage sandte, antwortete dieser: Einen Gruß aus Lübeck erhalten zu haben, war mir eine besondere Freude; denke ich doch dankbar meiner braven Lübecker, deren Heldenmut im Weltkriege mit goldenen Buchstaben in der Geschichte verzeichnet steht!' [35]

Hanseatische Besonderheiten

Da die Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck Probleme mit der Stellung von genügend Wehrpflichtigen hatten, wurden keine Begrenzungen bei Einjährigen gemacht und die Reservepflicht für überseeische Wehrdienstpflichtige ausgesetzt.

Vereine

  • Kameradschaftsbund der 76er und 162er zu Lübeck (seit 1895)
  • Kameradschaftsbund der 162er zu Hamburg
  • Offiziersverein 162 (seit Regimentsauflösung)

Denkmal

Statue Helm ab zum Gebet auf dem Ehrenfriedhof in Lübeck

Das Denkmal Helm ab zum Gebet für die gefallenen Angehörigen des Regiments wurde 1924 von dem Bildhauer Richard Kuöhl erschaffen. Es wurde am 10. Mai 1925 auf dem Lübecker Ehrenfriedhof eingeweiht.

Hinter dem Mahnmal sind in einer halbrunden Mauer fünf Steinplatten mit den Einsatzorten des Regiments im Ersten Weltkrieg eingelassen. Die Inschriften lauten:

{Einige der Inschriften haben Rechtschreibfehler und sind oben korrekt genannt}

Literatur

  1. Otto Dziobek: Geschichte des Infanterie-Regiments Lübeck (3. hanseatisches) Nr. 162; erste Auflage 1922
  2. Lübeckisches Adressbuch, Verlag Max Schmidt, div.
  3. Antjekathrin Graßmann: Lübeckische Geschichte, Verlag Schmidt-Römhild, 3. verbesserte und ergänzte Auflage 1997, ISBN 3-7950-3215-6
  4. Lübeckische Blätter 1937, Nr 18: Ansprache des Oberstleutnants a. D. Dziobek bei der Erinnerungsfeier zur Errichtung des Infanterie-Regiments „Lübeck" (3. Hanseatisches) Nr. 162 vor 40 Jahren; Gehalten im Hause der Gemeinnützigen Gesellschaft zu Lübeck am 17. April 1937.
  5. Kriegsbilder des Infanterie-Regiments Lübeck. 3. Hanseatisches Nr. 162; Lübeck, Offizier-Verein 1925

Fußnoten

  1. Lit 2 Militärverwaltung
  2. Hugo Gropp: Hanseaten im Kampf. Das Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 76.; Erlebnisse bei dem Res.-Inf.-Rgt. 76 im Weltkrieges 1914/18, zusammengstellt im Auftrage des "Vereins ehemal. Angehöriger Reserve 76 e.V." Druck Klindworth & Neuenhaus; Hamburg 1932, 377 Seiten
  3. Wolf Jan Dose (Hrsg.): Die 187er im Felde; Eigenverlag, Hamburg, 1922
  4. Lit 1, Kapitel 2 + Nachwort
  5. Standort Eutin
  6. Lit 1, Geleit, Kapitel 3, 4 und 10
  7. Rainer Maria Rilke: Sämtliche Werke. Band 1–6, Band 5, Wiesbaden und Frankfurt a.M. 1955–1966
  8. Lit 1
  9. Adolf Strauß
  10. A.K.O. jenes Tages und Lit 1
  11. Lit 3, 7. Teil: Vom ersten Weltkrieg bis 1996: Lübeck im Kräftefeld rasch wechselnder Verhältnisse, Erster Weltkrieg (1914 - 1918)
  12. Lit 1, Kapitel 2
  13. Friedrich Klähn: Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 86; Erinnerungsblätter deutscher Regimenter. Emil Schmidt Söhne, 1925, 337 Seiten
  14. Lit 1, Kapitel 3
  15. Herbstschlacht in der Champagne
  16. Lit 1, Kapitel 5
  17. Wilhelm Greve: Infanterie-Regiment v.d. Marwitz ( 8. Pommersches ) Nr. 61. Kriegsbilder 1914/15; 85 Tafelseiten mit 305 historischen dokumentarischen Abbildungen, 1915 Berlin
  18. Herbstoffensive
  19. Berichte aus dem deutschen großen Hauptquartier vom 23. und 24. Dezember 1916
  20. Lit 1, Kapitel 6
  21. Soldan, Adolf: 5. Großherzoglich Hessisches Infanterie-Regiment Nr. 168; (Erinnerungsblätter deutscher Regimenter - preuß. Anteil - Band 110). Oldenburg, Berlin, 1924, 88 Seiten
  22. Wolfgang von Vormann: Infanterie-Regiment Fürst Leopold von Anhalt-Dessau (1. Magdeb.) Nr. 26; (Erinnerungsblätter deutscher Regimenter. Ehemals preußische Truppenteile; Band 143), 1925 Oldenburg i.O., Stalling
  23. Lit 1, Kapitel 7
  24. Paul Tiede, Hans Guhr: Das 4. Schlesische Infanterie-Regiment Nr. 157 im Frieden und im Kriege : 1897 - 1919; 1934 Zeulenroda (Thüringen), Sporn, 459 Seiten
  25. Lit 1, Kapitel 8
  26. OL d. R. Kastner: ’’Geschichte des Königlich Sächsischen Reserve-Infanterie-Regiments 242’’; Druck und Verlag Buchdruckerei Reinhold Mönch (Inh. Georg Lippold) Zittau 1924
  27. Bearbeitet von Dr. phil. Ulbricht: ’’Die Geschichte des Königlichen Sächsischen Reserve-Infanterie-Regiments 244 im Weltkriege 1914-1918’’; Pickenhahn & Sohn , Chemnitz 1920, 145 Seiten + diverse Bild und Textanhänge, Ehrentafeln u.a.
  28. Max Baumgaertel: ’’Das Kgl. Sächs. 14. Infanterie-Regt. 179(Erinnerungsblätter dt. Regimenter. Ehem. Kgl. Sächs. Armee; Band 62)’’; 1931 Leipzig, Landesberb., 368 Seiten
  29. Lit 1, Kapitel 9
  30. Mayer, Artur; Goertz, Joseph: ’’Das Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 236 im Weltkriege(Aus Deutschlands grosser Zeit)’’; 112 S,1938
  31. ’’Geschichte des 9. Rhein. Infanterie-Regiments Nr. 160 im Weltkriege 1914-1918 (nach d. amtl. Kriegstagebüchern/bearb. von Mitkämpfern)’’; Hrsg. von d. Offizier-Vereinigung d. Infanterie-Regts Nr. 160, 9. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 160, Der Reihe: Aus Deutschlands großer Zeit, Band: 42, Zeulenroda, Verlag: Sporn, 1932, 463 Seiten
  32. Mitglieder. des ‚Infanterie-Regiment Nr. 160’ waren u. a. August Macke (X 26. September 1914 in Perthes-les-Hurlus franz. Perthes-les-Hurlus) aus Bonn und der aus Gielsdorf kommende Wilhelm Kurth (X 18. August 1918 in Nampcel)
  33. Hauptstaatsarchiv Stuttgart
  34. Lit 1, Nachwort
  35. Lit 1, 20. Kapitel