Schloss Friedenstein

Das Schloss Friedenstein in Gotha (Thüringen) ist eine frühbarocke Schlossanlage an der Stelle der 1567 geschleiften Burg Grimmenstein.
Geschichte

Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha („Ernst der Fromme“) hatte 1640 bei einer Erbteilung Gotha als Hauptstadt für sein neues Herzogtum erhalten. Da sich in der Stadt keine geeignete Residenz befand, begann er früh mit den Planungen für einen Schlossneubau. Nach den Plänen des Architekten Caspar Vogel führte der Baumeister Andreas Rudolph (1601–1679) den Schlossbau 1643–1654 aus. Am 26. Oktober 1643, 12 Uhr wurde der Grundstein für Schloss Friedenstein gelegt. Der Herzog sehnte sich nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Kriegs nach Frieden. Diese Grundhaltung kommt nicht nur in dem Namen des neu erbauten Schlosses, sondern auch in der „Friedenskuss“-Darstellung am Nordportal von Schloss Friedenstein zum Ausdruck, die 1650 anlässlich des Westfälischen Friedens dort angebracht wurde. Von 1654 bis 1672 wurde das Schloss befestigt.
In der Zeit bis 1675 diente das Schloss als fürstliche Residenz für Herzog Ernst I. Von 1640 bis 1894 war es Verwaltungssitz des Herzogtums Sachsen-Gotha. Es verfügt über Wohn- und Repräsentationsräume vom Barock bis zum Klassizismus. Der Festsaal und die Stuckarbeiten entstanden durch die Brüder Samuel und Johann Peter Rust.
Unter der Schlosskirche, mit dem Eingang unter der Orgelempore, wurde 1679 die Fürstengruft eingerichtet. Sie besteht aus vier Räumen. Herzog Ernst I. fand hier noch nicht seine letzte Ruhestätte (sie befindet sich in der Gruft der Margarethenkirche in Gotha). Erst sein Sohn, der prachtliebende Friedrich I., wurde als erster Gothaer Herzog hier bestattet, nach ihm noch weitere 18 Mitglieder des Herzoghauses, bis zum Aussterben der Gotha-Altenburger Linie - mit Ausnahme von Ernst II., der sich auf der Insel im von ihm angelegten Schlosspark bestatten ließ.
Während dessen Regentschaft (1772–1804) wurden die Festungsanlagen abgetragen und die dadurch hinzugekommenen Flächen in die Parkanlage integriert. Eine kleine Interims-Sternwarte (bis zum Bezug der Seeberg-Sternwarte), ein Physikalisches Kabinett und ein ständiges Theater (das Ekhof-Theater) wurden eingerichtet. Die Sammlungen und die Bibliothek wurden erweitert. Letzteres erfolgte auch unter seinen Nachfolgern August (1804–1822) und Friedrich IV. (1822–1825). Mit dem Aussterben der Linie Sachsen-Gotha und Altenburg ging das Schloss Friedenstein an die Linie Sachsen-Coburg und Gotha über.
In der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1979 wurden aus dem Schloss fünf wertvolle Gemälde von Frans Hals, Anthonis van Dyk, Jan Lievens, Jan Brueghel und Hans Holbein gestohlen. Eine 30-köpfige Ermittlergruppe der DDR-Kriminalpolizei ermittelte vergeblich. Bis heute (2009) sind die Gemälde verschollen.[1]
Gegenwart

Heute sind die Museen der Stadt mit bedeutenden Kunstschätzen Thüringens und das Ekhof-Theater dort untergebracht. Das Schlossmuseum besitzt eine der bedeutendsten Sammlungen von Skulptur des Klassizismus, darunter viele Werke von Jean Antoine Houdon. Auch finden sich hier die Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha und das Thüringische Staatsarchiv Gotha.
Das Schloss befand sich innerhalb einer eigenen starken Befestigung (1654-1672), deren Kasematten seit 2003 teilweise wieder für Besucher begehbar sind. Sie stellen eine sehenswerte Attraktion dar, deren Existenz mehrere Meter unter dem heutigen Schlosspark selbst Einheimischen unbekannt war.
Auf den überschütteten ehemaligen Befestigungswerken wurde eine der ersten englischen Parkanlagen Deutschlands errichtet. Nach den Vorstellungen Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg entstand ab 1769 in der südlichen Fortsetzung der Parkanlagen in Anlehnung an die Ideen des Landschaftsparks sogar der erste neu geplante Englische Garten auf dem europäischen Kontinent.
Seit 2001 ist Schloss Friedenstein unter dem Motto „Vive la joie!“ (Es lebe die Freude) Schauplatz des alljährlich am letzten Augustwochenende stattfindenden zweitägigen Gothaer Barockfestes, das die Zeit Herzog Friedrichs III. von Sachsen-Gotha-Altenburg wieder aufleben lässt. Das heute größte Barockfest Mitteldeutschlands ist aus dem 1988 erstmals abgehaltenen Museumsfest hervorgegangen.
Nach einem langjährigen Restitutionsstreit mit dem Haus Sachsen-Coburg-Gotha schuf 2001 die investive gütliche Einigung zwischen dem Land Thüringen und dem Haus Sachsen-Coburg-Gotha bzw. seinen Stiftungen Rechtssicherheit für das Schloss und die darin befindlichen Sammlungen. Am 1. Januar 2004 wurden das Schloss, der Park und die Orangerie an die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten übertragen. Zum gleichen Zeitpunkt wurde die Stiftung Schloss Friedenstein mit den Trägern Stadt Gotha und Land Thüringen gegründet. Diese Stiftung vereint die Sammlungen des Schlossmuseums, des Museums für Regionalgeschichte und Volkskunde sowie des Museums der Natur.
Ekhof-Theater
Im Westturm des Schlosses befindet sich mit dem Ekhof-Theater eines der ältesten dauerhaft bespielten Theater Deutschlands. Gegründet wurde es durch Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1646-1691). Das Theater besitzt die einzige vollständige erhaltene Bühnenmaschinerie des Barock. Sie stammt aus dem Jahre 1685. Benannt ist das Theater nach seinem Direktor Conrad Ekhof (1720-1778).
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Eingangsportal im Hauptflügel
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Eingang zur Schlosskirche, Spolie von der Burg Grimmenstein
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Englischer Garten in Gotha
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Merkurtempel am Parkteich
Literatur
- Drachenberg, Erhard: Die Architektur des Schlosses Friedenstein. In: Der Friedenstein. Monatsblätter des Deutschen Kulturbundes. Hrsg. v. Deutscher Kulturbund, Kreisleitung Gotha. Gotha 1961, S. 260 - 270.
- Rohrmüller, Marc: Schloss Friedenstein. Architektur, Distribution, Ausstattung. In: Ernst der Fromme 1601 – 1675. Bauherr und Sammler. Hrsg. von Juliana Ricarda Brandsch. Gotha 2001, S. 11 - 20.
- Schnabel, Dieter: Die Fürstengruft der Schlosskirche von Schloss Friedenstein : Wahrheit, Legende, Mysterium. Gotha 2003.
Einzelnachweise
- ↑ Karsten Jauch: Bruch mit Weststahl. FAZ, 25. Februar 2009
Weblinks
- Vorlage:BAM
- Stiftung Schloss Friedenstein
- Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Schloss Friedenstein
- Seite der Gothaer Orangerie - Homepage
Koordinaten: 50° 56′ 45″ N, 10° 42′ 16″ O