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Erster Kreuzzug

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Der Erste Kreuzzug war ein Kreuzzug zur Eroberung Palästinas von den Moslems, zu dem Papst Urban II. im Jahre 1095 aufrief. Er begann im darauf folgenden Jahr und endete 1099 mit der Einnahme Jerusalems.


Ursachen und Anlass des ersten Kreuzzuges

Seit der Teilung des römischen Imperiums im Jahre 395 gehörte Palästina zum Oströmischen Reich, bis es 637 von den Arabern eingenommen wurde. Zu dieser Zeit waren viele europäische Völker noch nicht oder nur zum Teil christianisiert, zudem hatten sich kurz nach der Völkerwanderung noch keine dauerhaften Reiche herausgebildet. Erst als sich im Laufe der Jahrhunderte feudalistische Königreiche konsolidierten und die Kirche ihren Einfluss stark ausgebaut hatte, wurde ein Unternehmen des christlichen Europas zur Eroberung Palästinas möglich.

So plante Papst Gregor VII. im Jahre 1074, sich an die Spitze eines Kriegszuges zur Eroberung Jerusalems zu setzen. Die Wirren des Investiturstreits verhinderten die Umsetzung dieses Vorhabens.

Der byzantinische Kaiser Alexios I. richtete wenige Jahre später mehrere Hilfegesuche an das christliche Europa, da sein Reich immer stärker von den türkischen Seldschuken bedroht wurde. Dies veranlasste Papst Urban II. schliesslich dazu, auf der Synode von Clermont am 27. November 1095 zum Krieg gegen den Islam aufzurufen. Dieser Aufruf löste eine gewaltige Resonanz aus. Den zahlreichen Kampfwilligen wurde Nachlass im Hinblick auf ihre Sünden zugesagt.


Verlauf des Kreuzzuges

Der Volkskreuzzug

Durch die Kreuzzugspredigt des Papstes veranlasst, brach im Frühjahr 1096 eine unorganisierte Volksmasse in Richtung Palästina auf. Dieses Kreuzfahrerheer bestand in erster Linie aus einfachen Menschen wie zum Beispiel Bauern und ihren Familien, weshalb man auch vom Volkskreuzzug spricht. Geführt wurde der Zug von Predigern wie Peter von Amiens. Seine ersten Opfer fand dieser voreilige Kreuzzug bereits in Ostfrankreich und im Rheinland, wo es zu schweren Ausschreitungen gegen die jüdischen Gemeinden kam. Chronisten heben den selbst für damalige Verhältnisse besonders grausamen Charakter dieser Pogrome hervor. Auch in Ungarn kam es zu Ausschreitungen und Plünderungen, wobei die Kreuzfahrer erstmals auf stärkeren Widerstand stießen. Nachdem die Kreuzfahrer in Konstantinopel angekommen waren, ließ der um seine Hauptstadt besorgte Kaiser Alexios I. sie so schnell wie möglich über den Bosporus befördern. In Kleinasien trafen sie im Oktober 1096 bei Nicäa auf Truppen der Seldschuken, die einen Großteil des undisziplinierten Kreuzheeres vernichteten. Die Überlebenden kehrten in ihre Heimat zurück, womit der Volkskreuzzug sein Ende fand.


Aufstellung und Aufbruch des Kreuzritterheeres

Im selben Jahr formierte sich ein deutlich besser organisiertes und für damalige Verhältnisse sehr großes Kreuzfahrerheer, das in erster Linie aus Franzosen, französischen und süditalienischen Normannen, Flamen und Lothringern bestand. Anführer des Kreuzzuges waren Robert von der Normandie, Gottfried von Bouillon, Bohemund von Tarent, Raimund von Toulouse, Balduin von Boulogne und weitere Angehörige des französischen und normannischen Adels. Päpstlicher Kreuzzugslegat war Adhemar, Bischof von Le Puy. Man konnte sich nicht auf einen Oberbefehlshaber einigen, was im Verlaufe des Kreuzzuges zu diversen Konflikten führen sollte. Der deutsche König Heinrich IV. und der französische König Philipp I. nahmen nicht an dem ersten Kreuzzug teil, da beide zu dieser Zeit mit dem Kirchenbann belegt waren.

Das Kreuzritterheer brach in mehreren grossen Zügen auf und vereinigte sich in Konstantinopel, wo im April 1097 die letzten Kreuzfahrer eintrafen. Kaiser Alexios I. brachte den Kreuzfahrern großes Misstrauen entgegen, da unter ihnen viele süditalienische Normannen waren - diese hatten diverse Kriegszüge gegen das Byzantinische Reich unternommen. Zudem befürchtete Alexios, das die Kreuzritter ehemals byzantinisches Territorium für sich beanspruchen würden. Deshalb brachte er die Anführer des Kreuzzuges dazu, ihm den Lehnseid zu schwören damit alle Gebiete die sie von den Moslems erobern sollten unter seine Oberhoheit geraten würden.

Zug durch Kleinasien

Die Kreuzfahrer wurden nun nach Kleinasien verschifft, wo es schnell zu Kämpfen mit den Seldschuken kamen. Sie besiegten am 1. Juli 1097 ein Heer der Seldschuken in einer entscheidenden Schlacht bei Dorylaeum. Das christliche Heer bahnte sich nun unaufhaltsam einen Weg durch Kleinasien. In Kilikien eskalierten die Spannungen unter den Anführern des Kreuzzuges, was zur Folge hatte, dass Balduin von Boulogne und seine Gefolgsleute das Heer verliessen und sich nach Edessa begaben. Dort errichtete Balduin im Jahre 1098 unter Bruch des Lehnseides die Grafschaft Edessa, den ersten Kreuzfahrerstaat.

Kampf um Antiochia

Das restliche Kreuzfahrerheer war währenddessen Richtung Syrien gezogen, wo es im Oktober 1097 mit der Belagerung von Antiochia begann. Die Stadt konnte erst nach sieben Monaten im Juni 1098 durch Verrat eingenommen werden. Die Kreuzfahrer wurden nun selbst zu Belagerten, da ein Entsatzheer des Emirs von Mossul eintraf. Durch den angeblichen Fund der Heiligen Lanze motiviert, schlugen die Kreuzfahrer das moslemische Entsatzheer durch einen Ausfall in die Flucht. Bohemund von Tarent ernannte sich nun zum Fürsten von Antiochia, womit er einen weiteren Kreuzfahrerstaat gründete und dabei ebenfalls den Lehnseid gegenüber dem byzantinischen Kaiser missachtete. Bohemund beendete seine Teilnahme am Kreuzzug vorzeitig und ging dazu über, die Herrschaft in seinem Fürstentum auszubauen.

Die Eroberung Jerusalems

Nach einiger Zeit brach das restliche Kreuzfahrerheer in Richtung Jerusalem auf. Auf dem Weg brachten die Kreuzritter mehrere Hafenstädte unter ihre Kontrolle, bis sie ins Landesinnere zogen. Anfang Juni 1099 erreichten sie Jerusalem, das sich seit 1098 unter der Herrschaft der ägyptischen Fatimiden befand. Mit Hilfe von Belagerungsmaschinen nahmen die Kreuzfahrer die Stadt nach einem fünfwöchigen, verlustreichen Kampf am 15. Juli 1099 ein. Christliche und moslemische Chronisten berichten, dass die Kreuzfahrer nach der Erstürmung der Stadt ein grausames Gemetzel unter dem jüdischen und moslemischen Teil der Bevölkerung anrichteten. Gottfried von Bouillon liess sich zum "Beschützer des Heiligen Grabes" ernennen und wurde Regent des Königreichs Jerusalem. Unter seiner Führung wurde ein Fatimiden-Heer bei Askalon geschlagen, wodurch der erste Kreuzzug endgültig abgeschlossen wurde. Nachdem Gottfried bereits im Jahre 1100 verstarb, nahm sein Bruder Balduin von Boulogne den Titel des Königs von Jerusalem an und überließ die Grafschaft Edessa seinem Vetter Balduin von Bourcq. Raimund von Toulouse errichtete im Jahre 1109 an der syrischen Küste die Grafschaft Tripolis, den vierten Kreuzfahrerstaat.


Folgen des ersten Kreuzzuges

Der erste Kreuzzug führte zur Errichtung mehrerer Kreuzfahrerstaaten, die sich gegenseitig durch Streitigkeiten schwächten, während sich der zuvor uneinige Islam zusammenschloss. Da die Christen mehrere Küstenstädte des östlichen Mittelmeeres eroberten, erlebte der Orienthandel einen gewaltigen Aufschwung, von dem vor allem italienische Hafenstädte wie Genua und Venedig profitierten. Der Kontakt mit der byzantinischen und der arabischen Welt führte zu einer kulturellen Weiterentwicklung des Abendlandes. Der wiederholte Vertrauensbruch der Anführer des ersten Kreuzzuges gegenüber dem byzantinischen Kaiser legte den Grundstein für weitere Konflikte, zudem sollte der grausame Charakter des Kreuzzuges die weiteren Auseinandersetzungen mit der islamischen Welt prägen. Der Beginn der Kreuzzüge leitete außerdem die allmähliche Herausbildung gemeinsamer ritterlicher Ideale in Westeuropa ein, die stärker als zuvor von christlichen Vorstellungen geprägt waren.

Siehe auch: Kreuzzüge