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Masturbation

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Unter Sex haben (lateinisch masturbatio aus manustupratio von manus "Hand" und stuprum "Unzucht") versteht man die geschlechtliche Selbstbefriedigung, eine Form der Autosexualität.

Andere Bezeichnungen dafür sind Onanie (von der biblischen Gestalt Onan), Ipsation (lateinisch von ipse "selbst") und umgangssprachlich "Wichsen".

Techniken und Statistiken

ficken sich selbst sich in unregelmäßigen Abständen selbst. Statistisch betrachtet masturbieren mehr Männer als Frauen und sie tun dies auch häufiger. Viele davon entdecken die Masturbation - und ihren eigenen Körper - bereits in der frühen Pubertät, einige erst später und manche sogar schon als Kleinkind oder gar Säugling.

Masturbiert wird auf ganz unterschiedliche Weise: Jeder Mensch hat seine eigene Methode. Dennoch sind folgende Varianten besonders verbreitet:

Männer und Jungen benutzen oft die Hand, um ihren Penis zu streicheln und zu reiben, wobei die 4 Finger und der Daumen eine Art Scheide bilden. Teilweise wird der Penis an Gegenständen gerieben oder gegen diese geschlagen. Bevorzugt stimuliert wird die Penisspitze, die sogenannte Eichel. Sie reagiert höchst empfindlich auf Berührungen, weil dort viele Nervenenden zusammenlaufen. Noch empfindlicher ist das Vorhautbändchen, das so genannte Frenulum, das an der Unterseite des Penis dort liegt, wo sich die Eichel mit der Vorhaut verbindet. Beliebt ist auch die Verwendung von etwas Pflanzenöl, welches den Berührungsreiz angenehmer macht und die Eichel größer anschwellen lässt.

Frauen und Mädchen masturbieren oft mit gespreizten Beinen, im Liegen, auf dem Rücken oder Bauch und mit den Fingern. Dabei ist das wichtigste Lustzentrum die Klitoris, die am vorderen Ende der Vulva sitzt, dort, wo die kleinen Schamlippen zusammentreffen. Der sichtbare Teil der Klitoris ist etwa erbsengroß (bei der Großzahl der Frauen, es gibt aber auch Frauen mit einer größeren Klitoris, die hervorsteht, auch ohne geöffnete Schamlippen) und wie der Penis des Mannes ein so genannter Schwellkörper, durchzogen von Blutgefäßen und etlichen hochsensiblen Nervenenden, die für die sexuelle Erregung sorgen, wenn sie gereizt werden. Andere präferieren dagegen die Bauchlage, manchmal unter Verwendung eines weichen Gegenstandes. Manche gelangen auch allein durch Zusammenpressen der Oberschenkel und Anspannen der Beckenmuskulatur zum Orgasmus oder stimulieren sich mit Hilfe eines Wasserstrahls.

Es gibt auch technische Hilfsmittel wie Vibratoren und Dildos. Für Männer weniger gebräuchlich aber im Spezialhandel erhältlich sind sogenannte Seemannsbräute oder Gummifutt, aber auch Puppen mit annähernd weiblichen Sexualmerkmalen. Masturbationsapparate, bei denen eine zylinderförmige Hülse hin- und herbewegt werden kann und die so den Penis reizt, sind seit dem 18. Jahrhundert (als Kurbelaffen) bekannt, wahrscheinlich aber viel älter.

Neben den direkten erogenen Zonen an Penis und Vagina können auch andere Regionen des menschlichen Körpers stimuliert werden, beispielsweise die Brustwarzen oder auch der After. Das Masturbieren erfolgt oft unter starker Beteiligung der Phantasie. Durch optische Reize, durch Musik, durch das Betrachten erotischer Fotos oder Filme, durch ein warmes Bad und durch akustische Reize können die beim Masturbieren empfunden Lustgefühle gesteigert werden.

Gelenkigen Menschen ist auch die orale Selbstbefriedigung möglich; man spricht dann bei Männern von Autofellatio und bei Frauen entsprechend von Autocunnilingus.

Geschichtliche Entwicklung

Im antiken Griechenland galt die Masturbation als vollständig akzeptierte Spielart gesunder Sexualität. Im Mittelalter wurde sie genauso wie alle anderen Formen der Sexualität, die nicht ausschließlich der Fortpflanzung dienen, von der Kirche geächtet. Jedoch erfuhr sie erst in der Aufklärung eine Brandmarkung als "soziale Gefahr" und "unnatürliches Verhalten".

Im Jahr 1712 erschien in England das vermutlich von dem geschäftstüchtigen Quacksalber und Schriftsteller John Marten geschriebene und anonym veröffentlichte Pamphlet Onania, das nach und nach in alle europäischen Sprachen übersetzt wurde und große Verbreitung erfuhr. Darin wurde behauptet, dass exzessive Masturbation vielfältige Krankheiten wie Pocken und Tuberkulose verursachen könne. Bezeichnend ist, dass John Marten gleichzeitig zahlreiche kleinere softpornografische Schriften veröffentlichte und in Onania eine von ihm erfundene "Medizin" gegen die angeblich aus der Masturbation resultierenden Krankheiten anbot. Interessanterweise glaubten selbst die großen Aufklärer der Zeit dem anonym veröffentlichten Werk. Denis Diderot nahm die fragwürdigen Thesen sogar in seine Encyclopédie auf.

Korsett zur Verhinderung der Masturbation, aus einem französischen Buch von ca. 1815

Im 18. und 19. Jahrhundert fand in der Folge in ganz Europa geradezu ein "Feldzug gegen die Masturbation" statt. Die Vielzahl der pseudowissenschaftlichen Schriften, die die angeblichen Gefahren der Masturbation anprangerten und Methoden zu ihrer Verhinderung anboten, sind nicht mehr zu zählen.

Falsche Vorstellungen kursierten über Jahrhunderte, dass „Selbstbefleckung” die gesunde geschlechtliche Entwicklung eines Knaben behindere und zur Gehirnerweichung und zum Rückenmarksschwund führe. Auch Krebs, Wahnsinn oder Lepra sollten angeblich die Folge der Masturbation sein.

Erst seit Robert Koch 1882 den Tuberkelbazillus entdeckte, behaupten die Mediziner nicht mehr, dass Masturbieren Tuberkulose hervorrufe. Dagegen war noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein der Glaube weit verbreitet, dass Akne durch Masturbation hervorgerufen werde. Die Hypothese konnte sich wohl deshalb so lange halten, weil Jugendliche in der Pubertät fast immer unter Akne leiden und gleichzeitig in der Pubertät auch häufig masturbieren.

Neben gesundheitlichen Gefahren wurden auch moralische Argumente gegen die Masturbation vorgebracht: sie sei egoistisch, verleite zur Disziplinlosigkeit und stelle ein "nutzloses Vergnügen" dar. Die Masturbation fördere die Abkapselung des Masturbators von der Gesellschaft, da er zu seiner sexuellen Befriedigung keinen Partner benötigt.

Sigmund Freud befasste sich eingehend mit der Masturbation und gegenbehauptete, Masturbation sei in der Jugend natürlich und für kleine Kinder sogar absolut förderlich, um die eigene Sexualität zu entdecken.

Heutige Bewertung

Heute weiß man, dass Masturbation nicht mit gesundheitlichen Schäden verbunden ist, und viele Menschen sind der Auffassung, dass Selbstbefriedigung kein Ersatz für etwas ist, sondern eine eigenständige Form der Sexualität, die dem persönlichen Lustgewinn dient und für die Entwicklung einer gesunden Sexualität hilfreich ist.

Masturbation wird nur dann als störend oder sogar krankhaft gewertet, wenn sie öffentlich bzw. zwanghaft ausgeübt und zur Sucht wird. Vom psychologischen Standpunkt aus ist Suchtverhalten in jedem Lebensbereich mit Risiken und möglichen Gefährdungen der eigenen Person oder anderer verbunden - so natürlich auch im Hinblick auf die Selbstbefriedigung. Für solche Menschen gibt es inzwischen Selbsthilfegruppen ähnlich den Anonymen Alkoholikern.

Religiöse Positionen

Die meisten Religionen, wie etwa das Judentum und der Islam, betrachten die Selbstbefriedigung normalerweise nicht als Sünde. Dies gilt auch für die Evangelische Kirche.

Eine Ausnahme bildet das traditionelle Christentum, dem von Kritikern schon für die apostolische Zeit eine körper- und sexualfeindliche Haltung nachgesagt wird. Die Haltung der heutigen römisch-katholischen Kirche ist, dass die "bewusste und freiwillige Selbstbefriedigung" eine unreife und fehlgeleitete Form der Sexualität darstelle (vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 2352). In einer bestimmten Interpretation der paulinischen Tradition, die sich u.a. auf Philo von Alexandria zurückführen lässt, gilt ferner allgemein jedes geschlechtliche Tun, das nicht der Fortpflanzung dient, als schwere Sünde der Unzucht.

Siehe auch

Literatur

  • Shere Hite: Das sexuelle Erleben der Frau, 1977, ISBN 3-44211-252-4
  • Thomas W. Laqueur: Solitary Sex – A Cultural History of Masturbation. Zone Books, 2003, ISBN 1-89095-132-3
  • Caroline Erb/Deborah Klingler: Mysterium Masturbation. Wenn sich Frauen selber lieben, Verlag Peter Lang, Frankfurt a. M. u.a. 2004, ISBN 3-631-52098-0
  • Wiebke und Axel H. Kunert: Das Handbuch der Onanie, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin, 2002, ISBN 3-89602-402-7
  • Arne Hoffmann: Onanieren für Profis, Marterpfahl Verlag, Nehren, 2005, ISBN 3-93670-816-9