Hardcore Punk
Hardcore-Punk, meist schlicht Hardcore genannt, entstand Anfang der 1980er Jahre in den USA. Sie war eine Gegenbewegung zur immer weiter kommerzialisierten Punkbewegung (welche ebenfalls als Gegenbewegung begonnen hatte). Die Musik war noch härter und schneller als der klassische Punk und unterstrich dadurch die antikommerzielle Haltung. Haare und Kleidung waren weniger bunt und viele Bands waren politisch sehr engagiert. Man zeigte seine Zugehörigkeit zu Hardcore-Szene nicht durch auffällige Frisuren oder Mode wie Lederklamotten, Nietenarmbänder, Sicherheitsnadeln o.ä., sondern durch kleine nur einem Insiderkreis verständliche Zeichen, wie z.B. Schriftzüge oder Symbole von Hardcore-Bands wie Articles Of Faith, Hüsker Dü, SFA, Agnostic Front oder Sheer Terror. Beim Hardcore geht es mehr um die innere Einstellung, um Moral und Politik.
Entwicklung
Stilistisch entfernte sich diese zweite Punk-Generation schnell von den Wurzeln des britischen Punk der ersten Welle. Ging es zunächst noch darum, die "77er" an Massivität zu übertreffen, wurde vielen Künstlern das minimalistische Korsett der Stilmittel ("gerader" up-tempo-beat und die berühmten 3 Akkorde) schnell zu eng. Eine über die 80er Jahre stetig wachsende Zahl von Musikern suchte unter Beibehaltung einer gewissen Grund-Aggressivität des frühen Punks nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten. Von zentraler Bedeutung ist dabei die als Crossover bezeichnete konzeptionelle Öffnung gegenüber fast allen Spielarten populärer (Rock-)Musik. Da die Ergebnisse mit dem ursprünglichen Punk oft wenig zu tun hatten wurde nicht nur aus praktischen Gründen auf dessen explizite Erwähnung verzichtet und die Bezeichnung von Hardcore-Punk bewusst auf Hardcore (oder HC) verkürzt. Auf diese Weise verzeichnete Hardcore eine breite Ausdifferenzierung in diverse oft nur szene-intern so genannte Sub-Genres (Melodycore, Hatecore, Crustcore, Metalcore, Jazzcore, Noisecore, Emocore ...), die in den späten 80er Jahren untereinander oftmals nur noch wenig gemeinsam hatten. Die beiden erfolgreichsten Crossover-Strömungen haben nach wie vor besondere Aktualität für die Vorstellung von zeitgemäßer Rockmusik. Der Bereich, der mit Hardrock-Elementen der 70er arbeitete (Black Flag, Soundgarden, Screaming Trees) und ab ca. 1987 Grunge genannt wurde und der anfangs so genannte "Funk-Crossover" (The Minutemen, Red Hot Chili Peppers), der sowohl in der Hip Hop-Szene (Beastie Boys, Run DMC), als auch im Metal (Faith No More) großen Anklang fand und bis in die heutige Zeit die Basis für einen großen Teil der Nu Metal-Bands liefert.
Do it yourself und straight edge
Oft verbunden mit der Hardcore-Szene sind die Begriffe Do it yourself und Straight edge. Do it yourself unterstreicht die angestrebte Unabhängigkeit von der Gesellschaft und anderen äußeren Einflüssen und somit den Glauben an sich selbst und seine eigene Stärke Dinge zu erreichen und zu erarbeiten. Diese Haltung findet sich auch in der durchaus nahen Indie-Szene wieder. Straight Edge wird von einigen unterschiedlich definiert. Eingeführt wurde der Gedanke von der amerikanischen Band Minor Threat, die ihre Anhänger aufriefen: "Don't drink, don't fuck, don't smoke!" Anhänger der Straight Edge Philosophie legen den Gedanken allerdings verschieden aus. Wohl alle Anhänger lehnen Trinken (Alkohol), Rauchen sowie alle weiteren Drogen ab. Manche der Anhänger ernähren sich zusätzlich vegetarisch bzw. vegan, oder lehnen jede Form von sexuellem Kontakt, der ohne Liebe stattfindet, ab. Bekennt man sich zu Straight Edge, so soll das als "Commitment for Life" stattfinden. Ein beliebtes Zeichen sich als Straight edge-Anhänger zu erkennen zu geben ist ein schwarzes "X" auf dem Handrücken. Ursprünglich wurde das schwarze X in Clubs verwendet um minderjährige Besucher zu markieren, so dass diese keinen Alkohol ausgeschenkt bekamen.
Hochburgen der Bewegung waren Boston und Washington, D.C., später auch New York. Urgesteine wie Minor Threat (aus denen später Fugazi hervorgingen), Black Flag, 7 Seconds, Bad Brains und Scream waren die Protagonisten. In Deutschland folgten Mitte der 1980er die Skeeziks und Spermbirds. Einige der bekannten Labels aus dieser Zeit ist Dischord Records aus Washington, SST, Touch And Go, aus Deutschland beispielsweise X-Mist, Lost&Found Records.
Grunge und Alternative
Zu Beginn der 90er Jahre markiert der von Nirvana und Pearl Jam ausgelöste Grunge-Boom auch den vorläufigen Endpunkt der Hardcore-Bewegung: Die beiden erfolgreichsten Bereiche wurden inzwischen als eigene Stilrichtungen wahrgenommen, während die anderen Richtungen soweit ausdifferenziert waren, dass nur noch wenig Gemeinsamkeiten gesehen wurden. Da sich parallel die Metal-Szene geöffnet hatte, wurde auch dort mit Beginn der 90er vieles (wie z.B. Helmet) als Metal betrachtet, was kurz zuvor noch als Hardcore gegolten hätte. Vor diesem Hintergrund bürgerte sich in den frühen 90er Jahren immer mehr der allgemeinere Oberbegriff Alternative für alles ein, was vorher Hardcore oder Independent genannt wurde. Dies vor allem, weil MTV diese Musik erstmals wahrnahm und diese Begriffe für die Masse prägte. Ob die Musiker den immer noch stark mit Punk assozierten Begriff Hardcore nicht mehr als passend empfanden oder ob die Wortschöpfung Alternative zur besseren Massenvermarktung von der Musikindustrie erfunden wurde (wie in der Szene vermutet wurde), lässt sich nicht mehr eindeutig klären.
Hardcore in den 90er
Obwohl oft angenommen wird, dass Hardcore ausschließlich ein Produkt der 80er Jahre ist, haben doch einige Bands diese aggressive Form des Punkrocks bis heute beibehalten. Manchmal werden diese Bands heute in die Kategorie Nu Metal gepresst, von der sie sich aber einerseits musikalisch, als auch durch ihr politisches Engagement abheben. Einen Meilenstein setze sicherlich die Hardcore-Kult-Band Refused mit ihren beiden Alben von 1996 und 1998, die erst nach Auflösung ihrer Band zu Ruhm und Ehre kamen inkl. Rotation auf den Video-Clip-Kanälen MTV und Viva.
Andere bekannte Hardcorebands der 90er sind:
Punkrockbands mit ausgeprägten Hardcoreelementen:
Siehe auch: Oi Punk
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Entwicklung von Nazi-Hardcore, die sich den Begriff der linksradikalen New Yorker Hardcore-Band SFA "Hatecore" nutzbar machten und der Spielart von White Power-Musik eine weitere Spielart hinzugefügt haben. Dabei setzen sie besonders auf das Hass-Image, das wegen ihres eigenen Hanges zur Gewalttätigkeit als authentisch gilt. Die Aggressivität von Hardcore-Musik wird sowohl von Neonazis als auch von alternativen Hörerinnen geteilt. In der neonazistischen Szene ist "Hate Core" indes zum Synonym für extremen Hass geworden, der mit einem starken Militanzfetisch einhergeht und sich gegen die bekannten Feindbilder richtet. Als Antwort darauf entsatand in der Folgezeit die Good Night White Pride Bewegung. Zu Empfehlen sind zu diesem Thema die Werke des "Antirassistischen Bildungsforums Rheinland" (ABR) Ingo Taler.
Labels (Auswahl)
- Dischord
- SST
- Alternative Tentacles
- Burning Heart Records
- Alveran Records
- Bridge9
- Epitaph Records
- Thorp Records
- unterm durchschnitt
- Victory Records
- Fat Wreck Chords
- Revelation Records
Literatur
- Martin Büsser: if the kids are united. von Punk zu Hardcore und zurück.; Ventil Verlag Mainz, 2003 (1. Aufl. 1995). ISBN 393055948X
Weblinks
- Hardcore & Crossover: Die Entwicklung aus subkultureller Sicht
- Helldriver Magazine: Webzine mit Interviews und CD-Reviews aus der Szene
Siehe auch: Portal Rockmusik