Kriegssense
Die Kriegssense, auch Sturmsense genannt, ist eine mittelalterliche Stangenwaffe. Sie besitzen eine flache, gekrümmte, säbelähnliche Klinge, die am konvexen Rand verstärkt, oder wie die Bäuerlichen Gras- und Getreidesensen am Rücken umgebogen ist. Die konkaven Teile der Sense sind hingegen geschärft. Sie wurde von Infanterieformationen sowohl als Angriffs- als auch als Defensivwaffe verwendet.
Geschichte

Im Mittelalter waren freie Bauern und Stadtbewohner im Kriegsfall zum Dienst an der Seite ihres Herrn verpflichtet. Militärische Ausrüstung wie etwa eine Rüstung oder Schwerter waren allerdings sehr kostspielig.Die Kriegssense ist eine einfache Bauernwaffe, die dem Begriffsvermögen der damaligen Bauern von einer Waffe am nächsten kam. Dies erklärt auch die großen Verbreitung dieser Waffe.Als klar wurde, wie wirkungsvoll die Kriegssense im Kampf sein konnte, wurde sie immer weiter verbessert. [1] . Bereits im 12. Jahrhundert wurde in England eine Stangenwaffe beschrieben, die einer Sturmsense nahe kommt. Allerdings ist dieses nicht ganz genau nachgewiesen, da es sich dabei um ein Modell handelt, das in verschiedene Waffengattungen eingeteilt werden kann. Teils wird sie zu den Glefen gezählt, teils "Guisarme" genannt (Frankreich).
Die ersten "echten" Sturmsensen traten in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts während der Bauernunruhen in Tirol auf, ebenso in den Aufständen der Tiroler 1703, 1805 und 1809 sowie in den polnischen Aufständen von 1830 und 1848. In geringer Zahl dürften sie in den Burgunderkriegen von den Schweizern geführt worden sein.
Bei der Belagerung Wiens durch die Türken im Jahre 1683 verwendeten die Wiener Verteidiger eine Art Sturmsense, die sich bei der Verteidigung von Breschen äußerst gut bewährte. Diese Sturmsense bestand aus einer 90 cm langen, flachen Spießklinge, die an einem kurzen Schaft befestigt war. Kurz vor der Befestigungstülle (Dille) breiteten sich beiderseits konkav aufwärts gerichtete, sensenähnliche Klingen aus, deren Spitzen 80 cm von der Spießklinge abstanden. Etwa in der Mitte dieser Sensenklingen waren quadratische Löcher angebracht, die dazu dienten mehrere dieser Sensen mit Hilfe von Federbolzen zu verbinden, sodass eine ganze Reihe dieser Waffen praktisch eine Einheit bildeten.
Gebrauch
Bei einem Angriff wurden so viele Sturmsensen wie benötigt miteinander verbunden. Möglichst viele Soldaten ergriffen die Schäfte und stürmten vor. Bei dieser Einsatzweise waren die Sturmsensen eine äußerst effektive Verteidigungswaffe. Am Ende der Bauernkriege wurde das Umschmieden einer Sense mit der Todesstrafe belegt.
Im 18. Jahrhundert führten die Mannschaften der Kriegsflotten an der unteren Donau, die sogenannten Czaikisten, Sturmsensen auf ihren Schiffen mit, um sich gegen Enteraktionen verteidigen zu können.
Mit dem verstärkten Gebrauch von Feuerwaffen verloren die Sturmsensen ihre Bedeutung.
Literatur
- Wendelin Boeheim: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig 1890, ISBN 3-921695-95-3.
- Liliane und Fred Funcken: Waffen und Rüstungen des Mittelalters. Orbis Verlag, München 1990, ISBN 3-572-07893-8.
- Norbert Ohler: Krieg und Frieden im Mittelalter. Nikol Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg 1997, ISBN 3-937872-02-7.
Einzelnachweise
- ↑ Norbert Ohler, Krieg und Frieden im Mittelalter Nikol Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg, 1997, ISBN 3-937872-02-7 S. 155 f