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Rentnerdemokratie

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Der Begriff Rentnerdemokratie bezeichnet einen gesellschaftlichen Zustand innerhalb eines demokratischen Gemeinwesens, in dem die Bevölkerungsgruppe der Ruheständler einen so hohen Anteil an der wahlberechtigten Bevölkerung hat, dass politische Entscheidungsträger sich nach ihnen richten müssen. Eine Nachhaltige Entwicklung kann dadurch erschwert werden, beispielsweise durch übermäßige Staatsverschuldung zugunsten von RentenanpassungsformelRentenerhöhungen, aber auch die jüngere Generation im Allgemeinen kann durch diesen Effekt benachteiligt sein.

Das Wort war einer der Favoriten auf den Titel „Unwort des Jahres 2008“.[1]

Herkunft des Begriffs

Der Begriff wurde im Mai 2008 von Alt-Bundespräsident Roman Herzog durch folgende Interviewäußerung in die rentenpolitische Diskussion eingebracht:

„Ich fürchte, wir sehen gerade die Vorboten einer Rentnerdemokratie: Die Älteren werden immer mehr, und alle Parteien nehmen überproportional Rücksicht auf sie. Das könnte am Ende in die Richtung gehen, dass die Älteren die Jüngeren ausplündern.“

Roman Herzog

Anlass waren heftige verbale Angriffe und Drohungen von Seniorenverbänden gegen den CDU-Bundestagsabgeordneten Jens Spahn, der eine außerplanmäßige, nominale Rentenerhöhung, die von der Bundesregierung vorgesehen war, verhindern wollte. Roman Herzog wollte den damals erst 27-Jährigen Parlamentarier mit seinen Interviewäußerungen in Schutz nehmen.[2][3]

Diskussion um den Begriff

VdK-Präsident Walter Hirrlinger äußerte sich verärgert über Herzogs Wortwahl: Er habe „überhaupt kein Verständnis“ dafür, dass Herzog auf diese Weise „Emotionen hochpuscht“. Weiter: „Die Älteren plündern die Jüngeren nicht aus, sondern sie wollen wenigstens ein Quäntchen vom Aufschwung mitkriegen, damit sie nicht immer nur Kaufkraftminderungen hinnehmen müssen.“

Bei einer Erhebung von Infratest dimap für die ARD widersprachen 64 Prozent der deutschen Bevölkerung Herzogs Aussage, wonach die Parteien auf Kosten der Jüngeren überproportional Rücksicht auf Ältere nehmen. Nur 33 Prozent der Befragten stimmten Herzogs These, die viele Diskussionen ausgelöst hatte, zu. Allerdings zeigte sich bei der Umfrage auch, dass sich das Meinungsbild je nach Alter unterscheidet. Eine Mehrheit der 18- bis 34-jährigen teilte Herzogs Kritik an einem „übermäßigen Einfluss“ der Älteren auf die Politik. Befragte ab 35 Jahren verneinten dies hingegen mehrheitlich. Bei den über 45-jährigen waren es sogar 70 Prozent, die „Nein“ zu Herzogs These sagten.[4]

Einzelnachweise

  1. Zeit Online: Das schlimmste Wort, aufgerufen am 7. Januar 2009
  2. Focus: Herzog warnt vor „Rentnerdemokratie“ 11.04.08
  3. Spiegel: Herzog warnt vor „Rentner-Demokratie“ 11.04.08
  4. VdK: Kritik an „Rentnerdemokratie“ stößt auf breite Ablehnung 21.04.08