Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main
Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main | |
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Gründung | 1832 |
Ort | Offenbach am Main |
Bundesland | Hessen |
Land | Deutschland |
Präsident | Bernd Kracke |
Studierende | ~600 |
Mitarbeiter | 66 |
davon Professoren | 22 |
Website | www.hfg-offenbach.de |
Die Hochschule für Gestaltung ist eine Kunsthochschule in Offenbach am Main. Die Hochschule hat 600 Studierende, 66 Mitarbeiter, davon 22 Professoren und 15 Lehrkräfte für besondere Aufgaben und wissenschaftliche Mitarbeiter.
Studium




Der Schwerpunkt der Ausbildung liegt in der künstlerischen und wissenschaftlichen Lehre und Forschung. Die Hochschule gliedert sich in zwei Fachbereiche, Visuelle Kommunikation und Produktgestaltung. Die Ausbildung der Studenten endet mit einem Abschluss zum Diplom-Designer.
Geschichte
Die heutige Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main wurde 1832 vom Geometer Georg Fink als Handwerkerschule gegründet. Sie fusionierte 1877 mit der Schule für Kunst und Industrie zur Technische Lehranstalten in Offenbach am Main (engl.:Offenbach Institute of Technical Education) mit den Bereichen Maschinenbau, Bau- und Kunstgewerbe. Die 1883 erschienene The Cyclopædia of Education zählte die Schule zu den wichtigen Ausbildungsstätten auf ihrem Bereich in Europa [1]. 1885 wurde das neue Gebäude am Mathildenplatz bezogen, welches sich bald als zu klein erwies (es wird heute von der Polizei genutzt).
Ab 1908 lehrte Dominikus Böhm, der in Offenbach 1919 seinen ersten Kirchenbau errichtete (als erste „moderne“ Kirche überhaupt). Eine Spende des Fabrikanten Ludo Mayer ermöglichte 1910 den Neubau der Schule und den Umzug in das heutige Gebäude welches von Direktor Hugo Eberhardt entworfen wurde. Aus der Lehrmittelsammlung ging 1917 das Deutsche Ledermuseum hervor. Von 1879 bis 1920 war Karl Brockmann an der Schule tätig, der den Schwerpunkt Entwurf von Mustern für die Industrie („Musterzeichner“) einführte, was heute in etwa dem Produktdesign entspricht. Man strebte eine „werkgerechte Materialbehandlung“ an[2].Ernst Engel, ein Grafiker an der Schule initiierte in den 1930er Jahren die Zusammenarbeit von Eberhardt und dem Designer und Schriftgestalter Rudolf Koch. 1925 wurden mit den Textildesignerinnen Isolde Czóbel und Maria Steudel, die ersten Professorinnen an die Schule berufen.
In der Weltwirtschaftskrise hatten sich die Mittel des Landes erschöpft, und das Konzept Einheit von Industrie und Kunst (die Vorform des Design) hatte sich gegenüber der Politik nicht behaupten können. Die Schule musste erst die Bereiche Innenarchitektur, Bildhauerei und Dekorationsmalerei an Mainz abgeben und unter den Nationalsozialisten 1934 die Baugewerkschule und 1937 den Maschinenbau nach Darmstadt. Sie benannten die Schule in Meisterschule des Deutschen Handwerks um, ein Titel der der Konzeption der Schule widersprach, die zwar materialgerecht aber akademisch orientiert war. Nach 1945 wurde die Schule Offenbacher Werkkunstschule genannt, und musste auch den Fachbereich Architektur abgeben, der sich international besonders mit der Ausbildung von Kirchenbaumeistern profiliert hatte. An der HfG hatte man zu Recht die Architekten nicht als Dipl.-Ing. diplomiert (was einem anderen Berufsbild entspricht) sondern als Dipl.-Architekt, was zu einer Missgunst führte, da Architekten den Begriff als Titel der Architektenkammer sehen und mit Dipl.-Ing. sich zusätzlich als Techniker geben können. Nach diversen Fristen ging der Fachbereich definitiv an die TU Darmstadt und schloss an der HfG zum 30. September 1983.
1970 erfolgte die Umwandlung in eine Kunsthochschule des Landes Hessen, gleichzeitig führte diese als erste nach Schließung der renommierten HfG Ulm deren Titel „Hochschule für Gestaltung“ (den zuvor das Bauhaus benutzte) und einen großen Teil des Lehrkonzepts. Der Erfolg führte dazu, dass mittlerweile sich der Begriff „HfG“ fast als Gattungsbegriff durchgesetzt hat, und weitere Schulen sich HfG genannt haben. 1986 gelang Steinel erneut Professorenstellen in den Bereichen Bildhauerei und Malerei einzurichten, nachdem diese vom Land 1934 eingespart wurden. Erster Professur der Bildhauerei wurde der Schweizer Vincenzo Baviera.
Im Fachbereich Produktgestaltung wurde seit den 70er Jahren die Theorie der Produktsprache, der sogenannte „Offenbacher Ansatz“, entwickelt. Diese ermöglicht eine Bewertung und Gestaltung von Produkten nach formalen, symbolischen und semantischen Gesichtspunkten. 2006 wurde an der HfG das Institut für technologieorientierte Designinnovation gegründet.
Lage und Gebäude
Die Hochschule befindet sich im Rhein-Main-Gebiet, das eine hohe Design-Clusterbildung aufweist, unter anderem im Automobildesign. Der Campus liegt in unmittelbarer Nähe des Main und wenige Meter von der Hochschule befindet sich im Südflügel des Büsing-Palais an der Herrnstraße das Klingspor-Museum für Typografie und Buchkunst.
Der Hochschulcampus umfasst drei Gebäude, die um den Schlossplatz gruppiert sind:
- Das 1576 errichtete Isenburger Schloss
- Das 1909–1913 von Hugo Eberhardt entworfene Hauptgebäude
- Der 2003 neuerrichtete Westflügel, entworfen von Reuter + Werr
Das heutige Hauptgebäude, 1909-1913 von Hugo Eberhardt als Neubau der Technischen Lehranstalt in historisierender Architekturform errichtet, befindet sich am Schlossplatz gegenüber des Isenburger Schlosses. Es wurde als zweiflügelige, hofartige Anlage mit einem Torbogen über der Schloßstraße erbaut. Unterschiedliche Geländer, Kapitelle etc im Gebäude sollten als Muster für die Architekturstudenten dienen (sie sind bis heute erhalten). Der Bau wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt. Nach 1945 folgte ein Wiederaufbau, unter heftigen Protesten von Traditionalisten die das Gebäude abreißen lassen wollten, um den Blick von der Stadt hin zum Schloss wiederherzustellen. Das vollkommen zerstörte Dach wurde durch ein Geschoss mit Mansarddach ersetzt, und somit eine vollwertige Etage geschaffen, die Zwiebeltürme und einige bauliche Details wurden nicht wieder aufgebaut. Neue Einheitsfenster wurden eingebaut und alle ovalen Fenster bis auf eines (der Raum hätte sonst keines) zugemauert. Dieser Eingriff wurde mit der Renovierung im Jahr 2003 wieder rückgängig gemacht, als im Rahmen einer Fassadensanierung wieder Fenster mit mittigem Fensterkreuz eingebaut wurden.
Professoren und Dozenten (Auswahl)

- Heiner Blum (seit 1997, Professor)
- Bernhard E. Bürdek, Industriedesigner und Theoretiker (Professor)
- Mariola Brillowska (seit 2007, Vertretungsprofessur)
- Klaus Hesse, Grafiker (seit 2000, Professor)
- Martin Liebscher seit 2007 (Vertretungsprofessur)
- rosalie, Bühnen- und Kostümbildnerin (seit 1995, Professorin)
- Manfred Stumpf (seit 1995, Professor)
- Burghart Schmidt, Philosoph (seit 1997, Professor)
- Volker Fischer, Designkritiker (Honorarprofessor)
- Adam Jankowski, Maler
- Wolfgang Luy, Bildhauer
Frühere Lehrkräfte
Direktoren und Präsidenten der Hochschule
- Hugo Eberhardt, Architekt und Designer (Professor, Direktor –1940)
- Alexander Battes, (1946–54)
- Henry Gowa, Maler und Bühnenbildner, (Direktor 1955–64)
- Dieter Christian Döpfner, Architekt (Direktor 1966–70)
- Hans Voss, Kunsthistoriker (Professor, Rektor 1970–74)
- Kurt Steinel, Zeichner (Professor, Rektor 1974–94)
Weitere
- Emil Klein, Verfasser des Standardwerks „Der Bau- und Möbelschreiner“ (Studienrat)
- Karl Brockmann, Ingenieur und Gestalter (Professor 1900–1920)
- Josef Rings, Architekt und Städteplaner (Professor ab 1908)
- Dominikus Böhm, Architekt und Kirchenbaumeister (Professor ab 1908)
- Ernst Engel (Grafiker) (1919-)
- Ignatz Wiemeler, Taschendesigner und Buchbinder (Dozent 1921–1925)
- Rudolf Schwarz (Architekt) (1925-1927)
- Rudolf Koch (Schriftkünstler), Typograph
- Karlgeorg Hoefer, Typograph
- Fritz Helmuth Ehmcke, Grafiker und (autodidaktischer) Architekt
- Isolde Czóbel (geb. Daig), Malerin und Textildesignerin (Professorin ab 1925)
- Maria Steudel, Textildesignerin (Professorin ab 1925)
- Walter Schwagenscheidt, Architekt (Dozent 1927- und 1950er Jahre)
- Bernhard Hermkes, Architekt (Professor 1929–1932)
- Gustav Friedrich Scheinpflug, Architekt und Industriedesigner
- Hans Bohn, (1946-1956) Grafiker und Schriftgestalter
- Lore Kramer (1956 bis 1974 Dozentin für Keramik, 1974 bis 1988 Professorin)
- Hermann Zapf, Typograph (1948-1950 Dozent)
- Hans Schmidt, Schriftgestalter (Professor 1963-)
- Dieter Leisegang, deutscher Autor, Philosoph und Übersetzer (Dozent 1968 bis 1971)
- Heinz Kreutz, deutscher Maler des Informel, Mitglied der Künstlergruppe Quadriga (Dozent 1971 bis 1973)
- Klaus Staudt, Bildhauer (Professor 1974–94)
- Jochen Gros, Industriedesigner und Theoretiker (Professor 1974 bis 2004)
- Stefan Heiliger, Automobil- und Möbeldesigner (Professor 1977 bis 2004)
- Herbert Heckmann, deutscher Schriftsteller (Professor 1980 bis 1995)
- Vincenzo Baviera, Schweizer Bildhauer (Professor 1984 bis 1985)
- Verner Panton dänischer Architekt und Industriedesigner (1984 Gastprofessor)
- Helmut Herbst Filmemacher (Professor 1985 bis 2000)
- Richard Fischer, Industriedesigner (Professor bis 2000)
Bekannte Absolventen (Auswahl)
- Rudolf Goedecke, Architekt (Studium bis 1905)
- Ernst Balser, Architekt (Studium von 1914 bis 1926)
- Willem Grimm, Maler (Grafikstudium unter Rudolf Koch)
- Friedrich Heinrichsen Typograf und Schriftsteller (Studium 1919–22)
- Herbert Post, deutscher Schriftkünstler, Typograf und Buchgestalter (Studium von 1921 bis 1924)
- Gotthard de Beauclair, deutscher Verleger, Buchgestalter und Lyriker (Studium von 1923 bis 1925)
- Berthold Wolpe, Typograf und Grafiker, (Promotionsstudium -1928)
- Fritz Kredel, deutsch-amerikanischer Grafiker (Studium 1920er-30er)
- Erich Meyer (Grafiker) Typograf (Studium 1920er-30er)
- Johannes Krahn, Architekt (1923-29)
- Lucy Hillebrand, Architektin (Studium 1925–1928)
- Heinrich Reinhardt (Architekt)
- Warren Chappell, amerikanischer Grafiker (Studium 1931–1935)
- Günther Kieser, deutscher Grafiker. Gründer von Michel + Kieser (Studium von 1946 bis 1949)
- Hans Michel, deutscher Grafiker. Gründer von Michel + Kieser
- Hans Steinbrenner, deutscher Bildhauer (Studium von 1946 bis 1949)
- Bernd Rosenheim (Studium von 1948 -), Bildhauer
- Kurt Halbritter (Studium von 1948 bis 1952), Karikaturist
- Friedrich Poppl (Studium von 1950 bis 1953), Typograf
- Klaus Steinbrenner, deutscher Architekt und Bildhauer (Studium von 1955 bis 1958)
- Rosa von Praunheim, deutscher Filmregisseur (Studium von 1957 bis 1958)
- Franz Erhard Walther, deutscher Bildhauer, Konzept-, Installations- und Prozesskünstler (Studium von 1957 bis 1959)
- Bernhard Jäger, deutscher Maler, Grafiker und Bildhauer (Studium von 1957 bis 1961)
- Thomas Bayrle, deutscher Maler, Grafiker und Video-Künstler (Studium von 1958 bis 1961)
- Alfred Harth, Komponist (Studium 1969)
- Alexander Branczyk, Grafiker
- Thomas Nagel (Grafikdesigner)
Literatur
- Axel Blohm: Vom Handwerk zur Kunst – Die Geschichte der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main, 1984 ISBN 3921997127
- Bernd Kracke: Gestalte! Design, Medien, Kunst, av edition, Ludwigsburg 2007 ISBN 3899860926
Einzelnachweise
- ↑ bezeichnet als "art-industry school in Offenbach" in: The Cyclopædia of Education: a dictionary of information for the use of teachers, school officers, parents, and others Von Henry Kiddle, Alexander Jacob Schem Edition: 3 Veröffentlicht von E. Steiger & co., 1883 S. 812 über Google Books
- ↑ Alexander Koch: Architektur und Wohnform, 1933
Weblinks
Koordinaten: 50° 6′ 27″ N, 8° 45′ 53″ O