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Drehleier

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Die Drehleier oder Radleier ist ein Streichinstrument, bei dem die Saiten von einem eingebauten Rad angestrichen werden, das mittels einer Kurbel gedreht wird. Neben einer oder mehreren Melodiesaite/n, deren schwingende Länge mechanisch mit Tasten verkürzt werden kann, um die Tonhöhe zu verändern, laufen einige Bordunsaiten auf konstanter Tonhöhe mit. Die Drehleier gehört daher wie der Dudelsack zu den Borduninstrumenten. Zum Erzeugen von rhythmischen Schnarrlauten dient ein Schnarrsteg ähnlich wie beim Trumscheit.


Geschichte

Als Organistrum ist die Drehleier ab dem zehnten Jahrhundert belegt (Romanisches Kapitel in der Abtei St. Georg zu Boschville bei Rouen), es wurde von zwei Spielern bedient und in der Kirchenmusik verwendet. Eine bedeutende Veränderung erfährt die Drehleier ausgehend von Frankreich im achzehnten Jahrhundert. Es entstehen, während einer nicht all zu langen Zeitspanne, viele kammermusikalische Werke fuer "ländliche" Instrumente, unter ihnen die Drehleier. Das Instrument wird mit einem Lautenähnlichen Spänekorpus ausgestattet unter der Bezeichnung Vielle-a-roue (wörtlich Rad-Laute) für den Gebrauch in der höfischen (Kammer-) Musik adaptiert. Viele technische Grundlagen der heute verwendeten Instrumente gehen auf diese Zeit zurück.

Bis ins neunzehnte Jahrhundert ist die Drehleier in großen Teilen Europas dokumentiert. Auch heute ist sie in Zentralfrankreich, Nordwestspanien, und Ungarn als traditionelles Musikinstrument verbreitet, in vielen Regionen Europas erlebt sie eine Renaissance.


Bauformen

Durch die Zeiten und Regionen findet sich eine große Viefalt an Bauformen eine allgemeine Standardisierung ist auch heute nicht feststellbar. Jedoch lassen sich doch einige Typen eingrenzen.

Organistrum Die älteste nachgewiesene Form. Ein instrument für zwei Spieler, wobei einer die Saiten verkürzt und der andere die Kurbel bediehnt. Das Organistrum ist nur aus Abbildungen und Plastiken bekannt, unser Wissen über den Mechanismus der Saitenverkürzung, die Stimmung und andere bauliche Detais gründet auf Indizien.

Kastenleier Auch diese Form ist bereits aus mittelalterlichen Darstellungen belegt. Das Instrument hat die form eines länglichen Kiste, nur die Tastatur und die Kurbel stehen vor. Wie beim Organistrum beruhen alle heutigen Nachbauten auf Texten und Abbildungen und daraus abgeleiteten Folgerungen. Es ist kein historisches Instrument erhalten.

gotische Drehleier Unter diesem Begriff wird eine Vielfalt von Instrumentenformen von heutigen Instrumentenbauern angeboten. Man versteht darunter meist Instrumente deren Korpusform nach historischen Abbildungen aus der Zeit vom Beginn der Neuzeit bis etwa 1650 geformt ist. Es gibt sehr genaue Nachbauten nach einzelnen historischen Abbildungen, etwa nach dem Instrument das auf dem Bild Der Garten der Lüste von Hieronymus Bosch dargestellt ist, aber auch rein spekulative Neuschöpfungen für die Verwendung auf Mittelaltermärkten.

Vielle a Roue In Frankreich insbesondere in der RegionCentre gibt es heute eine Tradition für das Instrument. Seine Form mit einem Korpus aus Spänen ähnlich der Laute erhielt dieses Instrument von höfischen Instrumentenbauern zu Beginn des achzehnten Jahrhunderts. Instrumentenbauer dieser Zeit sind Jean Louvet und J. Lambert aus Paris und Colson aus Mirecourt. Neben den Instrumenten mit Spänekorpus wurden auch Instrumente mit gitarren- und gambenförmigem Korpus gebaut. Im dem neunzehnten Jahrhundert passte sich das Instrument mehrt und mehr dem Gebrauch in der dörflichen Musik an und wurde robuster. Die Instrumente aus dieser Zeit, etwa von Pimpard oder Pajot aus Jenzat in der Auvergne gleichen den heute gebauten. Für die Bretagne bauten die Instrumentenbauer aus dem Centre Drehleiern mit großem gambenförmigem Korpus.

Tekerö Die Ungarische Tekerö-Lant hat einen großen tailierten Korpus und die Besonderheit, dass Melodie- Schnarr- und Bordunsaiten innerhalb des Tangentenkastens der die Tastatur aufnimmt verlaufen. Dieses Instrument hat ein Schnarrsystem das anders als bei den französischen Instrumenten mit einem Keil justiert wird.

Lira Diese Instrumente aus Osteuropa, der Ukraine, Weißrussland und Russland haben einen geigenförmigen Korpus meist ein sehr kleines Rad und gelegentlich ein besondere Tastatur mit Knöpfen.