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Stuttgart 21

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Das Projekt Stuttgart 21 ist ein Teil der Neu- und Ausbaustrecke Stuttgart-Augsburg der Deutschen Bahn AG. Es besteht aus einem Eisenbahnprojekt der Deutsche Bahn AG und einem städtebaulichen Projekt der Landeshauptstadt Stuttgart.

Das Eisenbahnprojekt wird den Stuttgarter Hauptbahnhof in das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz einbinden, indem der bisherige Kopfbahnhof durch einen unterirdischen, um 90 Grad gedrehten Durchgangsbahnhof ersetzt wird. Über einen Ringschluss unterhalb der Stadt wird die neue Streckenführung mit den bestehenden Trassen und dem Abstellbahnhof verbunden.

Modelle des neuen Bahnhofes und seiner Umgebung sowie Informationen zur Finanzierung können im TurmForum Stuttgart 21 im Turm des Hauptbahnhofs besichtigt werden (Öffnungszeiten siehe [1]). Das TurmForum Stuttgart 21 e.V. ist ein Gemeinschaftsprojekt der Deutschen Bahn AG und der Landeshauptstadt Stuttgart und bietet für Gruppen auch Führungen durch die Ausstellung an.

Das heutige Bahnhofsgebäude wurde 1928 vom Architekten Paul Bonatz im Stil der Neuen Sachlichkeit gebaut und steht unter Denkmalschutz. Dieser "Bonatzbau" wird in den neuen Bahnhof integriert.

Gliederung

Das Projekt besteht aus 7 Teilabschnitten:

siehe auch: NBS Wendlingen-Ulm, Neu-Ulm 21, Fildertunnel

Kosten

Das Eisenbahnprojekt Stuttgart 21 wird nach Angaben der DB ProjektBau GmbH auf ca. 2,6 Mrd. EUR (Preisstand 1998) veranschlagt; nach Berechnungen des Verkehrsministeriums sind Kosten in Höhe von 2,95 Milliarden zu erwarten.

Zeitplanung

Die Planungen zu Stuttgart 21 begannen bereits Mitte der 1990er Jahre. Über den Baubeginn für Stuttgart 21 soll nach Vorliegen einer abschließenden Wirtschaftlichkeitsuntersuchung entschieden werdenn, die für Mai 2005 vorgesehen ist. Von einem Baubeginn ist daher frühestens 2006 auszugehen, von einer Inbetriebnahme frühestens 2015 .

Ziele / Nutzen

Das Hauptziel des Projektes ist die Einbindung des Stuttgarter Hauptbahnhofs in das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz in Nord-Süd- und Ost-West-Richtung (momentan enden die Hochgeschwindigkeitstrassen von Mannheim her kommend in Stuttgart).

Der neue Bahnhof hat eine Kapazitätssteigerung von nahezu 50% zur Folge. Insgesamt wird er 8 gleichzeitig nutzbare Gleisen erhalten. Zum Vergleich: Der aktuelle Bahnhof besitzt als Kopfbahnhof zwar 17 Gleise, davon sind aber nur 6 gleichzeitig nutzbar. Deshalb wird jeder 2. Zug durch einen anderen Zug blockiert, dies ist zukünftig nicht mehr der Fall.

Ein Nutzen des Durchgangsbahnhofes wird darin bestehen, dass Rangierarbeiten entfallen. Einschränkend ist anzumerken, dass bereits heute viele Züge an beiden Enden Triebköpfe aufweisen (Wendezüge), welche die Fahrt in beide Richtungen erlauben.

Die verkürzten Reisezeiten werden nicht allein durch den Umbau des Bahnhofes erreicht - der geplante Durchgangsbahnhof weist Reisezeitverkürzungen von maximal 260 Sekunden auf, sondern auch der Ausbau der Trassen wird die Fahrtzeiten deutlich verkürzen.

Auch der Flughafen Stuttgart soll durch das Projekt an das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen werden. Über einen 9,5 km langen Tunnel wird man zukünftig vom neuen Hauptbahnhof aus in 8 Minuten den Flughafen und die Neue Messe erreichen. Einschränkend ist anzumerken, dass nur jeder dritte ICE am Flughafen halten wird, d. h. eine Anbindung ist nur alle 90 Minuten vorhanden.

Zukünftig werden erheblich mehr Regional-Expresse und InterRegios verkehren. Diese werden folgende Orte ohne Umsteigen verbinden: Schwäbisch Hall - Tübingen, Aalen - Tübingen, Heilbronn - Horb und Vaihingen (Enz) - Geislingen.

Der neue Bahnhof ermöglicht Einsparungen bei den Betriebskosten (Wartungs- und Energiekosten). Ein Beispiel: im Gleisvorfeld des heutigen Bahnhofs liegen 225 Weichen, die regelmäßig gewartet und im Winter beheizt werden müssen. Im zukünftigen unterirdischen Bahnhof wird es nur noch 48 Weichen geben, die nicht mehr beheizt und auch weniger gewartet werden müssen, da sie nicht mehr dem Wetter ausgesetzt sind.

Städtebaulich bietet das Projekt die Chance, ca. 100 Hektar derzeitige Gleisfläche in der Stuttgarter Innenstadt nutzbar zu machen. Die Fläche soll nach dem siegreichen Entwurf des Architekturbüros Trojan, Trojan + Neu für Wohn- und Geschäftsgebäude genutzt werden. Dies wäre der größte Innenstadtumbau seit Bestehen der Stadt.

Kritik

Das Projekt ist betrieblich sowie wirtschaftlich umstritten.

Kritiker halten das Projekt für betriebsschädlich und für zu kostenintensiv. Sie streben stattdessen einen Ausbau des bestehenden 17-gleisigen Kopfbahnhofs an. Übereinstimmung besteht zwischen Projektbefürwortern und Projektgegnern jedoch darin, dass die Bahnanlagen in Stuttgart umgestaltet werden müssen. Wie die Stuttgarter Zeitung am 19.02.2005 berichtet, geht das Eisenbahnbundesamt davon aus, dass das Alternativkonzept, das auf eine Beibehaltung des Kopfbahnhofs setzt, nur ökologisch günstiger sei (wegen der "Trockenbiotope" auf oberirdischen Gleisanlagen), in Kosten aber nahezu dem Antrag der Bahn gleichkomme und zudem die Vorhabensziele nur qualitativ schlechter erfüllt. Eine aktuellere Untersuchung (Dr. V. Jung, 2005) kommt dagegen zu dem Ergebnis, dass die maximal mögliche Abfertigungskapazität eines erweiterten Kopfbahnhofes deutlich über der Kapazität des geplanten Durchgangsbahnhofes liegt.

Gegner des Projekts befürchten außerdem, dass durch die Halbierung der Zahl der Gleise nicht mehr angemessen auf Betriebsstörungen reagiert werden könne. Außerdem sei der Regionalverkehr in seiner jetzigen Form nicht mehr möglich, da die Nahverkehrszüge die Ankunft des Fernverkehrs nicht mehr abwarten können.

Ferner behaupten einige Kritiker, eventuell später notwendige Erweiterungen des Tiefbahnhofs seien baulich nicht durchführbar. Dem widersprach die Deutsche Bahn AG beim Erörterungstermin im April 2003: Falls weitere Leistungszuwächse erforderlich wären, so könne der 8-gleisige Bahnhof um ein 9. und 10. Gleis erweitert werden.

Finanzierung

Ein Teil der Finanzierung wird durch die bereits 2001 an die Stadt Stuttgart für ca. 450 Mio EUR verkauften Bahnflächen sichergestellt. Einzelne Planungen und Bohrprogramme des Projekts Stuttgart 21 wurden von 2001-2004 zu 50% von der Europäischen Union bezahlt, da das Projekt zu den wichtigen so genannten "TEN-Projekten" der EU zählt. Die Befürworter von Stuttgart 21 hoffen auf weitere Unterstützung seitens der EU. Eine endgültige Festlegung über die Finanzierung des Baus von Stuttgart 21 wird nach der im Mai 2005 vorliegenden Wirtschaftlichkeitsrechnung unter den Partnern des Projekts, der Bundesrepublik Deutschland, der Deutsche Bahn AG, dem Land Baden-Württemberg, dem Verband Region Stuttgart, der Stadt Stuttgart und der Flughafen GmbH erfolgen.

Das Projekt Stuttgart 21 taucht nicht expressis verbis im Bundesverkehrswegeplan auf. Das Anschlussprojekt, die NBS Wendlingen-Ulm als Teil der ABS/NBS Stuttgart-Augsburg ist jedoch aufgeführt, inklusive der "Einbindung in den Knoten Stuttgart".

Das Projekt war auch ein Thema bei den Stuttgarter Oberbürgermeisterwahlen im Oktober 2004. Der wiedergewählte Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster hielt im Wahlkampf einen Bürgerentscheid bei Stuttgart 21 für möglich.