Heiliger Krieg
Der Begriff Heiliger Krieg bezeichnet einen aus angeblichen oder tatsächlichen religiösen Motiven geführten Krieg.
Begriffsgeschichte
Der Begriff "Heiliger Krieg" geht zurück auf die Befreiungskriege. Romantische Religiosität und das Pathos des Freiheitsdranges von der Napoleonischen Besetzung Deutschlands verbanden sich zur idealistischen Losung von einem Krieg als Erlösungswerk, die Ernst Moritz Arndt zusammenfasste "Der Krieg ... für das Vaterland und für die Freiheit ist ein heiliger Krieg, und die Menschen müssen also ihre Herzen und Gedanken zu Gott und zum Himmel erheben... Sowie die junge Mannschaft... versammelt ist, wird feierlich Gottesdienst gehalten ... es wird ihnen eingeschärft, dass der Tod fürs Vaterland im Himmel und auf Erden ein großes Lob ist; es wird durch Recht und Predigten und durch geistliche und kriegerische Lieder ihr Gemüt zu Treue, Ruhm und Tugend entzündet."
Die Idee vom gottgewollten Krieg im Christentum ist jedoch älter. Schon der Kirchenlehrer Augustinus sprach in seinem Werk De civitate dei (Vom Gottesstaat) diejenigen von der Verletzung des fünften Gebotes frei, die einen Gott geschuldeten Krieg führen (lat. bellum deo auctore).
Im Islam kann das Wort Djihad auch als heiliger Krieg aufgefasst werden. Näheres siehe unter Dar ul-Harb.
Den Krieg 1870 gegen Frankreich charakterisiert der konservativ-nationale Historiker Heinrich von Treitschke als ein "Gottesgericht".
Der 1. Weltkrieg wird von Militärpredigern enthusiastisch als "heiliger deutscher Krieg" gefeiert, die Zeit des Krieges sei eine "heilige Zeit", während der von deutschen Soldaten "heiligstes Blut" vergossen werde. Dieser "große, heilige Krieg" solle dem Guten zum Sieg gegen das Böse verhelfen.
Ebenso sehen die französischen Theologen und Intellektuelle im Krieg gegen Deutschland einen "Kreuzzug für das Reich Gottes, für christliche Glaubensreinheit und Sittlichkeit". Obendrein sieht das katholische Frankreich sich herausgefordert zum Kampf gegen das sich protestantisch gebende Deutschland. "Die französischen Soldaten fühlen mehr oder weniger ausdrücklich, aber bestimmt, dass sie Soldaten Christi und Mariä sind, Verteidiger des Glaubens, und dass französisch sterben soviel heißt als christlich sterben". Wenn deutsche Kriegsprediger die "Auserwähltheit des deutschen Volkes" hervorhoben, erklärten die französischen Militärgeistlichen Frankreich zum "auserwählten Volk Gottes, der ältesten Tochter und treuen Dienerin der heiligen Kirche".
In England dient das Bild eines rächenden, geschichtsmächtigen Gottes zum Anwalt englischer Interessen. Auch hier feiert man in Predigten, Presse und Literatur den Krieg mit Deutschland als "heiligen Krieg", und England vernichtet in göttlichem Auftrag den Feind der christlichen Zivilisation.
Für die Position Deutschlands im 2. Weltkrieg formulierte Joseph Goebbels programmatisch: "Und wir gehen in diesen Kampf wie in einen Gottesdienst".
Der britische Außenminister Lord Halifax erkannte in Nazideutschland eine Gefahr für das Christentum und propagierte den Heiligen Krieg ("Holy War") gegen Deutschland.
In der Sowjetunion dichtete Alexander W. Alexandrow, (1883-1946) im Jahr 1941, nach dem deutschen Überfall das Lied der Roten Armee Swjaschtschennaja Woina "Der heilige Krieg".
In gegenwärtigen militärischen Auseinandersetzungen scheint die Kategorie des Heiligen Krieges inflationäre Ausmaße anzunehmen.
Im 3. Golfkrieg sehen die USA einen Kreuzzug gegen die Achse des Bösen. Eine Operation wurde zunächst mit dem apokalyptisch aufgeladenen Titel "Infinite Justice" versehen.
Umgekehrt sehen die überfallenen Muslime in dem amerikanischen Krieg eine Neuauflage des Kreuzzuges gegen die islamische Welt, dem sie sich mit der aus dem Koran entnommenen Vorstellung vom Heiligen Krieg des Jihad entgegenstellen.
Zitat
- "Es ist kein Krieg, von dem die Kronen wissen, es ist ein Kreuzzug, 's ist ein heiliger Krieg!" Karl Theodor Körner
Siehe auch: Kreuzzüge, Jihad, Militärseelsorge