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Propaganda

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Unter Propaganda im allgemeinen Sinn versteht man eine gezielte Botschaft, die zu dem Zweck verbreitet wird, andere zu einem bestimmten Handeln und Denken zu bewegen. Die Information kann richtig oder falsch sein. Wenn sie richtig ist, ist sie oft einseitig und unvollständig. Beispiele dafür sind zumal politische Selbstdarstellungen von Parteien, politischen Bewegungen und Staaten, während bei Unternehmen zumeist von Öffentlichkeitsarbeit, Public Relations und von Werbung für Produkte gesprochen wird.

Besonders perfide, denunziatorische und blutrünstige Propaganda bezeichnet man als Gräuelpropaganda.

Propaganda und Information

In vielen Fällen ist es schwierig, Information und Propaganda klar voneinander zu trennen, da es in der menschlichen Kommunikation keine reine Information gibt. Ausnahmslos jeder Informationsaustausch zwischen Menschen ist deformiert und hat eine bestimmte Orientierung, ist subjektiv gefärbt und durch den Sender bereits gefiltert. Die einzige Objektivität, die in der menschlichen Kommunikation existiert, besteht darin, den subjektiven Standpunkt einer Person möglichst neutral und vollständig darzustellen. Propaganda nutzt diese Trennschärfe geschickt aus, um die öffentliche Meinung gezielt zu beeinflussen.

Funktionierende, für das Publikum "glaubwürdige" Propaganda kommuniziert die Informationen auf subtile Weise verzerrt. So werden zwar keine "richtigen" Lügen verbreitet, jedoch die Informationen qualitativ und/oder quantitativ so verzerrt, dass diese den Interessen der Verbreiter entsprechen.

Quantitative Informationsverzerrung findet immer dann statt, wenn eine an sich unwichtige Tatsache oder ein Ereignis übergross/überwichtig dargestellt wird oder umgekehrt - kleiner oder unwichtiger als es in Wahrheit ist. Qualitative Informationsverzerrung hingegen bezieht sich auf den Standpunkt, der bei der Kommunikation vermittelt wird. Ein klassisches Beispiel ist die Geschichte des Pessimisten und des Optimisten: Auf dem Tisch steht ein Ein-Liter-Krug, in dem sich ein halber Liter Wasser befindet. Der Pessimist sagt: "Der Krug ist halb leer", während der Optimist feststellt: "der Krug ist halb voll". In beiden Fällen ist die kommunizierte Information die selbe, der kommunizierte Standpunkt jedoch beeinflusst in hohem Masse die Rezeption durch den Empfänger der Botschaft.

Bie bistabile Systemanalytik im Kontext der diskreditierten Kortex ist eine Entität die aus gründen der Efizienz für eine andere Entität tätig wird und die generellen Inkontinenzen formlos darstellen konnte.

Politische Propaganda

Prähistorische Zeit

Bereits die meisten Geschichten aus dem alten Testament können - neben anderen möglichen Interpretationen - auch als Propagandawerke interpretiert werden. Sie vereinen alles, was wirkungsvolle Propaganda ausmacht: Rechtfertigung (Legitimierung) widersprüchlicher (z.B. brutaler) Handlungen und Aktionen durch das Argument des "göttlichen Willens" mit dem Ziel, Herrschaftsansprüche zu stärken und das "Volk Gottes" als den anderen Völkern überlegen darzustellen.

Antike

In der Griechischen Antike beschränkte sich die innenpolitische Propaganda auf die persönliche Überzeugung Andersdenkender, vor allem in Volksversammlungen (vgl. öffentliche Meinung). Außenpolitisch trugen Autoren wie Demosthenes, der antike Großmeister der Rhetorik, wesentlich zur Bildung von Feindbildern und Legitimierung kriegerischer Aktionen bei.

Die Ausdehnung des Römischen Reiches hingegen war nur mit der Unterstützung durch intensive Propagandaarbeit möglich. Eroberungsfeldzüge oder Herrscherputschs mussten legitimiert und finanziert werden. Ein Meister dieses Fachs war Julius Caesar. In De bello Gallico rechtfertigte er sich als Feldherr und kommender Staatsmann, schrieb eine (nachträgliche) Rechtfertigung für seine aufwendigen Feldzüge gegen die gallischen Stammesvölker und ebnete dadurch den Weg für die Erfüllung seiner weiteren Ambitionen. Auch die Catilinares Ciceros (Reden gegen Catilina) und seine Anklage gegen Verres (Divinatio in Caecilium, Orationes in Verrem) waren propagandistische Meisterstücke.

Mittelalter

Mittelalterliche Herrscher befehligten Chronisten, die ihre Taten und Handlungen positiv darstellen und ihren kriegerischen Aktionen einen legitimen Anspruch verleihen sollten. Religiöse Propaganda waren auch die vielen Lebensläufe christlicher Märtyrer.

Neuzeit

Der Club de la propagande, eine Geheimgesellschaft der Jakobiner im Frankreich des 18. Jahrhunderts, wollte die Verbreitung revolutionärer Ideen fördern. Im 19. Jahrhundert wurde der Begriff erstmals mit der Bedeutung (oder gar als Synonym) von Werbung eingesetzt, die er teilweise bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts beibehielt.

Im engeren, umgangssprachlich häufig gebräuchlichen Sinn steht Propaganda in der Folge zunehmend aber auch für absichtlich falsche oder irreführende Information, die einem politischen Zweck oder dem Interesse der Machterringung bzw. -erhaltung dient.

Agitprop

Im Machtbereich der Sowjetunion wurde (mit Lenin) als Propaganda die allgemeine Überzeugungsarbeit von Kommunisten bezeichnet, im Unterschied zur Agitation, die spezielle Ziele verfolgt (vgl. Agitprop). Propagandisten versuchen, die Sichtweise von Menschen zu einem bestimmten Thema so zu verändern, dass es den Zielen der Propagandisten hilfreich ist.

"Moderne" Propaganda

Der Ursprung der modernen Propaganda liegt in Amerika und Großbritannien zur Zeit des Ersten Weltkriegs. In den USA wurde 1916, während der Amtszeit von Woodrow Wilson, die Creel-Kommission ins Leben gerufen, die unter Beteiligung von John Dewey, Walter Lippmann und des neugegründeten britischen Propagandaministeriums die Aufgabe hatte, das pazifistisch gestimmte amerikanische Volk gegen das Deutsche Reich zu mobilisieren. Dies wurde ein großer Erfolg. Lippmann verfasste später eine Demokratie-Theorie, die besagt, dass das Volk im Wesentlichen aus zwei Klassen bestehe: Einerseits aus der Klasse der Spezialisten, die aktiv mit den Angelegenheiten der Allgemeinheit betraut sind und die Entscheidungen treffen, andererseits aus der großen Mehrheit, die mangels eigenen Wissens zur Unterstützung der "vernünftigen" Entscheidungen der Spezialisten gebracht werden müsse.

Untersucht wurde die Weltkriegspropaganda im wissenschaftlich-soziologischen Kontext einer allgemeinen Theorie der öffentlichen Meinung erstmals und grundlegend in der "Kritik der öffentlichen Meinung" von Ferdinand Tönnies (1922, ²2003). 1922 fand der Ausdruck Propaganda Eingang in die Encyclopaedia Britannica.

Basierend auf der Einschätzung, das Deutsche Reich wäre im Ersten Weltkrieg nicht aufgrund militärischer Unterlegenheit, sondern durch den "Verrat der Heimatfront" (siehe auch: Dolchstoßlegende) besiegt worden, haben die Nationalsozialisten extreme propagandistische Aktivität entfaltet und sie unter Joseph Goebbels zu einer verhängnisvollen Perfektion gebracht. Im Deutschen hat so das Wort "Propaganda" durch den "Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda" Goebbels eine hauptsächlich negative Bedeutung erlangt.

Das Standardwerk der Nachkriegspropaganda ist "Propaganda" des Amerikaners Edward Bernays, der schon Mitglied der Creel-Kommission war.

Subtile Formen

In einem noch engeren, weniger gebräuchlichen aber legitimen Sinn steht der Begriff Propaganda für ständige beruhigende Versicherungen, die mögliche Zweifel an einer bereits vorhandenen Überzeugung zerstreuen sollen. Zweifel sind in der Regel unangenehm, und so sind zweifelnde Menschen sehr empfänglich für diese Art von Propaganda und sie wird auch gezielt an diese Menschen gerichtet.

Techniken zur Erzeugung von Propaganda

Was Propaganda von anderen Formen des Eintretens für eine Sache unterscheidet, sind die Prinzipien der Überredung (lat. Persuasion) und/oder Täuschung von Menschen anstelle von rational einsichtiger Überzeugung.

Im Einzelnen:

Überredung

explizite Behauptungen mit unwahrem oder willkürlich gewichtetem Inhalt
(vgl. Joseph Goebbels, Karl-Eduard von Schnitzler u.v.a.) oder

Täuschung

implizite Behauptungen, d.h. semantischer Neubelegung von Begriffen nach eigenen Zwecken, z.B. die Verwendung des Ausdrucks Ground Zero für das Areal der des zerstörten World Trade Centers, statt, wie bis dahin üblich, für den Bodenpunkt einer Nuklearexplosion, etwa in Hiroschima und Nagasaki
(vgl. Sprachnormierungen, "political correctness", persuasiver Sprachgebrauch, Neusprech).

  • Unterstützung durch Prominenz oder durch Angehörige geeignet erscheinender Berufsgruppen
  • Aufrufe, sich der Mehrheit anzuschließen, weil die zu den Gewinnern gehören wird ("Jeder macht mit", "Wir machen mit", "Der Sieg ist nah")
  • Fatalisierung: Pathetische Aussagen, die Naturgegebenheit, Unabwendbarkeit und Richtigkeit von Maßnahmen suggerieren ("Der Euro kommt" statt "Der Euro wird eingeführt")
  • Überhöhung: Pathetische Appelle an Vaterland, Freiheit, Frieden, Demokratie, Menschenrechte, Gott, Ehre, Ruhm usw. und Verbindung von Personen oder Themen mit solchen positiv besetzen Wörtern ("Gott ist auf unserer Seite" von George W. Bush)
  • Starke Vereinfachungen von komplexen Themen. Ein Mittel dazu sind Begriffe, die zwei Aspekte eines Themas beinhalten, und damit die getrennte Diskussion derselben erschweren (Ausländerkriminalität)
  • Synthese neuer Phantasiewörter, um Vorurteile zu erzeugen. Beispiele: internationales Finanzjudentum, Islamo-Faschismus, Hassprediger.
  • Vage oder mehrdeutige Aussagen (Erzeugung von Zweifeln bzw. Assoziationen)
  • Schuldzuweisungen, Präsentation von Sündenböcken, Angriff auf die Persönlichkeit der Gegner.
  • Negative Darstellung der Gegner als extreme Minderheit ("Nur einige Sekten, Splittergruppen sind dagegen").
  • Die Behauptung, es sei der Wille des "einfachen Mannes auf der Straße" - aber auch: Diskreditierung missliebiger Aussagen als Meinung "von jemandem der keine Ahnung" oder gar verkürzt "Stammtischeniveau" oder "laienhaft"
  • Erzeugung von Vorurteilen - aber auch: Diskreditierung missliebiger Urteile als Vorurteil
  • Ständige Wiederholung einfacher Aussagen ("Slogans")

Sonderfall Gräuelpropaganda

Besonders perfide und denunziatorische Propaganda - etwa die Verächtlichmachung von Feinden, in dem man diesen ausgemacht schwere und schwerste Untaten nachredet (und gfs. die eigenen unterschlägt oder beschönigt) - bezeichnet man üblicherweise als Gräuelpropaganda. Sie war zu allen Zeiten üblich, etwa zur Kriegsvorbereitung. So hatte Papst Stephan III. († 772) die Langobarden in einem Brief an die Frankenkönige als "eine treulose und stinkende Nation" denunziert, "die nicht einmal zu den Nationen gerechnet wird und von der gewiss die Aussätzigen ihren Ursprung haben" - worauf Karl der Große, dann schon Alleinherrscher des Fränkischen Reiches, die Langobarden 774 unterwarf und sich selbst zu deren König machte. Ihre äußerste Steigerung erfährt Gräuelpropaganda i.d.R., indem dem oder den Denunzierten das Menschsein überhaupt abgesprochen wird ("Untermenschen").

Medien und Kanäle der Propagandaverbreitung

Gebräuchliche Methoden, um Propaganda auszustreuen, sind Nachrichten, Regierungserklärungen, politische Kolumnen und Kommentare; oft durch Beeinflussung der Lehrpläne von Schulen (hier oft als Umschreibungen der Geschichte oder pseudowissenschaftliche Aussagen). Auch die Schleichwerbung in redaktionellen Beiträgen verschiedener Art (Presse, Fernsehen, im Spielfilm usw.) ist zu nennen. Durch die modernen Massenmedien (Radio, Fernsehen und Internet) kann die Propaganda schnell verbreitet werden.

Eine historische Technik der Propagandaverbreitung ist die Lithographie. Mit dem Steindruck ließen sich Flugblätter mit Karikatur und Spottvers schon für die Französische Revolution schnell herstellen. Nach der Oktoberrevolution entwarfen russische Avantgarde-Künstler Plakate, so genannte Rosta-Fenster, zur massenhaften Verbreitung neuester Nachrichten und politischer Karikaturen.

Propaganda als Bild

Nicht nur durch Sprache, auch mit Bildern (Film, Fernsehen, Fotografien, Kunstwerke) kann Propaganda verbreitet werden. Diese ist schwerer zu durchschauen, und dadurch um so verbreiteter. Einige Lebensstile, Weltanschauungen oder Haltungen werden z.B. wie selbstverständlich als erstrebenswert dargestellt, andere betont negativ. Oft wurde das Bild einer Heilen Welt und eines aufopferungsvollen Führers (Nationalsozialismus, Stalinismus, Maoismus, Nordkorea) in den Massenmedien und auf Standbildern verbreitet. Gegner wurden dämonisiert und entmenschlicht dargestellt.

Ein harmloseres Beispiel sind Politiker, die sich mit Kindern auf dem Arm ablichten lassen, eine solche Inszenierung dient ebenso wie bei Schauspielern, die sich vorzugsweise lächelnd fotografieren lassen, der Sympathie-Bildung. Ähnlich funktioniert Werbung mit Kindern oder Tieren, die an das Kindchenschema appellieren. Der Betrachter soll der dargestellten Person oder dem Produkt gegenüber positive Gefühle entwickeln. Es kommen z.B. auch warme oder kalte Farben zum Einsatz, die Stimmungen erzeugen, auch die Musik spielt etwa in der Fernsehwerbung eine wichtige Rolle. Diese Art von Beeinflussung findet nicht auf einer rationalen Ebene statt, sondern über das Unterbewusstsein, Gefühle und Instinkte.

In der Kunst stellen z.B. die Montagen von John Heartfield oder Klaus Staeck, oder auch Bilder von George Grosz eine Form von Propaganda dar, indem sie zu gesellschaftlichen Fragen entschieden Position beziehen.

Medienpräsenz

Propaganda kann aber auch allein schon durch Medienpräsenz stattfinden, berichten etwa die Medien nicht, oder nur sehr knapp über ein Geschehen, hat es in der Realität vieler nicht stattgefunden. Medien vermitteln Bedeutung und Relevanz und tragen Verantwortung, weshalb die Ethik bei Journalisten häufig diskutiert wird, und Schülern Medienkompetenz vermittelt werden soll.

Medienkonzerne und Medienmogule vermögen mittels tendenziöser Berichterstattung auf das politische Geschehen Einfluss zu nehmen, Lobbyisten und Thinktanks steuern gesellschaftliche Diskurse in erwünschte Richtungen.

Dem entgegen steht das Medium des Internet, das einen ungesteuerteren Fluss an Informationen zulässt, deren Wahrheitsgehalt so aber auch zweifelhafter wird.

Verwandte Themen

Verwandte Artikel

Medientheorie, Manipulation, Geschichte der Zensur, NS-Propaganda, Hufeisenplan, Jessica Lynch, Nayirah, Spin Doctor, Wag the Dog, Embedded Journalist, Thinktank

Literatur

  • Weber, Gregor/Zimmermann, Martin (Hrsg.): Propaganda – Selbstdarstellung – Repräsentation im römischen Kaiserreich des 1. Jhs. n. Chr. Stuttgart: Steiner 2003 (Historia Einzelschrift 164). - 355 S., 69 Abb. EUR 92. - ISBN 3-515-08251-4 (Rezension hierzu)
  • Hruza, Karel (Hrsg.): Propaganda, Kommunikation und Öffentlichkeit (11.–16. Jahrhundert). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2002. -ISBN 3-7001-3101-1 (Webdokument dazu)
  • Krempl, Stefan: Krieg und Internet: Ausweg aus der Propaganda?. Hannover: Verlag Heinz Heise (dpunkt), 2003. - ISBN 3-93693-109-7 (Spindoktor.de - Buch zum Blog)
  • Taleb, B. A.: The Bewildered Herd : Media Coverage of International Conflicts & Public Opinion (PDF-E-Book; Details hier)
  • Ellul, Jacques: Propaganda. - London: Vintage, 1973. - ISBN 0-39471-874-7 (Gilt als Standardwerk - 1. Auflage 1965)
  • Beck, Sven O.: Propagandakrieg: Kriegsberichterstattung, moderne Feindbilder und öffentliche Meinung. Universität der Bundeswehr, 1997. (Seminararbeit als PDF-E-Book, Download hier)
  • Artus, Helmut M. (Bearb.): Krieg und Propaganda. Ein Überblick über aktuelle sozialwissenschaftliche Forschung und Literatur. Gesellschaft im Fokus der Sozialwissenschaften, 2003. (PDF-E-Book, Download hier)
  • Bussemer, Thymian: Propaganda. Konzepte und Theorien, Wiesbaden: Verlag f. Sozialwissenschaft, 2005. - (ISBN 3-8100-4201-3).

Abweichende Wortbedeutung

Propaganda ist auch der Name einer deutschen Pop-Band aus den 1980er Jahren, siehe Propaganda (Band).