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Reform der deutschen Rechtschreibung von 1996

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In diesem Artikel wird eine möglichst neutrale Darstellung der Regeln, der historischen Abläufe und der theoretischen Hintergründe angestrebt. Kritik und Apologetik werden, thematisch geordnet, in getrennten Unterkapiteln dargestellt. In den Contra-Kapiteln sind Beiträge in alter Rechtschreibung willkommen.


Die jüngste Reform der deutschen Rechtschreibung (siehe auch Rechtschreibreform) beruht auf einer 1996 von den Vertretern der mehrheitlich deutschsprachigen Staaten Deutschland, Österreich und Schweiz unterzeichneten, zwischenstaatlichen Erklärung über die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung (Orthographie). Vertragspartner für Deutschland ist die Kultusministerkonferenz. Seit dem 1. August 1998 ist die neue Rechtschreibung in Kraft. Bis zum 31. Juli 2005 besteht eine Übergangsfrist. Während dieser Frist sollen in Schulen Schreibweisen, die nach der "alten" Rechtschreibung, nicht aber nach der neuen Rechtschreibung zulässig sind, zwar angestrichen, aber nicht als Fehler gewertet werden. Nach Ende der Übergangsfrist ist die Neue Rechtschreibung wie schon die alte für den amtlichen Gebrauch verbindlich vorgeschrieben.

Vorgeschichte, Zustandekommen und Umsetzung

Dudenmonopol

Im Jahr 1880 hatte Preußen die amtliche Ortographie auf Grundlage des Wörterbuchs von Konrad Duden geregelt. Dudens Wörterbuch blieb maßgeblich, als der Bundesrat 1902 für das gesamte Deutsche Reich verbindliche "Regeln für die deutsche Rechtschreibung nebst Wörterverzeichnis" erließ, denen sich Österreich und die Schweiz alsbald anschlossen.

In den folgenden Jahrzehnten wurde die deutsche Rechtschreibung de facto von der Redaktion des "Duden" weiterentwickelt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde diese Tradition in Leipzig und in Mannheim doppelt fortgeführt (Ost- und West-Duden). In Westdeutschland griffen zu Beginn der 1950er Jahre einige Verlage das faktische Dudenmonopol an, indem sie Wörterbücher mit abweichenden Schreibungen herausbrachten. Daraufhin erklärten die Kultusminister der westdeutschen Bundesländer den Duden per Beschluss vom November 1955 in allen orthographischen Zweifelsfällen für verbindlich.

Die Dudenreaktion ging einerseits konservativ vor, indem sie es als ihre primäre Aufgabe betrachtete, im Wörterbuch den vorherrschenden Sprachgebrauch zu dokumentieren. Andererseits entwickelte sie im Regelwerk zur Klärung immer neuer Zweifelsfälle immer feinere Verästelungen.

Reformdebatte in der Nachkriegszeit

Die fachwissenschaftliche Debatte politisierte sich im Gefolge der 1968er-Bewegung: normierte Rechtschreibung wurde als repressiv und als Mittel der sozialen Selektion kritisiert. Reformvorschläge bemühten sich nun nicht mehr nur um die Klärung von Zweifelsfällen, sondern wollten die deutsche Rechtschreibung grundlegend vereinfachen und dadurch insbesondere das Schreibenlernen vereinfachen.

Vielen Vorschlägen gemeinsam war die Forderung nach "gemäßigter Kleinschreibung": die generelle Großschreibung von Substantiven sollte abgeschafft, die von Eigennamen dagegen beibehalten werden. Eine solche Reform hatten nach dem 2. Weltkrieg (und das vielleicht nicht zufällig) mehrere skandinavische Länder durchgeführt.

Institutionalisierte Reformberatungen seit 1980

Im Jahr 1980 wurde der Internationale Arbeitskreis für Rechtschreibreform (IAR) gegründet und mit Germanisten aus der Bundesrepublik, aus Österreich und aus der Schweiz besetzt.

Die Vorüberlegungen wurden vorangetrieben durch die zwei "Wiener Gespräche" von 1986 und 1990, zu denen die österreichische Bundesregierung Vertreter aus allen Gebieten, in denen Deutsch gesprochen wird, eingeladen hatte. An der Schlusserklärung des 1. Wiener Gesprächs wurde angekündigt, die "umstrittene Groß- und Kleinschreibung" vorerst auszublenden, um sie später in einem "zweiten Schritt" "in Angriff" zu nehmen.

1987 erteilte die deutsche Kultusministerkonferenz (KMK) dem Institut für deutsche Sprache in Mannheim den Auftrag, zusammen mit der Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden ein neues Regelwerk zu entwerfen. 1988 übergaben diese einen noch unvollständigen Vorschlag mit zahlreichen, sehr weitreichenden Neuregelungen (z. B. der Keiser im Bot), der in der Öffentlichkeit und bald auch von der KMK als unannehmbar zurückgewiesen wurde. Parallel dazu hatte die Schweizer Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren eine Expertengruppe mit dem gleichen Auftrag eingesetzt; beim Österreichischen Bundesministerium für Unterricht und Kunst gab es eine Wissenschaftliche Arbeitsgruppe des Koordinationskomitees für Orthographie; in der DDR die Forschungsgruppe Orthographie am Zentralinstitut für Sprachwissenschaft an der Akademie der Wissenschaften.

1989 entfiel mit dem Ende der DDR ein politisches Hindernis für eine einheitliche Rechtschreibreform im gesamten deutschen Sprachraum.

1992 veröffentlichte der Internationale Arbeitskreis einen alle Bereiche der Orthographie behandelnden Vorschlag unter dem Titel "Deutsche Rechtschreibung - Vorschläge zu ihrer Neuregelung" (Narr, Tübingen).

1993 lud die KMK 43 Verbände zur Stellungnahme ein. Anhörungen fanden in Deutschland, Österreich und der Schweiz statt. Der IAR zog daraufhin die Forderung nach gemäßigter Kleinschreibung zurück. Es blieb auch bei der Unterscheidung von das/daß.

Auf dem 3. Wiener Gespräch im November 1994 wurde das Beratungsergebnis den politischen Entscheidungsinstanzen zur Annahme empfohlen. "Im Anschluss an die "politische Willensbildung in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz" solle Ende 1995 ein Abkommen geschlossen werden. Daraufhin beschlossen die deutschen Kultusminister 1995 in der KMK, die Neuregelung zum 1. August 1998 mit einer Übergangsphase bis 2004/2005 einzuführen.

Am 1. Juli 1996 verpflichteten sich die deutschen Bundesländer, Österreich, die Schweiz, Liechtenstein und weitere Staaten mit deutschsprachigen Bevölkerungsteilen durch die Wiener Absichtserklärung zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung, die neue Orthographie bis zum 1. 8. 1998 einzuführen. Einige Bundesländer führten bereits mit Schulbeginn 1996/97 die neuen Regeln im Unterricht ein. Es entbrannte ein Wettrennen um die Herausgabe der ersten Wörterbücher in neuer Rechtschreibung. Für die Verlage zahlte sich die Rechtschreibreform aus: für viele Jahre belegte der Duden Spitzenplätze auf Bestsellerlisten; der Schulbuchmarkt erlebte eine Sonderkonjunktur.

Öffentliche Auseinandersetzung nach Unterzeichnung der zwischenstaatlichen Erklärung

Erst nach Unterzeichnung der zwischenstaatlichen Erklärung wurde die Neuregelung in der breiten Öffentlichkeit bekannt und es begann eine heftige Diskussion (zu den inhaltlichen Argumenten siehe unten: Kritik und Apologetik). Auf der Frankfurter Buchmesse 1996 unterzeichneten 100 Schriftsteller und Wissenschaftler die Frankfurter Erklärung für einen Stopp der Reform.

Nachdem Verwaltungsgerichte im Lauf des Jahres 1997 unterschiedlich geurteilt hatten, erklärte das Bundesverfassungsgericht am 14. Juli 1998 die Einführung der neuen Rechtschreibung per Kultusministererlass für rechtmäßig.

In Schleswig-Holstein wurde in einem Referendum 1998 die Wiedereinführung der herkömmlichen Rechtschreibung beschlossen; dieser Beschluss wurde nicht umgesetzt. In Bayern wurde ein Bürgerbegehren in frühem Stadium von den Initiatoren um Friedrich Denk aufgegeben.

1999 forderten 550 Sprach- und Literaturprofessoren die Rücknahme der Rechtschreibreform.

Die Befürworter der Rechtschreibreform zeigen sich von sämtlichen Protesten unbeeindruckt und bedauern nach wie vor, dass die gemäßigte Kleinschreibung "keine Zustimmung der offiziellen Stellen" fand [1]].

Weiterentwicklung der Rechtschreibung

1987 konstituierte sich die Zwischenstaatliche Kommission für die deutsche Rechtschreibung. Sie soll im Auftrag der Kultusminister die Einführung der neuen Regeln begleiten und Zweifelsfälle ausräumen.

Anfang 2004 delegierte die KMK weitreichende Regelungskompetenzen an diese Kommission; nur noch Reformen von der Bedeutung etwa der gemäßigten Kleinschreibung bedürfen noch ministerieller Zustimmung.

Stand der Umsetzung

Eine Minderheit der Druckmedien schreibt weiterhin in der konventionellen Rechtschreibung bzw. ist zur konventionellen Rechtschreibung zurückgekehrt, darunter die FAZ, die Jüdische Allgemeine, Forschung & Lehre, Eulenspiegel, Titanic oder konkret. Ebenfalls ein geringer Teil der Medien hat die Reform voll akzeptiert, während der überwiegende Teil auf der Basis einer eigenen Hausrechtschreibung mehr oder weniger nach den Regeln der neuen Rechtschreibung arbeitet, darunter der Spiegel, die Zeit, der Stern, die c't, die meisten Tageszeitungen und Presseagenturen wie dpa und reuters. In den reformierten Hausrechtschreibungen wird insbesondere die von der Rechtschreibreform vorgeschlagene ß-ss-Regel akzeptiert.

Bei den Buchverlagen richtet sich die Umsetzung der Rechtschreibreform stark nach dem jeweiligen Segment und ist daher oft auch innerhalb eines Verlages uneinheitlich: Schulbücher, Kinder- und Jugendbücher sowie Sachbücher folgen überwiegend der neuen Rechtschreibung, bei deutschsprachigen Romanen richten sich die Verlage in der Regel nach den Wünschen der Autoren. Bei Übersetzungen fremdsprachlicher Belletristik wird ähnlich verfahren.

Klassische Werke der Literatur werden häufig unverändert in der alten Rechtschreibung gedruckt, abweichend davon werden aber Klassiker, die für den Schulgebrauch gedacht sind, wie zum Beispiel die bekannten "Reclam-Heftchen", durchaus an die neue Rechtschreibung angepasst. Insgesamt erscheinen nach einer Umfrage des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels 80 Prozent aller neu verlegten Bücher in neuer Rechtschreibung. Die meisten Druckmedien folgen der Rechtschreibreform jedoch nicht uneingeschränkt, sondern verwenden ebenfalls ihre eigene Hausrechtschreibung.

Über die Umsetzung der Rechtschreibreform im privaten Gebrauch durch erwachsene Schreiber kann nur spekuliert werden. In vielen Fällen dürfte sich die Umsetzung im wesentlichen auf die ß-ss-Regel beschränken; nur die wenigsten nicht professionell Schreibenden haben sich mit den übrigen Detailregelungen vertraut gemacht.

Da neuere Ausgaben des Duden der neuen Rechtschreibung folgen, gibt es momentan kein Standard-Nachschlagewerk der alten deutschen Rechtschreibung mehr. Theodor Ickler versucht, diese Lücke mit seinem Rechtschreibwörterbuch zu füllen. Außerdem existiert ein reger Gebrauchthandel mit alten Duden.

Inhalt der Reform

Erklärtes Ziel

In der Abschlusserklärung des 1. Wiener Gesprächs von 1986 wurde das Ziel einer Rechtschreibreform wie folgt umrissen: "Grundsätzliches Einvernehmen wurde darüber erzielt, die auf der Orthographischen Konferenz von 1901 in Berlin erreichte einheitliche Regelung der deutschen Rechtschreibung den heutigen Erfordernissen anzupassen. Insbesondere geht es darum, die in vielen Teilbereichen der Rechtschreibung im Laufe der Zeit kompliziert gewordenen Regeln zu vereinfachen."

Die Dudenredaktion verweist auf folgende Regelungen der bisherigen Rechtschreibung, denen selbst geübte Schreiber nicht immer gewachsen gewesen seien:

  • als Ganzes gesehen, aber im ganzen gesehen;
  • beim Bisherigen bleiben, aber beim alten bleiben;
  • Silbentrennung: Metall-urg, aber Dra-ma-turg;
  • Interpunktion: In dem Satz Ich versuchte(,) das Gerät zu reparieren konnte ein Komma gesetzt werden, in dem Satz Ich habe versucht, das Gerät zu reparieren war das Komma obligatorisch, in dem Satz Ich habe das Gerät zu reparieren versucht durfte dagegen kein Komma stehen.

Übersicht über die Neuregelungen

Die Neuregelungen gliedern sich in folgende Bereiche:

  • Die Beziehung zwischen Lauten und Buchstaben (hierunter fallen auch die Regeln zur Schreibung von Fremdwörtern);
  • Groß- und Kleinschreibung;
  • Getrennt- und Zusammenschreibung;
  • Schreibung mit Bindestrich;
  • Zeichensetzung;
  • Worttrennung am Zeilenende (die nach der Neuregelung nicht mehr unbedingt eine Silbentrennung ist).

Die Beispiele in den folgenden Abschnitten stammen aus einer Handreichung der Dudenredaktion; die knappe und übersichtliche Formulierung der Neuregelungen ist exklusiv für die Wikipädie verfasst.

Laute und Buchstaben

Die Reform versucht, die Beziehung zwischen Lauten und Buchstaben zu systematisieren und das Stammprinzip zu stärken.

Schreibung von s und ß: In neuer Rechtschreibung steht ß nur noch nach langem Vokal und nach Diphthong: das Maß - des Maßes; außen; gießen - er gießt. Nach kurzem Vokal steht nur noch der Fluss, die Flüsse; es passt, passend; wässrig, wässerig. In der Schweiz wird ß nach wie vor im allgemeinen nicht verwendet.

Dreifachbuchstaben die bei Wortzusammensetzungen entstehen, werden nicht mehr auf Zweifachbuchstaben reduziert (außer in Wörtern wie Mittag und dennoch, die längst nicht mehr als zusammengesetzt empfunden werden): Schifffracht, fetttriefend, Schifffahrt, Schritttempo, wettturnen, Seeelefant, Flussstrecke, Flusssenke. Zur Erleichterung des Lesens kann man freier als bisher den Bindestrich setzen: Sauerstoff-Flasche, See-Elefant.

Doppelkonsonanten nach kurzem Vokal in einigen Wörtern, für die sich Ableitungsbeziehungen herstellen lassen: Ass (wegen: des Asses, die Asse); Karamell (wegen: Karamelle), Messner (heute zu: Messe); Mopp (wegen: moppen); nummerieren (wegen: Nummer); Tipp (wegen: tippen); Stepp[decke] (wegen: steppen); Tollpatsch (heute zu: toll). Entsprechendes werden einige wenige Wörter auf ck oder tz umgestellt: Stuckatur, Stuckateur (wegen: Stuck); platzieren (wegen: Platz).

Umlautschreibungen, ebenfalls zur Herstellung von Ableitungsbeziehungen: Bändel (wegen: Band); behände (wegen: Hand); belämmert (heute zu: Lamm); Quäntchen (heute zu: Quantum); schnäuzen (heute zu: Schnäuzchen, Schnauze); Stängel (wegen: Stange); Gämse (wegen: Gams); überschwänglich (wegen: Überschwang); verbläuen (heute zu: blau).

Regularisierung von Einzelfällen: rau wie blau, grau, genau, deshalb auch Rauheit nur noch mit einem 'h'; Känguru wie Kakadu, Gnu; Föhn auch in der Bedeutung Heißlufttrockner. Rohheit und Zähheit, als Ausnahme jedoch weiter Hoheit. Zierrat.

Freigabe von Alternativschreibungen: selbstständig neben alt selbständig; Albtraum, Albdrücken neben alt Alptraum, Alpdrücken.

Fremdwörter

In der offiziellen Systematik fällt die Fremdwörterschreibung unter das Kapitel Laute-Buchstaben-Beziehung.

Ausgangspunkt der Neuregelung ist die Beobachtung, dass häufig benutzte Fremdwörter nach jahrzehntelangem Gebrauch nicht mehr als Fremdwörter empfunden und dann zunehmend nach derselben Laute-Buchstaben-Beziehung wie heimische Wörter geschrieben werden. Beispiele: Coulisse -> Kulisse; Bureau -> Büro; Shawl -> Schal; Strike -> Streik, Telephon -> Telefon, Photographie -> Fotografie. Diesen Anverwandlungsprozess möchte die Neuregelung durch gezielte Variantenführung (lexikalische Querverweise von eingedeutschte auf originale Schreibung oder umgekehrt) sanft unterstützen.

Es werden neue Varianten vorgeschlagen: potenziell, substanziell, parallel zu den schon eingebürgerten finanziell, tendenziell; Portmonee; Exposee neben Exposé wie jetzt schon in Allee, Püree; Katarr neben Katarrh, Tunfisch neben Thunfisch, Panter neben Panther, Jogurt neben Joghurt.

In allgemeinsprachlichen Wörtern mit den Stämmen phon, phot, graph kann ph durch f ersetzt werden.

Groß- und Kleinschreibung

Nach dem Doppelpunkt ist die Groß- und Kleinschreibung freigegeben (bisher wurde zwischen Ankündigung und Zusammenfassung/Folgerung unterschieden).

Die Höflichkeitsgroßschreibung: bei du, dein, ihr, euch usw. gestrichen, bei Sie, Ihnen beibehalten.

Mehrteilige Eigennamen können andere andere Wortarten als Substantive enthalten: diese gleichen sich der Eigennamengroßschreibung an: der Schiefe Turm von Pisa, der Nahe Osten, die Schweizerischen Bundesbahnen.

Die Schreibung fester Begriffe aus Adjektiv und Substantiv, die keine Eigennamen im strengen Sinn sind, war bisher über Wörterlisten geregelt: die schwarze Liste, aber das Schwarze Brett; die schwarze Messe, aber die Schwarze Magie; der erste Spatenstich, aber die Erste Hilfe. In neuer Rechtschreibung gilt hier grundsätzlich Kleinschreibung. Großschreibung gilt wie bisher in folgenden vier Bereichen:

  • Titel: Königliche Hoheit, Erster Bürgermeister;
  • Arten, Unterarten oder Rassen in der Biologie: Rauhaarige Alpenrose, Roter Milan;
  • besondere Kalendertage: Heiliger Abend, Weißer Sonntag; und
  • historische Ereignisse: der Westfälische Frieden, der Deutsch-Französische Krieg.

Bei der Schreibung der Ableitungen von Personennamen auf -isch oder -sch wurde bisher zwischen persönlicher Leistung oder Zugehörigkeit und sekundärer Benennung unterschieden: das Viktorianische Zeitalter (das Zeitalter Viktorias), aber der viktorianische Stil; das Ohmsche Gesetz (von Ohm selbst gefunden), aber der ohmsche Widerstand (nur nach Ohm benannt). In neuer Rechtschreibung werden diese (adjektivischen) Ableitungen wie alle übrigen auf -isch und -sch grundsätzlich kleingeschrieben.

Nur wenn der Eigenname zur Hervorhebung durch Apostroph abgetrennt wird und damit als etwas Eigenständiges in Erscheinung tritt, wird großgeschrieben: das ohmsche Gesetz, der ohmsche Widerstand, oder aber: das Ohm'sche Gesetz, der Ohm'sche Widerstand.
Bei Eigennamen gilt auch hier die Großschreibung: die Meyersche (oder Meyer'sche) Verlagsbuchhandlung, die Schweizerischen Bundesbahnen.

Die Großschreibung von Substantiven wurde modifiziert, um die Schwierigkeiten bei der Abgrenzung von substantivischem und nicht substantivischem Gebrauch zu verringern; die Neuregelung bezieht sich auch in diesem Punkt verstärkt auf formale Kriterien und führt netto zu einer leichten Vermehrung der Großschreibung.

  • In festen Verbindungen gilt der Grundsatz: bei Getrenntschreibung groß: in Bezug auf, mit Bezug auf; zu Gunsten, aber auch zugunsten, zu Lasten, aber auch zulasten; Auto fahren, Rad fahren, Schlange stehen, Gefahr laufen, Eis laufen; in Frage stellen, aber auch infrage stellen; außer Acht lassen, in Acht nehmen; Angst haben, Angst machen; Recht sprechen, Recht haben.
  • Tageszeiten nach den Adverbien vorgestern, gestern, heute, morgen, übermorgen werden großgeschrieben: heute Morgen, gestern Abend.
  • Die den Indefinitpronomina nahestehenden Adjektive viel, wenig, ein, ander (mit allen ihren Beugungs- und Steigerungsformen: also auch mehr, am meisten) werden wie bisher in der Regel geschrieben, können zur Verstärkung aber auch großgeschrieben werden: Die wahren Hintergründe waren nur wenigen bekannt. Die meisten haben diesen Film schon einmal gesehen. Die einen kommen, die anderen gehen. Aber betont auch: Sie strebte etwas ganz Anderes (= ganz Andersartiges) an.
  • Adjektiven mit demonstrativer Bedeutung werden dagegen wie andere substantivierte Adjektive nur noch großgeschrieben: Sie sagte das Gleiche. Wir haben Derartiges noch nie erlebt. Merke dir Folgendes: ... Unter Verzicht auf bisherige Bedeutungsnuancen wird das substantivierte Adjektiv in als Erste, als Letzter großgeschrieben.
  • Superlative mit am, nach denen man mit wie? fragen kann, werden kleingeschrieben: Der Löwe brüllte laut - lauter - am lautesten. Aber: Das ist das Beste, was du tun kannst.
  • Die Regel, die beispielsweise zwischen auf dem trockenen sitzen (= kein Geld haben) und auf dem Trockenen sitzen (= festen Boden unter den Füßen haben) unterschied, ist abgeschafft: auch in festen Redewendungen werden substantivierte Adjektive immer großgeschrieben: ins Reine bringen; im Trüben fischen; im Dunkeln tappen; den Kürzeren ziehen; zum Besten geben. Das gilt auch für Wendungen, die nicht fest mit einem Verb verbunden sind: Diese Orchideen blühen im Verborgenen. Das andere Gebäude war um ein Beträchtliches höher. Wir sind uns im Wesentlichen einig. Daran haben wir nicht im Entferntesten gedacht. Sie hat mir die Sache des Näheren erläutert. Wir haben alles des Langen und Breiten diskutiert. Per Einzelfallregelung wurde angeglichen: an Kindes statt; im Nachhinein, im Voraus.
    • Einige feste adverbiale Wendungen werden weiterhin kleingeschrieben, unter anderem: seit langem, von nahem, bei weitem, ohne weiteres.
  • Sprach- und Farbbezeichnungen im Zweifel groß: In Ostafrika verständigt man sich am besten auf Suaheli oder auf Englisch. Die Ampel schaltet auf Rot. Wir liefern das Gerät in Grau oder Schwarz.
  • Nicht deklinierte Paarformeln werden einheitlich großgeschrieben: Das ist ein Fest für Jung und Alt. Vor dem Gesetz sind Arm und Reich gleich (Schön wärs). Gleich und Gleich gesellt sich gern.

Getrennt- und Zusammenschreibung

Die Getrennt- und Zusammenschreibung war bisher nicht amtlich geregelt. Ausgehend von der Beantwortung einzelner Fragen hat die Dudenredaktion im Verlauf des 20sten Jahrhunderts zunächst Einzelentscheidungen im Wörterbuch festlegt, später dann auch versucht, Regelhaftigkeiten zu beschreiben. Tendenziell sollte bei "wörtlichem" Gebrauch getrennt, bei "übertragenem" Gebrauch zusammen geschrieben werden: Sie ist trotz der verschneiten Straßen gut vorwärts gekommen, aber Sie ist beruflich gut vorwärtsgekommen. Oder: Die Besucher sind stehen geblieben (= standen weiterhin), aber Die Besucher sind stehengeblieben (= haben einen Halt gemacht).

Nach Meinung der Reformer war diese Regelung unübersichtlich, kompliziert und unsystematisch.

Die Neuregelung will die Getrennt- und Zusammenschreibung nur noch über formalgrammatische Kriterien regeln; Bedeutungsunterschiede alleine begründen keine unterschiedliche Schreibung mehr.

Getrenntschreiben gilt als Normalfall.

Bei fehlender Erweiterbarkeit oder fehlender Steigerungsmöglichkeit wird zusammengeschrieben, so zum Beispiel bei festlegen (fester legen ist nicht sprachlich möglich), hochrechnen (höher oder ganz hoch kann man nicht rechnen) und wahrsagen (wahrer sagen ist auch nicht möglich). Man kann jedoch etwas sehr ernst nehmen (deshalb ernst nehmen), ganz gerade sitzen (gerade sitzen) und man etwas jemandem noch übler nehmen (übel nehmen).

Zusammensetzungen von Infinitiv und zweitem Verb werden getrennt geschrieben: spazieren gehen, baden gehen, sitzen bleiben, kennen lernen.

Verbindungen von Substantiv und Verb werden getrennt geschrieben: bisher schon Auto fahren, jetzt auch Rad fahren, Eis laufen, Kopf stehen, Schlange stehen, Halt machen. Ausnahmen werden durch Wortlisten geregelt: irreführen, standhalten, stattfinden, teilnehmen, wundernehmen.

Die Schreibung von Präpositionalgefügen, die als Ganzes einer einfachen Präposition, einem Adverb oder einem Verbzusatz nahe kommen, ist häufig freigestellt: an Stelle von oder anstelle von; auf Grund von oder aufgrund von; zu Gunsten von oder zugunsten von; zu Lasten von oder zulasten von, im Stande sein oder imstande sein, in Frage stellen oder infrage stellen.

Verbindungen aus -einander bzw. -wärts und Verb werden getrennt geschrieben: aneinander fügen, auseinander leben, abwärts fahren.

Verbindungen mit irgend- werden zusammengeschrieben: irgendjemand.

Schreibung mit Bindestrich

Der obligatorische Bindestrich in Zusammensetzungen wie O-Beine, x-beliebig, UKW-Sender, soll nun auch in Zusammensetzungen mit Ziffern stehen: der 8-Pfünder, der 27-Tonner, 375-seitig, 99-prozentig, 37-jährig. Suffixe werden weiterhin ohne Bindestrich angeschlossen: der 68er. Daraus folgt die Schreibung: eine 25er-Gruppe. Neben in den 90er-Jahren ist jedoch auch in den 90er Jahren zulässig, und zwar, anders als bisher, ohne Bezug auf unterschiedliche Bedeutungen (Altersangabe / Epochenangabe).

Der fakultative Gebrauch des Bindestrichs zur Verdeutlichung des Aufbaus zusammengesetzter Wörter wird freigegeben: neben dem bisherigen 'Blumentopferde und See-Enge darf auch Blumentopf-Erde und Seeenge geschrieben werden.

Zeichensetzung

Eine beträchtliche Schwierigkeit der Interpunktion nach alter Rechtschreibung wurde nicht nur im Inhalt der bisherigen Regeln gesehen, sondern vor allem auch in deren unübersichtlicher, fein verästelter Gestaltung. Das neue Regelwerk enthält einen einfacher strukturierten Satz von Grundregeln, die inhaltlich insbesondere folgende Änderungen mit sich bringen:

Das Komma zwischen Hauptsätzen, die durch und, oder oder eine verwandte Konjunktion verbunden sind, ist weiterhin zulässig, in manchen Fällen angeraten, aber nicht mehr vorgeschrieben: Hanna liest ein Buch und Robert löst ein Kreuzworträtsel. Dagegen angeraten: Wir warten auf euch, oder die Kinder gehen schon voraus.

Die Kommasetzung wird auch in Infinitiv- und Partizipgruppen freigegeben: Sie bot mir(,) ohne einen Augenblick zu zögern(,) ihre Hilfe an. Angeraten in: Ich rate, ihm zu helfen zur Unterscheidung von Ich rate ihm, zu helfen. - Vor Anstrengung heftig keuchend(,) kam er die Treppe herauf. Je nach Ausdrucksintention mit oder ohne Komma: Er kam(,) vor Anstrengung heftig keuchend(,) die Treppe herauf.

Zwischen direkter Rede und Kommentarsatz soll grundsätzlich neben dem Anführungszeichen ein Komma stehen. Damit werden die Regeln für die direkte Rede an die für die indirekte Rede angeglichen. Wie bisher: "Ich komme gleich wieder", sagte sie. Nun auch: "Wann kommst du?", fragte sie mich. Sie sagte: "Ich komme gleich wieder", und ging hinaus.

Worttrennung am Zeilenende

Die bisherige Grundregel, nach der von mehreren Konsonantenbuchstaben der letzte auf die nächste Zeile gesetzt wird, wird auf st sowie unter Zulassung von Alternativschreibweisen auf manche zusammengesetzte und viele Fremdwörter ausgedehnt, beim ck aber durchbrochen.

Die Buchstabenfolge st darf getrennt werden, so wie bisher schon sp, pf und andere. Die alte Regel "trenne nie s und t, denn es tut beiden weh" war überholt, denn sie beruhte auf einer Ligatur in der Frakturschrift. Also: meis-tens, Kis-ten, flüs-tern, Fens-ter, bers-ten.

Die Buchstabenfolge ck wird nicht mehr in k-k aufgelöst, sondern wie ch und sch als Einheit behandelt. Also: Zu-cker, fi-cken, tro-cken.

Trennregeln, die sich aus der Herkunft von Wörtern ergeben hatten, gelten nur noch alternativ zur Trennung nach der Grundregel. Das betrifft

  • bestimmte Buchstabengruppen in Fremdwörtern lateinischen oder romanischen Ursprungs (in Klammern die bisherige, weiterhin zulässige Trennung): Quad-rat (Qua-drat), möb-liert (mö-bliert), Mag-net (Ma-gnet), pyk-nisch (py-knisch);
  • zusammengesetzte Fremdwörter lateinischen oder griechischen Ursprungs: Pä-da-go-gik (Päd-ago-gik), Chi-rurg (Chir-urg), Phi-lip-pi-nen (Phil-ip-pi-nen), Nos-tal-gie (Nost-al-gie), He-li-kop-ter (He-li-ko-pter), pa-ral-lel (par-al-lel);
  • deutsche Wörter, die nicht mehr als zusammengesetzt empfunden werden: wa-rum (war-um), hi-nauf (hin-auf), ei-nan-der (ein-an-der), beo-bach-ten (be-ob-ach-ten)

Kritik und Apologetik

Die Rechtschreibreform berührt so viele verschiedene Aspekte der deutschen Sprache, dass sicherlich kaum jemand die Reform als ausschließlich positiv oder vollständig negativ bewerten wird. Daher hat es sich als notwendig erwiesen, einzelne Elemente der Reform getrennt darzustellen. Da es nur teilweise möglich sein wird, zu einem abschließenden Urteil zu kommen, das dem von der Wikipedia angestreben neutralen Standpunkt gerecht wird, werden im folgenden bei Themen, bei denen kein Konsenz unter den Autoren hergestellt werden konnte, Pro- und Contra-Argumente getrennt angeführt.

Allgemein

Contra

Betrachtet man die Rechtschreibreform aus dem Blickwinkel der Informationstheorie, so stellt man fest, daß die traditionelle Rechtschreibung einen nachweislich höheren Informationsgehalt als die "neue" hat. Dabei handelt es sich in der Mehrzahl der Fälle nicht um höhere übertragene Information (Transinformation), sondern um höhere Redundanz, die eine geringere Wahrscheinlichkeit dafür bewirkt, dass die vom Schreiber intendierte Information vom Leser mißverstanden wird. Wahrscheinlich ist erst dadurch eine hochentwickelte Schriftsprache möglich geworden, die deutlich kompliziertere, aber aussagekräftigere Sätze als die mündliche Sprache erlaubt, wie sie nicht nur zum Beispiel für den wissenschaftlichen Diskurs vorteilhaft sind, der üblicherweise größtenteils schriftlich ausgetragen wird, sondern auch neue Ausdrucksmöglichkeiten für die Literatur als Kunstform geschaffen hat.

Selbst Kritik es nur das Festhalten am Gewohnten wäre, so könnte das gerechtfertigt sein, wenn man bedenkt, daß es überhaupt keinen sachlichen Grund für die Rechtschreibreform gab, man die Bürger ihres meist jahrzehntelang erarbeiteten wertvollen Erfahrungsschatzes, was richtiges und gutes Deutsch ist, beraubt hat und in den meisten als Grund für die Rechtschreibdeform angegebenen Punkten eher das Gegenteil erreicht wurde. Zum Beispiel wurde der direkte Zusammenhang zwischen Schreibweise und Aussprache zerstört, was nicht nur von Deutsch lernenden Ausländern als eine der besonders positiven Eigenschaften der deutschen Sprache empfunden wird.

Zu Ziel und Zweck der Reform

Dazu äußerte der derzeitige Vorsitzende der Zwischenstaatlichen Kommission, Karl Blüml, 1996 folgendes: "Das Ziel der Reform waren gar nicht die Neuerungen. Das Ziel war, die Rechtschreibregelung aus der Kompetenz eines deutschen Privatverlags in die staatliche Kompetenz zurückzuholen."

Dort liegt offenbar ein (beabsichtigtes?) Mißverständnis seitens der Verantwortlichen vor, da der Duden-Verlag niemals versucht hat, die Rechtschreibung zu reglementieren, sondern lediglich – in konservativer Weise – den Sprachgebrauch dokumentiert hat.

Befürworter argumentieren, dass sich eine Sprache weiter entwickelt, sie dürfe nicht an alten "Schönheitsidealen" festhalten. Des weiteren seien die neuen Regelungen einfacher, gerade in Bezug auf "s" und "ß" und Kommasetzung. Gerade Menschen mit Lese-Schreib-Schwächen profitierten von abgeschafften Ausnahmen. Die Schreibweisen seien vereinheitlichter und damit logisch durchschaubarer.

In dieser Argumentation liegt allerdings ein innerer Widerspruch, denn bei der Rechtschreibreform ging es ja, wie unter anderem obiges Zitat von Karl Blüm belegt, gerade nicht um eine "natürliche" Weiterentwicklung, sondern um eine undemokratische Veränderung "von oben".

Re

Zum Zustandekommen der Reform

Contra

Kritiker werfen der Kultusministerkonferenz vor, dass die Zusammensetzung der Kommission der Sache nicht dienlich gewesen sei, indem ihr zahlreiche Fachleute angehörten, die in ihrem Fach für isolierte und ungewöhnliche Meinungen bekannt sind. Anfang 2003 wurde in der Süddeutschen Zeitung darauf hingewiesen, dass einige Mitglieder der Kommission ein wirtschaftliches Interesse an der Rechtschreibreform hatten.

Zudem habe sich die Politik zu eilig dazu hinreißen lassen, weil der Bertelsmann-Verlag bereits dadurch Tatsachen geschaffen hatte, dass er bereits vor der Unterzeichnung des Wiener Abkommens die Auflage fertig gedruckt hatte. Außerdem habe die Politik die Zusage gebrochen, dass die Reform zurückgenommen werde, sobald in einem Bundesland die Rechtschreibreform per Volksentscheid gekippt würde.

Re

Argumente für eine viel radikalere Rechtschreibreform

Tiefergreifende Änderungen der Beziehung zwischen Lauten und Buchstaben könnten die deutsche Rechtschreibung erheblich vereinfachen.

Dazu müßte allerdings nicht nur die Rechtschreibreform von 1996 rückgängig gemacht werden, sondern sogar Teile älterer Reformen (z. B. Tür wird wieder Thür, damit man weiss, dass das ü kurz ist).

Argumente gegen jede Rechtschreibreform

Kulturelle Kontinuität: jede Rechtschreibreform schafft - zusätzlich zum Zahn der Zeit und nicht derselben Weise - Distanz zwischen uns und unserem kulturellem Erbe: alte Bücher werden der mit der Rechtschreibreform aufgewachsenen Generation noch älter erscheinen, als sie es aus stilistischen und inhaltlichen Gründen tun, weil auch die Schreibweise antiquiert erscheinen wird. Neuauflagen in neuer Rechtschreibung lösen dieses Problem, schaffen dabei aber ein neues, größeres, wenn Ausdrucksnuancen verändert werden. Es gibt sogar Beispiele aus der Literatur, die nicht in "neue" Rechtschreibung umgesetzt werden können, ohne vollkommen sinnlos zu werden, z. B. Wortspiele mit unterschiedlichen Bedeutungen eines Ausdrucks in Zusammen- und Getrenntschreibung.

Zu einzelnen Regelungen: Laute und Buchstaben

Contra

Für das "ß" gilt traditionell die Regel, daß ein ss am Wortende als ß geschrieben wird. In der rechtschreibreformierten Schreibweise ist hier entgegen den behaupteten Zielen der Reform eine neue Diskrepanz zwischen Schreibweise und Aussprache entstanden (daß liest man automatisch mit kurzem, scharfen s, dass dagegen wie das ss in Wasser).

Viele scheinbare Irregularitäten der traditionellen Rechtschreibung dienen dazu, Mehrdeutigkeiten zu vermeiden. Z. B. aufwendig von Aufwand gegenüber aufwändig für auf der Wand, Greueltaten von grausam gegenüber Gräuel von grau. Durch die "neue" Schreibweise verschiebt sich die Semantik und der Informationsgehalt sinkt.

Re

Zu einzelnen Regelungen: Fremdwörter

Contra

Re

Zu einzelnen Regelungen: Groß- und Kleinschreibung

Contra

Re

Zu einzelnen Regelungen: Getrennt- und Zusammenschreibung

Contra

Dieser Punkt hat wohl die meiste Kritik auf sich gezogen.

Nach den neuen Regeln werden zahlreiche ehemals zusammengesetzte Wörter auseinander geschrieben. Das kann in vielen Fällen, wo das zusammengesetzte Wort eine leicht andere Bedeutung als die getrennte Schreibweise, zu Verwirrung oder gar Missverständnissen führen: Mancher Schüler wäre froh, wenn Sitzenbleiben (nicht versetzt werden) auch inhaltlich durch sitzen bleiben ersetzt würde. Badengehen (einen Misserfolg haben) ist etwas völlig anderes als baden gehen (schwimmen gehen) und es ist auch zweifelhaft, ob es mit der Menschenwürde vereinbar ist, einen Schwerbeschädigten als schwer beschädigt zu bezeichnen.

Außerdem wird die Möglichkeit zur leichten Neubildung von Wörtern, was traditionell eine der typischen und mächtigsten Eigenschaften der deutschen Sprache ist, abgeschafft. Etwas anspruchsvollere Texte, die konsequent die neuen Regeln zur Auseinanderschreibung ausnutzen, sind wegen ihrer spürbar schwereren Verständlichkeit fast unlesbar.

Re

Ob sitzen blieben nun im Sinne von auf seinen vier Buchstaben verweilen oder nicht versetzt werden gebraucht wird, ist auch aus dem Kontext erkennbar. Schließlich versteht man sitzen bleiben auch, wenn es in der gesprochenen Sprache vorkommt, da man hier ja keine Unterscheidung durch die Schreibung erreicht.

Contra 2

Das beweist indirekt, dass das obige Contra-Argument gültig ist, denn die rechtschreibreformierte Fassung ist nur noch aus einem Kontext verständlich, nicht mehr als Einzelsatz, hat also einen niedrigeren Informationsgehalt als ein Satz in traditioneller Schreibweise. Der Verweis auf die mündliche Sprache hilft da nichts, da es durchaus Unterschiede zwischen mündlicher und schriftlicher Sprache gibt, z. B. Betonung und Länge von Pausen.

Falls 62.155.255.21 dieses Argument akzeptiert, bitte ich ihn/sie, das Gegenargument zusammen mit diesem Absatz auf die Diskussionsseite zu verschieben, möglichst mit einer Kopie des ursprünglichen "Contra". Falls längere Zeit überhaupt nichts passiert, werde ich das wohl machen. Mh 19:09, 15. Feb 2004 (CET)

Zu einzelnen Regelungen: Schreibung mit Bindestrich

Pro

Dies ist ein Punkt, in dem der Anspruch der Reform, die "Regelung der deutschen Rechtschreibung den heutigen Erfordernissen anzupassen", nachvollziehbar ist: die zunehmende Komplexität der heutigen Lebensverhältnisse bringt immer neue, oft mehrgliedrig zusammengesetzte Wörter mit sich. Die Möglichkeit, zusammengesetzte Wörter mit einem Bindestrich in Sinn-Einheiten zu gliedern, kann bei vernünftigem Gebrauch das Lesen erleichtern; sie bereichert die Ausdrucksmöglichkeiten unserer Schriftsprache.

Contra

Re

Zu einzelnen Regelungen: Zeichensetzung

Contra

Re

Zu einzelnen Regelungen: Worttrennung

Contra

Re

Weiterführende Informationen

Umsetzung der neuen Rechtschreibung in der Wikipedia

Siehe Wikipedia:Rechtschreibung.

Literatur

  • Reiner Kunze u.a.: Deutsch – eine Sprache wird beschädigt, Oreos Verlag 2003, ISBN 3923657749