Brocchinia
Brocchinia | ||||||||||||
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![]() Brocchinia cf. reducta am Naturstandort: Roraima-Tepui, Venezuela. | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Brocchinia | ||||||||||||
Schult.f |
Brocchinia ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Bromeliengewächse (Bromeliaceae) mit 20 Arten. Brocchinia-Arten befinden sich nur selten in Kultur, am verbreitetsten ist Brocchinia reducta.
Etymologie
Die Gattung erhielt ihren Namen nach dem italienischen Naturwissenschaftler Giambattista Brocchi.
Beschreibung
Es sind mehrjährige krautige Pflanzen. Die Laubblätter sind glattrandig und besitzen nur einen Endstachel.
Der Blütenstand (Infloreszenz) wächst aufrecht und besitzt grüne Hochblätter (Brakteen). Die kleinen, dreizähligen, radiärsymmetrischen Blüten sind unauffällig weiß bis grün.
Sie bilden Kapselfrüchte mit vielen kleinen flugfähigen Samen.
Besonderheiten
Karnivorie und Präkarnivorie
Brocchinia reducta Baker und Brocchinia hechtioides Mez unterscheiden sich von den anderen Brocchinia-Arten. Bei ihnen ist die Oberfläche der Blätter rutschig, so dass mögliche Beutetiere hier in den Blatttrichter hineinrutschen und ertrinken.
Bisher wurde davon ausgegangen, das bei beiden Arten keine Verdauung mit selbstproduzierten Enzymen (im Gegensatz zu den fleischfressenden Pflanzen, den Karnivoren) vorliegt, die Pflanzen würden also Bakterien als Verdauungshilfe benötigen. Daher wurden diese Arten nur als präkarnivor bezeichnet. 2005 wies jedoch Bartek Plachno von der Universität Krakau in Polen Phosphatase-Aktivität in den Verdauungsdrüsen von Brocchinia reducta nach, wodurch diese Art als karnivor im strengen Sinne anzusehen ist. Für die sehr nah verwandte B. hechtioides existieren noch keine derartigen Untersuchungen, daher ist derzeit für diese Art noch von einer Präkarnivorie auszugehen.
„Ameisenpflanze“
Die Art Brocchinia acuminata lebt mit Kolonien von Ameisen zusammen. Die Blätter besitzen eine geschwollene Blattbasis, in der sich die Ameisen einnisten. Ähnliche Lebensgemeinschaften gibt es auch bei anderen tropischen Pflanzenarten. Solche Pflanzenarten nennt man Ameisenpflanzen (Myrmecophyten). Der Kot der Ameisen dient der Brocchinia acuminata als zusätzliche Nährstoffquelle. Es handelt sich also um eine Symbiose, weil beide Organismen einen Nutzen davon haben.
Verbreitung
Die meisten Arten der Gattung wachsen wie die meisten Bromeliaceae epiphytisch oder lithophytisch. Wenige Arten der Gattung Brocchinia wachsen terrestrisch in Brasilien, Guayana, Kolumbien und Venezuela. Einige Arten, die auf den Tepuis leben, wachsen auf blanken Felsen.
Systematik
Zur Gattung Brocchinia gehören 20 Arten [1]:
- Brocchinia acuminata L.B.Smith
- Brocchinia amazonica L.B.Smith
- Brocchinia cataractarum (Sandwith) B.Holst
- Brocchinia cowanii L.B.Smith
- Brocchinia delicatula L.B.Smith
- Brocchinia gilmartiniae G.S.Varadarajan
- Brocchinia hechtioides Mez
- Brocchinia hitchcockii L.B.Smith
- Brocchinia maguirei L.B.Smith
- Brocchinia melanacra L.B.Smith
- Brocchinia micrantha (Baker) Mez
- Brocchinia paniculata Schultes f.
- Brocchinia prismatica L.B.Smith
- Brocchinia reducta Baker
- Brocchinia rupestris (Gleason) B.Holst
- Brocchinia serrata L.B.Smith
- Brocchinia steyermarkii L.B.Smith
- Brocchinia tatei L.B.Smith
- Brocchinia vestita L.B.Smith
- Brocchinia wurdackiana B.Holst
Die Gattung ist früher der Unterfamilie Pitcairnioideae zugeordnet worden; nach neueren molekularsystematischen Untersuchungen wird sie wie mehrere weitere Bromelien-Gattungen nun keiner der drei Unterfamilien zugeordnet. Gemeinsam mit der eng verwandten, monotypischen Gattung Ayensua und einigen anderen Gattungen ist sie als basale Gruppe der Bromeliaceae eingestuft worden [2].
Quellen
- Die Familie der Bromeliaceae bei der APWebsite (engl.)
- Werner Rauh: Bromelien - Tillandsien und andere kulturwürdige Bromelien, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1990, ISBN 3-8001-6371-3
Einzelnachweise
- ↑ Harry E. Luther: An Alphabetical List of Bromeliad Binomials, 2008 in The Marie Selby Botanical Gardens, Sarasota, Florida, USA. Veröffentlicht durch The Bromeliad Society International.
- ↑ Die Familie der Bromeliaceae - basale Stellung der Gattung. bei der APWebsite (engl.)
Weiterführende Literatur
- T. J. Givnish, J. C. Pires, S. W. Graham, M. A. McPherson, L. M. Prince, T. B. Patterson: Phylogeny, biogeography, and ecological evolution in Bromeliaceae: Insights from ndhF sequences. in J. T. Columbus, E. A. Friar, J. M. Porter, L. M. Prince, M. G. Simpson: Monocots: Comparative Biology and Evolution. Poales, Rancho Santa Ana Botanical Garden, Claremont, 2006, 23, Seite 3–26.