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Karl (Hessen-Kassel)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Landgraf Karl von Hessen-Kassel

Karl von Hessen-Kassel (* 3. August 1654 in Kassel; † 23. März 1730 ebenda) aus dem Haus Hessen war von 1670 bis zu seinem Tod Landgraf von Hessen-Kassel.

Familie

Er war ein Sohn von Wilhelm VI. von Hessen-Kassel und Hedwig Sophie von Brandenburg (1623–1683). Bis 1675 regierte seine Mutter als vormundschaftliche Regentin, bevor Karl die Regierung für die folgenden 55 Jahre übernahm. Sein älterer Bruder Wilhelm VII. war 1670 kurz nach Erreichen der Mündigkeit gestorben, noch ehe er die Regierungsgeschäfte hatte übernehmen können.

Politik

Unter Karls Herrschaft konnten die Folgen des Dreißigjährigen Krieges in der Landgrafschaft schneller überwunden werden als in anderen Regionen des Deutschen Reichs. Er trieb den Wiederaufbau eines großen Heeres voran und setzte es unter anderem im Spanischen Erbfolgekrieg ein. Seine Soldaten verlieh er, wie auch andere Fürsten seiner Zeit, gegen Subsidiengelder in fremde Dienste. Diese Politik blieb umstritten; zu seinen Geschäften mit Söldnern sagt der Brockhaus von 1908 (Band 9, S. 96):

Dieses System verbesserte die Finanzen, aber nicht den Wohlstand des Landes, und brachte den glänzenden Hof selbst in ausländische Familienverbindungen.

Abspaltung von Hessen-Philippsthal unter Karl

Karl überließ im Jahre 1685 seinem jüngeren Bruder Philipp als Paragium einen Teil der Landgrafschaft Hessen, die sog. Landgrafschaft Hessen-Philippsthal, benannt nach dem Ort Philippsthal (ehemals Kreuzburg) bei Vacha an der Werra, wo sich Philipp das Schloss Philippsthal als Residenz bauen ließ. Die daraus resultierende Nebenlinie Hessen-Philippsthal (zeitweise auch nach dem damaligen Ortsnamen Hessen-Kreuzburg oder Hessen-Kreuzberg genannt) bestand bis ins 20. Jahrhundert; eine aus ihr im Jahre 1721 hervorgegangene weitere Nebenlinie, Hessen-Philippsthal-Barchfeld, ist einer der beiden noch heute bestehenden Zweige des Hauses Hessen.

Wirtschaft

Schon vor dem Edikt von Fontainebleau (Oktober 1685) erließ Karl am 18. April 1685 die „Freiheits-Concession“, die den aus Frankreich vertriebenen Hugenotten und Waldensern freie Ansiedlung sowie eigene Kirchen und Schulen zusicherte. In den nächsten Jahren kamen etwa 4000 der in ihrer Heimat verfolgten Protestanten nach Nordhessen und wurden beispielsweise in der Kasseler Oberneustadt angesiedelt. Den Ideen des Merkantilismus folgend gründet er 1679 den Messinghof, einen der ersten metallverarbeitenden Betriebe Hessens. 1699 gründete Karl Sieburg (seit 1717 Karlshafen) und siedelte auch dort Waldenser und Hugenotten an. Mit dem Bau des Landgraf-Carl-Kanals von der Diemel bis nach Kassel (und darüber hinaus) versuchte er damals bestehende Zollgrenzen zu umgehen; der Bau wurde aber schon bald nach wenigen Kilometern eingestellt.

Kultur

Landgraf Karl führte die Gestaltung des Bergparks Wilhelmshöhe am Habichtswald im Westen von Kassel fort. Auf ihn geht insbesondere der Bau des Herkules mit seinen italienisch inspirierten Kaskaden und Wasserspielen zurück. Unter seiner Herrschaft wurde die Moritzaue nahe der Stadt großflächig zur heute noch bestehenden Karlsaue erweitert und das Schloss Orangerie erbaut.

Auf Veranlassung des historisch interessierten Landgrafen begannen 1709 auf der Mader Heide erste archäologische Ausgrabungen.

Nachkommen

Karl war verheiratet mit Amalia von Kurland (1653–1711), Tochter des Herzogs Jakob Kettler von Kurland, und hatte mit ihr 6 Kinder:

Literatur

  • Philippi, Hans: Landgraf Karl von Hessen-Kassel. Ein deutscher Fürst der Barockzeit (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen, 34), Marburg, 1976
  • Puppel, Pauline: Die Regentin. Vormundschaftliche Herrschaft in Hessen 1500–1700, Frankfurt/Main, 2004 (S. 236–277)


VorgängerAmtNachfolger
Wilhelm VII.Landgraf von Hessen-Kassel
16701730
Friedrich I.