Zum Inhalt springen

Weben

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. Mai 2005 um 15:13 Uhr durch 84.139.121.83 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Weben ist die meist verbreitete Art der Herstellung von Textilien. Weben bezeichnet das rechtwinklige Verkreuzen von mindestens zwei Fadensystemen. Verlaufen die Fadensysteme in einem Winkel ungleich 90°, also diagonal, spricht man von Flechten. Das Produkt beim Weben ist das Gewebe.

Geschichte

Das Weben ist eine der ältesten Technologien der Menschheit. Bereits im Neolithikum waren Gewichts-Webstühle bekannt. Einige Forscher nehmen an, daß bereits im Jungpaläolithikum gewebt wurde, wie Tonabdrücke aus dem mährischen Pavlov belegen sollen. Aus den Feuchtbodensiedlungen der Schweiz sind eine Reihe neolitischer Textilien überliefert, die aus Flachs oder Wolle bestehen. Daneben wurde auch Rindenbast (Linde, Ulme und Eiche) verwendet. Gewichtswebstühle wurden bis ins Mittelalter verwendet. Die Weberei der Bronzezeit ist vor allem durch die Funde aus den dänischen Baumsärgen bekannt. Hier findet sich unter anderem der erste Minirock der Geschichte.

Auch die alten Hochkulturen, beispielsweise die Ägypter, kannten die Weberei. In einigen Grabkammern sind Überreste von gewebten Gewändern gefunden worden.

Gewobene Textilien und Teppiche verhalfen den handelstreibenden Assyrern, Babyloniern und später den Phöniziern zu ihrem Reichtum. Sie konnten ihren technologischen Vorsprung in der Textilindustrie in Kleinasien, Persien und Arabien bis ins 13. Jahrhundert hinein behaupten.

Auch die Griechen kannten das Weben. Bei Homer scheinen Weben, Spinnen und die Herstellung von Kleidungsstücken die Hauptbeschäftigung der Frauen zu sein. Nach anderen Überlieferungen konkurrierte im künstlerischen Bereich die Bildweberei ernsthaft mit der Malerei. Vasenbilder der schwarzfigurigen Zeit belegen auch hier den Gebrauch des Gewichtswebstuhls.

Aus der römischen Kaiserzeit sind Gewebe aus anderen Materialien als Wolle bekannt: ägyptisches und spanisches Leinen und chinesische Seide.

Die Germanen webten sowohl Wolle als auch Leinen. Sie webten komplizierte Muster, wie zum Beispiel der berühmte Thorsberg-Mantel belegt.

Im frühen Mittelalter und in der romanischen Kunstperiode beherrschte die orientalische Webkunst den Weltmarkt. Sassanidische, sarazenische und byzantinische Seiden- und Wollengewebe waren mit reichen Ornamenten verziert und geärbt. Aus ihnen wurden Prunkgewänder für Kaiser, Fürsten, Ritter und den Klerus hergestellt. Ebenfalls über Byzanz kam die Seide nach Europa.

Auch in Europa begann die Weberei als Industriezweig aufzublühen. In Augsburg gab es Mitte des 15. Jahrhunderts eine Weberzunft mit über 700 Mitgliedern.

Neben Stoffen, wurden Teppiche, Tapeten und Gobelins gewebt.

Werkzeuge

Jahrtausendelang wurden weltweit Varianten des einfachen Webstuhls mit horizontaler Kette verwendet. Erst durch die Erfindung des mechanischen Webstuhls im 16. Jahrhundert fand eine Veränderung der Produktionstechniken statt. Mit so genannten Bandmühlen war es möglich zwanzig oder mehr Bänder gleichzeitig zu weben.

Erst im 18. Jahrhundert wurde der Webstuhl wesentlich weiterentwickelt. So wurde zu dieser Zeit von John Kay der so genannte Schnellschützen zur automatischen Bewegung des Schützen erfunden. Der erste mechanische Webstuhl wurde 1784 vom Geistlichen Edmond Cartwright erbaut. Eine weitere revolutionäre Neuerung wurde durch den Lyoner Seidenweber J.M. Jacquard eingeführt. Bei seinem 1805 erbauten Webstuhl wurden die Kettfäden mit Hilfe von Lochkarten gezielt gehoben und gesenkt, wodurch es möglich wurde, gemusterte Stoffe zu weben. Der erste elektrische Webstuhl wurde 1879 von W. von Siemens hergestellt.

Technik

Die Weberei bezeichnet die Herstellung von Geweben, die aus textilen Flächengebilden aus zwei verkreuzten Fadensystemen, welche rechtswinkelig aufeinander treffen bestehen.

Das erste Fadensystem wird als Kette (Kettfaden) bezeichnet, das zweite hindurchgeführte bezeichnet man als Schuss (Schussfaden). An der Maschine (Webstuhl) muss nun eine Vorrichtung vorhanden sein, die es ermöglicht, das abwechselnd ein Teil der Kettenfäden angehoben wird, während der andere Teil gesenkt wird, so daß ein Fach entsteht, durch welches der Schütze mit dem aufgespultem Schuss hindurch geführt werden kann. Die Fachbildung erfolgt beim Handwebstuhl durch Tritte. Der Schütze wird dabei durch eine Schlagvorrichtung durch das Fach von einem Schützenkasten zum anderen getrieben.

Die Schützenkästen finden sich hierbei rechts und links von der Lade, die vor- und rückwärts bewegt werden kann, so dass das Riet (der Weberkamm oder Webkamm) den gerade durchgeschossenen Faden fest an das fertig gestellte Gewebe anschlagen kann.