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Drawehn

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Lage des Drawehn in Deutschland
Lage des Drawehn in Deutschland

Lage, Definition

Der Drawehn ist eine teils bewaldete Hügellandschaft im nordöstlichen Niedersachsen, zwischen den Landkreisen Lüneburg und Uelzen im Westen und Lüchow-Dannenberg im Osten. Sie bildet den östlichen Abschluss des Naturraumes "Lüneburger Heide" zum benachbarten "Wendland". Die genaue Abgrenzung des Drawehn ist nicht eindeutig definiert: Manchmal wird die Bezeichnung synonym für die gesamte Osthannoversche Endmoräne gebraucht, manchmal nur für deren Südteil (Nordteil in diesem Fall: "Göhrde"). Hier wird der Drawehn als Hauptbestandteil des Höhenzuges aufgefasst, den man noch in die weiteren Teilräume Göhrde und eventuell Klötzie untergliedern kann (mit teilweise fließenden Übergängen bzw. Überschneidungen). Als "Klötzie" (auch: Elbhöhen) wird der bis zu 70 m steil zum Elbe-Urstromtal abfallende Nordrand des Höhenzuges zwischen Hitzacker und Neu Darchau bezeichnet. Unter "Göhrde" wird hier nur der mehr oder weniger homogen zusammenhängende Wald des Staatsforstes Göhrde verstanden, der sich auf einer welligen Hochfläche im Nordwesten des Höhenzuges befindet. Als "Drawehn" wird der Hauptkamm der Osthannoverschen Endmoräne einschließlich dessen östlicher Abdachung zur Lüchower Niederung definiert. Allen Auffassungen wird man wohl gerecht, wenn man vom "Göhrde-Drawehn-Höhenzug" spricht. Dieser ist außerdem Teilbereich des 750 km² großen Naturparks "Elbufer-Drawehn".

Landschaftsräumliche Beschreibung

Die Altmoränenlandschaft Niedersachsens entstand im Verlauf von insgesamt vier Gletschervorstößen des skandinavischen Eisschildes vor 130-350.000 Jahren – einmal während der Elster-, dreimal während der Saale-Eiszeit. Die Gletscher der jüngsten, der Weichsel-Eiszeit gelangten nur bis an den Nordostrand der heutigen Elbtalniederung, so dass die bestehende Endmoräne hiervon nur periglazial beeinflusst wurde, z. B. in Form von Solifluktion über dem Frostboden. Die bei den beiden letzten saale-eiszeitlichen Vorstößen, dem Drenthe II- sowie dem Warthe-Stadium, endgültig gestauchte Osthannoversche Endmoräne erstreckt sich von der Elbe nordwestlich Hitzacker ("Klötzie") in südlicher Richtung auf einer Länge von etwa 40 bis 50 Kilometern. Bei Zernien erreicht sie mit 142 m NN ihre höchste Erhebung ("Hoher Mechtin"). Südöstlich einer Linie zwischen den Orten Clenze und Schnega flacht das bis dahin recht steilkuppige Profil ab und geht in die Jeetzel-Dumme-Lehmplatte und schließlich die Dummeniederung über. Weiter südöstlich findet die Endmoränen-Staffel ihre Fortsetzung in den "Hellbergen" der Altmark, der "Colbitz-Letzlinger Heide" (Sachsen-Anhalt) und dem "Fläming" (vgl. auch Südlicher Landrücken).

Der Drawehn kann topographisch und hydrologisch in den Hohen und den Niederen Drawehn unterteilt werden. Dazu dient die 50 m NN-Isohypse als Orientierungshilfe: Oberhalb dieser Linie befindet sich der Hohe Drawehn mit steilen Kuppen und meist grundwasserfernen Standorten. Die sandigen bis sandig-lehmigen Böden aus glazialen und äolischen Ablagerungen sind entweder mit trockenerem Kiefernforst bestockt oder werden ackerbaulich genutzt. Aus naturkundlicher Sicht sind unter anderem Mager- und Trockenrasen mit seltenen Gräsern und Kräutern erwähnenswert. Nach Westen begrenzt der Höhenzug das lehmbödige "Uelzener-Bevenser Becken".

Entlang der Ostflanke treten auf ungefähr 50 m NN zahlreiche Bäche zu Tage. Dabei handelt es sich um Hangdruckwasser, das sich aus Niederschlägen an der Westseite und den Kammlagen des Höhenzuges speist. Alle Bäche dieses Quellhorizontes fließen in östlicher Richtung vom Höhenzug ab, um schließlich in den Elbe-Nebenfluss Jeetzel zu münden, der sich auf etwa 11 bis 18 m NN befindet. Aufgrund des relativ großen Höhenunterschiedes auf kurzer Verlaufstrecke weisen die Bäche eine recht hohe Fließgeschwindigkeit auf. Als Folge erodierten an der Ostflanke des Höhenzuges weiträumige Kerbtäler in den pleistozänen Untergrund. Der Mensch machte sich die Wasserkraft hier früh zu Nutze und baute Wassermühlen an die Bäche. So tragen fast alle den Namenszusatz "-Mühlenbach".

Die Mühlenbachtäler sind das auffälligste Merkmal des Niederen Drawehn. Anders als im Hohen Drawehn finden sich hier viele grundwassernahe Standorte, die sich teilweise als Niedermoore, beispielsweise in Form von Erlenbruchwald, ausprägten. (Eine abweichende Besonderheit ist das Zwischenmoor "Maujahn", das sich in einem Erdfalltrichter gebildet hat.) Neben Ackerbau gibt es in den feuchteren Lagen auch Grünlandwirtschaft. Östlich läuft der Niedere Drawehn in die Jeetzelniederung aus. Dabei wird im Süden zwischen Clenze und Lüchow die größte Ausdehnung erreicht, während im Norden (Richtung Elbe) abruptere Übergänge zwischen Hoher Geest und den Flussniederungen von Jeetzel und Elbe zu beobachten sind.

Kulturhistorische Aspekte

Der Name "Drawehn" wurde schon im Mittelalter benutzt und bedeutet wohl "Waldland". Als "Drawey" bezeichneten die slawischen Siedler vom Stamm der Wenden ihren dortigen Bezirk. Zeitgenössische deutsche Quellen sprechen vom Land der "Drevener". Die Landschaft ist Grenz- und Überlappungsgebiet zwischen Germanen (Franken) und Slawen, die im 9. Jahrhundert in den Raum einwanderten. Eigentümliche Dorfnamen im Hannoverschen Wendland zeugen heute vom slawischen Einfluss: Waddeweitz, Meuchefitz, Middefeitz, Mammoißel, Guhreitzen, Tolstefanz, Dickfeitzen, Salderatzen u. v. a. Die slawische Sprache der Wenden im Wendland (auch Drawänen oder Drewjanen) verschwand erst Ende des 18. Jahrhunderts.

Eine weitere Besonderheit der Gegend ist die Siedlungsform des Rundlings. Dabei sind die (Fachwerk-)Gebäude eines Dorfes in einem nahezu geschlossenen Kreis um einen zentralen Dorfplatz angeordnet. Nur eine allgemeine Zufahrt unterbricht diese Runde im Idealfall. Nach außen erweitern sich die Hofstellen (Hufen) keilförmig. Kirche, Schule, Gasthof liegen – sofern vorhanden – vor dem Dorf. Besonders gehäuft findet man Rundlinge im Niederen Drawehn zwischen Lüchow und Clenze, wo ackerbaulich günstigere Böden vorherrschen. Touristisch bekannte Beispiele sind die Dörfer Schreyahn, Lübeln und Satemin.