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Johann Feil

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Johann von Feil (* 13. März 1896 Leonfelden, Oberösterreich + 31. Jänner 1957 Mittenwald, Bayern, BRD), österreichischer SS-Oberführer und Befehlsgeber für die Morde in der Pogromnacht am 9.11.1938 in Innsbruck.

Werdegang

Als Sohn einer traditionsreichen oberösterreichischen Beamtenfamilie geboren, maturierte Feil 1915 in Linz und wurde sofort in die K.K. Armee eingezogen. Während des I. Weltkrieges diente er hauptsächlich an italienischen Kriegsschauplätzen, 1919 wurde er aus der Armee entlassen und trat seinen erlernten Beruf als Fachlehrer für kunstgewerbliches Zeichnen in Schärding, OÖ, später in Linz, OÖ, an. 1926 heiratete er, aus der Ehe gingen 3 Kinder hervor. Ein weiterer Sohn wird unehelich 1924 geboren.

Illegale Laufbahn

1932 tritt Feil der NSDAP (Mitgliedsnummer 900.434) und der SA bei, noch 1932 erfolgt der Übertritt zur SS (Mitgliedsnummer 41.937) und die Ernennung zum SS-Hauptsturmführer der 37. SS-Standarte Linz durch Hitler persönlich. 1933 bereits SS-Obersturmbannführer, fällt er in seinem Lehrberuf immer wieder durch Agitation für die NSDAP auf, wird Anfang 1934 deswegen zu 5 Tagen Arrest verurteilt und vom Staatsdienst suspendiert. Im Mai 1934 wieder als Fachlehrer eingestellt, wird Feil am 15.6.1934 zum Leiter der 76. SS-Standarte Salzburg ernannt. Am 25.7.1934 ist Feil in den 'Juliputsch' der NSDAP und die Ermordung von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß verstrickt, wird polizeilich gesucht und muss aus Österreich flüchten. Er tritt ins Deutsche Reich über und wird aus Österreich ausgebürgert.

Pogromnacht 1938 in Innsbruck

Feil verfolgt seine weitere SS-Karriere über mehrere Stationen in Deutschland, wird am 21.3.1938 zum SS-Oberführer und zum Hauptamtlichen Führer für den SS-Abschnitt XXXVI mit Sitz in Innsbruck ernannt. In der Pogromnacht am 9./10. November 1938 werden von Feil sogenannte Rollkommandos zusammengestellt. Sie haben die Aufgabe, 'Aktionen' gegen jüdische Mitglieder der Innsbrucker Gesellschaft zu führen. Dabei war zwar die Mitnahme von Schusswaffen untersagt, gleichzeitig gab Feil die Instruktion 'bei dem geringsten Anschein von Widerstand diesen mit jeden Mitteln zu brechen'. Feil hat keinen ausdrücklichen Befehl gegeben, die Juden zu töten, gab aber im 1939 durchgeführten Parteiverfahren gegen die Täter zu, daß "die Untergebenen aus seinen Worten den Schluß hätten ziehen können müssen und auch ziehen sollten, daß es bei der Durchführung der 'Vergeltungsmaßnahmen' auf das Leben eines Juden nicht ankomme" (Zitat aus dem Beschluss betreffend Einstellung des Verfahrens des Obersten Parteigerichts gegen SS-Hauptsturmführer Hans Aichinger und andere wegen Mordes, am 9.2.1939). Die Toten und Verletzten der Innsbrucker Pogromnacht gehen nach übereinstimmenden Aussagen mehrerer Beteiligter und auch aufgrund seiner eigenen Bekenntnis im Verfahren auf Feils Befehl zurück.[1][2]

Weitere Stationen

Hanns Feil dient in weiterer Folge unter anderem im SS-T-Wachbatallion Oranienburg, als Kommandeur des SS-Trupenübungsplatzes in Debica, Polen, als SS-Stadtkommandeur von Prag unmittelbar nach dem Attentat auf Reinhard Heydrich im Juni 1942 und als Kommandeur des SS-Truppenübungsplatzes Beneschau (Benesov) in Böhmen. 1945 meldet er sich freiwillig zum Endkampf um Berlin, erleidet eine Kopfverletzung und gerät in englische Kriegsgefangenschaft. Nach dem Krieg scheint er wegen seiner aktiven Beteiligung an den Judenpogromen in Innsbruck auf der österreichischen Kriegsverbrecherliste Nr. 2 auf.

Rat Line nach Argentinien

1948 kann die Familie Hanns Feil mit Hilfe von 'Stille Hilfe' aus der Gefangenschaft freikaufen (nach Aussage seiner Frau gegen eine Farbfilmkamera) und nach Reith bei Seefeld in Tirol schaffen. Von dort wird er mit einer der sogenannten 'Rattenlinien', mit Hilfe des Bischofs Alois Hudal und kirchlicher Stellen, erst nach Rom und dann nach Buenos Aires, Argentinien, gebracht. In Buenos Aires hält er sich mit Karrikaturen in der deutschen Zeitschrift 'Der Weg' über Wasser. Als er an Krebs erkrankt, kehrt er 1954 nach Deutschland zurück und versteckt sich in Mittenwald bei Garmisch-Partenkirchen, Bayern. Dort wird er von der Familie und Freunden betreut, bis er am 31.1.1957 stirbt und am dortigen Friedhof begraben wird. Johann Feil ist nie wegen der ihm zur Last gelegten Taten zur Rechenschaft gezogen worden.