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ETF Market Maker

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Als ETF Market Maker (deutsch: Marktpfleger oder auch Marktmacher) bezeichnet man einen Börsenmakler, der die Handelbarkeit (Marktliquidität) von ETFs durch kontinuierliches Stellen von Geld- und Briefkursen sichert und temporäre Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage in weniger liquiden Werten ausgleicht.

Funktion des ETF Market Makers

Ein ETF Market Maker ist ein spezialisierter Wertpapierhändler, der sich um die Quotierung und Preisstellung von ETFs an den Börsen kümmert. Sobald ein Market Maker ein festes Mandat zur Quotierung von ETFs an den Börsen hat, wird er auch als Designated Sponsor bezeichnet.

Für ETFs stellen international tätige Market Maker sicher, dass der Preis eines Fondsanteils dem tatsächlichen Wert sehr nahe kommt. Bei Indexfonds richtet sich die Wertentwicklung danach, wie sich der zu Grunde liegende Index entwickelt. Dabei wird über die Zusammensetzung des ETFs ein Wert errechnet der den Wert der zu grunde liegenden Bestandteile widerspiegelt. Dieser errechnete Wert wird als Nettoinventarwert(engl. net asset value, NAV) bezeichnet

Die Kernfunktion des ETF Market Makers ist es, Liquidität zur Verfügung zu stellen. Das erreicht er, indem er temporäre Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage überbrückt. Der Market Maker stellt für die von ihm betreuten Werte verbindliche Geld- und Brief-Limite (sogenannte Quotes) im fortlaufenden Handel und in den Auktionen. Der Market Maker bietet somit an, zum Geldpreis zu kaufen und zum Briefpreis zu verkaufen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Orders ausgeführt werden, erhöht sich damit. Insgesamt steigt die Liquidität.

Anforderungen an ETF Market Maker

Die Teilnahmeregelungen der jeweiligen Börsen stellen die Erreichbarkeit und ständige Präsenz der Market Maker sicher. Zum Beispiel an der Frankfurter Wertpapierbörse werden an das Market Making folgende Anforderungen gestellt: Gemessen über einen Monat muss ein Market Maker in einem Titel mindestens an einem bestimmten Prozentsatz aller regulären Auktionen (Eröffnungsauktion, untertägige Auktion und Schlussauktion), Eröffnungsauktionen und Volatilitätsunterbrechungen teilnehmen. Darüber hinaus muss er im Monatsdurchschnitt mindestens 50% der effektiven Handelszeit quotieren. Die effektive Handelszeit entspricht dem Zeitraum zwischen Beendigung der Eröffnungsauktion und Eröffnung der Schlussauktion nach Abzug der Zeit für untertägige Auktionen.

Qualitätsanforderungen an gültige Quotes

  • Maximaler Spread
  • Minimales Quotierungsvolumen
  • Reaktionszeitparameter
  • Minimale Teilnahmequoten

Handelsmöglichkeiten des ETF Market Makers

Im Hintergrund ist der Market Maker in der Lage, mit dem ETF Anbieter Stücke neu zu schaffen oder bei großen Positionen auch an den Emittenten zurückzugeben.

Der Market Maker benötigt ein gewisses Inventar bevor er die Quotierung eines ETFs aufnehmen kann, damit er seine Verpflichtungen gegenüber den ETF-Investoren erfüllen kann. Um einen ETF kreieren zu können, muss der Market Maker als s.g. Authorized Participant durch einen Vertrag mit dem Emittenten zugelassen sein.

Die meisten Market Maker betreuen nur einen Emittenten, in der Regel die dahinter stehenden Investmentbanken. Es existieren aber auch einige wenige Anbieter, die alle Produkte aller ETF Emittenten entweder an den Börsen quotieren bzw. im institutionellen Geschäft außerhalb der Börse OTC (over-the-counter) handeln. Diese Anbieter zeichnen sich durch eine enorme Flexibilität und tiefe Kenntnis der zugrunde liegenden Märkte aus.

Handel im Primärmarkt

Damit der ETF Market Maker an die ETF Anteile gelangt, nutzt er das s.g. Creation/Redemption-Verfahren. Dieses Verfahren stellt den Emissionsprozess oder Rückgabeprozess bei ETFs dar:

Beispiel: Creation/Redemption-Prozess bei ETFs

Creations

Bei Creations unterscheidet man zwei Arten:

  • Creation „in kind“;
  • Cash creation.

Creation in kind: der Market Maker liefert dem Emittenten einen perfekten Basket Aktien oder Renten, die dem ETF entsprechen und erhält eine vorbestimmte Stückzahl an ETFs („Creation units“). Cash creation: der Market Maker „kauft“ den ETF vom Emittenten und zahlt den Preis. Der Emittent kauft auf der anderen Seite die zugrunde liegenden Aktien für den ETF. In beiden Fällen hält der Market Maker am Ende des Prozesses den ETF und der Emittent das jeweilige Underlying. Der Tausch findet zum NAV + Kosten statt, die nicht vom Emittenten getragen werden müssen, um den NAV nicht durch Transaktionskosten zu verringern. Eine Creation erzeugt einen Anstieg in den ausstehenden Stücken und der „AuM“ (Assets under Management).

Redemptions

Sobald der Market Maker ein ETF-Inventar hält, das bei weitem die Marktnachfrage übersteigt, kann er den ETF zurückgeben (redeemen), um dadurch die Kosten der Management Fee des ETFs zu sparen. Um einen ETF redeemen zu können, muss der Market Maker als s.g. Authorized Participant durch einen Vertrag mit dem Emittenten zugelassen sein. Bei Redeptions unterscheidet man zwei Arten:

  • Redemption „in kind“;
  • Cash redemption.

Redemption in kind: Der Market Maker liefert eine vorbestimmte Stückzahl des ETFs und erhält dagegen den perfekten Basket aus Aktien oder Anleihen, die dem ETF zu Grunde liegen.

Cash redemption: Der Market Maker „verkauft“ den ETF an den Emittenten für den entsprechenden Preis. Der Emittent wiederum verkauft das Underlying in Markt, um sein Geld zu erhalten.

In beiden Fällen hält der Market Maker am Ende des Prozesses das Cash und der Emittent das jeweilige die ETF Anteile. Der Tausch findet zum NAV - Kosten statt, die nicht vom Emittenten getragen werden müssen, um den NAV nicht durch Transaktionskosten zu verringern. Eine Redemption erzeugt einen Verringerung in den ausstehenden Stücken und der „AuM“ (Assets under Management).

Wichtige ETF Market Maker

Die wichtigsten europäischen ETF Market Maker und ETF Handelshäuser sind:

  1. UniCredit Group
  2. Barclays
  3. Societe Generale
  4. Susquehenna

Die jeweiligen ETF Market Maker haben unterschiedliche Schwerpunkte: Während einige kleinere Handelshäuser ihren Fokus auf bestimmte sehr liquide ETFs legen und andere hauptsächlich ihre eigenen Produkte quotieren, gibt es jedoch auch eine sehr kleine Anzahl von Banken, die unabhängig von Emittenten sind und an allen Börsen alle ETFs betreuen. Diese sind zum Beispiel Susquehenna und die UniCredit Group, die dieses Geschäft von München und London aus betreiben.