St. Georg (Bogenhausen)
Die Katholische Filialkirche St. Georg ist die ehemalige Dorfkirche Bogenhausens und war bis 1934 dessen geistlicher Mittelpunkt. Heute ist sie vor allem für ihren Friedhof bekannt, auf dem viele Prominente ihre letzte Ruhe fanden.

Lage
St. Georg (Bogenhauser Kirchplatz 1) liegt am Isarhochufer im Norden des ehemaligen Dorfkerns. Heute südöstlich der Montgelasstraße ist ihre Lage ruhig und idyllisch.
Geschichte
Über den Ursprung der Kirche ist wenig bekannt. Das Turmuntergeschoß, das vom spätromanischen Vorgängerbau stammt, ist das älteste Zeugnis einer Kirche in Bogenhausen. Wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde der alte Chor durch einen spätgotischen Neubau ersetzt, der bis heute existiert.
1759 initiierten der damalige Bogenhausener Pfarrer Franz Georg Riedl und Graf August Joseph von Toerring, der nahe der Kirche ein Schlösschen besaß, die Erneuerung des Kirchenschiffes und gewannen Johann Michael Fischer als Architekten. Der Ausbau zur Rokoko-Kirche begann 1766. Nach Fischers Tod im gleichen Jahr übernahm Balthasar Trischberger die Bauleitung und führte die Aufstockung und Einwölbung durch. Dabei erhielten der schlichte Saal des Gemeinderaums ebenso wie der Altarraum eine Flachkuppel. Die Bauarbeiten waren 1768 vollendet. 1777 erhielt der Turm seine zweifach eingeschnürte Zwiebel, im selben Jahr wurde die Ausstattung der Kirche vollendet.
Durch die Einweihung der Pfarrkirche Heilig Blut 1934 verlor St. Georg den Status als Pfarrkirche und ist seitdem Filiale von Heilig Blut.
Im Zweiten Weltkrieg beinahe unbeschädigt, wurde die Kirche in einer bis zum Jahr 2000 dauernden Generalsanierung wieder in die ursprüngliche Farbfassung Fischers zurückversetzt.
1973 drehte Michelangelo Antonioni in dieser Kirche eine Schlüsselszene seines Films Beruf: Reporter mit Jack Nicholson in der Hauptrolle.
St. Georg ist Mutterkirche für das ganze Gebiet rechts der Isar zwischen der Menterschwaige, Oberföhring und Haar.
Bedeutende Kunstwerke


- Hochaltar (in Form eines barocken Bühnenaltars mit den Skulpturen des Hl. Georg als Drachentöter, sowie an den Seiten die Heiligen Donatus und Irene (Johann Baptist Straub, 1770-1773);
- Chor-Gewölbefresko "Der hl. Georg wird in den Himmel aufgenommen" (Johann Philipp Helterhof, 1767/68);
- Gewölbefresko des Gemeinderaums "Das Martyrium des Hl. Georgs" (Johann Philipp Helterhof, 1767/68);
- Kanzel (Ignaz Günther, 1770-1773);
- Korbiniansaltar (Ignaz Günther, 1770-1773));
- Thronende Madonna (unbekannt, 1628)
Bogenhausener Friedhof
Der St. Georg umgebende Dorffriedhof, heute Bogenhausener Friedhof genannt, wurde seit der Mitte des 20. Jahrhunderts zur bevorzugten Begräbnisstätte prominenter Künstler. Unter anderen fanden hier ihre letzte Ruhe:
- Schriftsteller Joseph Breitbach
- Schauspieler Friedrich Domin
- Regisseur Rainer Werner Fassbinder
- Schriftsteller, Journalist, Maler Joachim Fernau
- Schauspieler Helmut Fischer
- Schriftsteller Oskar Maria Graf
- Schauspieler Robert Graf
- Pressechef NSDAP Ernst Hanfstaengl
- Publizist Wilhelm Hausenstein
- Karikaturist Ernst Hürlimann
- Schriftsteller Erich Kästner
- Schauspielerin Liesl Karlstadt (Elisabeth Wellano)
- Dirigent Hans Knappertsbusch
- Schriftstellerin Annette Kolb
- Schauspieler Werner Kreindl
- Astronom und Leiter der Sternwarte in Bogenhausen/München Johann von Lamont
- Schauspieler Siegfried Lowitz
- Musikproduzent Monti Lüftner
- Schriftsteller Peter de Mendelssohn
- Bühnenbildner Emil Preetorius
- Bildhauer Karl Romeis
- Unternehmer Josef Schörghuber[1]
- Regisseur und Schauspieler Hans Schweikart
- Schauspieler Walter Sedlmayr
- Hofastronom Johann Georg von Soldner
- Schauspieler Peter Vogel
- Schauspieler Rudolf Vogel
- Schauspieler Gustl Waldau (Gustav Theodore Clemens Robert Freiherr Von Rummel)
- Schauspieler Carl Wery
- Bildhauer Hans Wimmer
Wirkungsstätte von Pater Alfred Delp

Pater Alfred Delp SJ war in der 1930er Jahren Kirchenrektor in St. Georg. Im Pfarrhaus von St. Georg kam es zu Treffen des Kreisauer Kreises. Dort wurde Delp auch nach einer Morgenmesse in St. Georg am 28. Juli 1944 verhaftet.
Ein paar Schritte weiter (bei 48° 8′ 51,53″ N, 11° 36′ 3,86″ O ), am Rande der Maximiliansanlagen, wurde Delp ein Denkmal errichtet, das am 23. Mai 1981 durch den damaligen Kardinal und späteren Papst Josef Ratzinger geweiht wurde. Es stammt von dem Münchner Künstler Klaus Backmund und stellt die "Drei Männer im Feuerofen" nach dem Buch Daniel (Dan 3,6 LUT) dar. Die Inschrift befindet sich auf einer Bronzeplatte, die durch Form und separate Lage an die bayerische Tradition des Totenbrettes anschließt. [2]
Einzelnachweise
- ↑ Erzbistum München und Freising, abgerufen am 12.02.08
- ↑ Webpage des Initiators, aufgerufen am 06.06.07
Literatur
- Klaus Gallas: München. Von der welfischen Gründung Heinrichs des Löwen bis zur Gegenwart: Kunst, Kultur, Geschichte. Köln: DuMont 1979, ISBN 3-7701-1094-3 (DuMont-Dokumente: DuMont-Kunst-Reiseführer)
- Norbert Lieb: St. Georg in München-Bogenhausen. Eine Dorfkirche hoch über dem Isarufer als bedeutendes Kunstwerk und ihr Friedhof als letzte Ruhestätte berühmter Münchner. München: Ehrenwirth 1987, ISBN 3-431-02967-1
- Erich Scheibmayr, Letzte Heimat, München 1985, Eigenverlag
- Erich Scheibmayr, Wer? Wann? Wo?, München, 3 Teile, 1989, 1997, 2002, Eigenverlag
Weblinks
- St. Georg-Bogenhausen, Kirchen und Kapellen, Erzb. München
- muenchen.de: Kath. Filialkirche St. Georg München-Bogenhausen
- Vorlage:BLfD
- Liste berühmter Verstorbener auf dem Bogenhausener Friedhof (PDF-Datei; 66 kB)
- Bogenhausener Friedhofsplan
Koordinaten: 48° 8′ 52″ N, 11° 36′ 5″ O