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Birken

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Birken

Birke, Illustration.
A Zweig mit männlichen Blütenkätzchen,
sieben geflügelte Nussfrucht

Systematik
Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Buchenartige (Fagales)
Familie: Birkengewächse (Betulaceae)
Gattung: Birken
Wissenschaftlicher Name
Betula
L.

Die Birken (lat. Betula, engl. Birch) bilden eine Gattung von Laubbäumen in der Familie der Birkengewächse (Betulaceae). Birken sind oft Pionierpflanzen auf freien Flächen und können bis zu 160 Jahre alt werden.

Die etwa 40 Birken-Arten kommen in Europa, in Nordamerika (besonders an deren Ostküsten) und in Asien bis Japan, also fast auf der gesamten nördlichen Hemisphäre, vor.

Merkmale

Birkenblätter

Birken sind sommergrüne Bäume oder Sträucher. Sie gehören zu den sehr schnell wachsenden Gehölzen und können schon nach sechs Jahren eine Höhe von bis zu sieben Metern erreichen. Ausgewachsen können sie bis zu 30 Meter, in Einzelfällen sogar noch höher werden. Bei vielen Birkenarten ist die Rinde auffällig hell bis weiß.

Alle Birken werden windbestäubt, weshalb in der Blütezeit von Ende März bis Ende April große Mengen an Pollen ausgeschüttet werden. Die Blütenstände heißen Kätzchen. Die männlichen Blütenstände sind hängend, die weiblichen aufgerichtet. Die vielen kleinen geflügelten Samen, welche im Herbst reif werden, befinden sich zwischen den Hochblättern im Fruchtstand. Die Früchte haben Fruchtreife im September bis Oktober.

Wuchsbedingungen

Birke auf einem stillgelegten Kamin

Birken stellen nur geringe Ansprüche an Boden und Klima. Birken gedeihen sowohl auf trockenen wie nassen Böden, in Heidegebieten, auf Dünen wie auf Moor.

Zweig einer Birke im Querschnitt (gefärbt).

Ökologie

Viele Vogelarten sind auf Birken angewiesen, z. B. dienen dem Birkenzeisig und dem Birkhuhn Knospen und Samen der Birke als wichtige Winternahrung. Der Baum selbst ist Lebensraum für zahlreiche Pilze, Flechten und Moose, sowie für Insekten und Säugetiere. Einige leben als Parasiten oder in Symbiose in, an und auf der Birke.

Fast hundert Arten Schmetterlingsraupen siedeln auf Birken.[1]

Klinische Bedeutung

Birkenpollen stellen ein hochpotentes Allergen dar. Der Anteil jener Allergiker, die speziell auf Birkenpollen reagieren, stieg in den letzten 20 Jahren laut HNO-Klinik der Universität Wien von 35 % auf 50 % aller Pollenallergiker an. Trotzdem werden Birken aufgrund ihrer schönen weißen Färbung gerne auch in Städten als Alleebäume gepflanzt.

Die Birke als Nutzbaum

Holzverwendung

Als Holzlieferanten werden in Mitteleuropa vor allem die Sand- und die Moor-Birke genutzt. Sie bilden als Splintholzarten keinen Kernholzbereich und somit keinen Farbkern aus. Das Holz ist entsprechend gleichmäßig gelblichweiß, rötlichweiß oder hellbräunlich gefärbt und besitzt einen seidigen Glanz. Als typische Farbeigenschaft besitzt das Holz fleckenartige Hell-Dunkel-Lichteffekte, die durch Unregelmäßigkeiten im Faserverlauf entstehen. Bei älterem Holz kann ein gelblich-roter bis brauner Falschkern ausgebildet sein. Die Jahresringe sind durch schmale und dichte Spätholzstreifen abgegrenzt. Im Gesamtcharakter entsteht ein hellfarbiges und schlichtes, je nach Faserverlauf sehr dekoratives Nutzholz. Besonderheiten stellen die vor allem bei der Sand-Birke vorkommenden Flammen- und Eisbirkenmuster dar, die auf stark unregelmäßige Faserverläufe zurückzuführen sind. Zu den teuersten Holzarten gehört die Karelische Maser-Birke, die ihr charakteristisches Zeichnungsmuster durch dunkle Einlagerungen und stark wellenförmige Jahresringe erhält.

Birkenholz kann wegen seiner geringen Tragkraft kaum als Bauholz verwendet werden. Es ist ein leichtes Holz und dabei sehr haltbar. Es ist sehr resistent gegen Trockenheit und Feuchtigkeit, weshalb es in der Wagnerei und Tischlerei einst sehr geschätzt war. Man stellte daraus unter anderem Holzschuhe, Deichseln, Leitern, Fassreifen, Tische, Stühle und Wäscheklammern her. In skandinavischen Ländern wird das Holz der Maserbirke für Messergriffe u. ä. verwendet. Hochwertiges Birkenholz eignet sich zur Herstellung von Furnier.

Auch als Brennholz ist es als dekoratives Kaminholz beliebt. Dank der ätherischen Öle brennt Birkenholz sogar in frischem Zustand. Birkenrinde ist gut als Zunder und zum Entzünden eines Feuers geeignet.

Birkenrinde

Rinde und Reisig

Auch die Rinde, das sogenannte Birkenleder, fand früher einen vielfältigen Gebrauch, etwa für Spanschachteln. Besonders in Finnland wurden daraus auch Schuhe, Rucksäcke und andere Gegenstände hergestellt. Vorratsbehälter für Mehl, Tee und speziell Brot, wie sie in Sibirien hergestellt und benutzt wurden und wieder werden, sind in den letzten Jahren auch hierzulande erhältlich, vor allem in ökologischen Läden und über den entsprechenden Versandhandel. Diese Behälter nutzen die antiseptischen Eigenschaften der Birkenrinde. [2] Ein anschauliches Beispiel für die vielfältige Nutzung der Birkenrinde zur Herstellung von Kanus, Behältern und Gefässe, als Wandmaterial ihrer Wigwams und als Schreibuntergrund für Zeichnungen und Symbole, bis hin zum Totenkleid bei der Bestattung bilden die nordamerikanischen Mi'kmaq, ein indianisches Volk im Nordosten Kanadas und der USA.

Der obere Teil der in zwei Schichten gegliederten Rinde wurde zur Herstellung von Birkenteer und Birkenöl verwendet. Der untere Teil ist essbar und kann wie Spaghetti zubereitet werden.

Das aussterbende ländliche Handwerk verwendet die Birke auf vielseitige Weise. Der Besenbinder stellt aus ihren Ästen und Zweigen, den sogenannten Besenreisern, einen für grobe Pflasterung kaum zu übertreffenden Besen her. Buschbinder bündeln bevorzugt Birken-Reisig zu befestigenden Elementen für den Deich- und Wasserbau. Der Holzbitzler verwendet die Wurzelstöcke. Da diese viele verknorpelte Wurzelansätze haben, werden daraus besonders Bierkrüge mit Deckel hergestellt. Auch der Spänemacher war auf die Birke angewiesen. Späne und Schleißen aus diesem Holz sind die besten, da sie kaum Rauch entwickeln. Diese wurden im Winter beim Kirchgang zum Leuchten verwendet.

Büschel aus Birkenzweigen werden in der finnischen und russischen Sauna als Badequast (Wenik) zum "Abschlagen" des Körpers verwendet. Daneben war die Birkenrute, ein zusammengebundenes Bündel entblätterter Birkenzweige, das jahrhundertelang beliebteste Züchtigungsinstrument in Mitteleuropa, Nordeuropa und Nordasien.

Inhaltsstoffe

Die Blätter (Betulae folium) der meisten Birkenarten enthalten nennenswerte Mengen an Flavonoiden, Saponinen, Gerbstoffen, ätherischen Ölen und Vitamin C. Die Rinde enthält Phytosterine sowie Terpene wie Betulin, Betulinsäure und Lupeol; der Rindensaft u. a. Invertzucker, sodass dieser auch vergoren werden kann. In Finnland wird der Zuckeraustauschstoff Xylitol aus Birken gewonnen. In Mitteleuropa wurde vor allem die heimische Sandbirke bereits historisch in der Volksmedizin genutzt. Ihre Bestandteile gelten insbesondere als blutreinigend, harntreibend und anregend, weshalb sie heute in der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) Verwendung findet.

Birken lieferten den ersten Kunststoff der Menschheitsgeschichte, das aus Birkenrinde durch Trockendestillation gewonnene Birkenpech, das als Klebstoff sowohl Neandertalern als auch dem modernen Menschen (Homo sapiens der Cro-Magnon-Epoche) bei der Herstellung von Werkzeugen diente.

Birke mit Raureif

Verwendet werden die Blätter, die Blattknospen und der Birkensaft (durch Anzapfen gewonnen). Sammelzeit für Blattknospen ist März, für Birkensaft März bis Mai und für Blätter Mai bis Juni.[3]

Die Birke als Symbol der Fruchtbarkeit galt früher als Helfer in Liebesnöten. Dieser Verwendungszweck ist heute fast vergessen. Ihre Zweige, Rinde und die Blätter mussten für allerlei obskure Mittel und Bräuche herhalten, von denen man sich eine Besserung in sexuellen Nöten erhoffte.Hervorzuheben ist auch die mythologische Bedeutung der Birke als "Baum des Schutzes".Im überlieferten Volksglauben werden höher verkehrsfrequentierte Alleenstraßen und uneinischtige Landstraßen, insbesondere in ländlichen Gebieten, mit unausgeleuchteten Verkehrswegen, Birken als Alleenbäume gepflanzt, da sie durch ihre helle Berindung bei Dunkelheit das Licht gut reflektieren und somit die Unfallgefahr verringern sollen.In den indianischen Völkerweisheiten symbolisieren Bäume von jeher lebendige Wesen der Weisheit, deren Sprache man sich erschließen kann, Schamanismus. Die Birke, insebsondere sein Birkensaft ist heute bekannt u.a. als Helfer in der Kosmetik. Durch das Abzapfen des Stammes oder Anschneiden von Ästen wird der für wenige Wochen im Frühjahr fließende Birkensaft gewonnen. Er soll gegen Haarausfall gut sein. Auch reinigte man mit Birkensaft schlecht heilende Wunden und verwendete ihn gegen Ausschläge und Schuppen. Vornehmlich im letzten Jahrhundert wurde Birkensaft zur Herstellung von Birken-Haarwasser verwendet. Der Saft kann äußerlich angewandt oder direkt getrunken werden. Da der Saft zuckerhaltig ist, lässt er sich in vergorener Form als Birkenwein genießen, ein heute noch in Russland beliebter bäuerlicher Rauschtrunk. Der Birkenwein wurde auch als Stärkungsmittel für impotente Männer verwendet.[4] Eine intensive Nutzung des Birkensaftes kann jedoch zu Schäden und Infektionen am Baum führen. Auch Auszüge aus den Blättern sollen helfen. In der Heilkunde finden die Blätter aufgrund ihrer harntreibenden Wirkung bei Rheuma, Gicht und Wassersucht Verwendung.

Systematik

Hänge-Birken mit Herbstlaub
Birkenwald in Finnland

Man unterscheidet unter anderem die folgenden Arten:

Mitteleuropäische Arten

  • Sandbirke (Betula pendula), auch: Gemeine Birke, Hänge-, Trauer-, Warzen- oder Weiß-Birke
  • Moor-Birke (Betula pubescens)
  • Zwerg-Birke (Betula nana), auch: Polar-Birke
  • Strauch-Birke (Betula humilis), auch: Niedrige Birke

Weitere Arten

Birken im Brauchtum und Volksglauben

Das Wort Birke ist auf einen Begriff im Indogermanischen zurückzuführen (*bherHg̑o) und bedeutet in Anspielung auf die helle Rinde soviel wie „glänzend, schimmernd“.

Im germanischen und im slawischen Volksglauben spielte die Birke eine große Rolle. Sie war der Göttin Freya geweiht. Aus dieser Zeit stammt auch der Brauch, einen Maibaum aus dem Wald zu holen, um ihn auf dem Dorfplatz aufzustellen. Es wurde damit der erwachende Frühling in das Dorf geholt. Noch heute lebt der gleiche Brauch in Gestalt des Maibaumes fort. Zu Fronleichnam wird regional die Birke verwendet, wenn unzählige junge Exemplare in katholischen Ortschaften die Straßen säumen, durch die Prozessionen führen.

Die Birke ist das Wahrzeichen Estlands. In Russland, Finnland und Polen gilt der Baum als nationales Symbol, vergleichbar mit der „deutschen Eiche“.

Dem Volksglauben nach sollten Birken den Blitz anziehen. Aus diesem Grund duldete man früher Birken nur selten in der Nähe von bäuerlichen Anwesen. Unter einer einzeln stehenden Birke soll einer alten Sage nach die letzte Weltenschlacht stattfinden. Diese beiden unerfreulichen Blickpunkte sind jedoch eine Ausnahme. Meist wird die Birke mit Erfreulicherem in Verbindung gebracht. So galt seit altersher die Birke als heiliger Baum, der für die Fruchtbarkeitsfeste im Frühling die jungfräuliche Göttin symbolisierte. In vielen Gegenden wurde die Birke auch als Symbol der Jugend und des Frühlings verehrt.

Kunst

Einzelnachweise

  1. Helmut Hintermeier: Der Liguster und seine Gäste, in Allgemeine Deutsche Imkerzeitung, November 2008, Seiten 30,31
  2. Birkenrindendosenherstellung. In: www.dreigliederung.de. Abgerufen am 4. Januar 2009.
  3. Birke. In: www.heilkraeuter.de. Abgerufen am 4. Mai 2007.
  4. Doris Laudert: Mythos Baum. BLV, München 2004, S. 63
Wiktionary: Birke – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Birken – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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