Partito Comunista Italiano
Die Kommunistische Partei Italiens bzw. auch Italienische Kommunistische Partei (KPI), italienisch: "Partito Comunista Italiano" (PCI), gegründet 1921 als Abspaltung von der Sozialistischen Partei Italiens (italienisch: PSI = Partito Socialista Italiano), war eine einflussreiche Kommunistische Partei in Italien, die in den 1970er Jahren einige Jahre indirekt in einer Koalition mit der Democrazia Cristiana (DC) an der italienischen Regierung beteiligt war.
Die KPI galt noch vor der KPF (Kommunistische Partei Frankreichs) (französisch PCF = Parti Communiste Francais) seit den 1960er Jahren als bedeutendste Vertreterin des Eurokommunismus. Mit einer Anhängerschaft von etwa 1,6 bis 1,8 Millionen Mitgliedern war die KPI nach dem 2. Weltkrieg die größte Kommunistische Partei Westeuropas und spielte spätestens ab Mitte des 20. Jahrhunderts über viele Jahrzehnte durchgehend eine wichtige und tragende Rolle in der Politik des pluralistisch-demokratischen Italien.
1990 / 1991 legte die KPI nach ihrem letzten Parteitag in Bologna in der Folge des Niedergangs der realsozialistischen Systeme in Osteuropa offiziell die Ausrichtung am durch die historischen Ereignisse der Zeit als diskreditiert geltenden Kommunismus ab, und benannte sich um in Demokratische Partei der Linken (italienisch: Partito Democratico della Sinistra (PDS)), als die sie bis heute im italienischen Parlament vertreten ist, und die von 1998 bis 2000 mit ihrem Vorsitzenden Massimo d´Alema den Ministerpräsidenten Italiens stellte. Ein Teil des linken Flügels der KPI bildete die kleinere Partei Partito della Rifondazione Comunista (frei übersetzt: Partei der kommunistischen Wiederbegründung).
Geschichte der KPI
Von der KPI-Gründung zum Widerstand gegen den Faschismus: 1921 bis 1945
Die KPI wurde 1921 als Abspaltung von der Sozialistischen Partei Italiens (Italienisch: Partito Socialista Italiano (PSI)) auf Initiative von Antonio Gramsci, Palmiro Togliatti, Amadeo Bordiga und anderen gegründet.
Nach der Machtergreifung des Faschismus in Italien unter Benito Mussolini im Jahre 1922 wurde die KPI 1926 verboten. Ihr Vorsitzender und bekanntester Theoretiker Antonio Gramsci wurde verhaftet und 1928 zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Nach 11 Jahren Haft starb Gramsci 1937 im Gefängnis, wo er seine theoretischen Arbeiten fortgeführt hatte. Gramscis Schriften, darunter die "Lettere dal Carcere" und die "Quaderni dal carcere" übten nachhaltigen Einfluss auf die Neue Linke Westeuropas in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts aus. Sie nahmen auch schon einige Vorstellungen des späteren Eurokommunismus vorweg.
Ähnlich wie die deutsche KPD hielt die KPI den Faschismus zunächst für eine vorübergehende Erscheinung und folgte bis Mitte der 1930er Jahre der von Moskau bzw. der Kommunistischen Internationale und der KPdSU unter Stalin vorgegebenen Sozialfaschismusthese, nach der der Hauptgegner des Kommunismus im bürgerlichen und sozialdemokratischen Lager stand. Nach der Abkehr von der Sozialfaschismusthese wurde ab 1934/1935 eine antifaschistische Aktionseinheit zwischen Kommunisten, Sozialisten und Sozialdemokraten gebildet, die von KPI-Chef Palmiro Togliatti aus dessen Exil in Moskau geleitet wurde.
Innerhalb dieser Aktionseinheit prägte die illegale KPI aus dem Untergrund den Widerstand gegen die Diktatur Mussolinis und beeinflusste an führender Stelle während des 2. Weltkriegs den Partisanenkrieg auch gegen die mit Mussolini verbündeten deutschen Truppen.
Nach dem 2.Weltkrieg: Entwicklung zum Eurokommunismus und zur Regierungsbeteiligung: 1945 bis 1990
Das starke Engagement der Kommunisten gegen den Faschismus führte nach dessen Niederwerfung und nach dem 2. Weltkrieg ab 1945 zum Aufstieg der KPI als einflussreiche politische Kraft in Italien. Mit 1,8 Millionen Mitgliedern war die KPI die größte Kommunistische Partei Westeuropas.
Von 1947 bis zu seinem Tod 1964 führte Palmiro Togliatti als Generalsekretär der KPI die Partei zu mehreren Wahlerfolgen. Bei der ersten demokratischen Nachkriegswahl kam die KPI auf 18,9 % der Wählerstimmen. In vielen Städten, insbesondere in einigen größeren Industriemetropolen Italiens stellte die KPI über viele Jahre hinweg die regierenden Bürgermeister.
Schon unter Togliattis Führung begann die Partei, einen eigenen Weg zum Sozialismus zu verfolgen. Mit seinem Modell der Unabhängigkeit (Polyzentrismus) grenzte sie sich von Vorgaben der KPdSU aus der Sowjetunion ab. Die KPI erkannte das pluralistische demokratische System und die Verfassung Italiens an.
Nach Togliattis Tod wurde 1964 Luigi Longo ins Amt des Generalsekretärs der Partei gewählt, das er bis 1972 inne hatte. Longo führte die Linie seines Vorgängers fort. Entsprechend verurteilte die KPI auch die Niederschlagung des Prager Frühlings in der ČSSR 1968 durch Truppen einiger Staaten des Warschauer Pakts unter sowjetrussischer Führung.
Enrico Berlinguer, von 1972 bis 1984 Generalsekretär der KPI, festigte den Kurs der Partei, indem er sich offiziell zum Eurokommunismus bekannte, den er als Dritten Weg zwischen Sozialdemokratie und Sowjetkommunismus beschrieb. Im Zeichen dieses Kurses stand der "historische Kompromiss" der KPI, der insbesondere bedeutete, dass die KPI der Westintegration Italiens zustimmte. Dieser Kompromiss führte bei den Parlamentswahlen von 1976 zum besten Wahlergebnis in der Parteigeschichte. Mit einem Stimmenanteil von 34,4 % war die KPI darauf indirekt an der folgenden Minderheitsregierung der Democrazia Cristiana beteiligt.
Die Zusammenarbeit zwischen KPI und Democrazia Cristiana seit dem "historischen Kompromiss" stieß jedoch auch auf massive Kritik bei Teilen der Neuen Linken und der Parteibasis, Studenten und linken Intellektuellen. Aus dieser Kritik heraus kam es in den 1970er Jahren zu einer Welle von Demonstrationen, die zeitweilig, durch eine Wirtschaftskrise verstärkt, zu militanten auf der Straße ausgetragenen Tumulten und Unruhen eskalierten. Ein tragischer Höhepunkt der Proteste war 1978 die Entführung und schließlich Ermordung des christdemokratischen Politikers Aldo Moro durch die linksterroristische Organisation Rote Brigaden. Moro war Hauptinitiator des Historischen Kompromisses auf Seiten der DC, und deshalb auch in seiner eigenen Partei umstritten. Nach dem Mord an ihm, dessen genaue Umstände und Hintergründe (insbesondere die umstrittene Rolle und die Verantwortlichkeiten der Geheimdienste und der christdemokratischen Führung) bis in die Gegenwart nicht vollständig aufgeklärt werden konnten, ebbte die Protestwelle langsam ab.
1979 verurteilte die KPI den Einmarsch der UdSSR in Afghanistan ebenso wie ab 1981 die Unterdrückung der unabhängigen Gewerkschaft Solidarnosc in Polen. 1983 distanzierte sich die KPI endgültig vom Kommunismus nach sowjetischem Muster und vertrat ab 1986 das Konzept eines so genannten "Neuen Internationalismus" in der europäischen Linken.
1984 hatte Alessandro Notta Enrico Berlinguer im Amt des Generalsekretärs der KPI abgelöst. Vier Jahre später folgte ihm 1988 Achille Occhetto, der bis zur Parteiumbenennung 1991 diese Funktion ausfüllte.
Abkehr vom Kommunismus, Umbenennung der Partei: seit 1990
Die inhaltliche Entwicklung der KPI führte schließlich 1990 / 1991 zur Streichung des Begriffs "Kommunistisch" im Namen der KPI. Nach ihrem Parteitag in Bologna benannte sich die Partei um in "Demokratische Partei der Linken" (italienisch: Partito Democratico della Sinistra (PDS)).
Der Vorsitzende der neuen PDS Massimo d´Alema wurde 1998 Ministerpräsident Italiens und war bis zum Jahr 2000 zwei Jahre in diesem Amt. Damit war er der erste Regierungschef in einem westeuropäischen Staat, den eine (ehemalige) kommunistische Partei stellte.
Relativ zeitgleich mit der PDS wurde 1991 aus dem linken Flügel der KPI, der sich nicht der PDS anschloss, die Partito della Rifondazione Comunista gegründet, die weiterhin eine im italienischen Parlament vertretene kommunistische Partei ist, wenn auch wesentlich kleiner als die PDS oder die Vorgängerpartei KPI. Manche andere ehemalige Mitglieder der KPI verteilten sich in verschiedenene teilweise ebenfalls neu gegründete kleine kommunistische Splitterparteien.
Siehe auch
Sozialismus, Kommunismus, Eurokommunismus, Sozialistische Partei, Kommunistische Partei, Antonio Gramsci, Enrico Berlinguer