Zum Inhalt springen

Johann Gottlieb Friedrich von Bohnenberger

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 29. Mai 2005 um 21:24 Uhr durch 212.65.29.9 (Diskussion) (Bohnenberger Maschine: Gyroskop). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Professor Bohnenberger

Johann Gottlieb Friedrich von Bohnenberger (* 5. Juni 1765 in Simmozheim (Württemberg); † 19. April 1831 in Tübingen) war ein deutscher Astronom, Mathematiker und Physiker.

Johann Gottlieb Friedrich von Bohnenberger war der Sohn des Pfarrers und Maschinenbauers Gottlieb Christoph Bohnenberger. Vater und Sohn sind Erfinder vollkommen unterschiedlicher aber übereinstimmend mit Bohnenberger Maschine bezeichneter Apparate.

Bohnenberger studierte in Tübingen und wurde 1789 Pfarrvikar. Bald wandte er sich aber seiner heimliche Liebe, den Naturwissenschaften, zu. 1796 erhielt er eine Anstellung an der Sternwarte Tübingen und wurde 1798 außerordentlicher sowie 1803 ordentlicher Professor der Mathematik in Tübingen.

Bohnenberger Maschine: Gyroskop

Basierend auf einer Erfindungen Johann Gottlieb Friedrich von Bohnenberger wurde das Gyroskop konstruiert und gefertigt. Dieses erste Gyroskop (1817) ist als Idee nicht unterscheidbar und wesentliche Grundlage zur späteren Erfindung des Kreiselkompass. Heute werden beide Begriffe synonym verwendet. Der eigentliche Kreiselkompass wird heute 1852 Leon_Foucault zugeschrieben. Gebaut wurde er von Hermann Anschütz Kaempfe Das Zurdnungen dieser Art nicht unproblematisch sind, zeigt dass es über die Orginalität von Asnchütze-Kaempfe einen Patentstreit mit Werner von Siemens gab, bei dem 1914 Albert Einstein als Gutachter hinzugezogen wurde.

Württembergische Landesvermessung

Professor Bohnenberger

Johann Gottlieb Bohnenberger suchte durch theoretische Analyse instrumentelle Meßfehler zu beheben. Er entwickelte dabei das Reversionspendel. Wie Gauss, der mit ihm korrespondiert, widmet er späterhin seine Arbeitskraft der württembergischen Landesvermessung, für die er auch theoretische Grundlagen schafft.

Er leitetet von der Festung Hohentübingen aus die wissenschaftliche Vermessung Württembergs. Praktischerweise legte er den Nullpunkt für die Kartierung in sein hoch über der Stadt gelegenes Büro. Bis heute sind sämtliche württembergischen Flurkarten auf diesen Nullpunkt hin ausgerichtet. Bohnenberger leitet im folgenden eine neue vollständige Landesvermessung für das Königreich Württemberg mit dem Tübinger Observatorium als Mittelpunkt und einer Grundmeßlinie im Ammertal.

Elektroskop

Eine weitere Erfindung war die eines speziellen Elektroskopes. Im Gegensatz zum Vorgängermodell von Alessandro Volta konnte hiermit durch die Ausrichtung eines Goldplättchens, das zwischen zwei Polen aufgehängt wird, bei der Messung auch die Ausrichtung einer Ladung (Negativ oder Positiv) festgestellt werden. Ausführliche Abbildungen

Universität Tübingen zu Zeiten Bohnenbergers

Der Weg zur ersten naturwissenschaftlichen Fakultät im heutigen Sinne fällt in die Zeit Bohnenbergers. Bereits die Reformation bescherte der Tübinger Artistenfakultät 1535 eine Professur, deren Inhaber die "Physica" zu vertreten hatte. Die Stelle diente dem Zweck, den jungen Theologen die aristotelische Naturphilosophie nahezubringen. Einen Beitrag zur Physik in unserem Sinn hat keiner ihrer Inhaber geleistet. Im Jahre 1687 hob man diese Professur auf, um sie später wieder zu besetzten.

Das Jahr 1806 brachte mit der Einführung des Königtums das Ende der Universität als einer Korporation, die sich aus ihrer eigenen Gütermasse unterhält. Sie wurde nun aus der Staatskasse finanziert und ihr Ausbau konnte den Bedürfnissen experimenteller Fächer wie der Physik eher angepaßt werden. Dementsprechend beschafft und konstruiert Bohnenberger viele neue Geräte.

1803 wurden in den Räumen im Schloß Hohentübingen eine Wohnung für den Astronomen Professor Bohnenberger eingerichtet und zugleich erhebliche Verbesserungen an der Sternwarte vorgenommen. Auch das große Turmzimmer unter dem Observatorium wurde Bohnenberger überlassen. Für ein neues Fernrohr läßt er im Garten vor dem Schloss, wahrscheinlich auf eigene Kosten, einen Rundbau mit drehbarem Dach erbauen.

Des Professors Freud' war damals des Hausmeisters Leid. Der nämlich hatte bis dahin eine gut gehende Wirtschaft in dem Turmrondell betrieben und mußte nun auf erhebliche Einnahmen verzichten, wie er in beredter Klage den Behörden vorrechnete.

Nachfolge

Johann Gottlieb Friedrich von Bohnenberger starb am 19. April 1831 in Tübingen nach 34 Jahren als Professor. Als der Begründer der Landesvermessung, Physiker und Astronom starb, reimte man in Tübingen: "Die Sternwarte ist jetzt verwaist / seit Bohnenberger den Himmel selbst bereist."

1832 wurde der Physiker Johann Gottlieb Christian Nörrenberg als Nachfolger auf Bohnenbergers Lehrstuhl berufen.

Die letzten Reste der Sternwarte hat man erst 1955 beseitigt und dem Turmdach anschließend wieder sein herkömmliches Kegeldach zurückgegeben.

Werke

  • Anfangsgründe der höheren Analysis. - Tübingen : Cotta, 1812
  • Anleitung zur geographischen Ortsbestimmung. - Göttingen : Cotta, 1795
  • Astronomie. - Tübingen : Cotta, 1811
  • Beschreibung einer Maschine zur Erläuterung der Gesetze der Umdrehung der Erde um ihre Axe und der Veränderung der Lage der letztern. - Tübingen Ossiander, 1817 (Handelt von einer Erfindung Bohnenbergers, des so genannten Bohnenbergerschen Maschinchens, einer Schwungmaschine)
  • Tübinger Blätter für Astronomie und verwandte Wissenschaften. -Tübingen : Cotta, 1816 ff (Bohnenberger gründete diese erste astronomische Fachzeitschrift mit seinem Kollegen Bernhard August von Lindenau und führte sie später zusammen mit Johann Heinrich Ferdinand von Autenrieth)