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Tragikomödie

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Eine Tragikomödie (griech.) ist ein Drama, in dem die Merkmale der Tragödie, wie auch der Komödie eng miteinander verknüpft sind. Im weiteren Sinne eine Tragödie, welche, wie z. B. die alten Spanischen und Englischen, neben den tragischen auch komische Bestandteile enthält.

Plautus (254–184 v. Chr.) erfand den Begriff, um die Verbindung beider Elemente in seinem Amphitruo zu beschreiben. Aber auch Aristoteles und Euripides hatten im Theater der griechischen Antike bereits ein Komödienende an eine Tragödie angefügt.

Relativ verbreitet war die Gattung der tragicomédie im Theaterschaffen der französischen Klassiker. Gemäß deren Praxis hatte eine tragicomédie ebenso wie eine tragédie in fürstlichen Kreisen zu spielen, die drei Einheiten von Ort, Zeit und Handlung einzuhalten und paarweise reimende Alexandriner als Versmaß zu benutzen. Anders als diese jedoch endete sie nicht mit dem Tod des oder der Protagonisten, ohne dabei obligatorisch einen glücklichen Ausgang zu haben. Komik im heutigen Sinne gehörte nicht zum Programm der tragicomédie.

Tragikomisch bezeichnet im gängigen Sprachgebrauch eine Tragödie mit glücklichem Schluss. Es beinhaltet die Verschmelzung des Tragischen mit dem Komischen, gewöhnlich von Ereignissen gebraucht, die in ihrer ganzen Entwicklung einen tragischen Ausgang erwarten ließen, aber plötzlich eine Wendung zu einem guten (glücklichen) Ende nehmen.

Zitat von Jakob Michael Reinhold Lenz (1751–1792)

"Ich nenne durchaus Komödie nicht eine Vorstellung die bloß Lachen erregt, sondern eine Vorstellung die für jedermann ist. Tragödie ist nur für den ernsthaftern Teil des Publikums, der Helden der Vorzeit in ihrem Licht anzusehn und ihren Wert auszumessen im Stande ist. So waren die griechischen Tragödien Verewigung merkwürdiger Personen ihres Vaterlandes in auszeichnenden Handlungen oder Schicksalen; So waren die Tragödien Shakespears wahre Darstellungen aus den Geschichten älterer und neuerer Nationen. Die Komödien jener aber waren für das Volk, und der Unterschied von Lachen und Weinen war nur eine Erfindung späterer Kunstrichter, die nicht einsahen, warum der größere Teil des Volkes geneigter zum Lachen als zum Weinen sei, und je näher es dem Stande der Wildheit oder dem Hervorgehen aus demselbigen, desto mehr sich seine Komödien dem Komischen nähern mussten. Daher der Unterschied unter der alten und neuen Komödie, daher die Notwendigkeit der französischen weinerlichen Dramen, die alle Spöttereien nicht hinwegräsonieren können, und die nur mit totalem Verderbnis der Sitten der Nation ganz fallen werden. Komödie ist Gemälde der menschlichen Gesellschaft, und wenn die ernsthaft wird, kann das Gemälde nicht lachend werden. (…) Daher müssen unsere deutschen Komödienschreiber komisch und tragisch zugleich schreiben, weil das Volk, für das sie schreiben, oder doch wenigstens schreiben sollten, ein solcher Mischmasch von Kultur und Rohigkeit, Sittigkeit und Wildheit ist. So erschafft der komische Dichter dem tragischen sein Publikum. Ich habe genug geredt für die, die mich verstehen wollen, und verstehen können. Ich (…) will bloß die Grundsätze meiner Kunst, die ich mir von den berühmtesten alten Künstlern abgezogen, und lange mit ganz warmer teilnehmender Seele durchdacht habe, dem Publikum vorlegen. Wer bedenkt, was das Theater für Einflüsse auf die Nation haben kann, wird sich mit mir für eine Sache interessieren, die in Theaterzeitungen und Almanachen gewiß nicht ausgemacht werden wird."

J. M. R.Lenz: Werke und Schriften Bd. 1, Goverts Verlag Stuttgart 1966 S.418f

Tragikomödien im Theater

Bekannte Autoren von Tragikomödien sind beispielsweise Max Frisch, Samuel Beckett und Friedrich Dürrenmatt.

Beispiele

Tragikomödien im Film

Die Schwarze Komödie war ein beliebtes Genre in britischen Filmen vom Anfang der 90er Jahre.

Beispiele

Siehe auch

Literatur


Wiktionary: Tragikomödie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen