Sven Giegold
auf dem Evangelischen Kirchentag 2007
Sven Giegold (* 17. November 1969 in Las Palmas de Gran Canaria) gehört zu den etwa 200 Gründern von Attac-Deutschland und war beim Aufbau der Organisation einer der prägenden Aktivisten. Von 2001 bis 2007 war er mit kurzer Unterbrechung Mitglied im bundesweiten Attac-Koordinierungskreis, zu Beginn als ein Vertreter des damals ehrenamtlichen Attac-Bundesbüros in Verden, danach als Vertreter des BUND.
Im September 2008 wurde er Mitglied der Grünen. Er kandidierte 2009 erfolgreich auf Listenplatz 4[1] für das Europäische Parlament.[2]
Leben
Sven Giegold ist der Sohn einer Fotolaborantin; er nennt einen Schlosser seinen sozialen Vater.[3] Giegold wuchs in Hannover auf und studierte von 1991 bis 1996 Erwachsenenbildung, Politik und Ökonomie in Lüneburg, Bremen und Birmingham. 1996 schloss er ab mit dem Master in Wirtschaftsentwicklung und -politik in Birmingham. Es folgte ein Studium an der Universität Bremen zu verschiedenen Aspekten der Globalisierung. Häufig wurde er als (ein) Sprecher von Attac in deutsche Fernsehsendungen eingeladen.[4] Giegold lebt in Stedorf.
Politische Entwicklung
Anfänge
Sven Giegold engagierte sich als Schüler in der Ökologiebewegung. Er war Mitglied des Landesvorstandes der BUNDjugend in Niedersachsen und langjähriger Aktiver beim Jugendumweltnetzwerk sowie am Aufbau des ökologischen Zentrums in Verden und der Ökologischen Wohnungsgenossenschaft „AllerWohnen eG“ beteiligt, wo er weiterhin wohnt.[5]
Attac (2000−2008)
Als 2000 Attac Deutschland gegründet wurde, gehörte er zu den etwa 200 Gründungsmitgliedern. Von 2001 bis Ende 2002 betreute er das ehrenamtliche Verdener Attac-Büro. Von 2001 bis 2004 und nach kurzer Unterbrechung wieder von Oktober 2005 bis November 2007 war Sven Giegold im Attac-Koordinierungskreis, zuerst als einer von mehreren Vertretern des Attac-Büros, seit 2003 als Vertreter der BUND-Mitgliedsorganisation. Bis Oktober 2008 vertrat er weiterhin den BUND im Attac-Rat[6]. Er war ebenfalls Mitglied der Arbeitsgruppe Finanzmärkte und Steuerflucht von Attac Deutschland. 2002 war er Mitbegründer der europäischen Attac-Koordination der nationalen Attacs. Hierbei hielt er insbesondere den Kontakt zu Attac Frankreich.[7] Des Weiteren brachte er sich in die Initiierung und Koordination mehrerer großer Kongresse (McPlanet.com 2002, Gesteuerte Demokratie 2004, Solidarische Ökonomie 2006, Kapitalismuskongress 2009[8]) ein. 2006 arbeitete er an den „10 Prinzipien für einen demokratischen EU-Vertrag“ mit. Im Jahr 2006 initiierte er das Projekt Europäische Attac-Sommeruniversität[9], die im August 2008 in Saarbrücken stattfand.
Giegold wurde von September 2002 bis zu seinem Parteieintritt im September 2008 durch die Bewegungsstiftung als Bewegungsarbeiter unterstützt.[10]
Weiteres außerparlamentarisches Engagement (seit 2004)
Seit 2004 ist er im Beraterkreis von Campact und seit Januar 2005 im internationalen Vorstand des Tax Justice Network (TJN)[11], das er 2003 mitbegründete. Außerdem wurde er 2007 für 6 Jahre in die Präsidialversammlung des Evangelischen Kirchentags gewählt. Dort wirkt er in der Projektleitung für den Ökumenischen Kirchentag 2010 mit und initiierte das Netzwerk „Ökumenischer Kirchentag“.
Bündnis 90/Die Grünen (seit 2008)
2008 wurde Giegold durch die NRW-Grünen als Kandidat für das Europäische Parlament ins Gespräch gebracht. Im September trat Giegold der Partei bei.[12] Das Parteiengagement wurde unterschiedlich beurteilt. Malte Spitz, Bundesvorstand der Grünen, sieht die Anwerbung als geeignete Maßnahme, um mehr Stimmen auf der linken Seite zu erringen. Bei Attac wird jedoch teils stark bezweifelt, dass Giegold bei den Grünen linken Einfluss einbringen kann und die Kandidatur mehr als eine geschickte Werbemaßnahme ist. Giegold hatte in der Vergangenheit die Politik der Grünen kritisiert, sieht nun aber nach eigener Aussage gute Chancen für veränderte Positionen in der Partei.[13][14] Zeitgleich beendete er sein Engagement bei Attac, „um die parteipolitische Neutralität von Attac nicht zu gefährden.“[15]
2008 wurde er als Experte der Grünen und Wirtschaftswissenschaftler von vielen Medien zur Wirtschafts- und Finanzkrise befragt und in etliche TV-Sendungen eingeladen. Auf dem Bundesparteitag der Grünen im November 2008 war er maßgeblich an der Ausarbeitung des Antrags „Green New Deal“ zur Finanzkrise beteiligt, welcher auf dem Parteitag der Grünen Januar 2009 verabschiedet wurde.[16] Er besteht aus 3 Teilen: einem sozial-ökologischen Investitionsprogramm, einem Programm zur Regulierung der Finanzmärkte, u.a. mit Regionalgeld, und einem Programm zum Ausgleich zwischen armen und reichen Ländern. Auf dem Europa-Parteitag der Grünen im Januar 2009 in Dortmund wurde Giegold auf den aussichtsreichen Platz 4 der grünen Europaliste gewählt. Bei der Europawahl am 8. Juni 2009 erreichten die Grünen 14 Sitze im Parlament, sodass Giegold ins Parlament einzog. Er will sich dort auf die Eindämmung von Steueroasen und Niedrigsteuergebieten konzentrieren.
Werke
- Steueroasen trockenlegen! Die verborgenen Billionen für Entwicklung und soziale Gerechtigkeit heranziehen. Hamburg 2003 ISBN 3-89965-003-4
- Gesteuerte Demokratie? Wie neoliberale Eliten Politik und Öffentlichkeit beeinflussen. Hamburg 2004 ISBN 3899651006 (gemeinsam mit Ulrich Müller und Malte Arhelger)
- UmSteuern jetzt! Steueroasen trockenlegen – Steuerkonkurrenz beenden. VSA-Verlag Hamburg 2008 ISBN 3899651790 (gemeinsam mit Lars Niggemeyer)
- Solidarische Ökonomie im globalisierten Kapitalismus. VSA-Verlag Hamburg 2008 ISBN 978-3-89965-227-7 (gemeinsam mit Dagmar Embshoff, in Kooperation mit der Bewegungsakademie und der tageszeitung)
Weblinks
Quellen
- Homepage von Sven Giegold auf bewegungswerkstatt.org
- Homepage von Sven Giegold auf bewegung-ins-europaparlament.de (von Bündnis 90/Die Grünen)
Einzelnachweise
- ↑ Handelsblatt: Sven Giegold: Grün hinter den Ohren vom 1. Juni 2009
- ↑ "Attac-Gründer wird Grüner", taz-Interview vom 26. August 2008
- ↑ Alexander Marguier: Der Weltverbesserer In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 24. Mai 2009, S. 51
- ↑ „Konfrontation an der Ostsee - Vor dem G8-Gipfel in Heiligendamm“, Phoenix, 24. Mai 2007, mit Video der Diskussion
- ↑ Homepage von Sven Giegold - Kurze (politische) Biographie
- ↑ Attac Deutschland: Mitglieder des Attac-Rats
- ↑ Arbeitsgruppen des Attac-Rats - hier: AG Internationales
- ↑ Arbeitsgruppen des Attac-Rats - hier: AG Kapitalismuskongress
- ↑ Europäische Sommeruniversität - European Summer University: Aufruf mit europäischer Vorbereitungsgruppe
- ↑ http://www.bewegungsstiftung.de/giegold.html?&L=0%2C1%2C1%2C1
- ↑ Tax Justice Network - Board of Directors
- ↑ "Sven Giegold seit heute bei den Grünen", Grüne NRW
- ↑ http://www.ftd.de/koepfe/:K%F6pfe-von-morgen-3-Sven-Giegold-der-Gr%FCnen-Rebell/454867.html
- ↑ http://www.tagesschau.de/inland/giegold104.html
- ↑ Sven Giegold über seine derzeitigen Projekte, hier zu Attac auf bewegungswerkstatt.org, abgerufen am 8. Juni 2009: „Mein Engagement in den Gremien habe ich mit dem Parteieintritt beendet, um die parteipolitische Neutralität von Attac nicht zu gefährden. Das ändert aber natürlich nichts an meiner Mitgliedschaft und Verwurzelung in der Globalisierungsbewegung und Attac.“
- ↑ Die Grünen setzen auf den „Green New Deal“, NRZ, 26.01.2009
Personendaten | |
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NAME | Giegold, Sven |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Globalisierungskritiker |
GEBURTSDATUM | 17. November 1969 |
GEBURTSORT | Las Palmas de Gran Canaria |