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Goldstandard (Verfahren)

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Mit Goldstandard wird ein Verfahren bezeichnet, das bislang unübertroffen ist und als Zielvorgabe gelten kann. Meist handelt es sich dabei um Verfahren, die bereits seit längerer Zeit an vielen Orten angewandt werden.[1]

Herkunft

Die Bezeichnung stammt aus der Geldwirtschaft, wo mit Goldstandard die Deckung der Währung durch Gold gemeint ist.[1]

Nutzung

In der Medizin wird das zur Zeit allgemein anerkannte Handeln[2] bezüglich einer Krankheit als Goldstandard bezeichnet, der definitive und maßgebende Standard. Er bildet den Grundstock, an dem sich jedes neue Verfahren messen muss.[3] Der Begriff taucht in verschiedenen Zusammenhängen auf:[1]

  • für die beste Methode zum Nachweis oder Ausschluss einer Erkrankung
  • für besonders erfolgreiche Therapien von Erkrankungen, insbesondere in bestimmten Krankheitsstadien
  • bei der Planung von Studien.

Ist ein solcher Standard etabliert, ist seine Autorität oft so überwältigend, dass es einiger Anstrengung bedarf um ihn zu erschüttern.[3]

Allgemein gelten die evidenzbasierte Medizin und Randomisierte, kontrollierte Studien (Blindstudien) als Goldstandard.[4] Dies ist nicht in jedem Fall durchführbar, so wäre etwa die Verabreichung eines Placebos an einen schwer kranken Menschen unethisch. Aus verschiedenen Gründen, etwa durch Probleme bei der Vergleichbarkeit der Fälle, ist nicht jeder aktuelle Goldstandard gleichbedeutend mit evidenzbasierter Medizin.[5]

Kritik

Keine Nation hat ihre Währung mehr an Gold gekoppelt, so dass der Standard in dieser Form eigentlich gar nicht mehr existiert. Die Metapher wird jedoch in der Medizin sehr umfangreich genutzt, oftmals ohne genau zu wissen, wovon sich der Begriff ableitet. [6] Eine, wenngleich englische, Alternative könnte State of the Art sein. Auch Standardverfahren oder Standardkriterium (Criterion Standard) werden von vielen medizinischen Fachzeitschriften als Formulierung bevorzugt, beispielsweise in Archives of Physical Medicine and Rehabilitation.[7]

Literatur

  • Stefan Timmermans, Marc Berg: The gold standard: the challenge of evidence-based medicine and standardization in health care, Temple University Press, 2003, ISBN 1-59213-187-5

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Wolfgang U. Eckart: Geschichte der Medizin 6. Auflage, Springer, 2008, ISBN 3-540-79215-5, S. 323-324
  2. Günter Krämer: Epilepsie von A- Z: Medizinische Fachwörter verstehen, Georg Thieme Verlag, 2005, ISBN 3-8304-3229-1, S. 193
  3. a b Stefan Timmermans, Marc Berg: The gold standard: the challenge of evidence-based medicine and standardization in health care, Temple University Press, 2003, ISBN 1-59213-187-5, S. 27
  4. Ellen Kuhlmann, Petra Kolip: Gender und Public Health grundlegende Orientierungen für Forschung, Praxis und Politik, Juventa, 2005, ISBN 3-7799-1566-9, S. 200
  5. Wolfgang Vollmoeller: Integrative Behandlung in Psychiatrie und Psychotherapie: Konzepte und Strategien, Schattauer Verlag, 2003, ISBN 3-7945-2207-9, S. 9
  6. Reiner W. Heckl: Mit kollegialen Grüßen...: Sprachdummheiten in der Medizin. Springer, 2006, ISBN 3-7985-1618-9. in der Google-Buchsuche
  7. Archives of Physical Medicine and Rehabilitation: Guide for Authors