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Diskussion:Literaturgeschichte

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Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 26. Mai 2005 um 22:39 Uhr durch Olaf Simons (Diskussion | Beiträge) (Ist das aber die Info, die man hier erwartet?). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Letzter Kommentar: vor 19 Jahren von Olaf Simons in Abschnitt Ist das aber die Info, die man hier erwartet?

Ist das aber die Info, die man hier erwartet?

Hallo und vielen Dank für das reichliche Material! Respekt für die Leistung! Beim Lesen frag ich jedoch, ob es nicht angemessener wäre, den Artikel nach Deutsche Literaturgeschichte der Neuzeit zu verschieben?
Unter "Literaturgeschichte" (absolut gestellt) erwarte ich eigentlich: Literaturgeschichte. Von den Anfängen (Steintafel) bis zur Gegenwart. Von den Babyloniern, Chinesen über die Merseburger Zaubersprüche bis heute. Oder so etwas. Grüße --Wst 21:54, 11. Nov 2004 (CET)

@Wst: Literaturgeschichte ist ein Konzept, eine Denktradition, und ihre Entwicklung wird hier dargestellt. Was du suchst, sollte unter Geschichte der xy Literatur stehen. Zwischen Medizingeschichte und Geschichte der Medizin besteht dieselbe Differenz, oder nicht? --Sigune 21:28, 16. Mai 2005 (CEST)Beantworten
Liebe Sigune - das ist beneidenswert scharfsinnig gedacht - denke nun schon so lange darüber nach und brachte das Problem nicht in einen so einfachen Vergleich.--Olaf Simons 22:39, 26. Mai 2005 (CEST)Beantworten

+++

Ich las soeben, daß mein Eintrag wieder weg soll, da er nicht die Antwort liefert, die man erwartet. Erstens:

"Literaturgeschichte" steht drauf und die Seite erklärt genau, wie die Literaturgeschichte gebaut wurde, was sie wann umfaßte, und welche Funktionen sie wann erfüllte und heute erfüllt. Unerwartet ist an der Antwort doch nur, daß sie gegeben wird.

Wie ich sehe, ist jetzt eine neue Definition vorgeschaltet - das ist eine mögliche, soeben bei manchen Leuten nach Geschmack des 19. Jahrhunderts (ich lese da von den Nationen) akzeptable, aber darum noch lange nicht die "richtige". Die historisch richtige Antwort ist, daß man zum Gegenstand der Literaturgeschichte ganz Unterschiedliches machen kann und machte: von 1700-1830 die Geschichte der Wissenschaften und heute die Geschichte von Dramen, Romanen und Gedichten der Nationen.

"Was jetzt ist, ist immer richtig!" - nun ja - mehr oder weniger. Die Literaturgeschichte wird alle Jahre neu definiert. Wer hier meinen Artikel rauswerfen mag, weil er weiß, was nach seiner eigenen Meinung soeben Literaturgeschichte ist, mag das tun. Ich lese oben, daß in dem Artikel genau das stehen soll, was der Leser als die richtige Antwort erwartet? Das ist eine gute Idee: Ein Lexikon in dem alles so steht, wie man es erwartet, ob richtig oder falsch, ganz gleich. So ein Lexikon wäre genial, weil man sich mit ihm viel Zeit sparen würde. Da nämlich immer das drin steht, was man erwatet, braucht man es gar nicht mehr aufzuschlagen.

Noch lese ich nicht, was die unerwartete Antort als falsche Antwort gegen-beweist. Also: wer da weiß was die Literaturgeschichte wirklich ist, sollte sagen können, warum sie nicht ist, was ich sagte: ein Ding, das je nach Interesse von jedem so behauptet wird, wie er befindet, und das wir demnach gerechter nur erfassen, wenn wir fragen, wann wer die Literaturgeschichte wie definierte. Derjenige dem das nicht gefiel, dem mißfiel letztlich lediglich, daß seine Antwort hier nur noch als eine historisch mögliche, statt als die "wahre", im Raum steht.


--Olaf Simons 11:47, 14. Feb 2004 (CET)


Ich hob soeben einen Redirect auf, der den Artikel unter "Deutsche Literaturgeschichte vor 1750" schob.

Der Artikel gilt im wesentlichen einem Prozeß, der 1750 erst einsetzte. In der Tat gilt er einem Prozeß, der in Deutschland einsetze. Geschichten der deutschen Literatur wurden im 19. Jahrhundert das Modell, nach dem man Geschichten anderer Literaturen erfoschte und verfaßte. Es geht mir gerade darum, sichtbar zu machen, wie die international bekannte Literaturgeschichtsschreibung entstand.

Ich legte einen Eintrag zum Oberbegriff Literaturen an, unter denen jeder die Geschichte der ihn interessierenden Literatur schreiben kann, es gibt dort dutzende an Links. Und ich plädiere hier härtestens dafür, daß man unter den Worten "Literatur" und "Literaturgeschichte" vor allem eins tut: nachdenken, was das Konzept wann umfaßte und wie wenig selbstverständlich es ist.

Ich verstehe sehr wohl, was an meinem Eintrag mißfällt: Schön wäre doch ein Eintrag, bei dem wir es uns viel einfacher machen: Da schreibt jeder, was für ihn die wichtigsten Werke der Weltliteratur sind, das beiweist dann beim puren Ansehen, daß die Literatur demnach schon so alt ist, und dann schreiben wir eine Geschichte, wie diese Werke sich in einer Evolution der Literatur entwickelten. Friedlich wid das durchaus nicht, da jeder beklagen wird, welches Literaturverständnis doch die anderen an den Tag legen.

Nichts dagegen, daß Einträge zu Shakespeares Hamlet und Grimmelshausens Simplizissimus geschrieben werden, tut es an Ort und Stelle - eines sollte jedoch klar sein: Für Shakespeare war keines seiner Dramen "Literatur", Grimmelshausen hatte keine Vorstellung von dem Komplex der deutschen Literatur, der angeblich seine Arbeit Gestalt gewinnen ließ. Wenn man behauptet, diese Autoren hätten ein besonders gutes Gefühl für "Literatur" gehabt - das täuscht und ihr wißt nicht, für welche Dinge die Autoren ein Gefühl entwickelten. Denkt nach, wofür sie ein Gefühl hatten, benennt das mit Begriffen, die diese Autoren kannten und erfaßt, in welchen Traditionen sie selbst ihre Arbeiten schrieben. Dabei sollte man genau fragen: Hat Shakespeare dieses oder jenes Wort benutzt. Welches Feld beeinflußte ihn? Das weiß man nicht wenn man einfach zusammenliest, was einem selbst so ähnlich aussieht wie eine Traditionslinie.

Ich verstehe wohl, daß eine andere Lösung zu einem lustvolleren Artikel führte - zu einem bei dem jeder Teilnehmer versucht, seinen Lieblingswerken größten Rang zu geben - die Geschichte, die dabei behauptet wird, muß von uns erfunden werden. Denkt nach, welche Geschichte demgegenüber bestand, denkt nach, welche Worte bestanden und welche Geschichten unter diesen Worten durchaus noch nicht geschrieben sind.

Ein Lexikon sollte Konzepte erklären. Erklärt also, dort wo Literaturgeschichte steht, was das Wort wann meine, welche anderen Konzepte dabei verdrängt wurden, obwohl sie für Autoren von Shakespeare bis Grimmelshausen die essentiellen Konzepte waren. Baut nicht eine Literaturgeschichte aus den Werken und den Traditionslinien, die ihr gerne hättet - oder besser: tut das etwa unter einem Stichwort wie: "Die nach heutiger und unserer Meinung wichtigsten Werke der Deutschen Literatur (oder der Weltliteratur) und wie sie für uns zusammenhängen sollten".

Geht mit Bewußtsein für die durchaus nicht so einfach uns jeden Gefallen bereitende Vergangenheit mit dieser um, durchbrecht das Spiel, bei dem jedes Jahrzehnt eine neue Literaturgeschichte behauptet wird - jedesmal mit dem Ausruf: jetzt endlich wissen wir, wie die Literatur entstand - zufällig genau so wie wir sie sehen! Blind waren die vor uns, daß sie nicht auch die von uns für wert erachteten Werke in ihrem ureignen Zusammenhang erkannten! Denkt darüber nach, seit wann wir die Literaturgeschichte erst so sehen - gewinnt einen Blick für die unhandliche und fremde Vergangenheit.

Olaf Simons 16:37, 15. Mai 2005 (CEST)Beantworten

PS. - und wer ein Redirect setzt, sollte das mit guter Angabe von Gründen tun - auch begründen, warum dies das von ihm gewählte Wort das korrekte Stichwort sein soll.


Bitte an diejenigen, die hier "ordnend" eingreifen möchten: Erst einmal den Artikel durchlesen ... --Sigune 21:34, 16. Mai 2005 (CEST)Beantworten


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Ich weiß nicht, wie diese Definition zustande kam - ich nahm sie vom Kopf des Artikels und sage gleich, was mich an ihr stört:

Literaturgeschichte ist die Beschreibung und Ordnung einer nationalen Literatur unter einem historischen Aspekt, im Gegensatz zu dem stärker systematischen Ansatz der Literaturwissenschaft. Literaturgeschichte war etwa zwischen 1850 und 1950 die Leitdisziplin der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Literatur.

Unter dieser Prämisse ist die Untersuchung des Artusthemenkreises keine literaturgeschichtliche, denn sie gilt kaum einer nationalen Literatur. Unklar bin ich mir zweitens darüber, ob sich der Unterschied Literaturgeschichte und Literaturwissenschaft lohnt - die Literaturwissenschaft produziert im wesentlichen die Literaturgeschichte. Ich nahm den mir nicht ganz durchdacht erscheinenden Vorspann wieder heraus, er mag an dieser Stelle lesbar bleiben. Olaf Simons 22:39, 26. Mai 2005 (CEST)Beantworten