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Iitoyo

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Prinzessin Iitoyo (jap. 飯豊天皇 Iitoyo-tennō; auch Iitoyo no Ao (飯豊青), Iitoyo no Miko oder Aomi no Iratsume (青海郎女)[1], Iitoyo Ao no Kōjo (飯豊青皇女)[2] – statt kōjo historisch auch himemiko –, Oshinumi-no-iratsume (忍海郎女)[3] genannt; * 440; † November 484[4]), war eine kaiserliche Prinzessin der Kofun-Zeit, welche im Jahr 484 von ihrem Palast Tsunuzashi in Oshinomi aus als Ii-toyo-awo-hime no mikoto[4] bzw. Oshinomi no Ihitoyo no Awo no Mikoto[5] für kurze Zeit zwischen dem 22. Tennō Seinei und dem 23. Tennō Kenzō regiert haben soll.

Grabstätte (Misasagi) von Iitoyo no Ao, Berg Hanikuchi, Katsuragi.

Abstammung

Prinzessin Iitoyo soll, wie auch die nach ihr regierenden Tennō Kenzō (Prinz Woke; regierte 485–487) und Ninken (Prinz Ohoke; regierte 488–498) vom 17. Tennō Richū (regierte 400–405) abstammen. Der genaue Grad dieser verwandtschaftlichen Beziehung wird in den frühesten Chroniken aus dem 8. Jahrhundert allerdings unterschiedlich dargestellt:

Nach dem Kojiki von 712 war Iitoyo die jüngere Schwester des kaiserlichen Prinzen Ichinobe no Oshiha und somit die Tochter von Richū-tennō und Tante der Prinzen Ohoke und Woke.[6]

Laut dem Nihonshoki von 720 wiederum war Iitoyo die Tochter des Prinzen und dessen Frau Hayehime, wodurch sie die Schwester von Ohoke und Woke und genauso wie die beiden ein Enkelkind des Richū-tennō gewesen wäre.[7]

Regentschaft

Laut den genannten Chroniken soll nach dem Tod des 20. Tennō Ankō (regierte vermutlich 453–456) dessen Bruder alle Rivalen, die Anspruch auf den den Thron erheben könnten, ermordet haben, um daraufhin als 21. Tennō Yūryaku (regierte vermutlich 456–479) zu herrschen. Dazu zählte vor allem auch sein Cousin Prinz Ichinobe no Oshiha, welcher als ältester Sohn von Richū-tennō dessen Kronprinz war. Während wir erfahren, dass dessen Söhne Ohoke und Woke nach seiner Ermordung in die Provinz flüchteten, finden sich keine Informationen über deren Tante/Schwester Iitoyo während dieser Zeit.[8]

Sie taucht in den Chroniken zum ersten Mal in den Darstellungen zum 22. Tennō Seinei (regierte vermutlich 479–484), dem Sohn und Nachfolger von Yūryaku-tennō, auf. Dieser hatte keine Kinder und ansonsten auch keine nahen Verwandten, weshalb nach einem passenden Thronfolger aus der Abstammungslinie der Sonnengottheit Amaterasu gesucht wurde.

Laut dem Kojiki begann diese Suche erst nach dem Tode von Seinei und endete mit der Entdeckung von Prinzessin Iitoyo im Palast von Tsunusashi, in Oshinumi in Kazuragi. Sie scheint daraufhin die Herrschaft übernommen zu haben, da ihr Wodate, der Gouverneur der Provinz Harima, nach seiner Entdeckung der Prinzen Ohoke und Woke eine Nachricht in Hauptstadt sandte. Daraufhin gab Iitoyo die Anordnung, ihre Neffen zu ihr in den Palast zu bringen, wo sie vermutlich die Herrschaft an sie übergab.[6]

Der Ablauf dieser Ereignisse wird im Nihonshoki etwas anders dargestellt. Hier werden die Prinzen bereits vor dem Tode Seineis gefunden, so dass dieser den älteren Ohoke selbst noch zum Kronprinzen und Woke zum kaiserlichen Prinzen erheben kann. An derselben Stelle wird auch Iitoyo zum ersten Mal kurz erwähnt.[9] Bedeutung gewinnt sie erst in der Erzählung des Tennō Kenzō, als sich die Prinzen nach dem Tod von Seinei nicht auf einen Nachfolger einigen können, da jeder dem anderen den Thron überlassen wollte. In dem daraus resultierenden Interregnum übernahm Iitoyo die Regentschaft und regierte das Land vom Tsunuzashi-Palast in Oshinomi aus. Sie gab sich selbst den Titel Oshinomi no Ihitoyo no Awo no Mikoto. Noch im Winter desselben Jahres starb sie und wurde in einer Grabstätte (misasagi) auf dem Berg Haniguchi in Katsuraki beerdigt.[10]

Rezeption

Iitoyos Eintrag in der Tennō-Liste von Ernest Mason Satow, Japanese Chronological Tables, 1874.

Nach Jingū-kōgō ist Prinzessin Iitoyo die zweite in den Chroniken beschriebene Frau, welche eine Zeit lang die Regierungsgeschäfte innehatte. Doch genauso wie diese ist sie unter Historikern im Generellen nicht als regierende Kaiserin anerkannt und sie erscheint auch nicht in den offiziellen Tennō-Listen.[11] Nach Isaac Titsinghs Übersetzung des 1625 erstellten Nihon Ōdai Ichiran zählte man Iitoyo, da sie weniger als zehn Monate regiert hatte, zwar nicht zu den offiziellen Tennō, doch sie hatte nach ihrem Tod einen posthumen Tennō-Namen erhalten (jap. 飯豊天皇 Iitoyo-tennō).[12] Iitoyo ist auch unter anderen posthumen Tennō-Namen (okurina) bekannt, wie z.B. Seitei Tennō[2] und Tsunuzachi Tennō.[4] Auch wird sie verschiedentlich als souveräne Kaiserin anerkannt[13], wofür sich auch Hinweise im Nihonshoki finden lassen, z.B. wenn dort für ihren Tod der Begriff verwendet wird, welcher ansonsten ausschließlich für Tennō reserviert ist[13], oder wenn sie sich den Titel Oshinomi no Ihitoyo no Awo no Mikoto gibt, wobei der Anhang Mikoto (entspricht ihre Ehrhabenheit) vorrangig von Tennō getragen wird.[14]

Bezüglich ihrer Regentschaft kursieren unter Historikern die verschiedensten Theorien: Einer zufolge könnte Iitoyo mit Iyo, einer Nachfolgerin von Himiko in der Herrschaft von Yamatai, identisch sein. Der Historiker Orikuchi Shinobu sieht in ihr die erste regierende Kaiserin in der Geschichte Japans, welche die Rolle der Schamanin und des Souveräns miteinander verbindet. Mitakō Miho'o glaubt hingegen, dass Iitoyo eine rivalisierende Herrscherin zur Zeit des 26. Tennō Keitai (regierte traditionell 507–531) gewesen sein soll, bevor dieser das geeinte Yamato unter seine Herrschaft brachte. Mizuno Yū argumentiert sogar, dass die Tennō Seinei, Kenzō und Ninken gar nicht existierten und Iitoyo nach Tennō Yūryaku 15 Jahre lang regiert habe.[11]

Einzelnachweise

  1. Shillony: Enigma of the Emperors, S. 37.
  2. a b Louis-Frédéric: Japan Encyclopedia, S. 375
  3. Chamberlain: “Ko-ji-ki”, S. 409.
  4. a b c Satow: Japanese Chronological Tables, Tafel IV, S. 13.
  5. Aston: Nihongi, S. 383.
  6. a b Chamberlain: “Ko-ji-ki”, S. 409, 411.
  7. Aston: Nihongi, S. 378.
  8. Chamberlain: “Ko-ji-ki”, S. 385-387; Aston: Nihongi, 336, S. 378.
  9. Aston: Nihongi, S. 376.
  10. Aston: Nihongi, S. 383.
  11. a b Shillony: Enigma of the Emperors, S. 38; Piggott: Chieftan Pairs and Corulers, S. 26.
  12. Titsingh: Nipon o daï itsi ran, 1834, S. 29.
  13. a b Shillony: Enigma of the Emperors, S. 38.
  14. Jerrold M. Packard: Sons of heaven: A Portrait of the Japanese Monarchy, New York: Sribner 1987, n.5, S.34.

Quellen

Literatur

  • Louis-Frédéric (übersetzt v. Käthe Roth): Japan Encyclopedia, Harvard University Press 2005.
  • Ernest Mason Satow: Japanese Chronological Tables (u. a.), Nachdruck der Ausg. Yedo 1874, Bristol: Ganesha 1998.
  • Ben-Ami Shillony: Enigma of the Emperors: Sacred subservience in Japanese History, Global Oriental 2005.
  • Joan R. Piggott: Chieftan Pairs and Corulers: Female Sovereignty in Early Japan, in: Hitomi Tonomura, Anne Walthall, Wakita Haruko (Hrsg.): Woman and Class in Japanese History, Michigan Monograph Series in Japahese Studies, Nr. 25, Ann Arbor: Center for Japanese Studies, University Michigan