Alida Valli
Alida Valli (* 31. Mai 1921 in Pola, Halbinsel Istrien; † 22. April 2006 in Rom; eigentlich Baroness Alida Maria Laura Altenburger von Marckenstein und Frauenberg des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation) war eine italienische Schauspielerin.
Leben und Wirken
Die Schauspielerin Alida Valli entstammte väterlicherseits einer alten österreichisch-italienischen Adelsfamilie aus Trient/Trento und mütterlicherseits einer alten italienisch-istrianischen Familie (della Martina) aus der Marine- und Hafenstadt Pola in Italien (heute Pola/Pula in Istrien, Kroatien). Ihr Vater Baron Gino von Altenburger war Lehrer für Geschichte und Philosophie, unter österreichischer Herrschaft Polas am k. k. Staats-Real-Gymnasium und nach 1915 unter italienischer Herrschaft der Stadt am italienischen Gymnasium 'Giosue Carducci' in Pola. Ihre Mutter Silvia Oberecker della Martina stammte ebenfalls aus Pola und war deutsch-italienischer Abstammung. Sie besuchte das deutsche, humanistische k. k. Staats-Real-Gymnasium in Pola, studierte anschließend am Konservatorium in Laibach und gab später Klavierunterricht. Alida besuchte die Grundschule Dante Alighieri in Pola. Sie verbrachte ihre Kindheit bei den Familien in Istrien, im Trentino und in Südtirol. Ende der zwanziger Jahre zog die Familie um nach Como.[1]
Bereits mit 15 Jahren begann Alida Valli – seither verwendete sie auch diesen Künstlernamen – beim italienischen Film kleinere Rollen zu übernehmen. In den folgenden Jahren wurde sie zur beliebtesten und gefragtesten Schauspielerin Italiens und galt als „La Fidanzata d'Italia“ (Die Verlobte Italiens). Das von ihr im Film „Stasera niente di nuovo“ (1942) gesungene Lied „Ma l'amore no“[2] war jahrelang das erfolgreichste und meistgespielte Lied in Italien. Im gleichen Jahr fiel ihr Verlobter Carlo Cugnasca als Pilot in Libyen. 1943 wirkte sie neben Beniamino Gigli in der deutsch-italienischen Coproduktion des Films „I pagliacci“ („Lache Bajazzo“) nach der Oper von Ruggiero Leoncavallo mit. Nicht nur Nazideutschland, auch der Faschismus in Italien versuchte, die Schauspieler für seine Propagandazwecke zu nutzen. Valli wollte das nicht nachvollziehen und verzichtete deshalb in der Folge auf alle Produktionen.
Sie heiratete 1944 den Jazzmusiker Oscar de Mejo, mit dem sie zwei Söhne bekam. Nach dem Krieg drehte sie wieder einige Filme in Italien (u.a. 'La vita ricomincia'). In dem Film 'Eugenia Grandet' (1946) spielte sie erfolgreich die Hauptrolle und bekam daraufhin einen Vertrag aus Hollywood von dem Produzenten David O. Selznick, der sie als zweite Greta Garbo aufbauen wollte. Die Rolle der Magdalena Paradine in Alfred Hitchcocks Der Fall Paradin (1947) war für Greta Garbo angedacht, die sie jedoch ablehnte, da sie sich aus dem Filmgeschäft zurückgezogen hatte. Daraufhin wurde Alida Valli diese Rolle angeboten. In der Folge spielte sie die Hauptrolle - neben Orson Welles und Joseph Cotten - in der berühmten Graham-Greene-Verfilmung „Der dritte Mann“ (1949, Regie: Carol Reed) womit ihr der internationale Durchbruch gelang. Danach erhielt sie in Hollywood von Selznick lediglich kleinere Rollen, da dieser enorme finanzielle Schwierigkeiten hatte; Alida Valli empfand dies als unpassend und ihrer Karriere nicht förderlich. Sie entschied den Vertrag mit Selznick abzubrechen und musste dafür eine hohe Strafe zahlen, was sie Kauf nahm, nur um nach Europa zurückkehren zu können. Sie trennt sich von Selznick, von Hollywood und ihrem Ehemann, der in den USA bleiben wollte und die Staatsbürgerschaft annahm. Mit ihren zwei Söhnen kehrte sie zurück in ihr geliebtes Italien, wo sie unter Luchino Visconti das Meisterwerk 'Senso' drehte, der Höhepunkt ihrer Karriere war. Mit Bernardo Bertolucci drehte sie erfolgreiche Filme. In „1900“ trat sie neben Gérard Depardieu und Robert De Niro auf.
1954 wurde Alida Valli in einen Skandal aus dem römischen Dolce-Vita-Milieu verwickelt[3]: Eine junge Frau, Wilma Montesi, wurde tot an einem Strand bei Rom aufgefunden. Unter anderem wurde der Jazzmusiker Piero Piccioni, Sohn des damaligen italienischen Außenministers, verdächtigt, für den Tod Wilmas verantwortlich zu sein. Auch Moritz von Hessen (Maurizio d'Assia), der Sohn der italienischen Königstochter Prinzessin Mafalda di Savoia war in den Skandal verwickelt. Piccioni wurde durch eine Alibiaussage von Alida Valli, die mit ihm befreundet war, entlastet, da sie zu der fraglichen Zeit gemeinsam das Wochenende in Amalfi im Haus des Produzenten Carlo Ponti verbrachten (der spätere Ehemann von Sophia Loren). Alle Verdächtigen wurden in der Folge, da das Geschehen nicht aufgeklärt werden konnte, freigesprochen. Der Prozess ist in die Geschichte Italiens eingegangen, da er nur auf fragwürdige Indizien, Tratsch und Klatsch der Presse basierte. Die juristischen Vorgänge und die Medienkampagnen beeinträchtigten Alida Valli gesundheitlich dabei derart, dass sie für einige Zeit nicht arbeiten konnte. Später hat der Montesi-Skandal Federico Fellini zu seinem Film „La dolce vita“ („Das süße Leben“) inspiriert[4]. Nicht umsonst kreierte Fellini in diesem Film den Namen 'Paparazzi', der später weltweit ein Synonym wurde für die Klatschpresse, die 'Yellow Press', die dann auch Lady Diana zum Verhängnis wurde.
Zuletzt sah man Alida Valli in dem Film "Semana Santa" (2002). Auch in einigen italienischen und französischen Fernsehproduktionen war sie nach dem Jahr 2000 noch zu sehen. 1999 wirkte sie im österreichischen Fernsehfilm "Vino Santo" unter der Regie von Xaver Schwarzenberger mit. Insgesamt war sie an mehr als 130 Kinofilmen und Fernsehproduktionen beteiligt.
Auch am Theater war Valli zu sehen: 1971 spielte sie am Mailänder Piccolo Teatro die Gräfin Geschwitz in Frank Wedekinds „Lulu“ in der Inszenierung von Patrice Chéreau. Sie brillierte auch mit Rollen in Stücken von Gabriele D'Annunzio und Henrik Ibsen.
Alida Valli ist am frühen Morgen des 22. April 2006 in ihrem Haus in Rom friedlich verschieden, die offiziellen Feierlichkeiten fanden zwei Tage später unter großer Anteilnahme im Sitz des römischen Senats auf dem Campidoglio (Kapitolsplatz) und in der nahen Chiesa dell'Aracoeli statt. Sie wurde auf dem Verano Friedhof in Rom bestattet.
Einzelnachweise
- ↑ www.alidavalli.net
- ↑ Text und Melodie: http://www.alidavalli.net/malamoreno_dt.htm
- ↑ Näheres dazu: [1]
- ↑ http://www.djfl.de/entertainment/djfl/1070/107331.html
www.alidavalli.net
Filmografie (Auswahl)
- I due sergenti (1936)
- L'ultima nemica (1937)
- Sono stato io! (1937)
- Il feroce Saladino (1937)
- Mille lire al mese (1938)
- Ma l'amor mio non muore (also known as L'amore mio non muore, 1938)
- L'ha fatto una signora (1938)
- La casa del peccato (1938)
- Ballo al castello (1939)
- Assenza ingiustificata (1939)
- Taverna rossa (1940)
- La prima donna che passa (1940)
- Oltre l'amore (1940)
- Manon Lescaut (1939)
- 1940 - Kleine alte Welt (Picolo mondo antico) - Regie: Mario Soldati
- 1941 - Reifende Mädchen (Ora nove, lezione di chimica) - Regie: Mario Matolli
- 1942 - Heimatlos (Le due orfanelle) - Regie: Carmine Gallone
- 1942 - Lache Bajazzo (I pagliacci ) - Regie: Giuseppe Fatigati
- 1942 - Stasera niente di nuovo
- 1945 - Zu neuem Leben (La vita ricomincia) - Regie: Mario Matolli
- 1946 - Eugenie Grandet (Eugenia Grandet) - Regie: Mario Soldati
- 1947 - Der Fall Paradin (The Paradine case) - Regie: Alfred Hitchcock
- 1948 - Die Glocken von Coaltown (The miracle of the bells) - Regie: Irving Pichel
- 1949 - Der dritte Mann (The Third Man) - Regie: Carol Reed
- 1949 - Glücksspiel des Lebens (Walk softly, stranger) - Regie: Robert Stevenson
- 1950 - Hölle am weißen Turm (The white tower) – Regie: Ted Tetzlaff – mit Glenn Ford, Claude Rains
- 1950 - Einmal nur leuchtet die Liebe (Les miracles n’ont lieu qu’une fois) - Regie: Yves Allégret
- 1951 - Erotik (Ultimo incontro) - Regie: Gianni Franciolini
- 1952 - Die von der „Liebe“ leben (Il mondo le condanna) – Regie: Gianni Franciolini
- 1952 - Die Liebenden von Toledo (Il tiranno di Toledo) - Regie: Henri Decoin
- 1953 - Wir Frauen (Siamo donne) - Regie der 2. Episode: Gianni Franciolini
- 1954 - Sehnsucht (Senso) - Regie: Luchino Visconti
- 1957 - Heiße Küste (La diga sul pacifico) - Regie: René Clément
- 1957 - Die große blaue Straße ; auch: Das Leben ist ohne Gnade (La grande strada azzurra) - Regie: Gillo Pontecorvo
- 1957 - Der Schrei (Il grido) - Regie: Michelangelo Antonioni
- 1957 - In ihren Augen ist immer Nacht (Les bijoutiers de clair de lune) - Regie: Roger Vadim
- 1958 - Der Mann in den kurzen Hosen (L’uomo dei calzoni corti) - Regie: Glauco Pellegrini
- 1959 - Augen ohne Gesicht; auch: Das Schreckenshaus des Dr. Rasanoff (Les yeux sans visage) - Regie: Georges Franju
- 1959 - Opfergang einer Nonne (Le dialogue des carmelites) - Regie: R. L. Bruckberger
- 1959 - Gezeichnet: Arsène Lupin (Signé Arsène Lupin) - Regie: Yves Robert
- 1960 - Der Gigolo (Le gigolo) - Regie: Jacques Deray
- 1960 - Noch nach Jahr und Tag (Une aussi longue absence) - Regie: Henri Colpi
- 1961 - Rendezvous in Madrid (The happy thieves) - Regie: George Marshall
- 1961 - Verwirrung (Il disordine) - Regie: Franco Brusati
- 1962 - Die Kastilier (The Castilian) - Regie: Javier Seto
- 1967 - Edipo Re - Bett der Gewalt (Edipo Re) - Regie: Pier Paolo Pasolini
- 1969 - Pilzgift (L’assassin frappe à l’aube) - Regie: Marc Simenon
- 1969 - Die Strategie der Spinne (Strategia del ragno) - Regie: Bernardo Bertolucci
- 1973 - Tagebuch eines Italieners (Diario di un italiano) - Regie: Sergio Capogna
- 1974 - Die Macht des Stärkeren (No es nada, Mama, solo un juego) - Regie: José Maria Forqué
- 1974 - Der Antichrist (L’Anticristo) - Regie: Alberto de Martino
- 1974 - Das Fleisch der Orchidee (La chair de l’orchidée) - Regie: Patrice Chéreau
- 1975 - Der liebe Victor (Ce cher Victor) - Regie: Robin Davis
- 1975 - Der Teuflische (El casa dell escorcismo) - Regie: Mario Bava
- 1976 - 1900 - Regie: Bernardo Bertolucci
- 1976 - Suspiria - Regie: Dario Argento
- 1977 - Ein schlichtes Herz (Un cuore semplice) - Regie: Giorgio Ferrara
- 1978 - Geständnis einer Nonne (Suor omicidi) - Regie: Giulio Berruti
- 1979 - Der Landvogt von Greifensee - Regie: Wilfried Bolliger
- 1979 - Horror Infernal (Inferno) - Regie: Dario Argento
- 1979 - La Luna - Regie: Bernardo Bertolucci
- 1981 - Friedenszeit in Paris (Sezona mira a Parizu) - Regie: Predrag Golubovic
- 1981 - Eine mörderische Karriere (Indagine su un delitto perfetto) - Regie: Aaron Leviathan
- 1982 - Ein pikanter Traum (Sogni monstruosamente proibiti) - Regie: Neri Parenti
- 1987 - Zwei Witwen für eine Leiche (A nôtre regretable époux) - Regie: Serge Korber
- 1991 - Liebe ohne Worte (La bocca) - Regie: Mario Bronzone, Luca Verdone
- 1992 - Mord in der Toskana
- 1993 - Zeit des Zorns (Il lungo silenzio) - Regie: Margarethe von Trotta
- 1995 - Ein Sommer am See (A month by the lake) - Regie: John Irvin
- 1999 - Vino Santo - Es lebe die Liebe, es lebe der Wein (Vino Santo) - Regie: Xaver Schwarzenberger
- 2002 - Semana Santa – Die Bruderschaft des Todes (Semana Santa) - Regie: Pepe Danquart
Fernsehen
- I Figli di Medea (1959)
- Il caso Mauritius (1961)
- Doughboy (episode of Combat!, 1963)
- Desencuentro (series, 1964)
- Rome Will Never Leave You, three episodes of Dr. Kildare (1964)
- Il consigliere imperiale (1974)
- Les grandes conjurations: Le tumulte d'Amboise (1978)
- L'altro Simenon (series, 1979)
- L'eredità della priora (serial, 1980)
- Dramma d'amore (serial, 1983)
- Piccolo mondo antico (serial, 1989)
- Una vita in gioco 2 (serial, 1992)
- Delitti privati (1992)
Theater
- La casa dei Rosmer (1956) Henrik Ibsen (aka Rosmersholm)
- L'uomo, la bestia e la virtù (1956), Luigi Pirandello
- Gli innocenti (1956), William Archibald
- Enrico IV (1958), Luigi Pirandello
- Il sole e la luna (1965), Guglielmo Biraghi
- Epitaffo per George Dillon (1966), John Osborne and Anthony Creighton (Epitaph for George Dillon)
- Uno sguardo dal ponte (1967), Arthur Miller (A View from the Bridge)
- La bambolona (1968), Raf Vallone
- Il dio Kurt (1969), Alberto Moravia
- I parenti terribili (1969), Jean Cocteau (Les parents terribles)
- LSD-Lei, scusi, divorzierebbe? (1970), Carlo Maria Pensa
- Uno sporco egoista (1971), Francois Dorin
- Lulu (Lo spirito della terra - Il vaso di Pandora) (1972), Frank Wedekind (Lulu [Erdgeist-Die Büchse der Pandora])
- Le massacre á Paris (1972), Christopher Marlowe (The Massacre at Paris)
- Il Gabbiano (1973), Anton Cechov
- L'uomo che incontrò de stesso (1981), Luigi Antonelli
- La Venexiana (1981), Anonimo del Cinquecento
- La fiaccola sotto il moggio (1981), Gabriele d'Annunzio
- Ekaterina Ivanovna (1983), Leonid Andreev
- Il malinteso (1984), Albert Camus (Le malentendu)
- Romeo e Giulietta (1985), William Shakespeare (Romeo and Juliet)
- A porte chiuse, da Sartre a Mishima (1986), di Jean-Paul Sartre e Yukio Mishima (Huis clos - Aoi - Hanjo)
- La città morta (1988), Gabriele D'Annunzio
- La nave (1988), Gabriele D'Annunzio
- I paraventi (1990), Jean Genet (Les paravents)
- Improvvisamente l'estate scorsa (1991), Tennessee Williams (Suddenly Last Summer)
- Più grandiose dimore (1993), Eugene O'Neill
- Così è (se vi pare) (1994), Luigi Pirandello
- Questa sera si recita a soggetto (1995), Luigi Pirandello
Weblinks
- Vorlage:IMDb Name
- www.alidavalli.net
- Biografie (englisch)
- Bio-Filmographie bei KinoTV.com
- Fotos von Alida Valli
Personendaten | |
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NAME | Valli, Alida |
KURZBESCHREIBUNG | italienische Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 31. Mai 1921 |
GEBURTSORT | Pula, Istrien |
STERBEDATUM | 22. April 2006 |
STERBEORT | Rom |