Söldner
Ein Söldner ist ein für Sold angeworbener, zeitlich befristet dienender und meist durch Vertrag gebundener Soldat, ohne Mitglied in einer regulären Armee zu sein. Eine feste Definition existiert nicht, jedoch können folgende Aussagen gemacht werden:
Definition
- Söldner müssen angeworben werden und Militärdienst leisten, d. h. sie tragen eine Art Uniform oder Kennzeichnung.
- Es muss einen Vertrag geben, der ihnen Sold oder Gehalt in Aussicht stellt.
- Sie sind Teil eines militärischen Kontingentes zur Verteidigung oder zum Angriff, es muß eine militärische Gliederung erkennbar sein.
- Es muss bei ihnen eine Rangordnung vorhanden sein, sie geben sich einen eigenen Kodex und definieren Regeln untereinander.
- Sie trainieren ihr "Handwerk", werden aus- und weitergebildet.
- Sie treten immer für einen jeweiligen Auftraggeber ein.
- Geld ist ein entscheidender Grund zur Auftragsanahme.
- Geheimhaltung immer und überall.
Abgrenzung
- Die Polizei und andere bewaffnete staatliche Kräfte, die nicht militärisch ausgestattet und ausgebildet sind und auch nicht militärische Aufgaben übernehmen
- Fremdenlegionäre gelten nicht als Söldner, da sie reguläre Soldaten Frankreichs, bzw. Spaniens sind.
- Private Wachdienste, Privatdetektive, Werkschutz, Leibwächter und Sicherheitsfirmen, die nicht militärisch ausgestattet und ausgebildet sind und auch keine militärischen Aufgaben übernehmen, gelten nicht als Söldner.
- Dasselbe gilt auch für die Unterwelt: Professionelle Schläger und Auftragsmörder im Dienste von Verbrechern sind selbst Kriminelle, keine Söldner. Manche Syndikate unterhalten Privatarmeen.
- Soldaten, die ihre Arbeit als Beruf und Karriere sehen sind nicht "Söldner", sofern sie nur ihrem eigenen Land dienen. Die Trennlinie zwischen korrupten Soldaten und Söldnern ist oft nicht genau auszumachen. Es gibt gut dokumentierte Fälle von regulären Soldaten, die gegen Bezahlung in internen Konflikten (z.B. einem Putsch) die Seiten wechselten oder mit Geldzuwendungen bei der Stange gehalten wurden. Die Prätorianergarde im antiken Rom war berüchtigt dafür, den Thron an den Meistbietenden zu verkaufen.
- In der Geschichte ist es immer wieder vorgekommen, dass Herrscher ihre regulären Truppen einer befreundeten Nation gegen Bezahlung oder andere wirtschaftliche Vorteile zur Verfügung stellten. Die Soldaten unterstanden ihren normalen Offizieren, erhielten normalen Sold und hatten oft kein Recht auf Mitsprache. Der berühmteste Fall waren die hessischen Soldaten, die im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg auf Seiten der britischen Truppen kämpften. In diesem Fall sind die einfachen Soldaten keine "Söldner".
- In vielen frühen Kulturen war es üblich, dass ein Fürst, der viele Krieger für einen Krieg oder einen Raubzug benötigte, die Männer mit der Aussicht auf Ruhm und Beute lockte. Wenn ein normaler Söldner ein Arbeitnehmer des Kriegshandwerks ist, so kann man Krieger, für einen Anteil an der Beute kämpfen, als Teilhaber oder Spekulanten im Kriegsgeschäft bezeichnen.
- Personen, die mit Waffengewalt jemanden einfangen, auf dessen Ergreifung eine Belohnung ausgesetzt ist, sind Kopfgeldjäger.
- Rouleurs sind eine im Absolutismus verbreitete Variante von Söldnern.
Bezeichnungen
Söldner, deren englische Bezeichnung Mercenary ist, bezeichnen sich selbst als "Soldiers of Fortune". Von regulären Soldaten werden sie jedoch meist abwertend als "Dogs of War" oder als "Huren des Krieges" bezeichnet.
Söldner in der europäischen Geschichte

Schon in der Antike wurden Söldnertruppen eingesetzt. So kämpften griechische Hopliten regelmäßig in Diensten der Achämeniden und bildeten oft den Kern von persischen Armeen.
Söldnerheere tauchten im Spätmittelalter auf, als es sich erwies, dass disziplinierte Söldner in der Schlacht den Rittern überlegen waren, obwohl letztere im Zweifel tapferer kämpften. Besonders augenfällig wurde das in der Schlacht von Crecy.
Die Einführung von Söldnerheeren stellte den mittelalterlichen Personenverbandsstaat vor große Herausforderungen. Der König war jetzt genötigt, Steuern zu erheben, um sein Heer zu bezahlen.
Schweizer Söldner galten im 15. Jahrhundert als besonders effektive Kampfkräfte, bis ihre Formationen durch Artillerie, die in dieser Zeit entwickelt wurde, verwundbar wurden.
Die deutschen Landsknechte übernahmen die Rolle der Schweizer und wurden eine gefragte Truppe des späten 15. und des 16. Jahrhunderts. Sie wurden von allen Mächten in Europa angeheuert und wechselten häufig die Seiten.
Söldner in Afrika
Im 20. Jahrhundert waren Söldner hauptsächlich in die Konflikte auf dem afrikanischen Kontinent eingebunden. Häufig wurden Männer aus Europa und Amerika angeworben, die nach "Abenteuern" suchten, und in Kämpfe geschickt, bei denen klar war, dass sie nicht überleben würden und daher auch nicht bezahlt zu werden brauchten.
Daneben gab es viele ehemalige Fremdenlegionäre die es nach ihrem Dienst für Frankreich nach Afrika verschlug und die sich dort einen neuen Arbeitgeber suchten. Viele der Abenteurer in Afrika, die Söldner genannt wurden, waren tatsächlich ideologisch motiviert, unterstützten bestimmte Regierungen und hätten nicht für den "Höchstbieter" gekämpft. Ebenso gab es in Afrika Söldner die als militärische Wachleute für große Gold- und Diamantenminen arbeiteten oder in den Apartheidskonflikten kämpften.
Der bekannteste in Afrika tätige Söldner ist der Franzose Bob Denard, der seit den sechziger Jahren in zahlreichen Bürgerkriege und Putschversuche verwickelt war.
Söldner waren seit den Kämpfen die 1960 in Folge der Unabhängigkeit des Kongo ausbrachen in einer Reihe von Bürgerkriegen in Afrika im Einsatz. Franzosen, Briten und Staatsangehörige aus anderen europäischen Ländern kämpften in Biafra (Nigeria), Angola und auf den Seychellen. Die Söldern kämpften für die, die am meisten zahlten, und erwiesen sich in den ohnehin schon blutigen und erbittert geführten Bürgerkriegen oft als besonders grausam. Einige behaupteten, sie führten einen Kreuzzug gegen den von Kuba und der Sowjetunion unterstützen Kommunismus in Afrika; andere verdingten sich, weil sie den Nervenkitzel liebten, wieder andere, weil sie sonst keine Beschäftigung fanden.
Der berühmteste Söldner in Angola war ein Mann aus Zypern namens Kostas Georgiou. Er hatte in dem 1. britischen Fallschirmjägerregiment gedient und wurde wegen eines Angriffs auf ein Postamt in Nordirland unehrenhaft entlassen. Georgiou, bekannt als "Colonel Callan" wurde von der FNLA (Volksbefreiungsfront in Angola unter der Frührung von Holden Roberto, der auch vom US-Geheimdienst CIA über Zaire unterstützt wurde) zusammen mit einer Truppe britischer, amerikanischer und holländischer Söldner von der CIA rekrutiert. Angeblich brachte er Spione und Deserteure eigenhändig um und terrorisierte die Männer unter seinem Kommando, die selbst ungehindert mit Gewalt und Folter gegen Soldaten und Zivilisten vorgingen. Im Verlauf eines Selbstmordkommandos gegen ein wesentlich stärkere kubanische Brigade wurde er verwundet und später gefangen genommen. Die kommunistische MPLA (kommunistische Volksbfreiungsbewegung für Angola) wollte die Verbrechen der Söldner publik machen und brachte zehn Briten und drei US-Amerikaner in Luanda vor Gericht. Sie wurden beschuldigt bezahlte Attentäter zu sein. Kostas Georgiou alias Callan und drei andere wurden am 10. Juli 1976 durch ein Exekutionskommando getötet. Der Prozeß in Angolas Hauptstadt und die Brutalitäten, die dabei zu Sprache kamen, zogen die Aufmerksamkeit der Medien auf sich und lösten eine allgemeine Empörung über Söldner und all jene aus, die in dem Geschäft tätig waren.
Söldner-Operationen heute
Als der Vietnamkrieg zuende ging, schlossen sich viele ehemalige amerikanische Veteranen zu privaten Sicherheitsunternehmen zusammen. Sie schmuggelten und verkauften Waffen und Drogen aus Fernost und begannen die Schlachtfelder der Welt, häufig unter dem Deckmantel der CIA als lukrative Einnahmequelle anzusehen.
Zu den bekannteren Söldner-Organisationen der heutigen Zeit gehören die Firmen Sandline International, eine britische paramilitärische Einheit, und Executive Outcomes, ein privates Unternehmen, das ehemalige Mitglieder der südafrikanischen Armee anheuterte. Beide Sicherheitsunternehmen, wie sich derartige Organisationen selbst nennen, wurden schließlich aufgelöst, weil ihre Mitglieder zu oft im Zentrum von Ermittlungen stehen und ihre Einsätze ins Kreuzfeuer der Kritik geraten.
Die durch die Auflösung der beiden Unternehmen entstandene Lücke wurde alsbald durch neue multinationale Söldnerfirmen geschlossen. Sie nennen sich MPRI oder DynCorp und sind auf den Schlachtfeldern der ganzen Welt zu finden. Auch Blackwater USA ist eine bekannte Söldnerorganisation, die Operationen im Irak durchführt. Im Irak stellen die 15.000 Söldner aus 80 privaten Sicherheitsunternehmen die zweitgrößte Streitkraft im Land nach den USA, jedoch weit vor Großbritannien.
Es ist bekannt, dass in den Balkan-Konflikten der 1990er Jahren Söldner direkt nach ihrer Ankunft am Bahnhof von Sarajevo angeheuert wurden. Viele von ihnen waren Soldaten aus den Ländern des ehemaligen Ostblock, die nach dem Zerfall der Sowjetunion und den politischen Umwälzungen in Osteuropa keine Arbeit gefunden hatten. Daneben kämpften in den Balkan-Kriegen auch Soldaten aus anderen europäischen Staaten. Viele Rechtsextremisten, arbeitslose Ex-Soldaten und Abenteurer kämpften auf beiden Seiten als Söldner.
"In der Heimat waren wir arbeitslos, hier werden wir als Helden angesehen." (Orginalzitat eines Balkan-Söldners).
"Ich erzähl dir mal etwas über Freundschaften im Söldnergeschäft. Es gibt sehr nette Kerle, mit denen man durch dick und dünn gehen kann, wirklich nette Jungs. Wenn du sie unter großen Druck setzt, ich meine wirklich sehr großen Druck, der sie bis auf's Äußerste belastet, so daß sie meinen, sie müßten am nächsten Tag sterben, dann mußt du mal beobachten, wie sich ihr Charakter verändert. Du wirst sehen, daß aus diesen echten Kerlen richtige Teufel werden können, denen jedes Mittel recht ist." (Zitat: Karl Penta, englischer Söldner 1991 im Balkan, aus der WDR-Dokumentation Warheads).
→ Hauptartikel Söldner-Organisation
Söldner und das Kriegsrecht
Söldner werden nach dem Kriegsrecht häufig als illegale Kämpfer betrachtet, da sie keinem Offizier einer nationalen Regierung unterstehen. Gefangene Söldner werden oft wie gewöhnliche Kriminelle bzw. Mörder behandelt, haben nicht die Rechte gewöhnlicher Soldaten nach der Genfer Konvention oder der Haager Landkriegsordnung und können in diesem Fall sofortige Exekution, langjährige Haftstrafen oder Folter erwarten.
In vielen Ländern, wie z.B. Österreich, ist es nach dem Gesetz verboten für ein anderes Land Kriegsdienst zu leisten. Selbst der Dienst in der Fremdenlegion stellt für Österreicher nach dem Gesetz eine Straftat dar. Viele Österreicher die nach ihren Söldnerdienst auf dem Balkan wieder in die Heimat kamen fanden sich vor dem Strafgericht wieder und wurden teilweise zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.
Unter amerikanischem Recht (Neutrality Act) riskiert ein amerikanischer Bürger, der sich in einem fremden Land zum Militärdienst zur Verfügung stellt, den Verlust der amerikanischen Staatsbürgerschaft. Eine Ausnahme bilden Israelisch-Amerikanische Bürger mit doppelter Staatsbürgerschaft, die im israelischen Militär dienen. Viele Länder haben ähnliche Gesetze, deshalb riskiert ein Söldner meist den Verlust seiner Heimat-Staatsbürgerschaft und kann zu einer staatenlosen Person werden.
Der gesetzliche Status von zivilen Arbeitern, besonders Logistik-Kräften und Technikern, die bei militärischen Einheiten dienen, ist unklar. Ein Standpunkt ist, dass sie funktionell Söldner darstellen, da sie bei militärischen Operationen helfen, obwohl sie nicht selbst Waffen auf den Feind abfeuern. Dies ist kein hypothetisches Problem. Beispielsweise befinden sich in der United States Navy auf jedem Flugzeugträger zwischen 50 und 100 Zivilisten, die dort als Techniker, Vertreter der Hersteller usw. arbeiten.
Söldner im öffentlichen Bewusstsein
Wie dem Piraten haftet dem Söldner ein Ruf von Abenteuer, Mystik und Gefahr an. Ein gutes Beispiel sind das Buch und der Film Dogs of War, in denen es um eine fiktive Söldner-Operation im Afrika der 1960er Jahre geht.
Literatur
- Azzellini, Dario; Kanzleiter, Boris (2003): "Das Unternehmen Krieg. Paramilitärs, Warlords und Privatarmeen als Akteure der Neuen Kreigsordnung". Assoziation A. ISBN 3-935936-17-6
- Thomson, Janice E. (1994): Mercenaries, Pirates, and Sovereigns: State-Building and Extraterritorial Violence in Early Modern Europe. Princeton: Princeton University Press. ISBN 0691086583
- Shearer, David (1998): Private armies and military intervention. Oxford [u.a.]: Oxford University Press. ISBN 0198294409
- Balor, Paul (1988): Manual of the Mercenary Soldier: A Guide to Mercenary War, Money and Adventure. Dell Pub Co Press. ISBN 0440200148
- Lieutenant-Colonel Tim Spicer (1999): An Unorthodox Soldier: Peace and War and the Sandline Affair. Mainstream Publishing. ISBN: 184018180X
- Singer, P.W. (2003): Corporate Warriors. The Rise of the Privatized Military Industry. Cornell University Press. ISBN: 0801489156
Filme
Berühmte Söldner
- Jean "Black Jack" Schramme auch Jacques Schramme
- Bob Denard
- Siegfried "Kongo" Müller
- "Mad" Mike Hoare
- Kostas Georgiou "Colonel Callan"
- Rolf Steiner (Rod Steiner) externe Infos:[1]
- Jean Irsch (El-Cid)
Siehe auch
- Fremdenlegion
- Krieg
- Liste von Kriegen
- Liste von Schlachten
- Privatarmee
- Privates Militärunternehmen
- Terrorist
Weblinks
- e-zine Kriegsreisende Fundierte Artikelsammlung über Söldner von der Antike bis in's 21. Jahrhundert.
- Soldier of Fortune "Journal of Pressional Adventures" Amerikanisches Söldnermagazin welches inzwischen in der BRD nicht mehr vertreiben werden darf.
- sandline.com - Sandline International, die zu den transparenteren unter den Söldner-Organisationen gehören, hat hier ihren Internet-Auftritt, der allerdings am 16. April 2004 seine Arbeit eingestellt hat.
- http://www.northbridgeservices.com/
- Die Welt: Die Unverantwortlichen - Auch im Irak trägt die Beschäftigung von Söldnern zur Barbarisierung des Krieges bei