Vorstoß in die Rigaer Bucht
Der Vorstoß in die Rigaer Bucht war eine maritime deutsche Operation während des Ersten Weltkriegs im Ostseeraum, mit dem Ziel die Rigaer Meerbusen zu beherrschen und die Stadt Riga von Land zu besetzen.
Ausgangslage
Nach der Schlacht bei Tannenberg und der Schlacht an den Masurischen Seen zum Jahresende 1914 und Beginn 1915 konnte das kaiserliche Heer durch den Großen Rückzug des russischen Heeres bis zur Jahresmitte 1915 die kurländische Küste mit den beiden bedeutenden Hafenstädten Libau und Windau besetzen - aber nicht Riga, das Zentrum des Baltikums. Libau und Windau verfügten beide über ausgebaute und große Tiefwasserhäfen, die es gestatteten, große Hochsee- und Kriegsschiffe zu versorgen. Die russischen Streitkräfte verharrten in der Deffensive, bzw. nur leichte Seestreitkräfte der Ostseeflotte führten einen Minen- und Kleinkrieg gegen die deutsche Erzversorgung aus Schweden.
Planungen
Die ursprünglichen Überlegungen der Obersten Heeresleitung auf deutscher Seite sahen ein kombiniertes See-Land-Unternehmen zur Besetzung Rigas durch die 10. Armee und der Sperrung der Rigaer Bucht durch Heeresteile und Marineeinheiten, ähnlich der späteren Operation Albion von 1917, vor. Nachdem jedoch die Besetzung Rigas durch das Heer auf Grund fehlender Kräfte abgesagt werden musste, übernahm die Marine die alleinige Planung zur Sperrung der Zugänge der Rigaer Bucht, Durchbruch durch die Irben-Straße und Bekämpfung im Finnischen Meerbusen stehender russische Flotteneinheiten der russischen Ostseeflotte.
Der Einbruch in die Rigaer Bucht wurde für den 8. August 1915 durch die Ostseestreitkräfte angesetzt, wobei Teile der Hochseeflotte die Sicherung übernehmen sollten. Ziel war die Sperrung des Moon-Sunds mittels Minen durch den Hilfsminenleger Deutschland und die Blockierung des Hafens Pernau, der als englische U-Boot-Basis diente, durch Blockschiffe.
beteiligte deutsche Einheiten
Ostseestreikräfte:
- IV. Geschwader: SMS Braunschweig, SMS Elsass, SMS Wittelsbach, SMS Wettin, SMS Mecklenburg, SMS Schwaben, SMS Zähringen
- Aufklärungsstreikräfte der Ostsee: SMS Roon, SMS Prinz Heinrich, SMS Augsburg, SMS Bremen, SMS Lübeck, SMS Thetis, SMS V 99, SMS V 100
- Sicherungsverbände: VIII. und X. Torpedobootsflottille mit je 11 Torpedobooten Booten, II. Minensuchdivision mit 14 Minensuchbooten
- U-Boote: SM U 9, SM U 26
Hochseeflotte:
- I. Geschwader: SMS Nassau, SMS Rheinland, SMS Westfalen, SMS Posen, SMS Ostfriesland, SMS Thüringen, SMS Oldenburg, SMS Helgoland (1909)SMS Helgoland
- I. Aufklärungsgruppe: SMS Seydlitz, SMS Moltke, SMS Von der Tann
- II. Aufklärungsgruppe: SMS Graudenz, SMS Regensburg, SMS Stralsund, SMS Pillau
- Führer der Torpedoboote: SMS Kolberg, 1. Torpedobootshalbflottille (4 Boote), III. Torpedobootsflottille (10 Boote), V. Torpedobootsflottille (8 Boote), IX. Torpedobootsflottille (10 Boote), I. Minensuchdivision (13 Boote)
beteiligte russische Einheiten
- Linienschiffe: Slawa, Zessarewitsch
- Kreuzer: Bajan
- Zerstörer: Novik, Finn, DobrovolecGeneral Kondratenko, Ochotnik, Vojskovoi, Ukrajna, Emir Bucharskij, Sibirskij Strelok, Donskoi Kazak, Strasnyi, Amurec, Ussuriec
- Minenleger: Amur
- Kanonenboote: Grosjaschtschi, Chrabry, Siwusch II, Koreetz II
- U-Boote: HMS E 1, HMS E 9, Gepard
1. Vorstoß vom 6. bis 9. August 1915
2. Vorstoß vom 16. bis 20. August 1915
Literatur
- Heinrich von Gagern: Der Krieg zur See 1914-1918. Der Krieg in der Ostsee. Bd. III Von Anfang 1916 bis zum Kriegsende. Frankfurt/Main 1964
- Hans H. Hildebrandt, Albert Röhr, Hans Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Bd. 1 Herford 1993
- Walter Hubatsch: Die Kaiserliche Marine. München 1975
- Gerhard Koop/Klaus-Peter Schmolke: Kleine Kreuzer 1903-1918, Bremen bis Cöln-Klasse, Band 12 Schiffsklassen und Schiffstypen der deutschen Marine, Bernard & Graefe Verlag München, 2004, ISBN 3-7637-6252-3
- Lutz Bengelsdorf: Der Seekrieg in der Ostsee 1914–1918. Hauschild, Herford 2008, ISBN 978-3897574045.