Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline

Die Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline (BTC) ist eine Pipeline, die Rohöl von den reichen Ölfeldern in Aserbaidschan und Kasachstan am Kaspischen Meer unter westlicher Regie zum Mittelmeer transportiert. Seit ihrer Inbetriebnahme am 25. Mai 2005 ist sie mit 1.760 Kilometern Länge die längste und technisch aufwändigste Pipeline der Welt. Sie soll den Westen vom Rohöl aus der Region am Persischen Golf unabhängiger machen.
Technische Daten
Die BTC setzt am Terminal Sangachal bei Baku ein, durchquert Aserbaidschan, führt durch Georgien und die Türkei, um am Mittelmeerhafen Ceyhan in einer Verladestation zu enden. Dabei müssen bis zu 2.800 Meter hohe Berge überwunden werden. Die Pipeline hat acht Pump-, zwei Molch- und 87 Ventilblockstationen. Sie wird auf ihrer gesamten Länge einen Meter unter der Erde vergraben, damit sie vor Sabotageakte gesichert ist. Sie hat zumeist einen Durchmesser von 42 Zoll, nahe Ceyhan verengt sie sich auf 36 Zoll. Sie hat eine Lebensdauer von etwa 50 Jahren. Wenn sie ihre geplante volle Kapazität erreicht, soll sie täglich eine Million Barrel (160.000 Kubikmeter) Öl transportieren. Die Transportkosten sollen 3,2 US-Dollar pro Barrel betragen.
Die Baukosten betrugen rund 3,5 Milliarden US-Dollar. Sie wurden zu großen Teilen von der Weltbank und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklungshilfe (EBRD) finanziert. Inhaber ist ein aus elf Ölgesellschaften gebildetes Konsortium, in dem der anglo-amerikanischen BP-Konzern die meisten Anteile hält. Baubeginn war 2002.
Politik
Die USA propagierten den Bau der BTC seit 1998. Nach Auffassung des damaligen US-amerikanische Vize-Energieminister Robert Gee würden Exporte aus der kaspischen Region ... das Energieangebot weltweit diversifizieren und damit eine zu große Abhängigkeit vom Persischen Golf vermeiden. Am 18. November 1999 unterzeichneten die Präsidenten der Türkei, Georgiens, Aserbaidschans und der USA, Süleyman Demirel, Eduard Schewardnadse, Heydär Äliyev und Bill Clinton, in Istanbul eine Absichtserklärung zum Bau der Pipeline. Am 18. September 2002 nahmen sie in Baku den ersten Spatenstich vor.
Die Planung versetzte die bis dahin weltpolitisch unbedeutenden früheren Sowjetrepubliken Aserbaidschan und Georgien in eine geopolitische Filetlage. Die Kaukasusstaaten bekamen die Chance, sich enger an die NATO und die Europäische Union anzuschließen, wurden mit Entwicklungshilfeprojekten und Militärhilfe gestärkt. Die Türkei wurde durch die Pipeline als Regionalmacht gefestigt und macht sie unabhängiger von Öl- und Gaslieferungen aus Russland sowie dem Iran.
Russland schlug zunächst vor, dass die Pipeline über sein Gebiet führen könnte. Später erklärte es, es sähe keinen wirtschaftlichen Vorteil in einer Teilnahme an dem Projekt.
Gefahren
Georgien, Aserbaidschan und die Türkei beabsichtigen, eine Militärallianz zum Schutz der Pipeline zu gründen. Die Regierung in Tiflis will die BTC mit unbemannten Flugzeugen, sogenannten Drohnen, vom Typ Global Hawk vor terroristischen Anschlägen überwachen. Sie werden vom US-amerikanischen Rüstungsunternehmen Northrop Grumman zum Stückpreis von 25 Millionen Dollar produziert.
Widerstand gegen die Pipeline regte sich hauptsächlich im Lager der Umweltschützer. Im August 2004 musste die Pipeline-Baustelle für zwei Wochen stillgelegt werden, weil die Mindestbedingungen für den Umweltschutz nicht eingehalten wurden. Die Pipeline durchquert den Bordschomi-Charagauli-Nationalpark im Kleinen Kaukasus (Georgien), wo ein international renommiertes Mineral- und Heilwasser entspringt. Ein Pipeline-Unfall könnte das dortige Ökosystem nachhaltig schädigen. Der World Wide Fund for Nature hat das Projekt kritisiert. Die in Oxford ansässige Baku-Ceyhan Campaign wendet sich gegen die Verwendung öffentlicher Gelder für Projekte, die ausschließlich im Interesse des Privatsektors sind.
Das BTC-Konsortium
- BP (Großbritannien, USA): 30,10 %
- State Oil Company of Azerbaijan (SOCAR) (Aserbaidschan): 25,00 %
- Unocal (USA): 8,90 %
- Statoil (Norwegen): 8,71 %
- Turkiye Petrolleri Anonim Ortakligi (TPAO) (Türkei): 6,53 %
- ENI/Agip (Italien): 5,00 %
- TotalFinaElf (Frankreich): 5,00 %
- Itochu (Japan): 3,40 %
- Inpex (Japan): 2,50 %
- ConocoPhillips (USA): 2,50 %
- Amerada Hess (USA) 2,36 %
Literatur
- Bülent Gökay: Caspian uncertainties: regional rivalries and pipelines. In: Perceptions. Bd. 3 (1998/99) (1998), 1, S. 49 – 66
- Ian Bremmer: Oil politics: America and the riches of the Caspian Basin. In: World policy journal. New York, NY: Inst., ISSN 0740-2775, Bd. 15 (1998), 1, S.27 – 35
- Daniel Yergin: Der Preis: Die Jagd nach Öl, Geld und Macht. Fischer, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-10-095804-7
- Michael P. Croissant (Hrsg.): Oil and geopolitics in the Caspian Sea region. Praeger, Westport, Conn. 1999, ISBN 0-275-96395-0
- Hooman Peimani: The Caspian pipeline dilemma: political games and economic losses. Praeger, Westport, Conn. 2001, ISBN 0-275-97092-2
- Mehdi Parvizi Amineh: Globalisation, geopolitics and energy security in Central Eurasia and the Caspian region. Clingendael International Energy Programme, The Hague 2003, ISBN 90-5031-085-0
- Nadine Haase: Globale Akteure in der kaspischen Region: Die Bedeutung der Ölfirmen innerhalb der Entscheidungsprozesse der transnationalen Ölexportwege. Freie Universität Berlin, Diplomarbeit, 2003