Oberleitungsbus Hoyerswerda
Oberleitungsbus Hoyerswerda | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Der Oberleitungsbus Hoyerswerda ist ein ehemaliger Oberleitungsbus-Betrieb in Sachsen. Die Anlage bestand von 1989 bis 1994, sie war der bislang letzte neu angelegte Obus-Betrieb in Deutschland. Neben Greiz und Ludwigsburg gehört Hoyerswerda ferner zu den wenigen deutschen Städten, in denen zwar ein Obus aber nie eine Straßenbahn fuhr.
Vorgeschichte
In den 1980er-Jahren hatte sich die DDR zum Ziel gesetzt, teures Import-Erdöl einzusparen und stattdessen die Verwendung heimischer Braunkohle zu fördern. Außer in den Städten Neubrandenburg, Stendal, Stralsund, Suhl und Wismar wurde deshalb auch in Hoyerswerda die Einführung eines Obus-Systems beschlossen. Letztlich war das hier behandelte Netz das einzige, das tatsächlich realisiert wurde. Beim Oberleitungsbus Suhl wurden die Bauarbeiten hingegen kurz vor der Fertigstellung abgebrochen, die anderen vier Betriebe kamen über das Planungsstadium nicht hinaus.
Geschichte
Die Eröffnungsfeier des Hoyerswerdaer Oberleitungsbusses fand am 6. Oktober 1989 statt, dem Vortag zum 40. Jahrestag der DDR. Der planmäßige Betrieb wurde schließlich am 8. Oktober 1989 aufgenommen. Elektrisch betrieben wurde zunächst nur ein Teil der damaligen Linie A (später Linie 11; Bahnhof–Verkehrsbetrieb), sie wurde zwischen Verkehrsbetrieb und Am Ehrenhain (heute Lausitzer Platz) als Obuslinie betrieben, der Restabschnitt zum Bahnhof blieb eine Dieselbuslinie. Der direkte Umstieg zwischen den beiden Teilen der Linie wurde sichergestellt.
1990 wurde dann auch die damalige Linie D (später Linie 14; Industriegelände–Verkehrsbetrieb), auf elektrischen Betrieb umgestellt. Die Linie C (Bahnhof–Industriegelände) hätte an der Haltestelle Am Ehrenhain ebenso wie die Linie A aufgeteilt werden können, dies wurde aber nie vollzogen.
Kurz vor der Deutschen Einheit begann die Abkehr vom Verkehrsmittel O-Bus. Am 6. September 1990 beschloss die Hoyerswerdaer Stadtverordnetenversammlung, die Planungen zur Elektrifizierung der Strecke durch die Altstadt zum Bahnhof abzubrechen. Im Frühjahr 1991 fiel schließlich die Entscheidung, auch den weiteren Ausbau des Streckennetzes in der Neustadt nicht weiter zu verfolgen. Als problematisch für den O-Bus erwiesen sich die sinkenden Einwohner- und Fahrgastzahlen der Nachwendejahre, sie machten den aufwändigen Betrieb mit O-Bussen in einer vergleichsweise kleinen Stadt wie Hoyerswerda zunehmend unrentabler.
Mitte 1992 wurde noch der Streckenabschnitt der Omnibuslinie B zum Waldfriedhof im Ortsteil Kühnicht eletrifiziert, gleichzeitig ging am Haltepunkt Hoyerswerda Neustadt eine zusätzliche Zwischenwendeschleife in Betrieb. Beide wurden jedoch nie planmäßig elektrisch befahren. Damit erreichte der Betrieb seine maximale Streckenlänge von 10,83 Kilometern, die Gesamtlänge der Fahrleitung betrug 20,58 Kilometer. Insgesamt wurden 526 Betonmaste, 56 Stahl-Sechskantmaste und 59 Stahlgittermaste verbaut.
Bereits 1993 wurde aus den oben genannten Gründen die Linie 11 vollständig auf konventionelle Dieselbusse umgestellt, damit entfiel auch der Umsteigezwang. Am 26. April 1994 beschloss die Stadtverordnetenversammlung schließlich, auch den verbliebenen Obus-Betrieb auf der Linie 14 zum 31. Dezember 1994 komplett einzustellen.
Letzter tatsächlicher Obus-Betriebstag auf der Linie 14 war dann der 30. Dezember 1994. Teile der Fahrleitungsanlage wurden nach der Einstellung an die Barnimer Busgesellschaft in Eberswalde verkauft. Dort wurden sie beim bis heute bestehenden Obus-Betrieb weiterverwendet.
Fahrzeuge
Zum Einsatz in Hoyerswerda kamen ausschließlich Gelenk-Obusse des ungarischen Herstellers Ikarus. Ihre Typenbezeichnung lautete 280.93, insgesamt waren zwölf Wagen vorhanden. Fünf davon (Betriebsnummern 570 bis 574, später 711 bis 715) standen bereits zur Betriebseröffnung zur Verfügung, sieben weitere Wagen (Betriebsnummern 575 bis 581, später 716 bis 722) wurden anlässlich der Eröffnung der Obus-Linie D nachbeschafft, ihre Auslieferung war im Mai 1990 abgeschlossen.
Sechs dieser Fahrzeuge wurden bereits am 13. Oktober 1993 abgemeldet und schließlich im Laufe des Jahres 1994 an den Oberleitungsbus Tallinn abgegeben, sie schieden dort 2003 aus dem Bestand.[1] Die restlichen sechs Wagen gingen nach der Betriebseinstellung über zwei Zwischenhändler in die russische Stadt Tscheljabinsk, sie sind dort noch im Einsatz.
Einzelnachweise
Literatur
Uwe Jordan: Vom Verschwinden einer Legende. Ein Jubiläum, das keines ist: Heute vor zehn Jahren fuhr in Hoyerswerda der letzte O-Bus. Sächsische Zeitung vom 30. Dezember 2004