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Hamburg-Lurup

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Basisdaten
Bundesland: Hamburg
Bezirk: Altona
Fläche: 6,4 km²
Einwohner: 32565 (2002)
Bevölkerungsdichte: 5107 Einwohner je km²
Vorwahl: 040
Kfz-Kennzeichen: HH

Lurup ist ein Stadtteil am nordwestlichen Rand Hamburgs im Bezirk Altona.

Benachbarte Stadtteile und Gemeinden

An Lurup grenzen im Nordwesten die Schleswig-Holsteinischen Gemeinden Schenefeld (Kreis Pinneberg) und Halstenbek; ausserdem die Hamburger Stadtteile Eidelstedt im Nord-Osten, Stellingen im Osten, Bahrenfeld im Süd-Osten, Groß-Flottbek im Süden und Osdorf im Südwesten.


Geschichte

Anfänge der Besiedlung

Um 1750 gab es erste Häuser an der Landstraße von Ottensen nach Schenefeld.

anno 1746 Auszug aus dem Dokument, in dem „Lurup“ erstmals schriftlich erwähnt wird

Landausweisung an den ersten Siedler in der Schenefelder Heide, Pinneberger Schuld- und Pfandprotokoll, Band 6, Folio 431 Franz Hinrich Lüders hat in ao 1746 in der Heyde beym so genannten Lurup obrigkeitlich aus-gewiesen erhalten ½ Haus Stelle und dafür das Königliche Kauf Geld und den Herren Beamten Gebühren bezahlt. (1)

Im Ausweisungsregister ist die folgende Eintragung zu finden:

1746 Okt. 22.

  Franz Hinrich Lüders
  im Bahrenfelder Grund,   1 Hausstelle, 10 1/4  Hbt. Kornland

„Lurup“, gelegen auf der Schenefelder Heide, auch: Luhrup, Luerop, Lurop, Luroep oder Luröpp genannt und geschrieben

Wofür steht diese Bezeichnung?


Die Entstehung des Ortsnamen ist nur durch den Volksmund als so genannte Wirtshauslegende überliefert, nachdem es dieses Wirtshaus „Lurup“, auf Platt-deutsch „lur“ (luur: luurn) = „lauern“ bzw. „warten“, und „up“ = „auf“, hier in der „Heide“ als erstes gegeben haben soll. Der Ort soll den Namen dann übernommen haben.

Die Bezeichnung „Lurup“ ist allerdings wesentlich älter, und wird auch immer mal anders geschrieben, als dieses angegebene Wirtshaus, welches sich dann auch noch zuerst: „Op der Schenefelder Heide“ nannte.

Auf einer Karte „Hamburg-Elbe von 1835“ ist der Ort Luhrup, heute Lurup geschrieben, eingezeichnet. Dieser Ort wurde in verschiedenen Dokumenten u. a. auch Lurop oder Luroep, oder Luerop sowie Luröpp geschrieben. Denn: offizielle Anträge an die Behören und Ämter sind im hochdeutschen verfasst worden, die Ortsbezeichnungen aus dem plattdeutschen wurden aber je nach der ortsüblichen Dialektik geschrieben und eingetragen. Die Lage des Luhrup wurde angegeben mit: „auf der Schenefelder Heide“, auch „Borgheide“ bzw. nur mit „auf der Heyde“ genannt.

Lurup lässt sich nicht nur in die Silben „lur“ – „up“ trennen, sondern auch in „lu“ – „rup“, das „u“(„o“) in „lu“ („lo“) lang betont. Nach einer plattdeutschen Übersetzung (lt. dem neuen “SASS“) bedeutet demnach:

„lu“, (lo)  =  lau = leicht;  und: „rup“,  (rop)  =  rauf bzw. hinauf, somit LURUP = Leicht-rauf.

Und wie liest man u.a.:

Die Dorfschaft „Großen Flottbeck“ beschwerte sich zuletzt am 26. Juni 1793 bei der „Königliche Rentekammer“
zu Copenhagen  über diese „Luhrupper“ (1)

In den historischen Karten ist der Platz: „Luhrup“ sehr auffällig eingezeichnet worden, z.B. in der: „CARTE von der Herrschaft Pinneberg und zwar im Kirchspiel Nienstedten belegenen Dorffe LUHRUP und den dazu gehörigen Ländereyen 1789“. Ebenso in der: „Topographisch Militärische Charte des Herzogtums Holstein (1789 – 1796) Hamburg – Blankenese - Pinneberg (Bl.56)“. Hier wird der Ort nun schon „Lurup“ genannt.

Kommt man heute aus Hamburg die „Luruper Hauptstraße“ in Richtung Lurup angefahren, so muss man, nachdem der Dahliengarten zu Bahrenfeld passiert ist, zuerst die starke Steigung zum Tannenberg erklimmen. Danach geht es dann wieder leicht abwärts, und nach der Esso-Tankstelle kann man den Eckhoffplatz mit dem Hochhaus sehen. Hier, nach der Kreuzung Elbgaustraße / Rugenbarg, geht es dann noch „so eben“, ohne starke Steigung, „leicht“ hinauf auf die Geest, eben so „lau“ - „rauf“ oder eben „lu-rup“ (lo-rop). Auch wenn man aus Schenefeld kommt, hat man ab dem Papenmoorweg eine ziemliche Steigung zu bewältigen. Dann geht es flach weiter, bis es dann zwischen dem Luckmoor und der Flurstraße wieder ganz eben und leicht, oder auch „lau“ (das in der platten Form „lu“ angewendet wird) ansteigt, noch weniger sogar als von der Elbgaustraße / Rugenbarg. Also auch „lu-rup“.

Dieser sehr alte und lange Heerweg zwischen: Altona und Ütersen lief, nachdem das Dorf Schenefeld passiert war, einsam zwischen den Heide-, Sand- und Moor-Flächen in Richtung Bahrenfeld, dem nächst gelegenem Ort, dahin. Da man aber landschaftliche Gegebenheiten in die Wegbeschreibungen einbaute, so wurde dieses „Luhrup“, das auffällig war durch seine weite, breit ausgefahrene Spur , erwähnt. Hier glich die Straße auch eher einem langen Platz. Die nach Hamburg zum Markt getriebenen Rinder- bzw. Schafherden weideten zudem die karge Heide am Rande ab, sodass dieser sandige Weg auf der Geesthochebene eben das einzige, auffällige Merkmal in dem tristem Einerlei auf der Schenefelder Heide war. Außerdem konnte man hier seinen Weg auch in Richtung Osdorf über die „Osdorfer Straße“ (heute Flurstraße), oder auch in Richtung Eidelstedt über die „Eidelstedter Straße“ (heute Lüttkamp) weiter fortsetzen. Noch heute fällt auf, wenn man von der „Luruper Hauptstraße“ in den „Lüttkamp“ einbiegt, das dieser leicht abfällt und man die alte, sandige „Luruper Geestebene“ verlässt.

Erst in einer Hamburg-Karte von 1880, der: „Königl. Preuss. Landes-Aufnahme von 1878. Herausgegeben mit Nachträgen von 1880.“, ist die „Luruper Hauptstraße“ durchgängig, und sich nicht als platzähnlich verbreiternde Straße, eingezeichnet.

(1) aus: LURUP von der holsteinischen Landgemeinde... von Udo Krell, 1978

weitere Funde und Ergebnisse zu LURUP Kiel 1908

Auszug aus: Topographie des Herzogtums Holstein einschließlich Enklaven(4)der Freien und Hansestadt Hamburg 
 von Henning Oldekop

Lurup, vormals Schenefelder Heide, (seit 1. Juli 1927 zu Altona) Amtsbez. Eidelstedt, 5km NW von Altona, Bahrenfeld 2 km SO, Ksp. (Kirchenspiel) Nienstedten, an A) Chaussee Altona-Schenefeld Landweg B) Großflottbek-Osdorf- C) -Eidelstedt.

Areal 266 ha, davon Acker 152 ha, Wiesen 30 ha, Weiden 21 ha. Reinertrag 3720 M, durchschnittlich vom ha Acker 18,27 M, Wiesen 22,59 M. 45 Wohnungen, 377 Einwohner.

Gemeindevorsteher: Landmann Klaus Eckhof.

A) Benennung heute „Luruper Hauptstraße“ und in der Stadt Schenefeld, „Altonaer Chaussee“ B) früher „Osdorfer Straße“, heute „Flurstraße“ C) früher „Eidelstedter Straße“, heute „Lüttkamp“. Die Umbenennung erfolgte am 5. Juli 1928

Diese Ortschaft ist erst etwa 140 Jahre alt, ein kleines Wirtshaus Lurup * gab einer sich hier ansiedelnden Gemeinde den Namen. Da hier die Feldmarken der Dörfer Schenefeld, Osdorf und Groß-Flottbek zusammenstoßen, so erhielten die Ansiedler Land in allen 3 Feldmarken. Hieraus entstanden in den Beziehungen unter einander und zu diesen Kommunen mancherlei Unzuträglichkeiten, welche erst durch den Zusammenschluss zu selbständiger Gemeinde beseitigt wurde. Das Dorf liegt zu beiden Seiten der Chaussee, nach SW geht eine kleine Abzweigung. 2 klassige Schule, 2 Wirtshäuser, 3 Krämereien, 7 Handwerker. Kriegerverein. Gemeindeanleihe beträgt 2800 M, Einnahme für Verpachtung der Jagd 700 M, Größere Besitzstellen: 36 ha, 708 M, R. H. Kleinwort; 19 ha, 462 M, C. Eckhoff; 17 ha, 300 M, J. Rüpke; 29 ha, 528 M, W. Harder, Ottensen; 15 kleinere. 81 Pfg., 126R. Der Boden ist etwas sandig und teils anmoorig. Im NW liegen die Luruper Tannen, welche zu Klein-Flottbek gehören. * hier finden wir sie, die „Wirthauslegende“, denn „Op de Schenefelder Heide“ so nannte sich dieses Gasthaus jedoch zuerst, und wurde nicht als erste Siedlungsstelle ausgewiesen!

Hamburg - Lurup , 25. Mai 2005

Nach 1900 pachteten Altonaer Bürger vereinzelt Luruper Flächen zur Anlage von Schrebergärten.

1927-1945

Als die pinnebergische Landgemeinde Lurup 1927 durch das Groß-Altona-Gesetz nach Altona/Elbe eingemeindet wurde, war sie nicht viel mehr als ein Straßendorf von vorindustriellem Erscheinungsbild mit ca. 950 Einwohnern: eine Ansammlung einfacher Häuschen ohne erkennbares Zentrum, hinter Altonas Hauptfriedhof, Flugplatz und Volkspark inmitten einer holsteintypischen Feldmark gelegen und geprägt durch Landwirtschaft (insbes. Rinderhaltung --> Milchwirtschaft) sowie einige Kiesgruben. 1928 existierten lediglich zwei Handwerksbetriebe: die Zimmerei Heine und der Malerbetrieb Reyher.

Es gab eine neuapostolische Gemeinde mit etwa 250 Mitgliedern (die vermutlich teils in benachbarten Ortschaften ansässig waren), eine Ortsgruppe des Vaterländischen Frauenvereins, der sich v.a. mit Säuglingsfürsorge und Mütterberatung befasste, und einen Bezirksausschuss der Arbeiterwohlfahrt. Auch verkehrlich lag Lurup weitgehend stadtfern und abseitig: die Bahnstrecken vom Altonaer Hauptbahnhof führten weit nördlich und südlich an dem Ort vorbei, und erst 1926 band die Buslinie IV der VAGA von Altona nach Schenefeld auch Lurup an das Nahverkehrsnetz an. Bis dahin blieb nur ein ca. 90minütiger Fußweg, um in Altonas Zentrum zu gelangen.

Im Generalbauplan, den Altonas Bausenator Gustav Oelsner für Altona und andere preußische Gebiete rund um Hamburg bereits ab 1923 aufgestellt hatte, war für Lurup Wohnungsbau (Einzel-, Reihenhäuser) vorgesehen, während Flächen für die gewerblich-industrielle Entwicklung in den benachbarten, durch die Bahn erschlossenen Stadtteilen Bahrenfeld und Eidelstedt geschaffen werden sollten - auch dies ein Strukturmerkmal Lurups, das bis in die heutige Zeit erlebbar ist. Auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise entstand entlang von Feldwegen im Gebiet der heutigen Straßen Elbgaustraße/Farnhornweg/Lüttkamp/Elbkamp eine vorstädtische Kleinsiedlung, indem sich Arbeitslose und kinderreiche Arbeiterfamilien aus den hoch verdichteten inneren Stadtteilen Altonas auf städtischem Pachtland in Eigenleistung eingeschossige Doppelhäuser errichteten. Die vom Hochbauamt unentgeltlich zur Verfügung gestellten Baupläne sahen je 52 m² Wohnfläche und einen 700 m² großen Nutzgarten pro Siedlerstelle vor – allerdings in peripherer Lage: die Luruper Volksschule war rund 20 Fuß-Minuten entfernt. Die ersten 51 Doppelhäuser wurden Ende 1932 bezogen. Aufgrund der verwendeten Baumaterialien (z.B. Verpackungsabfälle der Fischindustrie) erhielten diese und ähnliche Siedlungen (v.a. in Osdorf) im Volksmund die Bezeichnung "Fischkistendörfer", obwohl viele der Häuser bei aller Schlichtheit durchaus solide errichtet wurden und alle über Strom- und Wasseranschluss verfügten.

Vermutlich vor allem wegen dieser Luruper Neubürger konnten SPD und KPD bei der Reichstagswahl im März 1933 ihre Stimmenzahl hier entgegen dem landesweiten Trend maßgeblich erhöhen. Im Oktober 1944 wurde nahe dem S-Bahnhof Elbgaustraße ein Außenlager des KZ Neuengamme eingerichtet, in dem osteuropäische Zwangsarbeiterinnen für ihren Einsatz in benachbarten Eidelstedter Betrieben untergebracht wurden. Angesichts des Näherrückens britischer Truppen wurden die 469 noch lebenden Frauen am 4. April 1945 zum Evakuierungsmarsch nach Bergen-Belsen gezwungen.

Literatur

  • Matthäus Becker (Hg.): Die Stadt Altona. Berlin 1928 (Dt.Kommunal-Verlag)
  • Kay Dohnke: Nationalsozialismus in Norddeutschland – ein Atlas. Hamburg/Wien 2001 (Europa Verlag) ISBN 3-203-76040-1
  • Paul Th. Hoffmann: Neues Altona 1919-1929 – Zehn Jahre Aufbau einer deutschen Großstadt. 2 Bde., Jena 1929 (Eugen Diederichs Verlag)
  • NN: Kleiner Führer durch die Stadt Altona/Elbe. Altona 1927 (Verlag Hammerich+Lesser)
  • Christoph Timm: Eine Art Wildwest – Die Altonaer Erwerbslosensiedlungen in Lurup und Osdorf. in: Arnold Sywottek (Hg.): Das andere Altona. Hamburg 1984 (Ergebnisse)

nach 1945

[folgt!]

Bauwerke

Verkehr

Durch Lurup führen keinerlei Bundesfernstraßen oder Schienenwege. Es kreuzen sich hier allerdings die Hauptverkehrsstraße von Bahrenfeld nach Schenefeld (Luruper Hauptstraße) und der Ring 3, die äußerste der drei Hamburger Ringstraßen (Rugenbarg/Elbgaustraße).

Ansässige Unternehmen

Als einziges größeres Unternehmen ist die Hermes Schleifmittel GmbH & Co. KG mit Hauptsitz in Lurup ansässig (seit 1927, siehe auch Firmen-Seite).


Öffentliche Einrichtungen

Speziell für die Jugend gibt es in Lurup zwei Jugendeinrichtungen. An der Kreuzung der Straßen Luckmoor und Flaßbarg ist das Luur-Up (Werkstatt- und Freizeittreff für junge Menschen) zu finden. Und an der Luruper Hauptstraße 155 öffnet der Jugendtreff "Checkpoint" jeden Donnerstag ab 17 Uhr seine Tore.