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Geschichte Italiens

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Das heutige Italien war früher Teil des Römischen Reiches mit Rom als Hauptstadt.

Mittelalter und frühe Neuzeit

Nach dem Ende des Weströmischen Reiches wurde Italien zuerst zum Reich des Odoaker und dann Bestandteil des Reichs der Ostgoten. Unter Justinian I. wurde es byzantinisch. Danach wurde es von den Langobarden erobert. Zwischen dem Langobardenreich und Süditalien entstand der Kirchenstaat (Pippinische Schenkung, 754/756), also der weltliche Staat des Papstes (Patrimonium Petri). Im Jahr 774 eroberte Karl der Große das in Norditalien gelegene Langobardenreich und machte sich zum "König der Franken und Langobarden". Im Zuge der karolingischen Reichsteilungen wurde (Nord-)Italien dann wieder selbständiges Königreich, zunächst unter karolingischen Königen, dann unter Hugo von Vienne und Berengar von Ivrea. 951 gewann Otto der Große die Herrschaft über Norditalien und begründete die Verbindung Reichsitaliens mit dem Deutschen Reich (Heiliges Römisches Reich) Nicht Bestandteil des Langobardenreichs und auch des späteren Heiligen Römischen Reichs war die Republik Venedig, die zunächst nur aus der Lagune bestand, sich aber im Laufe der Jahrhunderte über ganz Ost-Oberitalien ausbreitete. Im hohen und späten Mittelalter war Italien stark von der römisch-katholischen Kirche dominiert und unmittelbar von den Machtkämpfen um das Papsttum betroffen.

Süditalien blieb noch bis ins 11. Jahrhundert byzantinisch (Küstenstreifen) bzw. langobardisch (Fürstentümer Benevent, Capua, Salerno). Gegen die Araber, die Sizilien beherrschten, rief man die Normannen zu Hilfe, die im Laufe des 11. Jahrhunderts ganz Süditalien eroberten und 1130 das sizilianische Königreich begründeten, einen der mächtigsten Staaten des Hochmittelalters. Dieses ging 1190 per Erbgang an die Staufer, die bereits als Kaiser Norditalien als ihren Besitz betrachteten. Palermo war Hauptstadt und Residenz des Kaisers Friedrich II. Mit dem Ende der Staufer 1266, die vom Papst nach Kräften bekämpft wurden, da sie seinen Kirchenstaat von Norden und Süden umklammerten, fiel das süditalienische "Königreich Sizilien" an die Anjous, und 1282 bzw. 1442 an Aragon (später Spanien). Süditalien war trotz der dynastischen Verbindung in der Stauferzeit nie Teil des Heiligen Römischen Reichs.

In Norditalien emanzipierten sich die Städte schon im Hochmittelalter von der kaiserlichen Oberherrschaft und besiegten Barbarossa 1176 in der Schlacht bei Legnano. Mit dem Ende der Staufer wurden sie faktisch unabhängig. Einzelne Staaten und Städte wie Genua, Florenz, Pisa und Venedig gelangten allmählich zu großer wirtschaftlicher und kultureller Blüte, besonders während der Renaissance. Vor allem die Hafenstädte hatten viele wirtschaftliche Vorteile für den Handel zwischen den Mittelmeerländern Europas und Afrikas. Genua expandierte nach Korsika, in die nördliche Ägäis und nach Südrussland, Venedig nach Dalmatien und in die südliche Ägäis.

Nach der Entdeckung Amerikas 1492 und des Seeweges nach Indien verlor Italien seine herausragende wirtschaftliche Bedeutung durch Verlagerung der Haupthandelsrouten vom Mittelmeer zum Atlantik. Andere Staaten, unter anderem Spanien und Portugal nahmen an wirtschaftlicher und politischer Bedeutung zu, da sie auf Grund der Kolonialisierung Südamerikas neue Rohstoffressourcen und Absatzmärkte erschlossen.

Wiener Kongress und nationale Einigung Italiens

Bis zum Wiener Kongress 1815 war Italien Spielball fremder Mächte. Danach erfolgte eine allmähliche Erstarkung nationaler Unabhängigkeits- und Einheitsbestrebungen. Das Königreich Piemont-Sardinien erstarkte zusehends auf Kosten der von Frankreich und Österreich abhängigen oder annektierten Gebiete. Eine besondere Rolle in dieser "Risorgimento" genannten Epoche spielten die Freiwilligenverbände unter Giuseppe Garibaldi. 1860, nach erfolgreichem Krieg Frankreichs und Piemonts gegen Österreich (Schlachten von Magenta und Solferino), erfolgte dann die Einigung Italiens unter Viktor Emmanuel II., dem König von Piemont-Sardinien. 1866, nach einem weiteren Krieg gegen Österreich, fiel auch Venetien an Italien, und 1870 auch der dem Papst 1860 verbliebene latinische Teil des Kirchenstaates.

Der spätere Irredentismus verlangte auch den Anschluss des Trentino und Istriens.

Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieg blieb Italien zunächst neutral, da es formell durch den Dreibund an Deutschland und Österreich gebunden war. 1915 trat Italien dann auf Seiten der Ententemächte doch in den Krieg ein. Dadurch konnten die Wünsche der Irredentisten erfüllt werden. Jene Italiener, die sich eine Wiederherstellung eines Römischen Reiches mit Einverleibung aller Adria-Länder und Nordafrikas wünschten, wurden freilich entäuscht.

Italien bekam zum Trentino und Istrien auch Südtirol und große Teile der Julischen Alpen zugesprochen.

Faschistische Diktatur unter Benito Mussolini

Während sich eine innenpolitische Krise andeutet, beginnt Benito Mussolini mit faschistischen Straßenkämpfern, den sogenannten Sqadristi, Straßenkämpfe gegen die Gewerkschaften. Auf Grund dieser innerpolitischen Unruhen treten in kürzester Zeit mehrere Regierungen ab.

1922 organisiert Mussolini mit etwa 26.000 faschistischen Anhängern einen Sternmarsch, der unter den Namen Marsch auf Rom (Marcia su Roma) in die Geschichte einging. Am 28. Oktober treffen diese Gruppen nach zwei Tagen in Rom ein. Der Anführer des Marsches reist mit einem Schlafwagen aus Mailand an. In Folge von angeblichen Putschdrohungen beruft König Viktor Emanuel III. Mussolini zum Ministerpräsidenten. Sein Beiname "Duce" (Führer) machte seinen Machtanspruch klar.

Im Juli 1923 wurde durch ein neues Wahlgesetz der Einfluss von Oppositionsparteien erheblich eingeschränkt. 1924 wird der sozialistische Oppositionspolitiker Matteotti erschossen. Indizien deuten darauf hin, dass Mussolini wahrscheinlich selbst den Auftrag für diesen Mord gegeben hat. Alle noch vertretenen Oppositionspolitiker ziehen aus dem Parlament aus.

Mussolini nutzt die Matteotti-Krise, um die Vorherrschaft der PNF weiter auszubauen und seinem Machtanspruch gerecht zu werden. 1926 werden endgültig alle Oppositionsparteien verboten, zu den Wahlen 1928 treten nur noch Kandidaten an, die von der PNF zugelassen wurden. Die Umstrukturierung der italienischen Regierung zu einer Diktatur ist somit vollständig abgeschlossen.

Am 11. Februar 1929 wurden die Lateranverträge zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Königreich Italien abgeschlossen. In dem von dem Kardinalstaatssekretär Pietro Gasparri und Benito Mussolini unterzeichneten Vertragswerk werden die Souveränität eines Kirchenstaates, dem Vatikan, anerkannt, die Beziehungen zwischen der Kirche und dem italienischen Staat geregelt und dem Vatikan Entschädigungen zugesprochen.

1936 verkündet Mussolini die "Achse Rom-Berlin" und gibt damit einen Bündnisvertrag mit Adolf Hitler bekannt. 1937 tritt Italien aus dem Völkerbund aus und dem Antikomintern-Pakt zwischen Deutschland und Japan bei. Auf Druck Deutschlands führt Italien 1938 antisemitische Rassegesetze ein.

Der Zweite Weltkrieg

Der Zweite Weltkrieg begann für Italien schon am 7. April 1939 mit dem Überfall auf Albanien. Danach verbündete es sich mit dem Deutschen Reich. Am 25. Juli 1943 stürzte eine Palastrevolte Mussolini. Formal gesehen setzte der Faschistische Großrat seinen Duce ab. König Vittorio Emanuele III., dessen Tochter im KZ Buchenwald ums Leben kam, übernahm den Oberbefehl über die Streitkräfte und beauftragte Marschall Pietro Badoglio, eine Militärregierung zu bilden. Badoglio erklärte die faschistische Partei und ihre Gliederungen per Gesetz für aufgelöst. Darauf erfolgte die Besetzung Norditaliens durch deutsche Truppen und die Installation einer Marionettenregierung unter Mussolini in diesem Gebiet am 23. September 1943 (Italienische Sozialrepublik).

Zum 1. Oktober 1943 wurden im Norden Italiens die folgenden deutschen Operationszonen gegründet:

  • Adriatisches Küstenland, bestehend aus den Provinzen Pola, Udine und Triest und dem bislang italienisch verwalteten Gebiet von Laibach (Lubiana/Ljubljana) und
  • Alpenvorland, bestehend aus den Provinzen Belluno, Bozen und Trient.

Italien nach dem 2. Weltkrieg

Seit dem 2. Juni 1946 ist Italien durch das Ergebnis einer Volksabstimmung eine Republik. Die erste republikanische Verfassung trat 1948 in Kraft. Italien gehörte zu den Mitbegründern der NATO, des Europarates und der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft.

Die Kommunistische Partei Italiens (PCI/KPI) mit ihrem langjährigen Vorsitzenden Enrico Berlinguer war zu Beginn der 1970er Jahre mit über zwei Millionen Mitgliedern und fast 34 Prozent der Wählerstimmen die stärkste und politisch einflussreichste KP der kapitalistischen Industriestaaten. Im Parlament belegte sie mit zirka 34 Prozent und nur knapp fünf Prozent Abstand hinter der Democrazia Cristiana, der führenden Regierungspartei, den zweiten Platz. Die Angst vor dem Kommunismus hat nicht nur die zentralistische Verfassung Italiens mit ihrem komplizierten parlamentarischen System (1948) sondern auch die Bildung vieler Nachkriegsregierungen (bis in die heutige Zeit) beeinflusst.

Als Aldo Moro Italien eine stabile Regierung geben wollte und deshalb den compromesso storico (historischen Kompromiss) mit der PCI wollte, wurde er von westlichen Geheimdiensten seinen eigenen Leuten und den linksextremen Roten Brigaden bekämpft und von letzten entführt und getötet.

In den folgenden Jahren gab es häufige Regierungskrisen und ständig wechselnde Koalitionsregierungen aus vier oder fünf Parteien, meist dominiert von der Democrazia Cristiana (DC). Im Jahre 1993 erfolgte durch Aufdeckung von Korruptions- und Parteifinanzierungsskandalen eine grundlegende Neuordnung der Parteienlandschaft. Die DC und andere Parteien wurden aufgelöst und neue Parteien entstanden.

Am 3. September 1999 wurde die Abschaffung der Wehrpflicht bis 2005 beschlossen mit dem Ziel, die italienische Armee (Forze Armate Italiane) zu professionalisieren.

Ministerpräsident ist seit 2001 Silvio Berlusconi, der Chef der neoliberalen Partei Forza Italia. Er stützt sich auf eine Parlamentsmehrheit von Forza Italia (FI), Alleanza Nazionale (AN) und Lega Nord.

Ende Juni 2003 beschloss das Parlament trotz vehementer Proteste von Richtern, Staatsanwälten, Journalisten und der Opposition ein Immunitätsgesetz, das auch Ministerpräsident Silvio Berlusconi vor laufenden Prozessen schützt.

Aktuelle Ereignisse

Anfang 2004 wurde das Immunitätsgesetz vom Verfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt.

Am 10. Dezember 2004 wird von einem Mailänder Gericht nach langen Beratungen ein Schlussstrich unter den Verkauf des staatlichen Lebensmittelkonzerns SME gezogen: Aufgrund mildernder Umstände gelte im Falle der 1991 erfolgten Zahlungen von 434 000 Dollar an den römischen Richter Renato Squillante für Ministerpräsident Silvio Berlusconi eine verkürzte Verjährungsfrist - der mit diesen Zahlungen beauftragte Berlusconi-Vertraute Cesare Previti war am 22. November 2003 noch zu fünf Jahren Haft veruteilt worden.




Die Herren Italiens (Könige und Kaiser)

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