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Benutzerfreundlichkeit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Benutzerfreundlichkeit (gelegentlich, da geschlechtsneutral auch Benutzungsfreundlichkeit genannt) bezeichnet die vom Nutzer erlebte Nutzungsqualität bei der Interaktion mit einem System. Eine besonders einfache, zum Nutzer und seinen Aufgaben passende Bedienung wird dabei als benutzerfreundlich angesehen.

Benutz'er'freundlichkeit ist damit analog zu Begriffen wie hautfreundlich zu verstehen: Freundlich ZUM Benutzer. Gelegentlich wird aber (sprachlich fragwürdig) argumentiert, dass Benutzerfreundlichkeit einen besonders freundlichen Benutzer oder gar eine besonders freundliche Maschine implizieren würde. Durch solche Interpretationen des englischen Originalbegriffes user friendly und die fehlende wissenschaftliche Trennschärfe, wird in Normungszusammenhängen stattdessen von der "Gebrauchstauglichkeit" (engl. Usability) eines (Software-)Produktes gesprochen. Diese wiederum ist in der DIN EN ISO 9241 im Teil 11 definiert als das Produkt aus Effektivität, Effizienz und Zufriedenheit. Diese Definition lässt sich so auch auf alle anderen Werkzeuge und Medien übertragen. Für Anwender und Nutzer ist der Begriff der Benutzerfreundlichkeit aber intuitiver und berücksichtigt auch mehr den Aspekt des gesamten Nutzungserlebnisses, der sogenannten User Experience.

Die Benutzerfreundlichkeit ist eng verbunden mit der Ergonomie. Während man mit Hardware-Ergonomie die Anpassung der Werkzeuge an den Bewegungs- und Wahrnehmungsapparat des Menschen versteht (z.B. Körperkräfte und Bewegungsräume), befasst sich die Software-Ergonomie mit der Anpassung an die kognitiven Fähigkeiten des Menschen, also seine Möglichkeiten zur Verarbeitung von Informationen (z.B. Komplexität) aber auch softwaregesteuerten Merkmalen der Darstellung (z.B. Farben und Schriftgrößen). Ziel ist dabei die Berücksichtigung des Menschen und seiner Aufgaben und die Anpassung des Werkzeuges (sei es Software oder aber jedes andere Werkzeug) daran.

Die Bewertung der Benutzerfreundlichkeit kann prinzipiell über drei Arten von Methoden geschehen:

Jede dieser Methoden hat ihre spezifischen Stärken und Schwächen, insbesondere was ihre Validität und Effizienz angeht. So leiden Experten-Reviews darunter, dass sie sehr von den Fähigkeiten des Experten abhängen und nur teilweise durch andere Experten reproduzierbar sind. Befragungen wiederum wiegen die Befrager in einer Scheinsicherheit, da die Tendenz zu positiven Aussagen und die Auswirkung suggestiver Fragestellungen übersehen werden können.

In Usability Tests werden typische Benutzer mit ebenfalls typischen Aufgaben mit dem zu evaluierenden Produkt (ein "Artefakt" wie eine Software, eine Website, interaktive Geräte und Werkzeuge) konfrontiert und bei der Benutzung systematisch beobachtet. Der Usability Test gilt i.A. als eine der Referenzmethoden für die Evaluation der Usability; sie kann jedoch durch den Einsatz von Laboren, Videotechnik und anderen Hilfsmitteln sowie durch die aufwändigere Auswertung vergleichsweise teurer werden, als die anderen Methoden. Allerdings können diese Kosten durch "Vor-Ort"-Tests mit einfachen Mitteln drastisch gesenkt werden. Dem Usability-Test wird in der Literatur bescheinigt, dass er bereits bei 3-5 Nutzern 80% der in einem Produkt enthaltenen Usability-Probleme identifizieren kann. Auch bei Usability-Tests besteht die Gefahr, dass durch ungeschickte Versuchsaufbauten, Priming und unkritische Auswertung Verfälschungen entstehen. Gerade Laborsituationen erzeugen bei den Versuchspersonen gelegentlich eine besondere Sorgfalt oder andere nicht repräsentative Verhaltensweisen.

Im Mittelpunkt jeder Evaluation steht die Frage der Aufgabenangemessenheit, d.h. erfüllt die Web-Site oder das Werkzeug die Anforderungen der Aufgabe (Informieren, Belustigen, eine Rechnung schreiben oder ein Buch bestellen).

Barrierefreiheit ist eine spezielle Sicht auf die Gebrauchstauglichkeit. Sie beschreibt die Nutzbarkeit für einen Nutzungskontext, bei dem die Nutzer bestimmte Fähigkeiten nicht haben und deshalb bestimmte Interaktionsformen nicht, oder nur sehr eingeschränkt nutzen können. Es ist dann vom vorgesehenen Einsatzzweck des Produktes abhängig, ob diese Nutzergruppen Teil des Nutzungskontextes sind und ob Mängel in der Barrierefreiheit somit auch als Mängel der Usability zu sehen sind. Pauschale Urteile sind dabei nicht korrekt.


Siehe auch

Literatur

  • Heinsen, Sven; Vogt, Petra (2004): Usability praktisch umsetzen. Hanser, ISBN 3-446-22272-3.