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Kanäle in Venedig

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Plan Venedigs aus dem 14. Jhdt.
Datei:Lagune-de-venise-landsat.JPG
Die Wasserwege in der ganzen Lagune

Die Kanäle (Ital. canale/canali) und die Rio (Mz. rii) bilden die eigentlichen Straßen und Gassen dieser Lagunenstadt, als Oberbegriff die Wasserwege in Venedig. Sie erschließen auch einige Hafenbecken und dienen natürlich der Entwässerung des Stadtgebiets. Die beiden bekanntesten Kanäle sind der Canal Grande im Zentrum und der Canale della Giudecca (hin zur Insel Giudecca, durch das Viertel Dorsoduro) am Südende der Stadt. Sie treffen im Bacino di San Marco vor dem Markusplatz (dem Rathausplatz) zusammen und beruhen wahrscheinlich auf alten Flussbetten. Die Straßen und Gassen haben in Venedig nur Zubringerfunktion zwischen den einzelnen Häusern und innerhalb der Viertel. Die Haupterschließung der Einwohner von und hin zum Festland bzw. aufs Meer erfolgte traditionell per Boot über die verschiedenen Wasserwege. Eine Besonderheit Venedigs sind zugeschüttete Wasserstraßen, die heute Straßen bzw. Fußwege bilden und deren Namen noch an ihre frühere Funktion erinnern: rio terra nn.

Die Kanäle sind Teil eines Systems

Luftbild, Aufn. 2001

Die angeblich 175 Kanäle innerhalb der Altstadt waren ursprünglich auf 1,85 m Tiefgang ausgelegt. Dabei ist der durchschnittliche Tidenhub von etwa 60 cm zu berücksichtigen gewesen, so dass ständig bis in die Nebenkanäle effektiv 120 cm Fahrtiefe anstanden. Diese Rii und Canali haben mit eine Gesamtlänge von etwa 38 km.

Flussbetten in der Lagune, Luftaufnahme Dez. 2006

Kanäle im weiteren Sinne sind Teil eines ökologischen und eines wirtschaftlichen (künstlichen) Systems im Delta der Brenta und anderer Flüsse und Bäche hin zur Adria. Mehr als 40 kleinere Kanäle münden aus den Stadtvierteln in den Canal Grande ein (seine regionale Bezeichnung lautet Canałazzo).

Der Pegelstand der Kanäle (etc.) ist von den Gezeiten des Meeres und den genannten, z. T. durch Schleusen regulierten, Süßwasserzuflüssen abhängig. Dadurch setzen sich in den Kanälen ständig Sedimente ab. Nur durch eine ständige Pflege der Kanäle konnte die Stadt und die Lagune vor einer natürlichen Verlandung geschützt werden. Diese Unterhaltsarbeiten wurden ab Mitte des 19. Jahrhunderts weitgehend vernachlässigt. Derzeit, etwa seit 1960, findet in der gesamten Lagune ein stärkerer Abtrag als die gleichzeitige Sedimentierung statt. Das winterliche Hochwasser der Stadt (it. Acqua Alta) hängt zusätzlich noch mit der dann vorherrschenden Windrichtung auf diesem Teil des Mittelmeers zusammen.

Wichtige Canali

Stadtviertel Venedigs
Stadtviertel Venedigs

Der Canal Grande trennt die Stadtviertel (Sestieri) San Marco, Cannaregio und Castello von den auf der rechten, landseitigen Kanalseite gelegenen Stadtteilen Dorsoduro, San Polo und Santa Croce.

Weitere wichtige Kanäle sind:

Der Orfanokanal verbindet Venedig und die historische Hauptstadt der Lagune Malamocco mit den Inseln Poveglia, Santo Spirito, San Clemente, San Servolo und dem Lido.

Wichtige Rii

Guglie-Brücke (1580 / 1823) über den Cannaregio

(im Uhrzeigersinn ausgehend vom …)


  • Canale di Cannaregio
  • Battello
  • Ghetto Nuovo
  • Girolamo / Misericordia
  • Sensa
  • Alvise / Madonna dell´Orto
  • Zecchini
  • Noale
  • San Felice / Canale della Misericordia
  • Santa Fosca
  • Santa Catarina
  • Santa Maddalena
  • Gesuiti
  • S. Andrea
  • S. Apostoli
  • Panada
  • Mendicanti

Städt. Kliniken

  • Santa Marina / Giov. Laterano / Fontego / Francesco / Celestia
  • Panada
  • Santa Giustina / Pietà
  • Arsenale / Canale della Galeazza / Darsena Arsenale Veccio / Arsenale
  • Darsena Grande
  • San Daniele
  • Quintavalle
  • Sant`Elena
  • San Giuseppe
  • Tana
  • Pietà
  • Greci
  • Vin
Sestiere di S. Marco
  • Santissimo
  • Sant´Angelo
  • Noale
  • San Moisè
  • Santa Maria Zobenigo
  • Santissimo
  • (Ponte dell'Accademia)
  • S. Vidal
  • Ca' Garzoni
  • Ca' Michiel
  • S. Luca
  • S. Salvador
  • (Rialtobrücke)
  • Fontego dei Tedeschi
  • S. Giovanni Crisostomo
  • S. Felice


San Trovaso
  • … Canale della Scomenzera
  • Novo
  • de la Croce
  • Marin
  • Zan Degolà
  • Megio
  • Ca' Tron
  • S. Boldo
  • Stae
  • Pergola
  • Due Torri (Ca' Pesaro)
  • Sant´Agostino
  • Legname
  • San Sebastino
  • San Raffaele
  • S. Maria Mater Domini
  • San Cassiano
  • Beccarie
  • (Rialtobrücke)
  • Meloni
  • Madoneta
  • Erbe
  • San Polo
  • S. Tomà / Frari
  • Frescada / Munaghete
  • Ca' Foscari
  • S. Barnaba
  • Malpaga
  • San Trovaso
  • (Ponte dell'Accademia)
Rio delle Terese, Aufn. Feb. 2003
  • Salute
  • Fornace
  • Toresele
  • Vio
  • Trovaso
  • Nicolo
  • Terese


S. Eufemia am C.d. Giudecca
  • … Canale Sacca (auf der Giudecca)
  • Canale Sacca Fisola San Biagio
  • Lauraneri
  • San Biagio
  • Convertite
  • San Eufemia
  • Ponte Piccolo
  • Palada
  • Ponte Lungo
  • Croce


Hauptkanal von Murano (d. Angeli0)
  • Murano
  • Canale di Santa Maria
  • Canale di San Donato
  • San Mateo
  • Canale di Pte. Lungo / Canale degli Angeli
  • Vetrai
  • Canale Sarenella
  • Sacca Sarenella

Zu Wasserwegen in einer Stadt gehören auch Uferbefestigungen und Brücken, die sich allerdings auch gegenseitig wegen der erwünschten Durchfahrtshöhe ausschließen können. Von den vielleicht vier- oder fünfhunderten an Brücken gehen genau vier über den Canal Grande.


Fondamenta oder Riva

Der Ausdruck riva bezieht sich meistens auf einen Tritt oder eine Uferbefestigung um vom Haus oder Platz in ein Boot steigen zu können. Es können auch mehrere Stufen sein, um die Tide auszugleichen. Es gibt einige wenige typische Formen dafür.[1] Ebenso wie für die "fondamente", der Name für die Gehwege an den Häusern entlang der Kanäle (canali oder rii).

Verkehrsmittel

Die Fahrzeuge auf diesen Wasserwegen haben unterschiedliche Größen, Antriebsstärken und Eigennamen:

Siehe die Artikel zu den

Die Haltestellen der Vaporetti entlang des Canal grande sind von Nord nach Süden: die Piazzale Roma, Ferrovia (Hbf. S. Lucia), Riva de Biasio, S. Marcuola, San Stae, Ca' d'Oro, Rialto Mercato, Rialto, San Silvestro, Sant'Angelo, San Tomà / Frari, Ca' Rezzonico, San Samuele / Palazzo Grassi, Accademia, S. Maria del Giglio, Salute, S. Marco Vallaresso. In der Lagune hat jede größere Insel eine Anlegestelle.

Schifffahrtsstraße nach Marghera

Hafenbecken von Marghera
Hafenbecken von Marghera
  • Marghera ist der Handels- und Industriehafen Venedigs, gebaut ab 1917


Schifffahrtsstraßen zum Tronchetto

Die Schifffahrtsstraßen vom/zum Tronchetto, einer als Hafen aufgeschütteten Insel visavis vom alten Hauptbahnhof, führen nördlich vom Lido in die Adria. Sie umfahren die Stadt in einem weiten südlichen Bogen zwischen Sacca Sessola und den Inseln S. Clemente und S. Servolo, vorbei an den Lazarett-Inseln und der Punta Sabbioni (Cavallino) in den Golf, wo sie etwa 20 km ostsüdöstlich nach Südsüdost in Richtung Ancona abknicken.

Einige Inseln, die in der Lagune angedient werden: Sant'Erasmo, Murano, Vignole, Chioggia, Mazzorbo, Torcello, La Certosa und Burano.

Via Brenta nach Padua

Die Ausfahrt der Prachtbarke des Dogen zum Lido (Francesco Guardi)
Datei:Canaux-brenta-bacchiglione.jpg
Kanalsystem der Brenta

Historisch bildeten viele Jahrhunderte die Brenta, der Muson, Bacchiglione, Riviera del Brenta (Brentakanal), Canale Bisato und der Canale Battaglia ein Wegesystem, das zwischen Padua und Venedig Handel, Verkehr und vielfältige Beziehungen ermöglichte (ital. Name Naviglio del Brenta). Es war ebenso selbstverständlich zu Schiff in die Sommerresidenzen zu fahren wie zu Geschäften oder Kriegen über die See. Für Venezianer damals eine Einheit, die noch heute jährlich zu einer symbolischen Hochzeit der Stadt mit dem Meer führt.

Literatur

  • Constantin Parvulesco, Dorko M. Rybiczka (Übersetzer): Gondeln. Heel, 2007, 160 Seiten. ISBN 978-389880-743-2
  • Alvise Zorzi; Canal Grande, Biographie einer Wasserstraße. Übersetzung aus dem Ital. Gesa Schröder. Claassen, Hildesheim, 1993. ISBN 3-546-00057-9

Quellen, Zitatnachweise

  1. G.Perocco, A.Salvadori: pp.250-254, codice=CdV
Commons: Venedig, Lagune – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien