Zum Inhalt springen

Estnische Sprache

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. Mai 2005 um 18:14 Uhr durch LiangHH (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Estnisch (Eesti keel)

Gesprochen in

Estland
Sprecher 1 100 000
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Estland
Sprachcodes
ISO 639-1

et

ISO 639-2 (B) est (T)

Estnisch (Eigenbezeichnung: eesti keel) ist eine agglutinierende Sprache und gehört zur Gruppe der finno-ugrischen Sprachen. Es ist entfernt mit dem Ungarischen und eng mit dem Finnischen verwandt. Man unterscheidet drei Hauptdialekte: Nordestnisch (gesprochen in Tallinn (Reval) und in weiten Teilen Estlands), Südestnisch, südlich von Tartu (Dorpat) und der Nordostküstendialekt, welcher sich östlich von Tallinn entlang der Küste bis hin zu der Grenzstadt Narva hinzieht. Durch die geringe Anzahl der Sprechenden sind viele Dialekte wie z.B. Mulgi oder Tartu, welche dem Südestnischen Dialekt zugeordnet werden, vom Aussterben bedroht. Aufgrund der Ähnlichkeit verstehen die meisten Esten das Finnische und umgekehrt, wenn auch die Worte den jeweils anderen oft fremd vorkommen. Gesprochen wird Estnisch von etwa 1 100 000 Menschen, von denen etwa 950 000 in Estland leben.

Der Language Code ist et bzw. est (nach ISO 639).

Geschichte

Das Schicksal der estnischen Sprache im 20. Jahrhundert

Im Jahre 1934, zur Zeit der ersten estnischen Unabhängigkeit, sprachen mindestens 88% der Bevölkerung Estlands Estnisch. Während der Zeit der sowjetischen Okkupation war die estnische Sprache einer gezielten Politik der Sprachunterdrückung unterworfen, die letztlich durchaus zum Linguizid hätte führen können, wenn Estland nicht 1991 erneut unabhängig geworden wäre. So wurde zwischen 1940 und 1990 durch gezielte Förderung der Einwanderung Estnisch stark zurückgedrängt (1990 gab es gerade noch 63% Estnischsprachige in Estland). Darüber hinaus wurde die estnische Sprache gezielt aus der Öffentlichkeit verdrängt und das Russische zur von allen Teilen der Bevölkerung beherrschten Sprache gemacht, so dass die Beherrschung des Estnischen für Nicht-Esten keinen praktischen Wert mehr hatte, zumal Russisch auch Amtssprache war. Es bedurfte großer Anstrengungen um diesen Zustand zumindest teilweise wieder rückgängig zu machen. Am 1.Mai 2005 sprachen 72% der Bevölkerung estnisch . Seit dem 1. Mai 2004 ist Estnisch eine der Amtssprachen in der EU.

Alphabet und Besonderheiten

Das estnische Alphabet verwendet die folgenden Buchstaben:

a, b, c, č, d, e, f, g, h, i, j, k, l, m, n, o, p, q, r, s, š, z, ž, t, u, v, w, õ, ä, ö, ü, x, y

Wobei die Buchstaben c, č, f, š, z, ž, q, w, x und y nur selten, entweder in Fremdwörtern oder fremden Namensgebungen vorkommen. Die Vokale a, e, i, o, u, ü, ä, ö und õ können alle in der ersten Silbe des Wortes vorkommen, in der zweiten sind aber nur noch die Vokale a, e, i und u möglich. Wörter, die mit den Buchstaben g, b oder d beginnen, sind Fremdwörter. Die am häufigsten verwendeten Wörter sind: olema (sein), jah (ja), ta, nad (er/sie; Einzahl und Mehrzahl), see (dies).

Grammatik

Es gibt keine grammatischen Geschlechter. In der dritten Person wird tema (Kurzform: ta) verwendet.

Die Fälle

Im Estnischen unterscheidet man 14 Fälle, welche sich der finnischen Grammatik ähneln. In der estnischen Grammatik wird Akkusativ durch Nominativ, Partitiv oder Genitiv ersetzt.

Nominativ:
maja (Haus), majad (Häuser), kool (Schule), koolid (Schulen)

Genitiv:
maja (des Hauses), majade (der Häuser), kooli (der Schule), koolide (der Schulen)

Partitiv:
maja, majasid

Illativ:
kooli (in die Schule), koolidesse (in die Schulen)

Inessiv:
koolis (in der Schule), koolides (in den Schulen)

Elativ:
koolist (aus der Schule), koolidest (aus den Schulen)

Abessiv:
koolita (ohne Schule), koolideta (ohne Schulen)

Adessiv:
koolil (auf der Schule), koolidel (auf den Schulen)

Ablativ:
koolilt (von der Schule), koolidelt (von den Schulen)

Allativ:
koolile (auf die Schule), koolidele (auf die Schulen)

Essiv:
majana (als Haus), majadena, koolina (als Schule)

Translativ:
majaks (wird zum Haus), majadeks

Terminativ:
majani (bis zum Haus), majadeni (bis zu den Häusern)

Komitativ:
majaga (mit dem Haus), majadega (mit den Häusern)

Aussprache

In estnischen Wörtern wird grundsätzlich die erste Silbe betont, aus Fremdwörtern wird die Betonung aber häufig übernommen.

Schrift: lateinisch

Vorlage:Wikibooks1