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Hessische Ludwigsbahn

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Als im Jahre 1835 die erste Eisenbahn auf deutschem Gebiet von Nürnberg nach Fürth fuhr, war bald danach das ganze Land vom Eisenbahn-Bazillus erfasst. Die ersten Impulse für einen Bahnbau in Rheinhessen kamen jedoch nicht von den Einheimischen, sondern von ausserhalb; insbesondere französisch-bayrische Kreise hatten daran ein Interesse. Aus militärstrategischen Gründen stand der preussische Staat einer linksrheinischen Streckenführung jedoch ablehnend gegenüber. In Baden betrachtete man das Unternehmen aus wirtschaftlicher Perspektive skeptisch; man befürchtete, dass der Verkehr am eigenen Land vorbeigeführt werde.

Erst im Jahr 1844, als die bayrische Regierung dem Bahnbau in der Pfalz die Konzession erteilte, bewegte sich wieder etwas. Saarkohle und Holz aus dem Pfälzer Wald warteten - aus bayrischer Sicht - nur darauf per Eisenbahn nach Rheinhessen zu gelangen. In Mainz fanden sich alsbald einige Bürger, um eine Aktiengesellschaft zum Bau einer Eisenbahnlinie zu gründen. Auch der Pionier des deutschen Eisenbahnwesens, Friedrich List, setzte sich persönlich für einen Bahnbau von Mainz nach Worms ein. Die großherzogliche Regierung in Darmstadt blieb jedoch zunächst bei ihrer ablehnenden Haltung, zumal 1842 per Gesetz ein Staatsbahnsystem festgelegt wurde.

Anfang 1845 fanden sich auch in der Regierung einige Befürworter der Eisenbahn und die Iniatoren begannen neuen Mut zu schöpfen. Völlig unklar war zunächst die Streckenführung. Die Alternative Mainz - Alzey - Worms wurde allerdings bald zugunsten der direkten Trassierung verworfen.

Am 15. August 1845 wurde dann der "Mainz-Ludwigshafener-Eisenbahngesellschaft" die Konzession erteilt. Die Gesellschaft nannte sich später in "Hessische-Ludwigs-Eisenbahngesellschaft" um - zu Ehren des Großherzogs Ludwig III. von Hessen - obwohl dieser den Bahnbau zunächst ablehnte. (Die Abkürzung "HLB" wurde in späteren Jahren in "Hoch lebe Bismarck" umgedeutet.)

In der Folgezeit kam die HLB immer mehr in finanzielle Schieflage, da einige Aktionäre ihr Geld zurückzogen. Mit dem Bau der Strecke konnte erst im Frühjahr 1848 begonnen werden. Da auch die Staatskassen infolge der Revolution von 1848 leer waren, konnte man von dieser Seite keine Unterstützung erwarten - der Bahnbau drohte zum Erliegen zu kommen. Erst im August 1852 entschloss sich die hessische Regierung die HLB zu unterstützen. Darüberhinaus wurde mit Bayern ein Vertrag bezüglich der gesamten Strecke Mainz - Ludwigshafen geschlossen. Als sich die Wormser, nach einigem hin und her, auf einen Bahnhofsstandort geeinigt hatten, ging der Bau dann zügig voran. Die 46 Kilometer lange Strecke wurde in mehreren Teilabschnitten von Mainz nach Worms im Zeitraum vom 23. März (Mainz - Oppenheim) bis 24. August 1853 eröffnet.

Ab 15. November konnte man von Mainz bis Ludwigshafen fahren. Am Anfang waren täglich 6 Personenzüge (darunter 2 Schnellzüge) in jeder Richtung von Mainz nach Worms unterwegs. In Mainz bestand Anschluss an die Dampfschiffe der "Köln und Düsseldorfer Gesellschaften" und mittels Trajekteinrichtung an die Taunusbahn. In Worms wurde am 14. Juni 1855 eine Rheinschiffbrücke dem Verkehr übergeben; eine feste Rheinbrücke wurde am 1. Dezember 1900 in Betrieb genommen.

Die Hessische Ludwigsbahn nahm den Betrieb mit 6 Lokomotiven der Maschinenfabrik Esslingen auf; wie damals üblich trugen diese klangvolle Namen: "Schenk" (nach Freiherr von Schenk, Direktor des hessischen Finanzministeriums), "Dalwigk" (nach Freiherr von Dalwigk, damals Hessischer Ministerialdirektor und vorher Mainzer Territorialkommissär - diese Lokomotive zog den Eröffnungszug auf der Strecke Mainz - Oppenheim), "Gutenberg" (nach Johannes Gensfleisch genannt "Gutenberg", dem Erfinder der Buchdruckkunst), "Arnold Walpoden" (nach Arnold Walpoden, dem Initiator des "Rheinischen Bundes" im Jahre 1254) sowie "Mainz" und "Worms".

Neben 11 Personenwagen I. und II. Klasse gehörten 19 Personenwagen der III. Klasse, sowie 36 Gepäck- und Güterwagen zum Anfangsbestand (auf eine damals übliche IV. Wagenklasse wurde verzichtet). 1861 besaß die HLB bereits 39, 1864 schon 52 Lokomotiven. Ende 1895, also ein Jahr bevor die Hessische Ludwigsbahn verstaatlicht wurde, betrug der Bestand 216 Loks. Darüberhinaus befanden sich 544 Personenwagen, 107 Gepäckwagen, 1552 bedeckte und 2240 offene Güterwagen im Besitz der HLB.

Das Streckennetz umfasste neben den rheinhessischen Linien noch Strecken in den übrigen hessischen Provinzen (Mainz-Wiesbaden, Mainz-Frankfurt, Mainz-Darmstadt-Eberbach, Frankfurt-Aschaffenburg, Hanau-Eberbach, Hanau-Aschaffenburg, Aschaffenburg-Darmstadt, Frankfurt-Biblis-Mannheim, Worms-Biblis, Hofheim-Bensheim, Mannheim-Lampertheim-Worms, Frankfurt-Limburg, Wiesbaden-Niedernhausen).

Mit insgesamt 697 Kilometer Streckenlänge war die HLB eine der größten deutschen Privatbahnen.


Weblink: Informationen zur Hessischen Ludwigsbahn