Hofanlage Milz
Die Hofanlage Milz ist ein ehemaliger Bauern- und Schultheißenhof im Ortsteil Retterschen der baden-württembergischen Gemeinde Kressbronn am Bodensee in Deutschland.
Am originalen Standort ist ein typischer ehemaliger Bauernhof der Region in seltener Vollständigkeit und Ursprünglichkeit erhalten geblieben, welcher im Rahmen von Führungen oder Veranstaltungen durch den Verein zur Erhaltung der Hofanlage Milz besichtigt werden kann und Einblick in die Geschichte und Entwicklung der Landwirtschaft gewährt.
Geschichte der Hofanlage
Die Geschichte der Hofanlage Milz lässt sich bis zum Beginn der Gemeindegeschichte zurückverfolgen: Seinerzeit erwarb das Kloster St. Gallen Besitz in Retterschen, das 799 erstmals unkundlich erwähnt wird. Es folgten reiche Lindauer Bürger im Mittelalter und von 1491 bis 1809 die Familie der Herren von Sirgenstein aus dem Allgäu. Sie verliehen den Hof an die Bauern vor Ort. Seit 1680 war das die Familie Huster; als letzte Angehörige dieser Familie lebte Theresia Milz, die der Hofanlage ihren Namen gab, bis 1992 hier.
Gebäude
Heute geben vier freistehende Gebäude aus drei Jahrhunderten einen eindrucksvollen Einblick in das Leben unserer Vorfahren: das Haupthaus mit Wohnräumen und Stallungen, die Scheuer, die Remise und das Backhaus.
Haupthaus
Die Wohnräume wurden 1855 vom Schultheiß der damaligen Gemeinde neu erbaut und mit einer Amtsstube ausgestattet, in der die Gemeindeverwaltung bis 1870 ihren Sitz hatte. So, wie die Generationen sie zusammengetragen haben, ist die Ausstattung der Wohnräume ist in ihrem originalen Zustand heute noch erhalten.
1875 wurde der Wirtschaftsteil für die Viehwirtschaft umgebaut. Hocheinfahrt, Heustock und Futtergang erinnern an die Blütezeit der Vieh- und Grünlandwirtschaft im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts.[1] Zu dieser Zeit wurden unter anderem auf dem Rathausplatz Kressbronns die bedeutendsten Viehmärkte im südlichen Oberschwaben abgehalten.
Remise
In der 1803 errichteten Remise befand sich das Holz- und Geschirrlager, Wagen wurden hier untergestellt und 1912 ein Trockenboden für den geernteten Hopfen eingerichtet.
Scheuer
Als in Retterschen noch Acker- und Weinbau betrieben wurden, entstand 1717 die Scheuer der Hofanlage. Getreidelager, Tenne und Weinkeller zeugen von dieser Zeit. Im Jahr 1900 kamen eine Schopf und eine Mostpresse hinzu.
Backhaus
Im Backhaus werden seit 1705 frische Backwaren hergestellt. Daneben diente es als Wasch- und Badestelle, hier wurde geschlachtet und Schnaps gebrannt.
Auszeichnung
Die Hofanlage Milz wurde von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg zum „Denkmal des Monats September 2005“ ernannt.
Verein zur Erhaltung der Hofanlage Milz
Der 2002 gegründete Verein zur Erhaltung der Hofanlage Milz e. V. kümmert sich nach dem Motto „bewahren und beleben“ um die Restaurierung und Belebung dieser kulturhistorisch so exorbitanten Volkskunde-Insel.[2] Heute zählt der Verein über 160 Mitglieder.
Einzelnachweise
- ↑ Petra Sachs-Gleich: Bäuerliche Hofanlage Milz in Kressbronn am Bodensee. In: Die Gemeinde vom 31. Januar 2009 (132. Jahrgang, BWGZ 2/2009
- ↑ Hofanlage Milz, Retterschen bei Kressbronn. In: Denkmalstiftung Baden-Württemberg 1/2009