Harry Giese
Harry Giese (*1907 – 1990) war Sprecher der NS-Ufa-Wochenschau und Synchronsprecher
Giese war vor 1939 als Schauspieler in Berlin am Theater am Nollendorf-Platz und Komödienhaus tätig. Er synchronisierte auch Douglas Fairbanks jr.. Bei der Tobis-Wochenschau begann er seine Sprechertätigkeit. 1940 wurden die deutschen Wochenschauen vereinheitlicht zur "Die Deutsche Wochenschau", Harry Giese avancierte zum „Großdeutschen Sprecher“ und wurde die Stimme dieser Wochenschau. Neben dieser Tätigkeit synchronisierte er auch Propagandafilme wie LAH im Einsatz (=Leibstandarte SS Adolf Hitler; 1941) oder den berühmt-berüchtigten Hetzfilm Der ewige Jude (1940). Die Deutsche Wochenschau wurde mit der Nr. 755 im März 1945 eingestellt. Es ist unklar, ob Giese nach 1945 aufgrund seiner Sprechertätigkeit einem Berufsverbot belegt wurde. Ende 1947 arbeitete er wieder als Sprecher in West-Berlin.
In den 1950er und 1960er Jahren war Giese dann immer wieder in Synchronisationen zu hören. 1951 synchronisierte Guise in Hitchcocks Weißes Gift ausgerechnet Reinhold Schünzel. Schünzel musste als Halbjude 1937 seine Heimat verlassen. Auch Gieses Tätigkeit für den Trailer zum Anti-Nazi-Film Sein oder Nichtsein (die dt. Fassung von 1960) muss als makabere Ironie gelten. Sein Bemühen 1950 auch Sprecher der Neuen Deutsche Wochenschau zu werden, waren aber nicht erfolgreich. Dafür wirkte er weiter in vielen Werbefilmen und Dokumentationen, so z. B. in Der goldene Garten (von Hans Domnick, 1953) und Wir sahen mit unseren Augen: Rußland heute (von Gerd Nickstadt, 1957) zu hören. . In halbstündigen Filmen über den Brandschutz aus den frühen 60er Jahren fungierte Giese als Synchronsprecher, wobei die Vertonung aktionsgeladener Szenen von heldenhaften Feuerwehrleuten die brennende Objekte angreifen, stürmen und schließlich besiegen ihm besonders packend gelangen.