Zum Inhalt springen

Marcus Tullius Tiro

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. Mai 2009 um 10:55 Uhr durch Ralf S. (Diskussion | Beiträge) (WP:VL). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Marcus Tullius Tiro (* um 103 v. Chr. in Arpinum; † 4 v. Chr. bei Puteoli) war erst Sklave, dann Freigelassener Marcus Tullius Ciceros.

Als im Haus geborener Sklave wuchs er zusammen mit dem etwas älteren Cicero auf und kam mit der Familie nach Rom. Er wurde 53 v. Chr. freigelassen und begleitete Cicero während dessen Statthalterschaft nach Kilikien, musste sich aber aus gesundheitlichen Gründen zeitweise von seinem Patron trennen. Nach Ciceros Tod zog er sich auf ein kleines Landgut bei Puteoli zurück.

Tiro diente Cicero als Sekretär, zunehmend auch als Vertrauter. Er veröffentlichte Ciceros Reden nach dessen Tod, sammelte die (erst später herausgegebenen) Briefe seines Patrons und verfasste eine (nicht erhaltene, aber von Plutarch benutzte) Biographie des Redners. Ebenso nur in einzelnen Fragmenten erhalten sind weitere Werke über den lateinischen Sprachgebrauch (de usu atque ratione linguae Latinae) und verschiedene Themen (de variis atque promiscuis quaestionibus).

Am bekanntesten ist Tiro wegen der Erfindung der altrömischen Kurzschrift, die man seit dem 16. Jahrhundert als Tironische Noten bezeichnet. Tiro entwickelte sie, um Ciceros Reden mitschreiben zu können. Laut Plutarch[1] wurden bei der Senatssitzung über das Schicksal der Catilinarier am 5. Dezember 63 v. Chr. zum ersten Mal die Reden in Kurzschrift aufgezeichnet.

Tiro erscheint als Romanfigur in mehreren neueren belletristischen Werken. So ist er Ich-Erzähler im Roman Imperium von Robert Harris, der Leben und Persönlichkeit Ciceros darstellt. Daneben taucht er in der Detektivgeschichten-Reihe „Roma Sub Rosa“ von Steven Saylor häufig auf.

Literatur

  • Herbert Boge: Die Tironischen Noten – die römische Tachygraphie. In: Das Altertum 12, 1 (1966), S. 39–50.

Vorlage:PND

Anmerkungen

  1. Plutarch, Cato der jüngere 23, 3.