Bambule
Bambule ist ursprünglich ein Begriff aus der deutschen Gaunersprache, der das Trommeln mit allen möglichen Gegenständen innerhalb und außerhalb von Gefängniszellen als eine von Häftlingen praktizierte Form des Protestes bezeichnet. Das Wort leitet sich von dem ursprünglich wohl afrikanischen Tanz Bamboule oder Bamboula ab, der heute noch in Louisiana bekannt ist.
Über die auch von Jugendlichen in Erziehungsheimen (vor der Änderung des Jugendhilferechts in den 1970er Jahren) praktizierte Form des Protestes, Lärm mit allen zur Verfügung stehenden Gegenständen zu machen, bekam Bambule im Deutschen die Bedeutung Krawall. Insbesondere in Hamburg ist diese Bedeutung des Wortes geläufig.
Fernsehspiel Bambule
Das Fernsehspiel Bambule wurde 1970 von Ulrike Meinhof, später Mitglied der Roten Armee Fraktion (von manchen Medien auch als Baader-Meinhof-Gruppe bezeichnet), im Auftrag des Südwestfunks produziert (Regie: Eberhard Itzenplitz).
Der Film kritisiert die autoritären Methoden der Heimerziehung ("Fürsorgeerziehung") in einem Mädchenheim. Im Verlauf der Handlung kommt es zu einer Revolte der Heiminsassinnen gegen die unterdrückenden Strukturen. Die Handlung des Films wird of auch als Parabel auf die gesellschaftlichen Zustände der Zeit verstanden, denen eine neue Form des Klassenkampfs entgegengesetzt wird.
Die Ausstrahlung des Films, geplant am 24. Mai 1970 in der ARD, fand nicht statt, weil Meinhof zehn Tage zuvor Andreas Baader in Berlin zum Gefängnisausbruch verholfen hatte. Das Drehbuch erschien als Bambule. Fürsorge - Sorge für wen? bereits 1971 in Buchform und wurde schnell zu einem Klassiker der Literatur über die Erziehungsvorstellungen der 1960er Jahre (Taschenbuchausgabe 2002: Verlag Klaus Wagenbach, Berlin, ISBN 3-8031-2428-X). Erst im Jahr 1994 wurde der Film im dritten Programm der ARD gezeigt.
1979 wurde am Schauspielhaus Bochum das auf dem Fernsehspiel beruhende Stück Fürsorgezöglinge uraufgeführt.
Andere Verwendungen des Begriffs
- Nach "Bambule" war ein Bauwagenplatz im Hamburger Stadtteil St. Pauli (Sanierungsgebiet Karolinenviertel) benannt. Er wurde am 4. November 2002 von der Polizei geräumt, nachdem die Stadt entschied, diese Wohnform nicht mehr zu dulden. Grund waren neben der anstehenden Messeerweiterung im Viertel und entsprechender Umstrukturierungen angeblich unhygienische Zustände und andere Vorwürfe vor allem aus konservativen Kreisen: Die Bauwagenbewohner zahlten demnach weder Miete, noch Strom oder (Ab)wasser (waren aber bereit zum Abschluss von dementsprechenden Verträgen). Dies wurde jedoch vom Hamburger Senat (Ole von Beust, Ronald Schill) aus grundsätzlichen Erwägungen abgelehnt. Die Räumung der illegal genutzten Fläche geschah unter großen (auch bundesweitem) Protesten von Bauwagenbewohnern und Anwohnern des Schanzenviertels und St. Paulis. Es sollten stattdessen Kleingärten für Anwohner errichtet werden. Über Wochen kam es zu Demonstrationen und Krawallen im Viertel. Teile der Anwohner und des lokalen Einzelhandels solidarisierten sich. Schliesslich wurde unter dem Eindruck der fortgesetzten Proteste eine befristete Ersatzlösung in der Nähe des ursprünglichen Platzes gefunden. Die Senatslinie soll jedoch weiter durchgesetzt werden.
- Ein 1998 erschienenes Album der Hamburger Band Absolute Beginner trägt ebenfalls den Namen Bambule.
- Der Kriminalroman Micmac moche au Boul´ Mich´ von Léo Malet (1957) erschien 1986 auf Deutsch unter dem Titel Bambule am Boul´ Mich´.