Fußball-Europameisterschaft 1980
Die sechste Fußball-Europameisterschaft wurde vom 11. bis 22. Juni 1980 in Italien ausgetragen.
Die Teilnehmerzahl wurde ab dieser Meisterschaft von 4 auf 8 Länder verdoppelt. Italien als Gastgeberland war automatisch qualifiziert. Es wurde in zwei Gruppen zu je vier Mannschaften gespielt. Die Gruppenersten qualifizierten sich direkt für das Finale, die Zweitplatzierten für das Spiel um Platz 3.
Qualifikation der deutschsprachigen Mannschaften
Die Bundesrepublik Deutschland spielte in der Gruppe Sieben gegen die Türkei, Wales und Malta. Nach dem Ende der Ära Helmut Schön nach der Fußball-Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien hatte Jupp Derwall die Mannschaft übernommen. Nach dem enttäuschenden Abschneiden bei der WM spielte Derwall zunächst fast mit den gleichen Spielern, konnte jedoch neue Begeisterung wecken. Das erste Spiel war ein Freundschaftsspiel gegen Europameister Tschechoslowakei in Prag und wurde nach begeisterndem Spiel mit 4:3 von den Deutschen gewonnen. Dies weckte Hoffnung für die Qualifikation in einer eher leichten Gruppe. Doch enttäuschten die bundesdeutschen Kicker maßlos mit einem 0:0 auf Malta und einem 0:0 in der Türkei. Der Wendepunkt kam durch einen 2:0 Erfolg in Wales. Torwart Sepp Maier machte hier sein letztes Länderspiel. Nach einem schweren Autounfall musste er in diesem Jahr aufgrund seiner Verletzungen seine großen Karriere beenden. Der Kölner Torhüter Toni Schumacher begann nun seine Laufbahn als Stammtorwart der Nationalmannschaft. Die letzten drei Spiele wurden alle klar und deutlich gewonnen und die deutsche Mannschaft qualifizierte sich für das Endturnier.
Das Los bescherte der Mannschaft der DDR, die 1976 noch Olympiasieger war, in Gruppe Vier äußerst schwere Gegner: Vize-Weltmeister Holland, Vize-Olympiasieger Polen, die Schweiz und Island. Bis zum Schluß der Qualifikation konnte man allerdings mit Holland und Polen mithalten und ein Sieg im letzten Spiel daheim gegen die Niederländer hätte die Qualifikation gebracht. Doch gewann Holland mit 3:2 und fuhr zur EM. Die Schweiz hatte in dieser Gruppe keine Chance und gewann nur ihre beiden Spiele gegen Island. Alle anderen gingen verloren.
Österreich hegte große Hoffnungen nach den Erfolgen bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1978. Die Mannschaft um Hans Krankl und Herbert Prohaska wollte unbedingt sich gegen Belgien, Portugal, Schottland und Norwegen für die EM qualifizieren. Nachdem man mit 4:0 Punkten gestartet war, gab es jedoch einen ersten Dämpfer als man gegen Portugal zu Hause mit 1:2 verlor. Überraschend stark waren die Belgier, gegen die Österreich zweimal unentschieden spielte. Nachdem die Österreicher ihr letzten Gruppenspiel absolviert hatten, führten sie die Gruppe an, jedoch konnte Belgien mit ihrem letzten Spiel in Schottland noch Gruppenerster werden. Belgien gewann in Glasgow mit 3:1 und konnte die Reise nach Italien buchen.
Teilnehmer
Gruppe 1
Gruppe 2
Spielergebnisse
Endrunde
Gruppe 1
11. Juni |
Tschechoslowakei - Deutschland 0:1 |
Rang | Land | Tore | Punkte |
1 | Deutschland | 4:2 | 5-1 | ||
2 | Tschechoslowakei | 4:3 | 3-3 | ||
3 | Niederlande | 4:4 | 3-3 | ||
4 | Griechenland | 1:4 | 1-5 |
Die deutsche Mannschaft spielte das Eröffnungspiel gegen Titelverteidiger Tschechoslowakei. Karl-Heinz Rummenigge erzielte das goldene Tor zum 1:0 Erfolg in der 55. Minute. Zum entscheidenden Spiel der Gruppe wurde das traditionelle Duell gegen die Niederlande. Deutschland bestimmte das Spiel unter der Regie des in diesem Turnier aufgehenden Sterns:Bernd Schuster. Der 23jährige Stürmer von Fortuna Düsseldorf Klaus Allofs schrieb sich mit seinen drei Toren zur 3:0 Führung in die Geschichtsbücher. Bei dieser klaren Führung wechselte Jupp Derwall in der 73. Minute den 19jährigen Lothar Matthäus zu seinem ersten Länderspiel ein und dieser verursachte in der 79. Minute einen Foulelfmeter. Sein Foul war allerdings klar vor der Strafraumgrenze. Der Elfmetertreffer von Johnny Rep brachte die Holländer wieder ins Spiel und in der 86. Minute kamen sie durch den Treffer von Willy van de Kerkhof auf 2:3 heran. Die deutsche Mannschaft verteidigte den kleinen Vorsprung und benötigte nur noch einen Punkt gegen Außenseiter Griechenland, um ins Finale einzuziehen. Mit 0:0 erledigten sie dies glanzlos.
Gruppe 2
12. Juni |
Belgien - England 1:1 |
Rang | Land | Tore | Punkte |
1 | Belgien | 3:2 | 4-2 | ||
2 | Italien | 1:0 | 4-2 | ||
3 | England | 3:3 | 3-3 | ||
4 | Spanien | 2:4 | 1-5 |
Gastgeber Italien und die mit Europapokalsiegern gespickte Mannschaft Englands waren die Favoriten dieser Gruppe. England ging im ersten Spiel gegen Belgien auch erwartungsgemäß durch Ray Wilkins mit 1:0 in Führung. Doch drei Minuten später erzielte Jan Ceulemanns in der 29. Minute den 1:1 Endstand. Italien enttäuschte gleich im ersten Spiel die Tivosi mit einem torlosen Unentschieden gegen die abwehrstarken Spanier. Stürmerstars mit Roberto Bettega und Francesco Graziani brachten Ball nicht im Tor von Luis Arconada unter. Nachdem Belgien gegen Spanien gewonnen hatte und Italien gegen England, kam es in Rom zu einem echten Endspiel zwischen Italien und Belgien. Die Belgier benötigten aufgrund des besseren Torverhältnisses nur ein Unentschieden. Besonders konsequent setzte die belgische Mannschaft von Trainer Guy Thys ihre Abseitsfalle ein, wie es so im internationalen Fußball vorher nie zu sehen war. Die Italiener bissen sich die Zähne an der Abwehr und an Torwart Jean-Marie Pfaff aus. Belgien erreichte durch das 0:0 das Finale von Rom.
Spiel um Platz 3 am 21. Juni
- Tschechoslowakei - Italien 1:1 (10:9 nach Elfmeterschießen) (in Neapel)
Die Italiener waren auf Wiedergutmachung aus für das verpasste Finale, doch Titelverteidiger Tschechoslowakei schockte in der 54. Minute die Tifosi mit einem Gewaltschuß von Verteidiger Jurkemik zum 1:0. Graziani konnte zwar in der 73. Minute ausgleichen, doch viele weitere Chancen brachten für die Italiener kein weiteres Tor. Das Elfmeterschießen zeigte sichere Schützen auf beiden Seiten, doch zuletzt behielten die Tschechen, die keinen Elfmeter verschoßen die Oberhand.
Endspiel 22. Juni
- Belgien - Bundesrepublik Deutschland 1:2 (in Rom)
Deutschland war von Anbeginn des Spiels spielbestimmend, scheiterte zunächst allerdings wie zuvor schon die Italiener an der Abseitsfalle der Belgier. Doch schon in der 10. Minute gelangen ihnen das Ausspielen der Abseitsfalle durch Bernd Schuster. Der Hamburger Horst Hrubesch nutzte die sich ihm bietende Schußmöglichkeit zum 1:0 Führungstreffer. In der zweiten Halbzeit drückte die deutsche Mannschaft auf die Vorentscheidung und lief in der 71. Minute in einen Konter der Belgier. Uli Stielike wusste sich nur durch ein Foulspiel zu helfen und den anschließenden Elfmeter verwandelte René van der Eycken zum Ausgleich. Als sich alles bereits auf eine Verlängerung einstellte erhielt Deutschland eine Ecke in 89. Minute und das Kopfballungeheuer Horst Hrubesch schlug erneut zu. Deutschland war zum zweiten Mal Europameister.
Europameister Deutschland
Die Europameistermannschaft: Toni Schumacher; Bernard Dietz, Bernd Förster, Karl-Heinz Förster, Manfred Kaltz; Hans-Peter Briegel, Bernhard Cullmann, Felix Magath, Lothar Matthäus, Caspar Memering, Hansi Müller, Bernd Schuster, Uli Stielike, Mirko Votava; Klaus Allofs, Karl Del'Haye, Horst Hrubesch, Karl-Heinz Rummenigge. Trainer: Jupp Derwall
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