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Paula Wessely

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Paula Wessely (*20. Januar 1907 in Wien, &dagger 11. Mai 2000 in Wien) war die zweitälteste Tochter eines Wiener Fleischermeisters. Dessen ältere Schwester, Josefine Wessely (1860-1887), feierte am Wiener Burgtheater ebenfalls zahlreiche Erfolge, bis sie überraschend mit 27 Jahren starb.

Die Schauspielerin Paula Wessely galt lange Jahre als Grande Dame der deutschen Schauspielkunst und war zudem ein gefeierter Star am Wiener Burgtheater.

DIE ERSTEN BERUFLICHEN JAHRE

1924 trat Paula Wessely zum ersten Mal im Wiener Volkstheater auf. In den Folgejahren besuchte sie unter anderem diverse Schauspielschulen, darunter das Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Ab 1929 trat Paula Wessely zusammen mit ihrem späteren Ehemann Attila Hörbiger im Theater in der Wiener Josefstadt auf. 1932 hatte die junge Schauspielerin in der Rolle der "Rose Bernd" von Gerhart Hauptmann ihren Durchbruch als Theaterschauspielerin. Weitere Rollen in Theaterstücken folgten bald.

1934 wurde Paula Wessely auch für den Film entdeckt. Man bot ihr die weibliche Hauptrolle in dem Film "Maskerade" an der Seite von Adolf Wohlbrück an. Dadurch wurde "die Wessely", wie die Schauspielerin von ihren zahlreichen Fans später ehrfurchtsvoll genannt wurde, über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt. Weitere Filme , wie z.B. "Der Engel mit der Posaune" (1948), "Maria Theresia" (1951), machten Paula Wessely endgültig zum UFA-Star.

1935 heiratete Paula Wessely den 11 Jahre älteren Schauspielerkollegen Attila Hörbiger (1896-1987), 1936 wurde dann in Wien das erste Kind des Schauspielerehepaares, Elisabeth Orth, geboren. 1938 folgte dann das zweite Kind, Christiane Hörbiger, und 1945 dann die Jüngste, Maresa Hörbiger. Vor allem Christiane Hörbiger hat sich als Film- und Theaterschauspielerin ebenfalls einen großen Namen gemacht.

Doch wurde die Karriere der Paula Wessely durch den nationalsozialistischen, antisemitischen Propagandafilm "Heimkehr" (1941), in dem sie eine von Polen verfolgte Deutsche spielte, getrübt, zumal man sie und ihren Ehemann beschuldigte, Anhänger der Nationalsozialisten zu sein und an den Propagandafilmen der Nationalsozialisten finanziell kräftig verdient zu haben.

Jedoch besaß "die Wessely" die Größe, sich nach Kriegsende für ihr Mitwirken an dem Film "Heimkehr" zu entschuldigen :"Ich bedauere es sehr, dass ich damals nicht den Mut gehabt hatte, mich der nationalsozialistischen Propaganda widersetzt zu haben."

Ihre Rehabilitation erfolgte dadurch, dass sie nach dem Ende des Krieges zahlreichen jüdischen Schauspielern geholfen hat, sich in der veränderten (politischen) Landschaft wiederzurechtzufinden.


AUF DEM HÖHEPUNKT DER KARRIERE

In den fünfziger und sechziger Jahren sah man Paula Wessely weniger im Film, als vielmehr im Theater. Ob in "Der Alpenkönig und der Menschenfeind" oder als "Gretchen" in Goethes "Faust", ob als "Genia Hofreiter" in oder in "My Fair Lady", die Wessely spielte das klassische Repertoire klassischer Rollen und wurde so zur großen Tragödin.

Das Wiener Burgtheater verlieh Paula Wessely wegen ihrer vielfältigen Theaterengagements den Titel "Kammerschauspielerin" im Auftrage des Bundespräsidenten.

Selbst bis ins hohe Alter trat Paula Wessely oftmals zusamen mit ihrem Ehemann Attila Hörbiger im Wiener Burgtheater auf.

DIE LETZTEN JAHRE IHRES LEBENS

Doch dann traf sie ein Schicksalsschlag: 1987 starb ihr geliebter Ehemann Attila Hörbiger im Alter von 91 Jahren an den Folgen eines kurz zuvor erlittenen Schlaganfalles. Die damals 80-jährige Paula Wessely zog sich daraufhin aus der Öffentlichkeit zurück. Die durch den Tod ihres Ehemannes hervorgerufenen schweren Altersdepressionen machten manche ihrer Tage zur Hölle, dennoch ließ sie es sich nicht nehmen, 1987 noch eine weitere Ehrung des Wiener Burgtheaters entgegenzunehmen: Den Titel der Burgtheater-Doyenne, ein Titel, der der dienstältesten Schauspielerin des Theaters zusteht.

1993, mit 86 Jahren, verschlimmerten sich Paula Wesselys Altersdepressionen so stark, dass sie in einem Wiener Krankenhaus stationär behandelt werden musste. Aber Paula Wessely fasste neuen Lebensmut, sie konnte wieder in ihr geliebtes Haus in Wien-Grinzing, das sie 1935 als Hochzeitsgeschenk für sich und ihren Ehemann gekauft hatte, zurückkehren. Jeden Tag stand sie mit eiserner Disziplin, wie man es von ihren Theaterauftritten gewohnt war, auf und ließ sich von einer Krankenschwester das Frühstück bringen, danach bearbeitete sie ihre tägliche Post und las Tageszeitungen.

Am 20. Januar 1997 feierte Paula Wessely munter mit der gesamten Familie ihren 90. Geburtstag und kommentierte den Anlass trocken : "Ganz seltsam, 90 Jahre als zu werden. Ich habe nicht damit gerechnet. Es sind alle weg aus meiner Zeit. Nur die Käthe Gold wird auch neunzig und die Gerdago (das war die Maskenbildnerin gewesen, die die Wessely in "Maskerade" ausstaffiert hatte) geht schon ins einundneunzigste."

Ihre letzten Lebensjahre verbrachte Paula Wessely völlig zurückgezogen in ihrem Haus in der Himmelstraße 24 in Wien-Grinzing, umsorgt von den drei Töchtern, allen voran Maresa Hörbiger, die das Haus mit ihrer Mutter teilte.

Man sah sie im Laufe der Zeit immer seltener bei öffentlichen Auftritten.

Am 20. Januar 2000 wurde Paula Wessely 93 Jahre alt. Tochter Christiane Hörbiger sagte damals im Interview mit der HÖRZU: "Das Alter kann so grauselig sein. Ich denk´ da an meine Mutter daheim in Wien, hochbetagt und von schrecklichen Altersdepressionen geplagt."

IHR STILLER TOD NACH EINEM GLANZVOLLEN LEBEN

Doch im April 2000 erkrankte sie an einer schweren Bronchitis, und musste ins Spital eingeliefert werden. Bei der in Österreich stattfindenden Verleihung des Filmpreises "Romy" sagte Christiane Hörbiger: " Ich danke den Schwestern und Ärzten im Spital, dass es meiner Mutter nicht noch schlechter geht."

Am 11. Mai 2000 ist Paula Wessely im Alter von 93 Jahren in einem Krankenhaus in ihrer Heimatstadt Wien gestorben. In den Abendstunden dieses Tages war Paula Wesselys unvergleichliche Stimme mit dem charakteristischen Timbre für immer verstummt. Es war ein sanfter Tod für den großen UFA-Star. Sie war friedlich und ohne Schmerzen in ihren Krankenbett für immer eingeschlafen.

Ihr Tod wurde am folgenden Tag durch das Wiener Burgtheater in einer schriftlichen Aussendung mitgeteilt.

Mit ihr, der Wessely, ist ein halbes Jahrhundert deutscher Film-und Theatergeschichte zu Ende gegangen.