Operation Allied Force
Kosovokrieg | |
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Teil von: Jugoslawienkriege | |
![]() Rinas Airfield, Hawk AH_64 Task force, 1999 | |
Datum | 24. März 1999 bis 10. Juni 1999 |
Ort | Bundesrepublik Jugoslawien, Kosovo |
Casus Belli | Nichtunterzeichnung des Vertrages von Rambouillet durch die BR Jugoslawien |
Ausgang | Sieg der NATO, UN-Verwaltung und Besetzung des Kosovos durch die KFOR |
Operation Allied Force (OAF) war eine zwischen dem 24. März 1999 bis 10. Juni 1999 stattfindende Militäroperation der NATO gegen die damalige Bundesrepublik Jugoslawien, heute Serbien sowie Montenegro. Die im Wesentlichen von den USA geführte Militäroperation war erste Krieg der NATO und damit die zentrale historische Zäsur innerhalb des westlichen Militärbündnisses, das als ehemaliges Instrument des Kalten Krieges außerhalb eines Bündnisfalles erstmals eine militärische Operation ohne ausdrückliches UN-Mandat durchführte und daher völkerrechtlich umstritten ist.[1] Der Krieg wurde von der NATO in Form eines asymmetrischen Krieges praktisch ohne Gefährdung eigener Soldaten ausschließlich über die militärtechnische Nutzung weltraum- und luftgestützer Methoden geführt.[2]
Daneben haben schwerwiegende taktische und strategischen Fehler, die aus der begrenzten Kriegsführung abgeleitet wurden, zu anhaltenden Analysen und Neubewertungen der Militärstrategie der OAF geführt, die militärhistorisch die Ineffektivität des alleinigen Luftkrieges im Kosovokrieg widerspiegeln.[3]
Chronik
Nach den erfolglosen Verhandlungen von Rambouillet, die zur Beendigung des Konfliktes zwischen den serbischen Sicherheitsbehörden und der von der albanischen Bevölkerungsmehrheit im Kosovo unterstützten UÇK geführt wurden, erfolgten die ersten Angriffe der OAF am frühen Abend des 24. März 1999 mit Lenkwaffen und der Bombardierung zahlreicher Ziele in der ganzen Bundesrepublik Jugoslawien. Da während der OAF innerhalb des politischen Büdnisses kein Konsens über die Entsendung von Bodentruppen erreicht werden konnte und die Luftschläge sich als wenig effektiv im Hinblick auf die Operationen der Jugoslawischen Steritkräfte (Vojska Jugoslavije/VJ) im Kosovo herausstellten, die zur Flucht von mehreren hunderttausend Kosovoalbanern führten, wurden die Luftangriffe in einer dreistufigen Eskalationsspirale auf Ziele der zivilen Infrastruktur ausgeweitet.
Durch die unvorhergesehene Länge des Lufkrieges führte die OAF zum eigentlichen Kosovokrieg, der taktisch und strategisch maßgeblich vom SACEUR Wesley Clark und seinem zuständigen Luftwaffenchef Michael C. Short gegen die militärische Infrastruktur und insbesondere Truppen der VJ im Kosovo unter Oberbefehl von Dragoljub Ojdanić und mit Hilfe der im Kosovo und Albanien operierenden Einheiten der UÇK im Bodenkrieg gegen die jugoslawische Armee koordiniert wurde.
Zur Beendigung des Konfliktes führte neben der militärischen Eskalation der Angriffe auf serbische Großstädte, die parallel geführten diplomatischen Aktivitäten der Verhandlungs-Troika vom 02. Juni und 03. Juni 1999 unter Leitung des finnischen Premierministers Martti Ahtisaari, des amerikanischen Unterhändlers Strobe Talbott und des russischen Unterhändlers Wiktor Stepanowitsch Tschernomyrdin. Mit dem überraschenden Umschwenken Tschernomyrdins zu Gunsten des Ahtisaari-Plans erklärte sich Slobodan Milošević am 3. Juni 1999 zur Erfüllung der Auflagen der NATO bereit. Den militärisch-technischen Vereinbarung zwischen der NATO und der VJ in den Verhandlungen von Kumanovo folgte ab dem 10. Juni 1999 der Rückzug der jugoslawischen Truppen aus dem Kosovo und die Einrichtung einer Übergangsverwaltung durch die Vereinten Nationen (UNMIK) unter dem Schutz der KFOR.
Ziele der NATO
Der Nordatlantikrat der NATO formulierte am 12. April 1999 die Voraussetzungen, unter denen die Luftstreitkräfte ihre Bombardierung von Zielen in Jugoslawien einstellen würden:
- Die Bundesrepublik Jugoslawien stellt das Ende der militärischen Operationen im Kosovo sicher und beendet Gewaltaktionen und Unterdrückung der albanischen Bevölkerung.
- Die Bundesrepublik Jugoslawien stellt den Abzug der eigenen Truppen bestehend aus Armee- und Polizeikräften sowie Paramilitärs aus dem Kosovo sicher.
- Die Bundesrepublik Jugoslawien akzeptiert die Stationierung einer internationalen Militärtruppe im Kosovo.
- Die Bundesrepublik Jugoslawien akzeptiert die bedingungslose und sichere Rückkehr aller Flüchtlinge und den ungehinderten Zugang von internationalen Hilfsorganisationen zu ihnen.
- Die Bundesrepublik Jugoslawien bekräftigt ihren Willen, an einer politischen Lösung der Kosovo-Frage auf der Basis der Rambouillet-Verhandlungen und unter geltendem internationalen Recht und der Charta der Vereinten Nationen mit zu arbeiten.
Am 15. April 1999 definierte der US-Verteidigungsminister William Cohen gegenüber dem Kontrollausschuss der amerikanischen Streitkräfte das Ziel der alliierten Luftangriffe gegen Jugoslawien wie folgt: "Our military objective is to degrade and damage the military and security structure that President Milosevic has used to depopulate and destroy the Albanian majority in Kosovo." [4]
Die jugoslawische Regierung hatte unterdessen erklärt, dass die stattfindenden Militäreinsätze dem Schutz der serbischen Minderheit im Kosovo vor Übergriffen der UÇK dienten.
Strategie der Operationsführung
Operation Allied Force beinhaltete maßgeblich den massiven Einsatz alliierter Luftstreitkräfte gegen zivile und militärische Hochwertziele in Jugoslawien. Dieser Ansatz wurde von der NATO gewählt, um das Risiko für eigene Truppen möglichst gering zu halten. Im Verlauf der Operation kam es vermehrt zur Bekämpfung von infrastrukturellen Zielen wie Brücken, Fabriken, Kraftwerke und Medieneinrichtungen, um die jugoslawische Bevölkerung zu einer Protesthaltung gegen Präsident Slobodan Milošević zu bringen.

Beteiligte NATO-Kontingente
Luftstreitkräfte
Die Hauptlast der Operation wurde von der United States Air Force und Royal Air Force getragen. Neben der Beteiligung von Truppen aus Belgien, Dänemark, Italien, Kanada, den Niederlanden, Spanien und der Türkei beteiligte sich die deutsche Luftwaffe erstmalig nach Ende des Zweiten Weltkrieges an einem bewaffneten Kampfeinsatz.
Seestreitkräfte
Die NATO-Flotte operierte vorwiegend in der Adria. Die Seestreitkräfte der USA und Großbritanniens entsandten eine aus Flugzeugträgern, Zerstörern und Fregatten bestehende Task Force. Die Deutsche Marine beteiligte sich mit der Fregatte „Rheinland-Pfalz“ und dem Flottendienstboot „Oker“ an den maritimen Operationen.
Opfer
Zivile Opfer und andauernde Gefährdung der Bevölkerung
Human Rights Watch geht davon aus, dass Operation Allied Force den Tod von 400 bis 530 Zivilisten verursacht hat. [5] Von der U.S. Air Force und von der Royal Air Force wurden dabei auch die international geächteten Streubomben eingesetzt. Die NATO selbst geht von einem Anteil von mindestens 10% an Blindgängern aus, die eine immer noch andauernde starke Gefahr für die Zivilbevölkerung darstellen. [6]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ AG Friedensforschung der Universität Kassel, Diana Johnson - Mit Krieg rechnen -- von Diplomatie träumen. Das Kosovo-Desaster: Wie die USA gewöhnlich die Diplomatie zugunsten des Krieges ablehnen [1]
- ↑ Herfried Münkler, Vortrag bei Berliner SPD am 26. März 2003 DIE NEUEN KRIEGE. PRIVATISIERUNG UND KOMMERZIALISIERUNG KRIEGERISCHER GEWALT UND IHRE FOLGEN
- ↑ Stars and Stripes, 24. März 2009 Experts divided on overall success of Allied Force
- ↑ [2]
- ↑ [3]
- ↑ Mines Arms Unit, IKRK: Cluster bombs and landmines in Kosovo, August 2000, rev. Juni 2001