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Geschichte Polens

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Vor- und Frühgeschichte

Europa zur Zeit der Völkerwanderung

Seit der Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. siedelten auf dem Gebiet des heutigen Polen germanische Stämme. Tacitus bezeichnete 75 nach Christus die Weichsel als Ostgrenze des germanischen Siedlungsgebietes. Die Goten begannen ab Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. in Richtung Süden und Osten zu wandern. Im 5. Jahrhundert endete die germanische Besiedelung. Ob und inwieweit dies mit dem großen Vorstoß der Hunnen nach Gallien im Jahre 451 zusammenhängt, ist unklar.

Erst danach begannen sich slawische Stämme, wahrscheinlich auf den Druck seitens der Awaren um 550, aus Osteuropa kommend, in den fast menschenleeren Gebieten anzusiedeln. Wie einst ab 375 die Hunnen, hatten im 6. und 7. Jahrhundert die Awaren die Völker in Bewegung gesetzt und die politische Karte Europas verändert. Sie rissen die Slawen aus ihrer Heimat zwischen Karpaten und Don nach Westen und Süden mit sich fort und setzten sich, nach dem sie im Verbund mit den Langobarden das Gepidenreich im heutigen Rumänien 567 vernichtet hatten, gleich den Hunnen in der Donau-/Theißebene fest, von wo aus sie Europa bedrohten. Im Westen waren es vor allem die Reiche der Langobarden und der Franken und im Südosten das mächtige Oströmische Reich (Belagerung Konstantinopels 626) .

Die Westslawen hatten um 600 die Elbe-Saale-Linie überschritten. Es werden diverse westslawische Stämme erwähnt, wie die Abodrites, Veleti, Liutici, Sorben, wie auch den Stamm, aus dem sich die späteren Polen entwickeln sollten, die Polanen. Soviel geht aus der Geschichte der Völkerwanderungen in Europa hervor.

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Mitte Europas um 650 Reich des Samo und die Konföderation der Awaren

Die ersten Versuche einer Staatenbildung unter den Westslawen fanden südlich des heutigen Polen auf dem Gebiet Tschechiens und der Slowakei statt. Um 626 wurde im Kampf gegen das Awaren- und Frankenreich der erste slawische Staat gegründet, das Reich des Samo. Im Kampf gegen die Franken und ihrer fehlgeschlagenen Belagerung der Wogastisburg durch den Frankenkönig Dagobert I., schloß sich Derwan, Herzog der Sorben (Dervanus dux gente Surborium que ... ad regnum Francorum iam olem aspecserant), Samo an. Er war der erste historisch fassbare Herrscher der Nordwestslawen, über den die Quellen zu 632 berichten. Nach dem wahrscheinlichen Auseinanderbrechen gegen 660 verlieren sich jedoch die Spuren, da bis 800, der Zeit Karls des Großen, kaum schriftlichen Quellen über die Westslawen verfügbar sind. Die schriftlichen Quellen setzen erst am Ende des 8. Jahrhundert ein, im Zusammenhang mit dem Kampf der Franken gegen die Awaren zw. (791 - 803). Um 805 wurde zur Sicherung der nördlichen Ostgrenze der Limes Sorabicus an der Elbe, die sorbische Grenzmark errichtet. In den Sachsenkriegen (772 - 804) unterwarf Karl der Große die heidnisch gebliebenen Sachsen (Heimatgebiet war das heutige Niedersachsen und Westfalen) und gab den östlichen Teil Sachsens den slawisch-heidnischen Polaben (siehe auch Wendland), welche mit ihm im Kampf gegen die Sachsen verbündet waren, zur Besiedlung frei. In den von Karl eroberten ehemaligen awarischen Gebieten (Pannonische Marken) entstanden lose dem Frankenreich angehörende slawische Fürstentümer. Bedeutende Rollen spielten vor allem das mährische und das nitraer Fürstentum, aus denen sich das spätere Reich der Großmährer um 830 herausbilden sollte. Unter Sventopluk gegen Ende des 9. Jahrhunderts erreichte dieses Reich seine größte Ausdehnung und dehnte sich weit bis nach Schlesien und Kleinpolen aus, auch war Böhmen ein Teil dieses Reiches. Nach dem Zusammenbruch der Großmährer stand dann Böhmen für Jahrhunderte unter dem kirchlichen Einfluß des ostfränkischen Erzbistums in Regensburg.

Europa um 800 zur Zeit der drei Mächte, Emirat von Córdoba, Frankenreich und Ostrom

Die direkte Grenze mit christlichen Mährern forcierte die politische Vereinigung polanischer Kräfte in der Hand einer Exekutive. Das Reich der Polanen wurde nach großmährischem Muster aufgebaut. Im 9. Jahrhundert berichtete ein Bayerischer Geograph erstmalig über die slawischen Stammesstrukturen im heutigen Polen. Der Slawenapostel Methodius sprach von einem mächtigen Staat der Wislanen, der nach slawisch-griechischem Ritus christianisiert gewesen sein soll. Der weitere Weg zu einer eigenständigen staatlichen Entwicklung wurde aber wahrscheinlich durch ungarische Raubzüge unterbunden. Unter ihrem Fürst Arpad drangen die Magyaren nach Mitteleuropa vor und wüteten dort länger als ein halbes Jahrhundert. Erst deren vernichtende Niederlage, die sie 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg gegen den deutschen König Otto I. hinnehmen mussten und die zum vollständigen Rückzug ins ungarische Stammland führte, öffnete den Weg zur Konsolidierung des Staatsgefüges unter den ersten Piasten.

Die Zeit war günstig dazu, denn auch die deutschen Könige und Kaiser machten keine Anstalten, ihr eigenes Reich gen Osten auszuweiten (siehe Drang nach Osten). Es wurden in karolingischer Tradition Grenzmarken errichtet, die anfangs dem Schutz des Heiligen Römischen Reiches vor den heidnischen Slawen dienen sollten. Die deutschen Könige schickten sich vielmehr an, auch Könige des viel attraktiveren Italien (siehe auch Lombardei) zu werden - eine Voraussetzung um die Kaiserwürde zu erhalten und damit die Führerschaft der abendländischen Christenheit.

Staatsgründung und die ersten Piasten

960-992 Mieszko I. Herzog der Polanen

Polen um 960

Um 960 trat Polen aktiv auf die politische Bühne Europas. Das Land, dessen Name sich von dem westslawischen Stamm der Polanen (Feldbewohner) ableitet, ist als Herzogtum im frühen 10. Jahrhundert von Posen und Gnesen aus gegründet worden. Es wurde in jener Zeit 960-992 vom Herzog Mieszko I. aus der Dynastie der Piasten regiert. Das weiß markierte Gebiet auf der Karte repräsentiert die ungefähre Größe des polnisches Staates um das Jahr 960 zu Beginn der Herrschaft Mieszkos I. Da es sich um eine recht alte Karte handelt (19 Jh.?), ist das dort erwähnte Datum 992 falsch.

963-967 hatte das junge Staatswesen gegen Einfälle des Grafen Wichmanns des Jüngeren, eines abgefallenen sächsischen Vasalls des deutschen Königs Otto I., der gleichzeitig auch ein Neffe des Markgrafen der Billunger Mark und späteren Herzogs von Sachsen Hermann Billung war, und seines Verbündeten im heidnischen Wendland, des mächtigen Markgrafen Gero aus der Ostmark, zu kämpfen.

963 wurde auch Mieszko das erste mal historisch fassbar. Vom Markgraf Gero und seinem Verbündeten Wichmann besiegt, wurde er für einen Teil seines Herrschaftsgebietes (Region um Lebus), dem Heiligen Römischen Reich tributpflichtig gemacht.

965 kam es zu einem Bündnis mit den bereits christlichen Tschechen - Böhmen -. Mieszko I., konvertierte zum Katholizismus und heiratete die böhmische Herzogstochter Dubrawka aus dem Geschlecht der Przemysliden. Damit hoffte er zu verhindern, dass Polen zwischen missionseifrigen Nationen aus dem Westen aufgerieben wurde und konnte zum anderen unter dem Vorwand der Heidenmission die eigenen Grenzen ausweiten. Zudem besass damals fast ausschließlich die römisch-katholische Kirche Kenntnisse der zur Führung der Nation wichtigen Schriftsprache Latein, auf dessen Basis sich später das Kirchenpolnische entwickelte. Eine unabhängige Kirchenprovinz bot somit nicht nur den Schutz, sondern forcierte unteranderem die Weiterentwicklung des Polnischen. Die Annahme des Christentums war zweifelsfrei eine rein politische Entscheidung bedingt durch den Druck des Heiligen Römischen Reiches.

966 Christianisierung Polens

Die Taufe Polens 966

967 zahlte sich das Bündnis mit Böhmen das erste Mal aus. Mit Hilfe przemyslidischer Reitertruppen schlug Mieszko I. den Grafen Wichmann, den militärischen Führer des slawischen Wollinerbundes, der seinen Vorstoß gen Pommern mit Hilfe der Wolliner verhindern wollte, in die Flucht. Sein Schwert wurde an Mieszko als amicus imperatoris ("Freund des Kaisers", so wurde er seit seiner Taufe genannt) ausgeliefert. Er selbst starb auf der Flucht.

968 zwei Jahre nach der christlichen Taufe der Polanen wurde in Posen das erste Missionsbistum errichtet, unabhängig vom deutschen Erzbistum in Magdeburg und direkt dem Heiligen Stuhl (Papst) unterstellt. Der erste Bischof Polens wurde Jordan aus Magdeburg.

967-979 Auf der Grundlage eines im Innern gefestigten Staatswesens wurden in den Jahren ganz Hinterpommern mit Stettin und Pommerellen mit Danzig (Gründung einer Festung bei Danzig 979) unterworfen. Ein Zugang zum Meer bedeutete einen unmittelbaren Kontakt zu Skandinavien. Mieszkos Tochter aus der Ehe mit Dobrawa, Swietoslawa, heiratete König Sven von Dänemark und wurde die Mutter Knuts des Großen.

972 wurden die Truppen des Markgrafen Odo (Hodon) an der unteren Oder in der Nähe von Zehden besiegt und in die Flucht geschlagen, Tod des einzigen bei Namen bekannten Bruders von Mieszko, Czcibor. Der Sieg über Odo bedeutete die Sicherung der Westgrenze vor Einfällen und Einmischung deutscher Landesherren in die Inneren Angelegenheiten des polnisch-piastischen Staates.

973 kam es zu einem Verständigungsfrieden mit dem Heiligen Römischen Reich auf dem Quedlinburger Hoftag von 973, wo Mieszko als "Freund des Kaisers" (amicus imperatoris) seinen persönlichen Treueeid leistete. Inwieweit und ob überhaupt damit Polen in ein Lehnsverhältnis zum Heiligen Römischen Reich eintrat, ist historisch umstritten.

977 starb Mieszkos erste christliche Frau Dubrawka und es kam zum Bruch mit den slawischen Böhmen. Im Folgejahr heiratete er die Sächsin Oda von Haldensleben, die Tochter des Markgrafen (Theoderic) Dietrich von der Nordmark. Diese Heirat bedeutete eine Neuausrichtung in der Außenpolitik Mieszkos. Nicht mehr das Bündnis mit Böhmen, sondern eine Annäherung an das Heilige Römische Reich bestimmte die letzten Jahre seiner Herrschaft. Die Jahrhunderte anhaltende Konkurrenz zwischen Böhmen und Polen nahm 978 ihren Anfang und dauerte bis weit in die Mitte des 14. Jahrhunderts.

Mieszko I. (Portrait von Jan Matejko)

um 980 Im Verlauf der ersten 6 Jahrzehnte seit der Machtergreifung der deutschen Königsdynastie der Ottonen im Heiligen Römischen Reich 918 bildete sich ein langer Gürtel von Grenzmarken vom Erzgebirge bis zur Ostsee. Diese Grenzmarken sollten die Oberhochheit der römisch-deutschen Kaiser über die heidnischen Elbslawen westlich des Piastenstaates, auch Wenden genannt, sichern. Bis 965 bestand die Gegend aus zwei großen Grenzmarken, der Mark des Grafen Hermann Billung im Norden (Billunger Mark, heute Mecklenburg) und im Süden aus der Ostmark die von dem Grafen Gero verwaltet worden ist (heute Brandenburg und Sachsen). 965 teilte Kaiser Otto I. der Große, nach dem Tod Geros, die Ostmark in kleinere politische Gebilde, um keine zu große Machtkonzentration in dieser Region aufkommen zu lassen. Es entstand die Nordmark bzw. Altmark (später Brandenburg), die Mark Lausitz und die Mark Meißen (beide später Neu-Sachsen, zum besseren Verständnis: Sachsen, heute Niedersachsen).

981 Verlust der wichtigen Tscherwenischen Burgen (Ruthenien) und somit die Kontrolle über die Ost-Westhandelspassage zu Gunsten des Kiejewer Großfürsten Wladimir I., der die schwierige militärische Lage der Piasten im Westen für sich selbst auszunutzen wußte.

983 Großer Slawenaufstand im Wendland - der sowohl nach Westen ins Heilige Römische Reich wie auch in das jung-christliche, slawische Polen im Osten nicht ohne starke politischen Verwerfungen einherging. Verlust der deutschen Herrschaft über einen Großteil der Ostmarken (vor allem der Billunger Mark und der Nordmark), jedoch konnten die Marken Lausitz und Meißen gehalten werden. Die deutsche Besiedlung des heutigen Ostdeutschland erfuhr einen Schlag, von dem sie sich für fast 200 Jahre nicht erholen konnte. Erst im 12. Jahrhundert (um 1160), wurden die Gebiete des heutigen Brandenburg und Mecklenburg mit militärischer Gewalt durch den Wendenkreuzzug Heinrich des Löwen in das Reich inkorporiert (erobert). 1160, von den Sachsen und Dänen gleichzeitig in die Zange genommen, erlagen dann auch die Reste der noch unabhängigen Obodritenherrschaft in Mecklenburg dieser Übermacht (siehe auch Pribislaw).

Gründe für den Aufstand: Brutale Unterdrückung der autochtonen slawisch-heidnischen Bevölkerung und ein jahrzehntelang aufgestauter Deutschenhass im heutigen Ostdeutschland (gegen die deutsche Obrigkeit) mündeten in einem Aufstand gegen die Fremdherrschaft. Die deutsche Herrenschicht samt Grafen und Klerus wurde über die Elbe getrieben. Die Bistümer Oldenburg, Brandenburg und Havelberg (alle in den Marken ansässig) wurden vernichtet. Laut Kaiser Otto II. waren (heidnische) Slawen "(...) für die Deutschen keine Menschen, sondern wirtschaftlich zu nutzende Sachwerte, so wie man Schafe und Rinder nutzt." und "Es ist unser Wille, dass ihr mit den Redariern (slaw. Stamm) keinen Frieden macht. Gehet also zu Rate und traget Sorge, daß dieses Volk ausgerottet werde und damit den Unruhen ein Ende gesetzt." . Bereits 939 n. Chr. hatte Gero unter Vortäuschung friedlicher Absichten dreißig Wendenfürsten zu einem Gastmahl eingeladen und nachts heimtückisch ermorden lassen, um den Slawen die Führungsschicht zu nehmen.

986 bestätigte Mieszko seinen Vasallenstatus (Tributpflicht) abermals, indem er dem noch knabenhaften Kaiser des Heiligen Römischen Reiches - Otto III. - wiederum in Quedlinburg huldigte. Er führte in seinem Namen einen Heidenfeldzug gegen die Elbslawen an. Bei den Rechtsvertretern des kindlichen Kaisers konnte er hierdurch auch auf Hilfe bei der Eroberung Kleinpolens und Schlesiens setzen.

989-999 Im Böhmisch-Piastischen Krieg Anschluß von Schlesien, Kleinpolen, Mähren und der Slowakei durch das Reich der Piasten auf Kosten Böhmens und Ungarns.

991 Kurz vor seinem Tod stellte der erste historisch belegte Herrscher Polens sein gesamtes Land, unter den Schutz des Papstes (politischer Gegenspieler des Kaisers im Mittelalter). Polen wurde päpstliches Lehen (Peterspfennig). Die ersten Jahre der Herrschaft hatten den alten Fürsten stark geprägt, vor allem die ständigen Abwehrkämpfe gegen die gen Osten vordringenden deutschen Landesherren (Markgrafen), sowie die politische Abhängigkeit zur römisch-deutschen Kaisern (Treue- und Bündniseide) hinterließen eine tiefe Spur des Mißtrauens zu seinem übermächtigen, westlichen Nachbar dem Heiligen Römischen Reich.

992 Tod Mieszkos I. Er liegt in der Kathedrale zu Posen begraben. Sein Nachfolger wurde sein Sohn aus erster Ehe mit Dubrawka Bolesław I. „der Tapfere“.

992-1025 Boleslaw I. der Tapfere

992 Mieszko I. teilte sein Reich in altslawischer Tradition unter seinen Söhnen Boleslaw (aus der Ehe mit Dubrava) und Swietopelk, Lambert, Mieszko (jun.) aus der Ehe mit Oda auf. Boleslaw (als Ältester) fühlt sich jedoch um sein Erbe übergangen,und brach mit dem Willen des Vaters, indem er, sicherlich unterstützt durch eine starke Gruppe einflussreicher Magnaten, seine deutsche Stiefmutter wie auch seine Halbbrüder in das Heilige Römische Reich vertrieb. Die Reichseinheit wurde wiederhergestellt. Boleslaw schloß an die Politik seines Vaters "Bündnis mit dem Reich" als Tributpflichtiger (keine Lehnspflicht) an und unterstützte 995 den für volljährig erklärten Kaiser Otto III., bei der Verteidigung des christlichen Glaubens - Gemeinsames Vorgehen im Kampf gegen die heidnischen Elbslawen, Quedlindburger Absprache von 991 -, die jedoch weitesgehend erfolglos blieb. Die Feldzüge scheiterten am hartnäckigen Widerstand des "Wieleten -Bundes". Die Deutschen konnten die Kontrolle über die Nordmark, die sie 983 verloren hatten, nicht zurückgewinnen. Bis ins 12. Jahrhundert hielten sich dort einheimische slawische Fürsten an der Macht, die zum Teil von den polnischen Piasten unterworfen wurden. Der östliche Teil der Nordmark (Brandenburg) blieb bis ins 12. Jahrhundert unter polnischem Einfluß, der sein Zentrum in der Region um Lebus hatte.

Polens erste Hauptstadt -Gnesen-

997 Im Rahmen der Christianisierung der baltisch-pruzzischen Stämme an der Ostsee, kam der später heilig gesprochene heilige Adalbert nach Polen, von wo er mit polnischer Unterstützung in das Pruzzenland gelangte. Dort wurde er jedoch bei Fischhausen ermordert, da er die unerlaubten heiligen Haine betrat. Durch diesen anmaßenden Akt des Geistlichen und weil die Pruzzen wußten, dass Herzog Boleslaw auf Absicherung seiner Grenzen im Norden abzielte, wurde er gefangengenommen und hingerichtet. Boleslaw löste den Leichnam des Verstorbenen gegen Gold in Höhe Adalberts Gewicht aus und setzte diesen in der Kathedrale zu Gnesen bei, der aber schon 1038, nach dem polnisch-böhmischen Krieg, Richtung Prag entwendet wurde. Der Märtyrertod Adalberts rief im restlichen Europa hohe Bestürzung hervor, so wurde er bereits 999 von Papst Silvester II. heilig gesprochen. Dieses Faktum forcierte das Bestreben des polanischen Herzogs um die Errichtung einer unabhängigen, polanischen Kirchenprovinz in Rom ungemein, sodass schließlich Kaiser Otto III. und Papst Silvester II. diesem Wunsch entsprachen.

1000 Ein europäischer Kaiser und ein König ohne Krone - Der Staatsakt zu Gnesen -

Kaiser Otto III. erhebt Herzog Boleslaw in den Stand der Könige

Im Jahre 1000 pilgerte der römisch-deutsche Kaiser Otto III., zu dem Boleslaw ein freundschaftliches Verhältnis hatte, an das Grab seines Freundes und Märtyrers Adalbert in Gnesen, um als Staatsakt sein Reichskonzept von der »Renovatio Imperii Romanorum« zu verkünden. Ein Konzept, indem Polen, als Slawenland, eine gleichrangige Stütze am Gebäude des "Imperiums" war, genauso wie Gallia oder Germania.

Der junge Kaiser wollte unter Einbindung der inzwischen christianisierten Völker des Ostens, ein neues christliches Weltreich unter der Führung des Kaisers als weltlichen Oberhaupts der Christenheit über Königtümer wieder erstehen lassen. Dabei sollte Polen ein führender Platz innerhalb der "Sclavinia" zukommen. Otto begünstigte die Konsolidierung und Machtausweitung der Piasten gegenüber den tschechischen Premysliden, die mit ihren traditionellen Bindungen an die heidnischen Lutizen und ihrer Feindschaft gegenüber den Slavnikiden, deren berühmtestes Familienmitglied sein Freund und Märtyrer Adalbert war, mit den Interessen des Heiligen Römischen Reiches weit weniger in Einklang standen.

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Kaiser Otto III. pilgerte nach Polen

Es wurden für die slawischen Provinzen das Erzbistum Gnesen errichtet, mit Adalberts Bruder Gaudentius (Radim) als erstem Erzbischof von Gnesen, dem die neugegründeten Bistümer Kolberg (Pommern), Krakau (Kleinpolen) und Breslau (Schlesien) unterstanden. Die Rolle des alten Missionsbistums Posen war umstritten. Entweder war es unter Unger noch bis 1012 direkt dem Papst unterstellt oder seit dem Tod von Jordan und seinem direkten Nachfolger bereits unter der Kontrolle des Erzbistums Magdeburg. Die Errichtung einer unabhängigen Kirchenprovinz war ein erster Grundpfeiler der Emanzipation Polens vom Heiligen Römischen Reich. Während dieses Besuches erkannte Otto III. offiziell die Souveränität des piastisch-polnischen Herrschers an (keine Tributflicht mehr, die seit 963 bestand).

Boleslaw soll von Otto in Gnesen in den Stand der Könige erhoben worden sein, dieses ist jedoch umstritten. Es gibt jedoch deutliche Hinweise darauf, die die Königsthese, stützen. Otto III. vergab nämlich an Boleslaw das Recht neue Bischöfe in "Amt und Würde" einzusetzen. Laut dem Dekret von Papst Johannes X. 921 war dies in damaliger Zeit nur den Königen vorbehalten. Boleslaw wurde zum "Bruder des Kaisers und Helfer im Reich" ernannt (Frater et Cooperator Imperii). In der Adelshierarchie benannten sich nur Könige und Kaiser untereinander als "Brüder" im Vergleich zur nächst niedrigen Stufe der "Söhne" also der Fürsten. Um diese Aufwertung symbolisch zu untermauern, legte er ihm sein kaiserliches Diadem aufs Haupt und händigte eine Kopie der Heiligen Lanze des Mauritius aus.

Polen und Europa um das Jahr 1000

Um jedoch die Königszeromonie zu vollenden, fehlte ihm noch die Erlaubnis des Papstes. Der frühe Tod von Otto III. und der vehemente politische Widerstand des neuen deutschen Königs und späteren römisch-deutschen Kaisers Heinrich II. gegen jegliche Bestreben des polnischen Herrschers, die Königstitulatur nicht nur de facto, sondern auch de jure (Papstsegen) zu tragen, wurden für fast 2 Jahrzehnte unterbunden.

Der frühe Tod des Visionärs einer "mittelalterlichen EU", Ottos III. im Jahre 1002 und die Thronbesteigung des Realpolitikers Heinrich II., mit engen Verbindungen zu den Böhmen (Przemysliden), der dem Polenkönig nicht wohlgesonnen war - es entstand eine regelrechte Intimfeindschaft zwischen den Beiden -, änderte die Beziehungen des Königreich Polen zum Heiligen Römischen Reich um 180°, die die nächsten 20 Jahre in Ostmitteleuropa grundlegend verändern sollten. Boleslaw trat in Opposition zum Reich, wo er nun mehr seine eigene politische Ziele zu verwirklichen suchte, nämlich den gesamten zentral-europäischen Becken, der damals mehrheitlich von Slawen (Böhmen, Lutizen, Obodriten, Sorben) bewohnt war, in einem christlichen Großwestslawischen Reich zu vereinigen. Der polnische "Drang nach Westen" und der deutsche "Drang nach Osten" fanden Ihren Höhepunkt in einem mehrjährigen Zerreibungskrieg Polens mit dem römisch-deutschen Kaiser, indem fast jedes Mittel den Zweck heiligte.

1002-1018 Krieg Polens gegen das Heilige Römische Reich

Bolesław I. (Portrait von Jan Matejko)

Sein Reich war durch seine Politik und die seines Vaters Mieszko I. im Innern insoweit gefestigt, dass dem Reich nicht nur ein ebenbürtiger Konkurrent im Osten erwuchs, sondern ein, der völlig konträr zur deutschen Ostpolitik stand. Er hatte starke Verbündete sowohl im Innern des Reiches (innerdeutsche Opposition Heinrichs II.), wie auch im Ausland, in Dänemark herrschte sein Neffe, Knut der Große, der Sohn seiner leiblichen Schwester Swietoslawa.

Der erste "polnisch-deutsche" Krieg der Geschichte (Es war kein Krieg von Nationen, sondern von Dynastien, die jeweils ihre Truppen aus unterschiedlichen Ethnien rekrutierten.) fand in mehreren Phasen statt und begann mit der Besetzung der deutschen Ostmarken Lausitz und Meißen durch die Truppen des polnischen Königs, hier übte sicherlich auch seine dritte Ehefrau Emnilda, die aus einem sorbischen Fürstengeschlecht entstamm, einen gewissen Einfluß auf ihren Ehemann aus (Boleslaw ist bis heute Nationalheld der Sorben). Den politischen Grund für die Besetzung lieferte jedoch die Ermordung seines deutschen Freundes und Verbündeten im Reich des Markgrafen Ekkehard I. von Meißen (die Piasten schlossen mit den Ekkehardinern sehr früh familiäre Banden).

1002 traf sich Boleslaw mit Heinrich II. (HRR) . und anderen deutschen Fürsten in Merseburg (Heinrichs Wahl zum deutschen König), auf dem Weg Richtung Heimat wurde er jedoch von einem deutschen Aufgebot überfallen, sodass er knapp dem Tod entging. Es ist umstritten, ob es mit Einverständnis König Heinrichs geschah. Durch diesen Vorfall kam es dann definitiv zum Bruch zwischen den beiden Herrschern.

1003-1004 Besetzung Böhmens

Boleslaw nutzte die Thronwirren in Böhmen aus und marschierte in die tschechische Hauptstadt Prag ein. Er erklärte sich dort selbst zum Herzog der Böhmen. Dieses Vorgehen begründete er mit seiner przemyslidischer Abstammung. König Heinrich II., vor nackte Tatsachen gestellt, akzeptierte dieses, aus seiner Sicht, dreiste Vorgehen nur unter einer Bedingung, dass Boleslaw das Böhmenland als kaiserlich-königliches Lehen aus Heinrichs Hand entgegennehmen sollte, denn das Böhmenland war vor Boleslaws Landnahme Lehen des deutschen Kaisers. Boleslaw weigerte sich, als König - und somit als Souverän- (er bestand unnachgiebig auf die in Gnesen getroffene Absprachen mit dem Reich) einem Kaiser den Lehnseid auch nur für ein Teilen seines Reiches (und dieses hatte mit der Besetzung Böhmens schon riesige Ausmasse angenommen, Polens Einfluß erstreckte sich damals über große Teile des heutigen Mittelosteuropa (Brandenburg, Sachsen, Böhmen, Mähren, Slowakei u.a.) und so erklärte Heinrich II. ihm 1004 den Krieg.

Der "aktive" Krieg zog sich mit kurzen Pausen über mehrere Jahrzehnte hin, 1004 maschierte der deutsche König in Prag ein und vertrieb Boleslaw von dort. Mit böhmischer Hilfe (Herzog Jaromir von Böhmen) zog er dann gen Norden und da er ihn selbst mit böhmischer Hilfe miltärisch nicht greifen konnte, ließ er nun mehr alle Hemmungen fallen, und verbündete sich sogar mit den heidnischen Lutizen, was im Reich nicht nur einem Skandal gleichkam, sondern auch mit offener Auflehnung gegen den Kaiser und Unterstützung für Boleslaw aufgenommen wurde. Gerade bei den Sachsen (Heimatgebiet Ottos III.) fand er eine politische Stütze im Kampf gegen Heinrich II. den Bayern. Zeitweilig suchte der deutsche Souverän militärische Unterstützung bei den Russen und Ungarn nach (Jaroslaw von Kiew und Stephan I. von Ungarn), gegen den widerspenstigen Polen, doch am Ende half alles nichts.

1018 Friede von Bautzen
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Kaiser Heinrich II. kämpfte jahrelang erfolglos gegen Boleslaw I.

Die Lage zwischen der Elbe/Saale und Oder wurde immer prekärer und chaotischer, das Land blutete regelrecht aus. Keine Seite konnte für sich einen entscheidenden "Punktsieg" erkämpfen. Am Ende obsiegte die Einsicht, die Waffen ruhen zu lassen. Es wurde eine Friedenvertrag in der ostmärkischen Ortschaft Bautzen geschlossen, der in die Geschichte als Frieden von Bautzen einging.

Die in Gnesen getroffene Absprache zw. Polen und dem Reich wurde widerwillig von Heinrich bestätigt, auch verlangte Boleslaw vom deutschen Kaiser militärische Unterstützung für seinen lang geplanten Zug nach Kiew (gegen Jaroslaw von Kiew), die er auch ohne weiteres bekam. Er konnte dem Kaiser zwar die Mark Meißen nicht absprechen, jedoch behielt er seine Erwerbungen im Westen das Milzener Land und die Mark Lausitz lehnsfrei, die dann auch bis 1031 bei Polen blieben.

Für Boleslaw Chrobry führte dieser Krieg zu einem Substanzverlust des Landes. Für den Rest seines Lebens leistete Boleslaw allen Rechtsnachfolgern Ottos III., wegen ihrer anmaßenden Haltung des Hochmuts und Überheblichkeit, Widerstand. In der Nordmark (Brandenburg) unterwarf er die slawischen Stämme und legte in Berlin-Köpenick eine Burg auf der heutigen Schlossinsel an. Für fast 120 Jahre, bis Mitte des 12. Jahrhundert, war Köpenick der Sitz eines piastischen Vasalls.

Als Dreingabe bekam sein Sohn Mieszko II. eine im Reich angesehene Prinzessin aus dem deutschen Hochadel zur Frau. Es war die Nichte Kaiser Ottos III., Rycheza von Polen, über ihren Vater Ezzo, den Pfalzgrafen von Lothringen, vereinte sie durch ihre Person das ottonisch-karolingische Erbe. Es ist wohl als ein Zeichen zu werten, dass Heinrich nicht nur des mittelalterlichen Stellungskrieges leid, sondern dass er sich bei der Person Boleslaw Chrobrys auf breiter Front schlicht verspekuliert hatte. Am Ende war er als Kaiser zu jeder politischen Konzession gegenüber dem polnischen Souverän bereit.

1018 Kiewer Expedition

Nun mehr richtete sich der polnische Blick gen Osten. Sein Schwiegersohn, der Kiewer Großfürst Swietopelk, wurde von seinem Bruder Jaroslaw gestürzt und suchte bei Boleslaw Hilfe bei der Zurückerlangung der Macht im Reich der Rus. Er entsprach diesem Hilfegesuch und maschierte, durch deutsch-ungarische Kontingente verstärkt, 1018 Richtung Kiew, die damals zu einer der reichsten und mächtigsten Städte der Welt gehörte. Er nahm die Hauptstadt der Kiewer Rus ein, (Jaroslaw konnte knapp mit seinem Leben entkommen und zog sich nach Nowgorod zurück), und setzte Swietopelk als seinen Vasallen auf dem Kiewer Thron ein. Auf dem Rückweg nach Gnesen, erwarb er die Tscherwenischen Burgen, die 981 Polen verloren gingen, zurück.

1025 Gründung des Kgr. Polen

Polen um 1025

1024 verstarb sein ärgster Widersacher, der römisch-deutsche Herrscher Heinrich II., der das boleslawische Reich bloß als eine seiner vielen slawischen Ostmarken ansah, die sich einem germanischen Kaiser unterzuordnen haben. Diese Weltsicht war in damaliger Zeit durchaus legitim -Christliches Weltbild von Kaiser und Gott: Alles was nicht den Titel König trug (Heinrich II. erkannte die Erhebung Boleslaws während des Akts zu Gnesen in den Stand der Könige nicht an, und opponierte gegen diese Bestrebungen), hatte sich unterzuordnen. Nun stand nichts mehr im Wege, sich seine Krönung des Jahres 1000 nicht nur de facto, sondern auch de jure durch kirchliche Bestätigung zu holen. Das deutsche Interregnum ausnutzend, setzte er sich 1025 nunmehr ein zweites Mal die Krone aufs Haupt, wodurch er auch rechtlich der erste König von Polen wurde, was jedoch beim deutschen Hochadel im Reich einem Affront gleich kam -siehe hierzu die einseitig, negativen Kritiken der vielen deutschen Chronisten, wie zum Beispiel die eines Thietmar von Merseburg. Die Krönung zum König war ein Zeichen der Unteilbarkeit Polens, welches 1025 offiziell und staatsrechtlich ein Königreich wurde und somit ein souveräner, gleichrangiger Staat, was den nachfolgenden, deutschen Herrschern stets ein Dorn im Auge sein sollte.

Boleslaw förderte den christlichen Glauben in Polen, wissend, dass der Papst im 11. Jahrhundert einer der bedeutendsten machtpolitischen Konkurrenten des deutschen Kaisers war. Es entstanden viele Kirchen, die Boleslaw ohne gesonderte Kennzeichnung über die laufenden Steuereinnahmen finanzierte, im Gegensatz zu Deutschland, wo "der Zehnte" zur Kirchenfinanzierung erhoben wurde. Durch die erfolgreiche Gründung einer unabhängigen polnischen Kirchenprovinz mit dem Erzbistum Gnesen und seiner Krönung zum ersten polnischen König begründete er die polnische Emanzipation vom Heiligen Römischen Reich. Er war auch der Begründer der polnischen Kastellanverfassungsordnung. Die Abkehr von der Universalidee Kaiser Ottos III. und sein politisches Gespür beim Durchsetzen seiner eigener Ziele, verhalfen ihm aus dem kleinen westslawischen Stamm der Polanen innerhalb weniger Jahrzehnte eine Großmacht in Osteuropa zu etablieren, deren Interessensphäre von der Elbe bis tief in die Lande der Rus reichte. Er ging in die Geschichte Polens als eine der größten Persönlichkeiten ein und bleibt dort bis heute auch als "der Große" genannt, unvergessen. Er liegt neben seinem Vater Mieszko I. in der Kathedrale Posen begraben.

Staatskrise und ein Neubeginn

1025-1034 Mieszko II. Lambert

Der Verlust der Krone und die Wiederherstellung der Einheit

1025 Nach dem Tod Boleslaws übernahm sein für damalige Zeit äußerst gebildeter Sohn Mieszko II. Lambert (er beherrschte neben seiner Muttersprache Polnisch, auch Latein und Griechisch) die Exekutive und erhob sich und seine deutsche Frau Richeza in den Stand der Könige, um die Unabhängigkeit des Vaters und natürlich die seine vor der Lehnsherrschaft der römisch-deutschen Kaiser zu sichern. Jedoch gelang es ihm nicht, die von seinem Vater eroberten Gebiete lange zu halten. Nach nur fünf Jahren der Herrschaft begann sein Reich bedingt durch innere Unruhen (Kriege, Aufbau der jungen Monarchie und Kirche, die riesige Kosten verusachten, und nun mehr dem einfachen Volk auferlegt wurden) und von außen erzeugte Instabilitäten (ins Ausland geflüchtete Brüder Mieszkos II., Otto und Bezprym, die mit dem Willen des Vaters Boleslaw brachen) zu erodieren.

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schneller Machtverfall unter König Mieszko II. (Portrait von Jan Matejko)

1028-1030 Kriegszüge Mieszkos

In väterlicher Tradition unternahm der neue Herrscher Kriegszüge gegen östliche Teile des Heiligen Römischen Reiches, es waren vor allem Thüringen und das Herzogtum Sachsen (Einnahme von Hamburg). Da Mieszko II. ein innenpolitischer Gegner des neuen Kaisers Konrad II. war, schloss er an die Politik seines Vaters an, wodurch er sich im Ausland (Deutsches Reich, Reich der Kiewer Rus, Böhmen) eine Menge Feinde gemacht hatte. Blind vor drohendem Unheil einserseits, und mangelnder Führungsstärke andererseits, übersah er den schon unter Boleslaw beginnenden Substanzverlust im Innern des Staates, sowie die geographische Überdehnung, völlig.

1029 1. Kriegszug Konrads II.

gegen Mieszko II. brachte keinen Erfolg, jedoch gingen um 1030 Mähren an Böhmen ( Herzog Udalrich) und die Slowakei an Ungarn verloren (König Stephan I.). Mieszkos II. Brüder, Bezprym und Otto sahen für sich die Zeit gekommen, und suchten bei den Regenten der Nachbarvölker um Unterstützung zur Erlangung der Exekutive in Polen.

1031 2. Kriegszug Konrads II.

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Rycheza, Königin von Polen (Portrait von Jan Matejko)

gegen Mieszko II. Kriegsziel war das Milzener Land und die Lausitz. Mieszko kapitulierte und gab die Lausitz zurück ans Reich. Im gleichen Jahr griff Jaroslaw von Kiew Polen vom Osten an, und besetzte die Tscherwenischen Burgen (Ruthenien), die er sogleich wieder an sein Reich anschloß. Mit Bezpryms auftauchen, der mit Jaroslaw gemeinsam Polen vom Osten her angriff, kam es im Innern zu Aufständen. Mieszko war nicht mehr Herr der Lage und floh nach Böhmen. Bezprym machte sich daraufhin zum Herrscher von Polen. Königin Richeza floh (für immer) mit den Königsinsignien (Bezprym verzichtete auf den Königstitel) und ihrem Sohn Kasimir in ihre deutsche Heimat, wohl im Rahmen einer heidnisch-antideutschen Reaktion. Als Kognaten des deutschen Hochadels fanden die Piasten freundliche Aufnahme im Reich. Für einige Jahre sollten nun die ezzonischen Güter an der Saale zum Sammelpunkt Piasten treuer Polen werden, die eine Rückkehr Kasimirs erhofften. Richeza trug zeitlebens den Titel einer polnischen Königin (Regina Poloniae), was ihrem Mann Mieszko auf Druck des Kaiseres verwehrt wurde. Ottonisch-karolingischen Geblüts wurde sie nicht nur zur Stammutter vieler polnischer Könige, sondern auch die der Großfürsten der Rus und Ungarns.

1031-1034 -Bezprym und Mieszko II.-

Bezpryms Herrschaft dauerte nicht lange. Es kam zu einem Aufstand gegen den neuen, verhassten Herrscher, kurz darauf wurde Bezprym 1032 ermordet. Der Tod Bezpryms öffnete für Mieszko die Rückkehr in die Heimat. Er verständigte sich mit seinem jüngeren Bruder Otto und kam aus Böhmen nach Polen zurück. Die Rückkehr des geschassten Königs in die Heimat, rief beim deutschen Kaiser Beunruhigung hervor. Nun rüstete das Reich für einen dritten Kriegszug gegen Polen. Mieszko kam diesem zuvor und durch diplomatische Verhandlungen kam es in Merseburg zu einer einvernehmlichen Einigung. Mieszko verzichtete auf Druck des Kaisers auf die Königskrone, und musste sein Reich und Macht mit seinem Bruder Otto und einem gewissen Dietrich (ein Verwandter von Oda von Haldensleben) teilen. 1033 verstarb bereits Mieszkos Bruder Otto, Dietrich verlor aus nicht bekannten Gründen seinen ihm zugewiesenen polnischen Machtbereich und so konnte Mieszko noch kurz vor seinem Tod die Hauptprovinzen Polens an seine Exekutive binden. Die boleslawischen Erwerbungen sowohl im Osten, wie auch im Westen waren jedoch verloren. Polen beschränkte sich auf die Hauptprovinzen Groß-/Kleinpolen, Masowien, Pommern, Pommerellen und Schlesien und entsprach um 1034 somit ungefähr den heutigen Grenzen. Mit dem Verzicht auf die Königswürde stand Polen ab 1033 für Jahrzehnte wieder in formeller Abhängigkeit zu römisch-deutschen Kaisern.

1034-1058 Kasimir I. der Erneuerer

Die Zeit der Usurpation und Aufstände

Kasimir I. setzte sich um 1040 endgültig in Polen durch (Portrait von Jan Matejko)

1034 ging die Exekutive auf seinen Sohn Kasimir über, der aus der Heimat seiner deutschen Mutter kommend, die Gewalt im Staate übernahm. Er hielt sich jedoch nicht lange an der Macht, und musste bereits 1037, auf Druck der Opposition, Polen Richtung Ungarn verlassen. Von 1037 bis 1039 fand ein Auflösungsprozess des polnischen Staates statt. Es kam vor allem in Großpolen (Posen) zu Aufständen gegen die Kirche und das Magnatentum, die eigentlichen Profiteure des sozio-politischen Umbruchs der ersten Piasten (die Einführung eines des "Zehnten" ähnlichen Systems für die Kirche und den Adel - die Bauern waren bis dato frei -), Verbunden war das ganze mit einem starken Rückfall ins Heidentum. Einzelne Regionen verselbständigten sich, zum Beispiel Masowien und Pommern.

Die chaotischen Zustände blieben beim böhmischen Nachbarn nicht unbemerkt, so rüstete 1038 Herzog Břetislav I. gegen Polen. Da es zu diesem Zeitpunkt keine reale Exekutive noch Widerstand mehr gab, war das Land schutzlos den Böhmen ausgeliefert. Großpolen mit Posen und Gnesen wurden geplündert und vernichtet, die Heiligenreliquien Adelberts und seines Bruders Radims nach Prag entwendet (mit dem Ziel bei dem Papst die Gründung eines eigenen Erzbistum zu erwirken, was jedoch scheiterte), auf dem Rückweg nach Prag, annektierte der böhmische Herzog Schlesien. Hinzu kamen noch Plünderungszüge der heidnischen Pruzzen und Pommern. Zusammengefasst: Es herrschte schlicht das Chaos. Wer konnte floh über die Weichsel nach Masowien oder Kleinpolen, die vor dem Chaos weitesgehend unbeheligt geblieben waren. Nach dem Böhmenraubzug gab es weder eine weltliche noch geistliche Autorität im Lande.

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Polen um 1058 gegen Ende der Regierungszeit (Kasimir I.)

Der neue Kaiser im Reich, Heinrich III., befürchtete nun ein politisches Erstarken Böhmens unter Břetislav I. und durch den Einfluß seiner Deutschen Mutter Rycheza und seines Onkels des Kölner Erzbischofs Hermann II., erteilte er 1039 auf Gesuch des jungen Herzogs Kasimir, nachdem dieser zuerst sein Vasall wurde, ihm daraufhin militärische Hilfe. Mit dieser gelangte der Herzog in den Besitz Großpolens (Posen-Gnesen) und um 1041 Kleinpolens (Krakau) zurück. Sogleich machte er Krakau zur neuen Hauptstadt Polens, da Großpolen durch die vielen Aufstände und den böhmisch-polnischen Krieg zu verwüstet waren.

1041 zwang der Kaiser den böhmischen Herrscher zum Verzicht auf Ansprüche gegenüber Polen, gab jedoch Schlesien nicht an Polen zurück. Um die Grenze im Osten abzusichern, schloß Kasimir 1041 ein Bündnis mit Jaroslaw von Kiew und heiratete wenig später seine Schwester, Fürstin Dobroniega-Maria. Jaroslaw gewährte ihm daraufhin militärische Hilfe bei der Rückeroberung Masowiens und Pommerellens mit Danzig 1047.

Vor seinem Tod 1058, erwarb er um 1046, gegen den Willen des Kaisers, Schlesien (Restauration des Bischofssitzes in Breslau ) von den Böhmen zurück, sodass die natürliche Grenze Polens zurückerkämpft wurden. Erst nachdem Břetislav I. 1053-55 die bayrische Rebellion unterstützte, und hierdurch in Ungande beim Kaiser fiel, musste er auf Drängen des deutschen Souveräns 1054 in Quedlinburg auf Schlesien endgültig verzichten, gegen jährliche Tributzahlungen aus Polen, was zum Anlaß für weitere böhmisch-polnische Auseinandersetzungen wurde. Durch diesen klugen Schachzug wurden die beiden, gleichstarken slawischen Staaten für Jahrzehnte politisch-militärisch geschwächt und konnten hierdurch keine eigene imperiale Dynamik entwickeln, die sich zur einer Gefahr für das Heiliges Römisches Reich hätte entwickeln können.

Kasimir brachte Polen aus dem Chaos in die Ordnung hinein und erneuerte die piastisch-königlichen Institutionen, sowie die römisch-katholische Kirche. Der Versuch, auch das Erzbistum Gnesen zu erneuern, scheiterte vorerst, und oblag nun mehr seinem direkten Nachfolger. Kasimir hatte auch als Herzog von Polen die Verbindung zum Westen nie abreißen lassen. Unter seinen mannigfachen Benediktinergründungen in Polen befindet sich das Kloster auf dem Berge Tyniec bei Krakau, in das er Mönche von Köln berufen hatte. Diese Verbindung ist bis zum heutigen Tage erhalten geblieben. Das Krakauer Domkapitel trägt noch heute die drei Kronen Kölns im Wappen.

Obwohl er historisch stets im Schatten seiner erfolgreichen Vor- und Nachfahren stand (zu Unrecht), verzichteten die nachfolgenden Piasten-Herrscher auf große imperiale Politik. Formell die Lehnsherrschaft der römisch-deutscher Kaiser anerkennend, versuchten sie ihre Quasi-Unabhängigkeit mit kluger Politik zw. Böhmen, HRR und dem Reich der Kiewer Rus zu behaupten. Im Amt des Herzogs folgte ihm sein ältester Sohn, der spätere König Boleslaw der Kühne.

1058-1079 Boleslaw der Kühne

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Boleslaw II. Kämpfte erfolgreich gegen den Kaiser und das Reich der Kiewer Rus (Portrait von Jan Matejko)

stand im Kampf zwischen Kaisertum und Papstum wegen der gegen ihn gerichteten Koalition (Heinrich IV., Kiewer Rus, Böhmen) auf der Seite des Papstes Gregors VII. Er wurde 1076 zum König gekrönt. Polen hatte seit 1032 in männlicher Linie wieder einen König (in weiblicher bis 1063 Richeza von Polen). Er wurde aber kurz darauf, aufgrund des Mordes an dem Krakauer Bischof, vom geistlichen und weltlichen Adel zur Abdankung gezwungen und ging ins ungarische Exil. In der Exekutive folgte ihm sein jüngerer Bruder Wladyslaw I. Herman.

1079-1102 Wladsylaw Herman

verzichtete ganz auf die Königswürde, und versuchte mit einer Neutralitätspolitik (Heirat mit einer böhmischen, dann mit einer deutschen Prinzessin) gegenüber dem Reich, wie auch Böhmen zu agieren. Nach seinem Tod, wurde das Land zwischen seinen zwei Söhnen Zbigniew und Boleslaw geteilt.

1102-1138 Boleslaw III. Schiefmund

Neue Machtentfaltung unter Boleslaw III. (Portrait von Jan Matejko)

Boleslaw gelang es seinen Halbbruder zu unterwerfen, sodass Polen bereits nach wenigen Jahren 1108 geeinigt war.

1109 wurde ein Invasionsversuch Kaisers Heinrich V., der mit der Vertreibung Zbigniews nicht einverstanden war, erfolgreich abgeschmettert.

Unter Boleslaw III. entwickelte Polen eine neue Machtentfaltung durch die Unterwerfung der heidnischen Pommern 1121, die er von Otto von Bamberg christianisieren ließ. Damit wurde der letzte autonome pommersch-lechitisch-slawische Stamm endgültig an die polanisch-lechitische Exekutive in Krakau gebunden. In Ottos Geleit kamen unter anderem die ersten deutschen Siedler als Mönche nach Pommern.

Auch dehnte Boleslaw III. seinen Einflußbereich bis in das heutige Brandenburg hinein (Gründung eines polnischen Bistums in Lebus), womit Brandenburg bis 1424 kirchlich mit dem polnischen Erzbistum Gnesen verbunden war.

Da er viele männliche Nachkommen hatte, und er Kämpfe unter seinen Söhnen vermeiden wollte, wie damals die seinen mit Zbigniew, teilte er sein Reich -nach slawischem Brauch- unter seinen Söhnen auf, indem nur der älteste das Land nach außen repräsentieren sollte -Senioratsprinzip-. 1138 war es soweit, der Älteste Vorsteher des Piastengeschlechts, sollte als Seniorherzog Kleinpolen mit der Haupt- und Krönungsstadt Krakau, die übrigen Mitglieder der Familie als Juniorherzöge in den ihnen zugewiesenen Gebieten herrschen.

Es kam 1146 bereits zum Bruch und Boleslaws Ältester, Wladyslaw II., wurde mit Hilfe des Adels von seinen Bürdern aus Polen vertrieben. Die erhoffte Stärkung der Einheit blieb aus, vielmehr entstanden in den nächsten 150 Jahren ständige Kämpfe um Macht und um die Exekutive in Krakau. Polen zerbrach in eine Unmenge, zeitweilig sich einander bekriegender, piastischer Herzogstümer, wodurch die politische Stellung und Autorität Polens in Europa des 13. Jahrhunderts extrem geschwächt wurde.

Die Idee der polnischen Einheit lebte weiter in der einheitlichen Kirchenorganisation und der Tradition der großen Adelsgeschlechter.

Verlust der Einheit

1138-1295 Partikularismus

Polen zur Zeit des Partikularismus im 12./13.Jahrhundert

Während dieser Periode gab es mehrmalige Versuche das zersplitterte Reich zu einigen, denn es kam nicht nur außenpolitisch (Druck auf die piastisch-polnischen Grenzen, durch Böhmen, Deutschen Orden, Mark Brandenburg), sondern auch sozio-ökonomisch (deutsche Ostkolonisation, Hanse, Einführung neuer Agrartechniken, Gründung von Handelsstädten nach Lübecker oder Magdeburger Stadtrecht etc.) zu großen Umwälzungen, die die Geschichte dieser Region maßgebend bis 1945 bestimmen sollten.

Der Verlust der staatlichen Einheit in Polen forcierte die deutsche Ostkolonisationbewegung ungemein. Nachdem der slawische Obodriten- und Wieletenbund während des Wendenkreuzzuges 1147, und der sächsich-dänischen Invasion 1160 nach fast 200 Jahren Widerstand der militärischen Übermacht nun mehr ganz unterlag, verlagerte sich die Grenze zwischen dem Reich und Polen ungefähr an die heutige Oder-Neiße-Linie.

Im Süden der ehemaligen Nordmark übernahm Albrecht der Bär um 1150 die Herrschaft über die neugegründete Mark Brandenburg. Aus dieser Mark entwickelte sich viele Jahrhunderte später Polens Erzfeind -Preußen-. In Mecklenburg unterwarf sich der Obodritenfürst Pribislaw Heinrich dem Löwen, wurde Christ und konnte wenig später die Macht aus seinen Händen zu Lehen entgegennehmen. Mit diesem Seitenwechsel konnte er nicht nur das Überleben seiner Dynastie sichern, sondern auch den Grundstein für die Entstehung des Fürstentums Mecklenburg legen, das bis 1918 von einem Fürstenhaus beherrscht wurde, dessen Urahn der besagte Slawenherrscher war (Mitglieder des ursprünglich slawischen Fürstenhauses sind noch heute bekannte und erfolgreiche Geschäftsleute, wie Rechtsanwalt Dr. Graf von Schwerin in Düsseldorf). Seine slawischen Untertanen, wie auch er selbst und seine Nachfahren, gaben mit der Zeit im Zuge der deutschen Ostsiedlung (Einwanderung deutscher Siedler, deutscher Klerus, Einführung der Dreifelderwirtschaft, Anlage von Städten mit neuer Infrastruktur) jegliche kulturelle slawisch-obodritische Eigenart auf und wurden Teil der deutschen Bevölkerung. Ebenso erging es den slawischen Stämmen in der Mark Brandenburg, mangels eigener christlichen Kirchenarchitektur einerseits (große Teile der Wenden hingen selbst noch im 12. Jahrhundert dem Heidentum an) und einer starken wendischen Exekutive andererseits.

Auch die slawische Schutzmacht Polen konnte den Untergang der brandenburgischen Slawen nicht verhindern, da sie selbst nach 1138 in bürgerkriegsähnliche Zustände verfiel und im Rahmen der deutschen Ostkolonisation (Sympathieträger der deutschen Fürsten im teilgermanisierten Polen -gemeinsame deutsche Sprache-) und der Mongoleninvasion von 1241 derart geschwächt wurde, um bereits 100 Jahre später, gleich den Polaben, durch die deutschen Landesherren derart marginalisiert zu werden, dass ein freier polnischer Staat, wie auch eine freie polnische Nation de facto auf der Kippe standen.

Diese Kolonisation machte auch vor der Oder-Neiße-Linie keinen Halt und sprang sogar auf die heute polnischen Gebiete über. Bereits zwischen 1200-1250 waren große Teile Schlesiens mit Deutschen und Flamen besiedelt, die durch die schlesische Linie der Piasten ins Land geholt wurden. Diese wurde somit seitens der piastisch-polanischen Obrigkeit nicht nur gefördert, sondern war auch politisch gewollt. Die piastischen Fürsten versprachen sich mehr Steuereinnahmen, wie auch wirtschaftliche Prosperität und Entwicklung. Der Preis der hierfür gezahlt werden mußte, betraf große Teile Schlesiens. Niederschlesien wurde Teil des deutschen Sprachraums und verlor mit der Zeit seinen slawischen Charakter. Auch öffneten sich einige schlesische Piasten freiwillig dem Deutschtum an, was die deutsche Ostkolonisation, und das Deutschtum an sich in Schlesien zusätzlich verstärkte und begünstigte, auch über die schlesischen Grenzen hinaus (deutscher Patriziat in polnischen Städten, Posen oder Krakau).

Ähnlich verlief es auch in Pommern (Region um Stettin), wo das einheimische, slawische Herrschergeschlecht der Greifen das Deutschtum förderte, jedoch verloren dabei, wie in Mecklenburg oder Brandenburg, Ihre einheimischen Untertanen die slawische Eigenart (die Kaschuben - ausgenommen), sie selbst aber, ganz anders als ihre adligen, slawischen Vettern die Großherzöge von Mecklenburg, die Ihre slawische Herkunft sehr schnell abstreiften, und in der Spitze jene gar verleugneten (Vandalen><Wenden-Abstammungslehre), um ja nicht "Undeutsch" zu gelten, waren sich ihrer eigenen lechitisch-slawischen Herkunft bis zum Ende stets bewußt, welche sie ehrten und ihr treublieben, siehe auch Bogislaw X. der Große oder Bogislaw XIV.. Nach 1250 setzte sie sogar über die Weichsel, wo sie im Rahmen der Politik des Deutschen Ritterordens die Autochtonen Pruzzen entweder germanisierte, nach Polen oder Litauen verdrängte oder bei Widerstand vernichtete (die Ur-Ostpreußen - Pruzzen - waren Balten, wie die Letten und Litauer heute). Im Zuge dieser "Kolonisation vom Westen" lösten sich ehemals piastische Gebiete nun mehr ganz vom Staatsverband.

1157 Intervention des Heiligen Römischen Reiches

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Kaiser Friedrich I. Barbarossa intervenierte militärisch in Polen

Der in das Reich geflohene Wladyslaw II. der Vertriebene , gewann die Gunst des Kaisers, welcher für ihn in Polen militärisch intervenierte. Friedrich Barbarossa zwang den polnischen Seniorherzog Boleslaw IV., zur Herausgabe Schlesiens an die Söhne des vertriebenen Herzogs, und machte ihn für einen Teil seines Reiches lehnspflichtig. Der Seniorherzog zögerte jedoch mit der Herausgabe der schlesischen Provinz und erst im Jahre 1163, unter der Drohung einer neuen kaiserlichen Intervention, händigte er Schlesien an die Söhne Wladyslaws, Boleslaw den Langen und Mieszko IV. Kreuzbein aus. Entstehung der schlesischen Linie der Piasten (siehe auch Schlesische_Piasten).

1164 Verlust Hinterpommerns

Das Land, das sich über die Beiden Seiten der Oder (mit Zentrum Stettin) ausbreitet, wurde anfang des 7. Jahrhunderts von den slawischen Pomoranen besiedelt.

Die Sprache der Pomoranen war lechitisch-slawischen Ursprungs (siehe auch Lechitische Sprachen ). Lechitischen Ursprungs waren auch die Sprachen der Polaben um Lüchow-Dannenberg (bis ins 18. Jahrhundert) sowie der Abodriten und Liutizen in Brandenburg und Mecklenburg (bis ins 16. Jahrhundert). Auch Polnisch und Kaschubisch gehören zu dieser Sprachfamilie.

Ab dem 10. Jahrhundert gerieten die Pomoranen in den Einflußbereich ihrer christlichen Nachbarn. Aus dem Westen drohten Ihnen die deutschen Landesfürsten (Sachsen ab ca. 918) und die ostmärkischen Markgrafen (Brandenburg ab ca. 1150) beide Teil des HRR, vom Norden her die Dänen (10.-13. Jahrhundert), und ab 970 aus dem Südosten die polnischen Piasten.

Die Pomoranen leisteten vehement Widerstand gegen Unterwerfungs- und Christianisierungsbestrebungen ihrer Nachbarn. 979 wurden sie jedoch durch die Piasten unterworfen. Die piastische Politik schürte pomoranische Stimmungen, vorallem gegen die eingesetzte Oberschicht aus Adel und Klerus. 1005 zwangen die Pomoranen einen durch Bolesław I. den Tapferen in Kolberg im Jahr 1000 eingesetzten Bischof zur Flucht. 1034-1039 als Polen im Chaos einer heidnischen Reaktion zu versinken begann, trieben sie nach einem Aufstand die piastischen Truppen aus dem Land. Ab 1040 (Kasimir der Erneuerer) unternahmen die Piasten einen neuen Versuch die slawischen Vettern in Pommern , unter den Schutz und die Botmäßigkeit der polnischen Krone zu zwingen. 1042 wurden sie der polnischen Krone tributpflichtig gemacht. Der erste historisch greifbare Fürst der Pommern, war ein gewisser Siemomysl (Zemuzil dux Bomeranorum). Im Jahre 1046 fand in Meißen ein Treffen zwischen Kasimir und Siemomysl, zwecks einer einvernehmlichen Lösung. Pommern wurde de facto unabhängig gegen die Zahlung eines jährlichen Tributs. 1091 wurde sogar Stettin von Wladyslaw I. Herman angegriffen und eingenommen, doch waren alle diese Erfolge eher oberflächlicher Natur (formelle Tributpflicht) und von keiner bleibender Dauer.

Erst unter Boleslaw III. Schiefmund, der drei Feldzüge ( 1116, 1119, 1121) gegen Pommern führte, konnten der politische Widerstand durch die Polen endgültig gebrochen werden, der die Pomoranen durch den Deutschen Otto von Bamberg christianisieren ließ, auch setzte der polnische Souverän einen Pommernfürsten aus der Greifen-Dynastie, Wartislaw I., als seinen Vasallen in Stettin ein, die sich bis zum Aussterben in männlicher Linie bis 1637 in Pommern behaupten konnte. 1121 - 1164 waren alle lechitisch-slawischen Stämme (außer den Obodriten und Lutizen in Brandenburg-Mecklenburg und den Polaben in Niedersachsen) in einer Exekutive vereinigt.

1135 durch die Erfolge des polnischen Fürsten in Mecklenburg-Vorpommern ermutigt, und um seinen Einfluß bei den Elbslawen fürchtend, zwang der Kaiser Lothar III. (HRR) den polnischen Herzog Boleslaw III. seine Lehnsherrschaft über Pommern anzuerkennen und gab dieses mit Rügen an Boleslaw als römisch-deutsches (kaiserliches) Lehen.

Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen, unterwarf zw. 1147-64 die Slawen in Mecklenburg und Pommern

Ab 1138 brach die Einheit des Piastenstaates und Polen verfiel für Jahrhunderte in Partikularismus und sich einander bekriegende piastische Fürstentümer. 1164 unterwarf Heinrich der Löwe die Pomoranen und wurde Lehnsherr Pommerns. 1181 musste sich dieser nach einem verlorenen "Reichskrieg" gegen Kaiser Friedrich Barbarossa, jenem unterwerfen. Er verlor seine Macht im Reich und alle seine slawischen Lehnsherrschaften und ging einige Jahre ins Exil nach England. Der pommersche Herzog Bogislaw I., von Dänen (Waldemar I.) bedrängt, und da er von der Schutzmacht Polen keine Hilfe erwarten konnte (1177 Treffen mit dem Seniorherzog Mieszko III. in Gnesen), stellte er sich 1181 unter den Schutz Kaiser Friedrichs I. als reichsunmittelbarer Herzog Pommerns. Pommern wurde Reichslehen, die pommerschen Herzöge in den Rang deutscher Reichsfürsten erhoben.

Die symbolische Aufwertung mit einem deutschen Adelstitel brachte den slawischen Herzögen zu dem Zeitpunkt weder viel Schutz, noch viel Gutes. Denn in den italienischen Wirren verstrickt, überließ der Kaiser seinen Lehnsmann seinem eigenen Schicksal. 1185 wurden der Pommernherzog durch den dänischen König unterworfen (Tribut und Lehnseid an König Knut VI. – dem König der Dänen und Slawen-). Nach dem Tod Königs Waldemars befahl Kaiser Friedrich Barbarossa den neuen Dänenkönig (Knuth VI.) zur Unterwerfung (Lehnseid), dieser weigerte sich. Darauf beauftragte der Kaiser seinen slawischen Vasallen, den Pommernherzog, die dem Kaiser zugefügte Kränkung an den Dänenkönig zu rächen. Bogislaw entsprach der Bitte, doch wurde er geschlagen und sein Land von den Dänen verwüstet und entvölkert. Vom seinen deutschen Lehnsherren im Stich gelassen, unterwarf sich Bogislaw den Dänen.

Bis zur Niederlage Dänemarks gegen die norddeutschen Fürsten 1227 (siehe auch Schlacht bei Bornhöved) war Pommern ein Teil des Kgr. Dänemark. Ab 1198 gewannen auch die Askanier aus der Mgf. Brandenburg enorm an Einfluß und verlangten ihren Anteil an Pommern und gehörten jahrhundertelang zu den größten Feinden eines freien Pommern (Lehnsanspruch ab 1198, der 1236/50 anerkannt wurde, später widerrufen). Der Verlust Pommerns für das piastische Polen war somit eine Verkettung unglücklicher Umstände, die den Pommern, durch den Widerstand ihrer eigenwilligen, kurzsichtigen Obrigkeit, letztendlich auch ihre eigene Identität kosten sollte, zumindest die des einfachen slawischen Volkes (siehe auch Slowinzen).

1182 Reichstag zu Lentschiza

Die Versammlung der polnischen Herzöge und Bischöfe in Lentschiza hob das Senioratsprinzip auf und verbriefte Vorrechte der Geistlichkeit. Die Einheit Polens wurde nicht erreicht, die Fürstentümer der Piasten bestanden weiterhin als (teil-)souveräne Gebilde nebeneinander.

Der erste polnische Reichstag (Sejm) in Lentschiza

1202 Aufgabe des Senioratsprinzips

fiel die Senioratsprovinz Kleinpolen (Krakau) an Leszek den Weißen, Sohn Kasimir des Gerechten und durch den Tod seines Onkels Mieszko des Alten endgültiger Zusammenbruch des Senioratsprinzips in Polen. Seit jener Zeit galt die Herrschaft über Krakau für die jeweiligen Piasten-Herzöge als Legitimation für Maßnahmen zur Vereinigung des Landes. In seiner Titulatur erhob Leszek als letzter Herzog Ansprüche auf die Oberhoheit in ganz Polen und versuchte ab 1217, diese auch in Pommerellen durchzusetzen. 1227 trafen sich polnische Fürsten, um sich gegen den Herzog Swantopolk von Pommerellen und Wladyslaw Odonic von Großpolen zu beraten, in Gasawa, wo Leszek bei einem plötzlichen Überfall des Swantopolk ermordet wurde.

1226 Konrad von Masowien und die Goldene Bulle von Rimini

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Der Deutsche Orden (Schwarzes Kreuz auf weißem Mantel) in Preußen (Pruzzenland)

Der polnische Herzog Konrad von Masowien, begann seinen Machtbereich auf eigene Hand zu erweitern. Das pruzzische Gebiet um Kulm war sein Kriegsziel. Die Expansion auf Kosten seiner heidnischen Nachbarn wurde jedoch zu einem Fiasko. Er vorlor seiner Eroberungen wieder und wurde nun seinerseits vom erwachten Nachbarn bedroht.

Da er keine Hilfe von seinen piastischen Brüdern bekam, richtete er den Blick auf den Deutscher Orden, der 1225 aus Ungarn vertrieben wurde, weil dieser in Siebenbürgen im Kampf gegen heidnische Steppenvölker (Kumanen) einen eigenen Staat gründen wollte. Im Jahre 1226 bat Konrad von Masowien den Deutschen Orden um Hilfe und versprach ihnen das Kulmer Land als herzögliches Lehen, dafür sollten sie ihm dabei helfen, die heidnischen Pruzzen im Namen Christi zu unterwerfen, mit dem Ziel die eroberten Gebiete an Masowien zu übergeben. Auch hier hat sich der masowsche Herzog auf breiter Front verspekuliert und unterschätzte die Pfiffigkeit der Deutschen. Er legte damit (unwissend) das Fundament für den jahrhundertelangen deutsch-polnischen Gegensatz! Der Hochmeister des Deutschen Ordens, Hermann von Salza, war jedoch darauf bedacht, nicht mit Konrad von Masowien eine ähnliche Entwicklung wie mit dem König von Ungarn zu erleben. Er sicherte sich beim Kaiser Friedrich II. den Besitz des Kulmer Landes mit der Goldenen Bulle von Rimini ab.

Sie sehen, im Mittelalter war es Gang und Gebe, etwas, dass weder im Besitz noch im Eigentum des Kaisers war, an andere ihm wohlgesonnen Autoritäten und Günstlige zu verschenken, denn es war alles Heidenland, und was die deutschen Kaiser von Heiden hielten, wie auch andere christliche Herrscher, siehe das Jahr 983. Mit dem Auftauchen des Deutschen Ritterordens im Pruzzenland, entwickelten sich im Mittelalter aus den Mönchsrittern die Erzfeinde Polens, später auch Litauens.

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Konrad holte die Deutschen nach Preußen (Portrait von Jan Matejko)

1227 Verlust von Pommerellen

Nach 1138 verwalteten aus Polen stammende Statthalter der polnischen Seniorherzöge das Land. Kasimir der Gerechte setzte um 1180 in Danzig Sambor I. († vor 1209) und in Schlawe (Slawno) Boguslaw († vor 1223) als Herzöge ein. Nach dem Tode Sambors übernahm sein Bruder Mestwin (Mstivoj) I. († 1217) das Danziger Land. Dessen Sohn und Nachfolger Swantopluk (1217-66) errreichte nach einem von ihm initiierten Mordanschlag auf den polnischen Seniorherzog Leszek Bialy (1227) die volle polititsche Selbständigkeit. Allerdings mußte er sich mit der Herrschaft seiner jüngeren Brüder in Bialogard (Ratibor, † 1275), Lubiszewo und Dirschau (Sambor II., † 1277/78) sowie Swiecie (Wartislav I., †1229) abfinden. Kämpfe innerhalb der Dynastie der Samboriden, wie auch die wachsende Bedrohung seitens der Mark Brandenburg und des Deutschen Ordens führten zu einem engeren Anschluß Pommerellens an Polen. Nachdem der letzte Herrscher, Mestwin II., um 1271 das Danziger Land mit Schlawe vereinigt hatte, schloß er 1282 mit dem großpolnischen Herzog Przemyslaw II. in Kempen (Kepno) einen Vertrag, auf dessen Grundlage dieser nach dem Tode Mestwins (25. Dez. 1294) die Herrschaft in Pommerellen übernahm.

1241 Mongoleneinfall, Schwächung, Ziel expansiver Mächte

Die einsetzende Einigung Polens durch die schlesische Linie der Piasten wurde mit dem Tod Herzogs Heinrichs II. zur Grabe getragen. Der Herzog verlor im Kampf gegen die mongolischen Horden in der "Schlacht bei Liegnitz" sein Leben und Schlesien zerfiel in eine Unzahl kleinerer, piastischer Fürstentümer, die nach dem Mongolensturm 1241 nach und nach dem Königreich Böhmen angeschlossen wurden. Obwohl die Reiterhorden des Großkahns siegreich blieben, zogen sie sich in die von ihnen eroberten russische Fürstentümer zurück und wurden, auch als die Tartaren genannt, über 250 Jahre die neuen Herren des zerfallenden Reiches der Kiewer Rus. In den folgenden Jahrzehnten unternahmen sie jedoch weitere Raubzüge Richtung Westen, die Polen miltärisch immer schwächer werden ließen, sodass die Nachbarvölker wie die Litauer, Böhmen oder die Deutschen (Brandenburg, Deutscher Orden), begannen ihre eigenen Territorien auf Kosten Polens zu erweitern.

1250 - 1271 Entstehung der Neuen Mark

Durch die Expansion der Mark Brandenburg gen Osten auf polnisch-piastische Gebiete führte 1250 zum Verlust von Lebus, 1252-1271 Entstehung der Neuen Mark, als Gegenstück zur der Altmark (später Brandenburg genannt).

Polens Einheit und die letzten Piasten

1295-1296 Przemyslaw II. von Großpolen

Przemysław II. (Portrait von Jan Matejko)

Nun versuchte ein Piastenherzog aus Großpolen (Posen-Gnesen), Przemyslaw II., das piastische Reich zu einigen. Er gelang zwar nie in einen dauerhaften Besitz von Kleinpolen (Krakau), regierte dort nur von 1290-91, und mußte es auf Druck der Böhmen, 1291 Richtung Posen verlassen, jedoch im Besitz der Krakauer Königsinsignien und der polnischen Provinzen Großpolen und seit 1294 auch von Pommerellen wurde er vom polnischen Erzbischof Jakob Swinka in Gnesen zum 4. polnischen König seit Boleslaw dem Kühnen gekrönt.

Mit diesem symbolischen Akt beendete er den polnischen Partikularismus und fokussierte mit seiner Krönung die Kräfte des polnischen Adels und der Kirche zur Wiedererlangung der staatlichen Einheit, im Kampf des bedrängten Polen gegen die Deutschen und Böhmen.

Von dieser neuen Machtpräsenz bedroht, wurde er jedoch bereits 1296 im Auftrag des Markgrafen von Brandenburg (brandenburgische Erwerbungen ehemaliger piastisch-polnischer Gebiete: Lebus, Neue Mark, Streitobjekt Pommerellen) ermordet. Im Rahmen des Bündnisvertrages von 1293 gegen Böhmen (Wenzel II.) vermachte Przemyslaw Großpolen und Pommerellen an den Herzog von Kujawien, Wladyslaw Ellenlang, der diese beide Provinzen bis 1300 behaupten konnte. Im gleichen Jahr eigneten sich die Brandenburger im Verbund mit dem Fürsten von Glogau Heinrich III. einige Warthe- und Netzdistrikte Großpolens an.

1300-1306 Böhmische Herrschaft

Nach dem gewaltsamen Tod von Przemyslaw gelangten die böhmischen Könige mit Hilfe der Kirche und des in Polen ansässigen deutschen Bürgertums in den Besitz der polnischen Krone. Es waren Wenzel II. (Wenzel II. war verheiratet mit einer Tochter Przemyslaws) und Wenzel III.. Bereits 1291 wurden sie die neuen Herren von Kleinpolen, ab 1300 durch militärischen Druck sogar Könige von Polen. Um 1300 zwang der polnisch-böhmische König Wenzel II. seinen politischen Rivalen, den Piasten Wladyslaw Ellenlang, den Herzog von Kujawien, ins Exil.

Der Besitz Polens, wie auch der polnischen Krone wurde jedoch seitens des Papstums - Bonifatius VIII. - 1302 für illegal erklärt. Mit dem Tod Wenzels III. (er wurde ermordet) erloschen die Przemysliden im Mannesstamm und die erste deutsche Dynastie, nämlich die der Luxemburger, kam in Böhmen an die Macht. Erst nach der Ermordung des böhmischen Herrschers 1306, war die Herrschaft der Piasten wieder gesichert und Wladyslaw Ellenlang, wurde als Herrscher in Polen offiziell anerkannt.

Unter seiner Ägide, wurde Polen in einer etwas verkleinerten Form, wiedervereinigt.

1306-1333 Wladyslaw Ellenlang

Wladyslaw IV. setzte die polnische Einheit endgültig durch (Porträt von Jan Matejko)

König Wladyslaw gelang mit päpstlicher und ungarischer Hilfe die nationale Einigung.

1304-1306 Wladyslaw kehrte aus dem Exil nach Polen zurück und übernahm die Herrschaft in Kleinpolen, über das Land von Sieradz-Lentschiza, Pommerellen und Kujawien 1306.

1308 Verlust von Pommerellen

Gegen den Willen des polnischen Herrschers Wladyslaw Ellenlangs und durch den offenen Bruch der vorher getroffenen Absprache (Vertreibung der Brandenburger), gewaltsame Annexion ganz Pommerellens mit Danzig durch den Deutscher Ritterorden. Verlegung der Hauptstadt von Venedig nach Marienburg. Mit diesem agressiven Akt, der gegen einen christlichen Staat gerichtet war, verlor der Orden faktisch seine Heidenmission und wurde nun mehr zu einer Territorialmacht. Polen wurde der Zugang zur Ostsee verbaut. Entstehung des Korridors (siehe auch polnischer Korridor), sowie einer jahrhundertelangen Feindschaft zwischen dem Kgr. Polen und dem Deutschen Ritterorden, die erst 1466 mit dem Zweiten-Thorner-Frieden ihr Ende fand.

1314 Während einer Rebellion des großpolnischen Adels gegen die Herrschaft der Fürsten von Glogau, Anschluß der Region Großpolen an das Reich Wladyslaws.

1320 Krönung von Wladyslaw Ellenlang zum polnischen König in Krakau.

1325-1329 Krieg zwischen dem Kgr. Polen und der Markgrafschaft Brandenburg

Wladyslaw versuchte, verstärkt durch litauische Einheiten - kurz zuvor schloßen Litauen und Polen Bündnis miteinander -, die Brandenburger wieder hinter die Oder zurückzuwerfen, unterstützt wurde er hierbei offen vom Lebuser Bischof Stephan, der sich auf die Seite des polnischen Königs schlug, zum Verdruß seines Landesherrn des Markgrafen. Die kriegerische Auseinandersetzung brachte kaum Landgewinne für Polen und hinterließ in der Neumark ein Gebiet der verbrannten Erde. 1329 wurde mit den Brandenburgern Frieden geschlossen, da sich die böhmisch-deutschen Luxemburger mit den Deutsch-Ordensrittern gegen ihn verbündet hatten.

1327 Im Winter zog König Johann von Böhmen gegen Krakau. Zwar kehrte er unter ungarischem Druck zurück, doch huldigten ihm viele Herzöge von Schlesien, und 1329-31 erkannten (fast) alle Piasten-Fürsten Schlesiens die böhmische Lehnshoheit an.

1329-1332 Expansionspolitik des Deutschen Ritterordens gegen das christliche Polen.

Marienburg ab 1309 Hauptstadt des Deutschen Ritterordens in Preußen

Eine gegen Polen gerichtete Expansionspolitik des Deutschen Ritterordens, die sich mit den böhmisch-deutschen Luxemburgern verbündet hatten - König Johann der Blinde - führte zum Verlust des Dobriner Ländchens (1329) und von Kujawien (1332), die Region Großpolen (Posen-Gnesen) wurde verwüstet. Trotz des Sieges über die Heere der Ritter des Ordens und der Böhmen in der Schlacht bei Plowce 1331 -wo der Nimbus der Unbesiegbarkeit der Ordensritter einen ersten Kratzer bekam- konnte der polnische Souverän die gewaltsame Annexion beider Gebiete nicht verhindern. In Anbetracht der Lage leistete gar der Piasten-Fürst von Plock Wenzel (Waclaw) den Lehnseid an König Johann von Böhmen (bis 1351).

1333 Tod Wladyslaw Ellenlangs

Während eines Waffenstillstands, der im Sommer 1332 auf Vermittlung des päpstlichen Legaten Peter von Alvernia für ein Jahr zustande kam, starb der König. Die Macht ging an seinen Sohn Kasimir über, der sich sofort nach dem Tode des Vaters zum polnischen König krönen ließ, jedoch ein schwieriges Erbe übernahm. Wladyslaw ging in die Geschichte als Reichseiniger Polens ein. Die "deutsche Umklammerung", vertreten durch den Deutschen Orden, Brandenburg, deutscher Patriziat in polnischen Städten, versuchte er durch Bündnisse mit den letzten zwei übrigen Nachbarsmächten Polens, dem Gftm. Litauen und dem Kgr. Ungarn zu sprengen. Auch fand er im Kampf gegen die deutschen Autoritäten starke Unterstützung beim Papstum. Auch kann man das slawische Böhmen (Tschechei) zu dieser Umklammerung und Gefahr für das junge polnische Königtum zählen dürfen, wurde es doch nach dem Ableben der Przemysliden ab 1310 das erste mal von einer deutschen Dynastie, nämlich die der Luxemburger regiert (als Erben der vorherigen Dynastie leiteten sie Ansprüche auf Polen und Schlesien ab), und selbst die "slawisch"-böhmischen Przemysliden in persona, waren in ihrem Endstadium (Wenzel II.+ III.) dem Deutschtum viel näher, als dem Slawentum ihres Urvaters Przemysl - Böhmens Amtssprache wurde eine Sprache einer zugewanderten Minderheit, nämlich Deutsch (siehe auch Sudetendeutsche). Dieses und vieles mehr gipfelte zu Beginn des 15. Jahrhunderts in einer ersten antideutschen Reaktion der slawischen Tschechen gegen die weltlich-geistliche Obrigkeit der Deutschen - den sogenannten Hussiten Kriegen (siehe auch Jan Hus oder Jan Žižka). Trotz dieser und anderer widriger Umstände konnte er sein Werk mit einer Krönung zum polnischen König festigen. Wladyslaw gelang es nicht mehr die alten piastischen Grenzen zurück zu gewinnen. Er vermachte seinem Sohn nur 2 alte Herrschaftsbreiche der Piasten, Großpolen (Posen) und Kleinpolen (Krakau).

1333-1370 Kasimir III. der Große

Kasimir III. der einzige polnische König mit dem Beinamen "der Große" (Portrait von Jan Matejko)

Vom polititischen Erbe seines Vaters übernahm Kasimir das Bündnis mit Ungarn, verstärkt durch die Heirat seiner Schwester Elisabeth mit Karl von Anjou, König von Ungarn und die Konflikte mit dem Deutscher Orden um Pommerellen und mit den Luxemburgern Johann und Karl IV. um die Oberherrschaft in Schlesien sowie mit Johann, der als König von Böhmen auch auf die polnische Königskrone Anspruch erhob. Die Ländereien die Kasimir übernahm waren relativ klein, im Vergleich zu den Grenzen des Staates von 1138. Die westliche Grenze des Reiches (vor dem Partikularismus) wurde weit nach Osten, fast in die Kerngebiete der alten Polanen zurückgedrängt. Pommern verselbständigte sich unter der Greifen-Dynastie bereits um 1160 und wurde Reichslehen des HRR, westliche Gebiete des Herzogstums Großpolen im Oder-Warthe-Land (Lebus, Neuemark) zw. 1250-1294 von den Markgrafen aus Brandenburg erobert, ebenso verhielt es sich im Norden, zw. 1309-1332 eigneten sich die Ritter des Deutschen Ordens, Pommerellen, Kujawien und das Dobriner Ländchen an. Bereits unter der Regierungszeit seines Vaters zw. 1327-1331 unterwarfen sich die meisten schlesischen Piasten, dem militärischen Druck der Deutsch-Luxemburger aus Böhmen nachgebend, und wurden ihre Lehnsmänner. Das aus Groß-, Klein- und einigen Mittelpolnischen Ländern bestehende Königreich, erhielt den Namen Corona Regni Poloniae als transpersonalen Staatsbegriff, der die Zusammengehörigkeit der polnischen Länder (darunter fielen auch Pommern und Schlesien) und der lehnsabhängigen Fürsten dokumentiert. Trotz allem befand sich Polen in einer äußerst kritischen Lage, doch während sein Vater durch militärische Entscheidungen Lösungen erzwingen wollte , strebte Kasimir nach friedlichen und diplomatischen Auswegen.

1335-1348 Verlust Schlesiens an das Kgr. Böhmen, das damals ein Teil des Heilgen Römischen Reiches war.

König Kasimir bemühte sich um eine Beilegung des Konflitks mit Johann. Im Vertrag von Visegrád 1335, im Ausgleich von Trenčín, und nach einem böhmisch-polnischen Grenzkrieg von 1345 im Vertrag von Namslau 1348 hatte der polnische Souverän endgültig die böhmische (tschechische) Oberherrschaft über Schlesien anerkannt. Der wichtigste dieser Verträge war der Ausgleichsvertrag von Trenčín, bestätigt 1339. Mit ihm nahm König Kasimir III. seine Ansprüche auf Schlesien zurück und es wurde die böhmische Oberhoheit über Schlesien anerkannt, gleichzeitig gab Johann seine Ansprüche auf die polnische Krone gegen eine Geldzahlung auf und schränkte die Unterstützung für den Deutschen Orden ein. Die schlesisch-piastischen Vettern des Königs wieder unter die Botmäßigkeit des polnischen Souveränats zu zwingen, scheiterte somit, und war zweifelsfrei eine große außenpolitische Niederlage für Kasimir, wie auch für Polen. Sie offenbarte, dass das junge Königreich trotz der mutigen Reformen nicht in der Lage war, die alten piastischen Gebiete zurück zu gewinnen, was ein Hauptziel der Außenpolitik der letzten Piasten war. 1348 inkorporierte schließlich der böhmische König Karl IV. Schlesien in die Länder der böhmischen Krone. Mit der Anerkennung der böhmischen Herrschaft über Schlesien, bildet sich eine Westgrenze zwischem dem Heiligen Römischen Reich und dem Kgr. Polen, die ihren Bestand bis 1945 haben sollte.

Polen um 1341

1340-1366 Ruthenien (Rotrussland) wurde polnisch

Da die alten piastischen Gebiete im Westen durch und durch ein Teil des Heiligen Römischen Reiches wurden (auch etnisch im Rahmen der Ostkolonisation), richtete sich nun mehr Polens Blick gen Osten. Kasimir gelang in den Besitz Galiziens, was Polens -Drang nach Osten- begründete.

1343 Frieden von Kalisch

Unter Verzicht auf Pommerellen und des Kulmer Landes, ohne jedoch die Rechtstitel preiszugeben, schloß Kasimir in Kalisch Frieden mit dem Deutschen Orden, hierfür bekam er Kujawien und das Dobriner Ländchen zurück. Auch suchte er ab 1343 seinen Einfluß in Hinter-Pommern zu festigen (Bündnis mit den Greifen der Stettiner wie Wolgaster Linie), was zur Besetzung einiger Netze- und Neumarkdistrikte führte.

1347 Kodfikation des polnischen Rechts.

1348-1351 Durch Verhängung einer Quarantäne über sein Reich konnte er die Pest - Schwarzer Tod - weitgehend abwehren.

1351 wurden die noch unabhängigen piastisch- masowschen Herzogstümer (Plock-Warschau) nach dem Aussterben der jeweiligen Herrscher teils direkt, teils als Lehen zurück in das Kgr. Polen inkorporiert.

1364 Gründung einer Universität ( Jagiellonen-Universität ) in Krakau, der zweiten nach Prag in Zentraleuropa.

1370 Tod Kasimirs III.

Die Ausbreitung der Pest 1347-1351

Kasimir förderte im Innern das Städtewesen durch zahlreiche Baumaßnahmen (z. B. Sicherung der West-Grenze seines Reiches mit 50 befestigten Burgen), Aufnahme von Deutschen und Gewährung deutschen Stadtrechts. Er lud nach dem Pogromen in Westeuropa im Zuge der Pest die Juden nach Polen ein (Erlaß von Judenprivilegien 1344). Er ließ das polnische Rechts- und Münzwesen vereinheitlichen und schloss mit den Nachbarn Frieden. Er erschloß und sicherte neue Handelswege. Die Eröffnung von Salinen betrafen, verfassungsrechtlich die Kodifikation des Landrechtes (sog. Statuten Kasimirs des Großen), die Einführung der Generalstarosteien mit administrativen und gerichtlichen Befugnissen, Staatsrat und Kanzleiführung bewirkten. Er schuf eigene Appellationsgerichtshöfe für deutsches Recht und verbot die Appellation nach Magdeburg. Auch war er der Begründer der ersten polnischen Universität. Er ist der einzige polnische König mit dem Beinamen „der Große“. Mit ihm starben die polnischen Piasten in königlicher Linie aus (Masowien im 16. Jahrhundert und in Schlesien erst Ende des 17. Jahrhunderts), sein Nachfolger wurde sein Neffe, der ungarische König Ludwig der Große, Personalunion mit Ungarn von 1370 bis 1386.

1370-1386 Ungarisch-Polnische Personalunion - Haus Anjou -

König Ludwig I. von Polen und Ungarn (Portrait von Jan Matejko)

Mit dem Tod König Kasimirs III. des Großen (Kazimierz III Wielki), wurde Polen ab 1370 mit dem ungarischen Königshaus verbunden. Als seinen Rechtsnachfolger bestimmte er seinen Neffen den ungarischen König Ludwig den Große, den Sohn seiner leiblichen Schwester Elisabeth von Polen.

Seine Regierung in Polen war nicht sonderlich beliebt, da er sich so gut wie gar nicht in Polen blicken ließ. Er überließ die Geschäfte Polens seiner polnischen Mutter Elisabeth als Regentin. Auch begann er das polnische Galizien (Rotrußland) für Ungarn zu beanspruchenn, was bei der polnischen Aristokratie auf Widerstand stieß. Da er, wie Kasimir III., unfähig war Söhne zu zeugen, wurde dem polnischen Adel 1374 im Kaschauer Privileg politische Vorrechte gewährt, der dafür die weibliche Thronfolge bestätigte und durchgesetzt hatte. Das Privileg wurde zur Grundlage der späteren Adelsherrschaft in Polen.

Am 1382 starb der Magyare, während eines Aufstands in Großpolen (Posen) und die Regierungsgeschäfte in Polen gingen an seine Tochter Hedwig von Anjou (Jadwiga) über. Sie wurde 1384 Kraft des polnischen Rechts zum regierenden polnischen „König“ gekrönt. 1386 mußte sie die Verlobung mit dem Prinzen Wilhelm von Habsburg lösen (die Polen wollten keine deutsche Aristokraten als Könige seien es Habsburger oder Luxemburger, es herrschte damals ein anti-deutsches Klima in Polen, bedingt durch das Phänomen der deutschen Ostkolonisation und das vergiftete Verhältnis zu den Deutsch-Ordensrittern), und aus Staatsräson mußte sie im Alter von 12 Jahren, den viel älteren Großfürsten von Litauen, Jagiello heiraten. Beide wurden 1386 (Jadwiga zweites Mal) zu Regenten Polens gekrönt.

Jagiello ließ sich nach römisch-katholischen Ritus taufen, und als Wladyslaw II. Jagiello wurde er der Begründer einer der mächtigsten Dynastien Europas, unter der Polen nicht nur sein Goldenes Zeitalter erleben, sondern zu einer der führenden Kontinentalmacht Europas aufsteigen sollte, deren Einflußspäre sich vom Baltikum bis zum Schwarzes Meer und von der Adria bis an die Tore Moskaus erstreckte.

1386-1572 Litauisch-Polnische Personalunion - Die Jagiellonen -

Wladyslaw Jagiello und der Kampf gegen den Deutschen Orden

Schlacht bei Tannenberg (Grundwald) 1410

1386 kam durch die Heirat der Thronerbin Jadwiga mit dem Großfürsten Jogaila von Litauen die Personalunion Polens mit Litauen (bis 1569, dann Realunion). Polen-Litauen war zur Zeit seines Zusammenschlusses der größte Flächenstaat in Europa und wurde von Wladyslaw II. Jagiello, wie Jogaila seit seiner Krönung hieß, sukzessiv nach Osten und Südosten ausgeweitet: 1387 erkannte die Moldau die polnische Oberhoheit an, 1389 die Walachei und 1396 Bessarabien und Siebenbürgen.

Diese Großmacht hatte den gemeinsamen Erzfeind Deutscher Orden in einer der größten Schlachten des späten Mittelalters, der Schlacht bei Tannenberg (1410) besiegt, wobei der Orden die Macht und den Nimbus der Unbesiegbarkeit endgültig verlor. Das neue polnische Königtum vermochte sich schnell zu entwickeln, die kampflose Übergabe der Burgen und die Haltung der Bevölkerung schien das Aufgehen des Ordens in Polen und Litauen anzukündigen. Ritterschaft, Bischöfe und Städte huldigten dem König und ließen sich von ihm ihre Rechte bestätigen. In dem ersten Thorner Frieden (1411) fiel an Polen-Litauen das Dobriner Ländchen sowie Samaiten (ab 1422 im Frieden am Melno-See endgültig) zurück, außerdem mußte der Orden eine hohe Kontribution zahlen. Die Entsendung des Erzbischofs von Gnesen, Rektors der Universität Krakau, des profiliertesten polnischen Staatsdenkers Paulus Wladimir von Brudzen, zum Konzil von Konstanz (1414-1418) brachte Jagiello die Anerkennung seines Anspruchs, einer der einflußreichsten christlichen Herrscher zu sein. Dies war ihm nach seinem Tannenberger Sieg zunächst noch versagt worden. Zudem entzog das Konzil den Deutsch-Ordensrittern das Recht Litauen zu missionieren, das mit Jagiellos Amtsantritt offiziell zum Christentum bekehrt worden war. Damit war die Existenzberechtigung dieses Ordens in Polen, die de facto seit 1309 nicht mehr bestand, ad acta gelegt. 1421 versprach sogar Kurfürst Friedrich von Brandenburg dem polnischen König seinen Beistand gegen die Ordensritter. Als antideutsche Bewegung entzündete auch in Polen das Hussitentum die Herzen. Sympathien und Antipathien zeichneten sich ab, die von ferne schon an den Planslawismus des 19. Jh. erinnern. Aber dank päpstlicher Einmischung versöhnte sich Jagiello 1423 mit dem römisch-deutschen Kaiser Sigismund (HRR), vor allem wegen der Verteidigung des gemeinsamen katholischen Glaubens (gegen die Türken).

Polen auf dem Weg zur europäischen Großmacht

Großfürst Jagiello, König von Polen (Portrait von Jan Matejko)

Nach dem Ableben Jagiellos am 31. Mai 1434 nahm der Krakauer Kardinal Zbigniew Oleśnicki als Regent für Jagiellos unmündigen Sohn Wladyslaw III. die Zügel der polnischen Politik in die Hand. Der junge König stand unter der Regenschaft des königlichen Rates. 1435 konnte in Litauen die Opposition gegen die Polnisch-Litauische-Union endgültig zerschlagen werden. Damit nahmen die in altdeutscher Tradition polenfeindliche Bestrebungen des Kaisers Sigismunds einen negativen Ausgang, Litauen verblieb in der Union. Der in Krieg und Frieden erfolgreiche Kardinal trachtete danach, die Hussiten auszurotten und Schlesien auf diplomatischem Wege für die Union zurück zu gewinnen. Sein Plan bestand darin, Polen zum Bollwerk der katholischen Kirche und zu einer europäischen Großmacht zu machen. Diesem Ziel sollten die Bündnisse mit Litauen und Ungarn dienen. Für die Ungarn war Polen ohnehin als mächtiger Helfer gegen die Türken außerordentlich wichtig. Wladyslaw III. von Warna (1434-1444) gewann die ungarische Krone (1440), fiel jedoch bei der Rettung von Konstantinopel (siehe auch Ostrom) gegen die Türken in der Schlacht bei Warna 1444. Nach drei Jahren Interregnum kam sein jüngerer Bruder Kasimir IV. der Jagiellone (1447-1492) an die Macht, der für seinen Sohn Wladyslaw die ungarische (1490) und die böhmische (1471) Krone sicherte, die Jagiellonen beherrschten nun ein mächtiges Reich in Ost- und Südosteuropa. Er wurde mit Elisabeth von Habsburg verheiratet, der „Mutter von Königen“. 1454 bat der Preußische-Bund den polnischen König um Hilfe gegen den Deutschen Orden. Kasimir versprach Hilfe und es brach ein dreizehn Jahre lang geführter Krieg aus (1454-1466), der mit dem Zweiten-Thorner-Frieden erfolgreich für die Union endete. Die Friedensbedingungen wurde allerdings nicht durch die römisch-deutschen Kaiser und das Papstum anerkannt. Der Orden wurde jedoch endgültig zerschlagen, und seiner Macht beraubt. Der Orden mußte große Gebietsverluste hinnehmen: Es entstand das „Königliche Preußen“ (bis 1569) aus den Teilen Pommerellen-Danzig (welche die Deutsch-Ritter vetragswidrig 1309 sich angeeignet haben), Ermland, das Kulmer Land sowie das Land um Marienburg, Stuhm und Christburg. Das Restgebiet, die spätere Provinz Ostpreußen, wurde zum königlichen Lehen, bewahrte jedoch Autonomie und deutsche Sprache, der Hochmeister des Deutschen Ordens wurde dem polnischen König zur Heeresfolge und Treueid verpflichtet.

Datei:Jagiellonen-Empire um 1493.jpg
Jagiellonen Reich zur Zeit seiner größten Ausdehnung um 1500
Staatswappen der Union

Ab 1500 sah sich die Union dem wachsenden politischem Druck durch die Osmanen, das Moskowiter Reich und durch das Haus Habsburg ausgesetzt. Ende des 15. Jh. (1497) unternahm König Jan Olbracht Feldzüge gegen die Moldau und die Walachei, die in vielen Schlachten den Polen nur große Verluste brachte. Die Union geriet in Bedrängnis. 1498 schickten die Türken als Vorauskommando ihre Vasallen die Krimtataren, die die südlichen Provinzen für fast 2 Jahrhunderte im Namen des Osmanischen Imperiums heimsuchen sollten, gegen Polen-Litauen. Die Union verlor südliche Randgebiete (Moldawien-Walachei) an die osmanischen Türken, die östlichen (severische Fürstentümer) an die Moskowiter Großfürsten. Im Rücken Kaiser Maximilians fühlte sich gar der Hochmeister des Deutsch-Ordens stark genug und verweigerte König Johann I. (Polen) schlicht den Huldigungseid. Im Jahre 1515 kam es zum Wiener Fürstentag. Sigismund I. der Alte ging ein Heirats- und damit ein Regierungsbündnis mit Kaiser Maximilian I. (HRR) von Habsburg ein. Der Kaiser erkannte die Thorner Friedensbestimmung von 1466 an, der Hochmeister weigerte sich jedoch weiterhin den Polen zu unterwerfen, und setzte, auf Unterstützung aus dem Reich hoffend, einen gegen seinen polnischen Lehnsherren geführten Krieg (1519-21) fort. Der Habsburger ließ von seinen russischen Plänen, die polnisch-ltauische Union gemeinsam mit den Russen in die Zange zu nehmen, ab. 1518 heiratete Sigismund Bona Sforza, die Nichte der verstorbenen Kaiserin Bianca Maria Sforza, die noch heute als „Königin Bona“ sich einer unvergessenen Beliebtheit in Polen erfreut.

Dem Machtzuwachs nach Außen stand die Schwächung der Krongewalt im Inneren gegenüber. Die Jagiellonen, insbesondere seit Alexander (Polen) sahen sich wie schon ihre Vorgänger auf dem polnischen Thron zu weiterer Privilegierung des Adels, sowohl des Hochadels, der Magnaten, als auch des niederen Adels, der Schlachta, gezwungen. Der polnische Reichstag, der Sejm, der sich ausschließlich aus Adel und hohem Klerus zusammensetzte, gewann zunehmend Macht über den König. Die Verfassung -Nihil Novi- von 1505 legte fest, dass nichts Neues ohne Zustimmung des Sejm angeordnet wurde. Die zunehmende Privilegierung des Adels, die Übernahme zahlreicher Regierungsfunktionen durch den Adel hatte auf der anderen Seite die sukzessive Entrechtung der Bauern und des Bürgertums und den späteren Niedergang der Städte zur Folge. Zur Sicherung der Souverinität und der südlichen Peripherie wurden ab 1533 erfolgreich Friedensverträge mit der Hohe Pforte geschlossen. Es war notwendig da kurz zuvor der größte Teil Kgr. Ungarns nach der Schlacht bei Mohac (siehe auch Schlacht bei Mohács 1526) für 150 Jahre unter die türkisch-osmanische Okkupation geriet, die Westhälfte wurde jedoch, laut den Bestimmungen von 1515 (Wiener Fürstentag), dem Haus Habsburg zugeschlagen. 1525 unterwarf sich Albrecht von Brandenburg-Preußen dem polnischen König, und nahm Ostpreußen als königliches Lehen aus den Händen des polnischen Souveräns.

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Albrecht von Hohenzollern, Herzog von Brandenburg-Preußen huldigt König Sigismund I.

Ostpreußen wurde säkularisiert und der neue protestantische Glaube garantiert (außer Ermland, das katholisch blieb). Bereits im 15. Jh. begann sich ein Wandel in den wirtschaftlichen Verhältnissen abzuzeichnen. Auf dem Land setzte sich die Leibeigenschaft und Fronwirtschaft durch, während die Städte, vorallem Krakau, Danzig, Thorn und Lublin, später auch Warschau, zu blühenden Handelstädten von internationalem Rang heranwuchsen. Die Reformation breitete sich rasch aus, vor allem beim Bürgertum und Teilen des Adels, und trotz der bald einsetzenden Gegenreformation war das konfessionelle Klima in Polen von außerordentlicher Toleranz geprägt.

Die Union von Lublin und die Adelsrepublik

Sigismund August und die Frage der Realunion

Der im Kampf gegen den Hochadel geschwächte Kleinadel ( Szlachta ) erwirkte unter Sigismund II. August (1548-1572) eine Wirtschafts-, Heeres- und Rechtsreform. Die Personalunion zwischen Polen und Litauen wurde durch die Lubliner Union (1569) in eine Realunion umgewandelt. Unter dem Eindruck der Moskauer Offensive im Livländischer Krieg (1558-1583), bei dem Russland und das Litauische Großfürstentum zeitweilig die Hauptwidersacher waren, mussten Litauen der Union von Lublin mit Polen zustimmen.

Union von Lublin 1569

Die Realunion von Lublin (1569) bildeten für die Geschichte der Ukraine eine deutliche Zäsur. Die ukrainischen Länder wurden nun direkt dem Königreich Polen unterstellt und die kulturelle und religiöse Integration des ukrainischen in den polnischen Adel beschleunigt. Es bildetete sich eine tiefe Kluft zwischen dem priviligierten katholischen Adel und den orthodox gebliebenen ukrainischen Unterschichten. Das Kronland Polen wurde mit Polesien, Wolynien, und Podolien verbunden. 1561 stellten sich auch Kurland und Livland unter polnisch-litauische Oberhoheit um sich gegen die russische Bedrohung abzusichern.

Die Reformation fand in Polen-Litauen schnell Verbreitung, doch gewann bald die von den Jesuiten getragene Gegenreformation viele Anhänger. 1573 wurde Religionsfreiheit garantiert. Kunst, Literatur und Wissenschaft erreichten im goldenen Jahrhundert der Renaissance und Humanismus einen Höhepunkt, insbesondere während der Regierungszeit des Renaissancekönigs Sigismunds I. des Alten (Zygmunt I Stary), eine Blüte von Literatur und Kunst, wobei das bis dahin im Schrifttum dominierende Latein zugunsten des Polnischen zurücktrat, das sich ab etwa 1500 zu voller Ausdruckskraft entfaltete. Blüte der Weichselgotik. Eindringen der italienischen Renaissance in die "Krakauer Malerschule". Einfluß deutscher und flämischer Künstler (Veit Stoß). An der Universität Krakau, dem Zentrum des Humanismus, wirkten Conrad Celtis und die Juristen Paul Wlodkowic und Jan Ostorok u.a.. Krakau stieg zum führenden Zentrum des Buchdrucks in Ostmitteleuropa auf. Die Dichter Mikołaj Rej, Jan Kochanowski und Łukasz Górnicki begründeten die polnische Literatur, der Philosoph Andrzej Frycz-Modrzewski die polnische Staatstheorie und Nikolaus Kopernikus (Mikołaj Kopernik) das heliozentrische Weltbild. Religiös Verfolgte aus ganz Europa fanden im (damals) toleranten Polen Zuflucht, unter anderem Gelehrte aus Böhmen und Deutschland. In Architektur und Kunst spiegelten sich italienische und französische Einflüsse. Zahlreiche Adelspaläste, Bürgerhäuser und Kirchen entstanden, das Krakauer Königsschloss auf dem Wawel-Hügel wurde zur prunkvollen Residenz ausgebaut, neue Städte gegründet. Der Großkanzler Jan Zamoyski ließ eine Renaissance-Modellstadt, Zamość, anlegen, Lemberg (Lwów), Wilna (Wilno) und Posen (Poznań) stiegen zu wichtigen Kulturzentren auf, Danzig (Gdańsk), die "Perle Polens", zum Handelshafen des Landes. Kennzeichnend für die politische Entwicklung dieser Zeit ist die Ausbildung Polens zur Adelsnation mit polonisiertem litauischem, russischem und preußischem Adel. Der polnische Reichstag (Sejm) der Magnaten engte die Macht des Königtums zunehmend ein und sicherte sich das Recht der Königswahl (1572).

Das Haus Wasa und die großen Erschütterungen des 17. Jarhunderts

Polnisch-Litauische Union im 17. Jahrhundert

1572 verstarb der letzte Jagiellonenkönig, Sigismund II. August (Zygmunt II August) - ebenfalls ein großer Kunstmäzen. Polen wurde zu einer "Adelsrepublik" (Rzeczpospolita) und führte die Wahlmonarchie ein. Adel und Hochadel hatten 1569 ihre Vormachtstellung im Staat in der Lubliner Union zementiert, die zugleich die polnisch-litauische Personalunion in eine Realunion umwandelte. Für Litauen bedeutete dies die weitgehende Polonisierung seiner Führungsschicht und weiter Teile der Bevölkerung (siehe auch Geschichte Litauens). Über viele Jahrzehnte war die Adelsrepublik der größte Staat Europas. Sie umfasste das heutige Zentral-, Nord- und Ostpolen, Litauen, Lettland, Weißrussland und die Ukraine. Erster Wahlkönig Polens wurde 1573 Heinrich von Valois (Henryk Walezy) - ab 1574 als Heinrich III. König von Frankreich. Sein Nachfolger, König Stephan Báthory (Stefan Batory), ein geschickter Taktiker im adeligen Machtgefüge, führte Polen siegreich in militärische Auseinandersetzungen mit dem Osten (Moskowiter). 1579 gründete er die Universität von Wilna (Wilno). König Sigismund III. Wasa (Zygmunt III Waza), der als Jagiellonen- und Wasa-Spross beide Geschlechter in sich vereinte und die katholische Wasa-Linie repräsentierte, verlegte 1596 die Königsresidenz nach Warschau - wegen seiner zentralen Lage in Polen und der größeren Nähe zu Sigismunds Erbkönigreich Schweden.

König Bathory bei Pleskau 1581 (Während des Livländischer Krieges)

Das 17. Jahrhundert war für Polen-Litauen ein Katastrophenjahrhundert und kennzeichnete der langsamen Verfall der polnisch-litauischen Dominanz-Stellung in Zentral- Osteuropa. Während im Heiligen Römischen Reich 1648 mit dem Westfälischen Frieden der Dreißigjährige-Krieg sein Ende nahm, wurde Polen-Litauen direkt für die nächsten Jahrhunderte Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzung der europäischen Mächte, bei dem die Union mit hohen materiellen Verlusten (Verfall der Städte und der Wirtschaft) und Bevölkerungschwund bis 40% zu kämpfen hatte. Die Union führte über Jahrzehnte hinweg zahlreiche (Abwehr-)Kriege, die das Staatswesen allmählich zerrüten ließen und die Adelsrepublik auch zunehmend überforderten. Es waren vorallem Kriege gegen das zaristische Moskowiter Reich (Besetzung Moskaus) und gegen die Schweden , die, nachdem sie im Rahmen des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) große Teile Deutschlands plünderten und verwüsteten, wenig später das überwiegend katholische Polen-Litauen überfielen und auch dort für Jahre brutal wüteten (Schwedische Flut). Auch mußte sich die Union im Süden gegen Ausdehnungsgelüste des Osmanisches Reiches zusätzlich erwehren. Gebiete entlang der Ostsee gingen an Schweden und Teile der Ukraine, Litauens und Weißrusslands an die Moskowiter verloren. Das Osmanische Reich konnte sich 1672 (bis 1699) Teile der polnischen Ukraine (Podolien) sichern. Durch fehlende politische Reformen (z.B. Abschaffung des Liberum Veto) und innere Unruhen (Kosakenaufstand 1648 unter Bogdan Chmielnicki) zusätzlich errschüttert , ging die Union nun mehr unaufhaltsam ihrem Untergang entgegen.

Die Etablierung des Wahlkönigtums

Unter König Johann III. Sobieski (Jan III Sobieski) kam es Ende des 17. Jahrhunderts noch einmal zu einer kurzen politisch-kulturellen Blütezeit. 1673 konnten die Türken (Osmanisches Reich) bei Chocim in Podolien besiegt werden. 1683 zweiter Sieg über die Türken in der Schlacht am Kahlenberg vor den Toren Wiens, die sich in reicher Barockliteratur (Jan Andrzej Morsztyn, Wacław Potocki, Jan Chryzostom Pasek) und -architektur (Wilanów) niederschlug, sich jedoch unter dem sächsischen Kurfürsten und polnischen König August II. dem Starken (August II Mocny) rasch ihrem Ende zuneigte.

Der Niedergang Polens und die Teilungen

Die Wettiner

TO DO

Stanislaus August und die Reformbewegung

Die polnischen Teilungen 1772, 1793, 1795

Das 18. Jahrhundert markiert den Niedergang Polens. Machtkämpfe innerhalb des Hochadels (Magnatentum), das Fehlen einer Zentralgewalt, Aufstände der ruthenischen Bauern (Hajdamakenaufstand 1768) und die völlige Lähmung des Staates und der Gesetzgebung (vor allem infolge des Liberum Veto) führten 1772, zu Anfang der Regierungszeit des letzten polnischen Königs Stanislaus II. August (Stanisław II August Poniatowski), eines Aufklärers und Förderers von Wissenschaft und Kunst, zur Ersten Teilung Polens, in der Preußen Pommerellen und Danzig (Gdańsk) annektierte, Russland Teile Weißrusslands und Österreich Gebiete in Südpolen (Galizien).

Gleichwohl stellten die letzten Jahrzehnte der polnischen Unabhängigkeit eine Zeit des Aufschwungs für die Hauptstadt dar. Bereits 1747 hatten die Grafen Załuski die erste öffentliche Bibliothek des Landes angelegt (eine der ältesten in Europa). In Warschau konzentrierten sich sämtliche Aktivitäten des so genannten Reformadels, zahlreiche Bildungseinrichtungen und Manufakturen wurden gegründet. Es entstanden prunkvolle Bauten und Parks (Łazienki, Ujazdów). Verewigt ist die Atmosphäre jener Jahre in den Stadtveduten des Venezianers Bernardo Bellotto (Canaletto), Hofmaler bei Stanislaus August Poniatowski. Die Staatsreformer Hugo Kołłątaj und Stanisław Staszic riefen die Kommission für Nationale Bildung (Komisja Edukacji Narodowej) sowie die Gesellschaft für Wissenschaft (Towarzystwo Przyjaciół Nauki) ins Leben, auf Initiative des Königs wurde die Zeitschrift "Monitor" gegründet, die Logen der Freimaurer hatten regen Zulauf (Cagliostro, Casanova). Dichter (Ignacy Krasicki, Adam Naruszewicz, Stanisław Trembecki) konkurrierten mit Dramatikern (Franciszek Zabłocki, Wojciech Bogusławski, Julian Ursyn Niemcewicz). Graf Jan Potocki, Völkerkundler und Schriftsteller, erhob sich per Heißluftballon über die Stadt, der Pflanzerssohn Lewis Littlepage aus Virginia bereiste als königlicher Sekretär und Diplomat die Höfe Europas.

Der Vierjährige Sejm und die Mai-Verfassung

Am 3. Mai 1791 trat der Sejm zusammen. Polen gab sich die erste geschriebene Verfassung Europas, die für die damalige Zeit als revolutionär galt. Durch von außen geschürte politische Instabilität (Konföderation von Targowica gegen die Verfassung) wurde jedoch die Zweite Teilung Polens im Jahre 1793 begünstigt, in deren Verlauf Preußen das polnische Kernland um Posen (Poznań) als Provinz zugeteilt bekam, während Russland weitere Teile Weißrusslands und der Ukraine erhielt.

DerKościuszko-Aufstand und Finis Poloniae

Der darauf folgende nationale Aufstand gegen die Besatzer unter Tadeusz Kościuszko bot, nach Teilsiegen der Aufständischen, den Anlass, den Reststaat 1795 vollends zu liquidieren (Dritte Teilung Polens).

Intermezzo: Napoleon

1807 errichtete Napoleon zwar ein Großherzogtum Warschau, das aber nach den napoleonischen Kriegen als "Kongresspolen" zu einem russischen Satellitenstaat wurde, der immer mehr Einschränkungen hinnehmen musste.

Fremdherrschaft und Kampf um die Unabhängigkeit

Kongrespolen und der Novemberaufstand

Auf dem Wiener Kongress von 1815 wurde Polen erneut zwischen Preußen, Österreich und Russland aufgeteilt, wobei alle drei Mächte sich verpflichteten, die nationale Eigenart ihrer polnischen Bürger zu achten. Erst später kam für diese Entscheidung die Bezeichnung Vierte Teilung Polens auf.

In den drei Landesteilen fanden 1830/31 (Roman Soltyk), 1846 und 1863 Aufstände statt. Während Österreich und bis gegen 1890 auch Preußen die polnische Sprache und Kultur respektierten und teilweise sogar förderten, begann Russland frühzeitig eine Russifizierungspolitk.

Germanisierung und Kulturkampf: Das preußische Teilungsgebiet

Ab etwa 1890 begann auch Preußen, das ab 1871 Teil des Deutschen Reiches war, in seinen polnischsprachigen Gebieten (Posen, Teile Westpreußens und Oberschlesiens) mit antipolnischen Maßnahmen. Dazu gehörten die Förderung deutscher Ansiedlungen, Ortsumbenennungen (die Stadt Inowrocław wurde 1904 in Hohensalza umbenannt), Beschränkungen für Polen beim Bodenerwerb (Polen durften zeitweise auf neuerworbenem Boden nicht bauen) sowie die Abschiebung von Polen mit russischer Staatsbürgerschaft. Bemerkenswerterweise sank dennoch der Anteil der Deutschen bzw. Deutschsprachigen in der Provinz Posen (im polnischen Sprachgebrauch: Region Großpolen, 1939 bis 1945 "Reichsgau Wartheland") von 1871 bis 1910 von 44 auf 38 Prozent, der Anteil der Polen stieg vice versa von 56 auf 62 Prozent. Hauptursache war die hohe polnische Geburtenrate und eine gewisse deutsche Abwanderung. Aus der Provinz Posen wanderten auch viele Polen in westliche Reichsteile ab. Ihr Hauptziel war das Ruhrgebiet, wo ihre Nachfahren noch heute leben (70 % aller Ruhrgebietseinwohner haben polnische Vorfahren). In Bottrop betrug der polnische Bevölkerungsanteil um 1910 etwa 80 %.

Die Situation in Galizien

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Januaraufstand und danach

Noch ganz anders behandelte das zaristische Russland den von ihm annektierten (größten) Teil Polens. Dort waren sämtliche Polizisten, Lehrer und Verwaltungsbeamte Russen. Die Verwendung der polnischen Sprache in Zeitungen, Bücher, Schulen und Kirchen war untersagt. Nach dem blutig niedergeschlagenen Aufstand 1863/1864 setzte sich unter den oppositionellen polnischen Jugendlichen die Erkenntnis durch, dass der bewaffnete Kampf gegen die Besatzungsmacht wenig erfolgversprechend sei. Sie suchten durch Aufklärung und Bildung die Einheit der polnischen Nation zu bewahren und gründeten u.a. die sogenannten "Fliegenden Universitäten", bei deren heimlichen Treffen die sozialen, naturwissenschaftlichen und medizinischen Probleme ihrer Zeit diskutiert wurde. In Anlehnung an das Hauptwerk "Positive Philosophie" des französischen Philosophen Auguste Comte nannten sich die der Bewegung angehörenden Positivisten. Zu der Bewegung der Positivisten gehörte u.a. auch die Wissenschaftlerin Marie Curie.

Die Revolution von 1905 un der Vorabend des Krieges

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Der Erste Weltkrieg

Józef Piłsudksi und die Legionen

Piłsudski zog mit seiner Armee zusammen mit Österreich und Deutschland gegen die russische Armee.

Zwischen Alliierten und Mittelmächten

Im 1. Weltkrieg versuchte das Deutsche Reich die polnische Bevölkerung für sich zu gewinnen, indem es ein unabhängiges Königreich Polen auf russisch beherrschten Landesteilen in Aussicht stellte und 1916 proklamierte.

Unabhängigkeit und Zweite Republik

Der Neue Staat und seine Konsolididerung

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Konflikte mit den Nachbarn

Republik Polen und Nachbarn 1920

Anfang des Jahres 1918 gewann Polen zusammen mit anderen Ländern durch den Friedensvertrag von Brest-Litowsk seine Unabhängigkeit von Russland wieder. Dabei wurden Polens Grenzen von Deutschland und Österreich-Ungarn enger als 1772 gezogen. Als Deutschland den Krieg verlor, wurde der Vertrag von Brest-Litowsk von Sowjet-Rußland annulliert. Polen wurde laut den Versailler-Bestimmungen (siehe auch Vertrag von Versailles) eine unabhängige Republik und bekam die vom Kgr. Preußen im Rahmen der polnischen Teilungen (siehe auch Teilungen Polens) 1772 und 1793 annektierten polnischen Gebiete Pommerellen (siehe auch Westpreußen), Großpolen (siehe auch Provinz Posen), Teile Oberschlesiens und einen Zugang zur Ostsee bei Gdingen ( siehe auch polnischer Korridor) zurück. Danzig wurde hingegen zur "Freien Stadt Danzig" erklärt, und verblieb außerhalb der Grenzen des neuen polnischen Staates, unter der Aufsicht des Völkerbundes.

Um den Besitz Oberschlesiens kam es zu Auseinandersetzungen mit Deutschland. In Oberschlesien ergab am 20. März 1921 eine Volksabstimmung über die staatliche Zugehörigkeit des Gebiets eine Mehrheit von fast 60 Prozent für den Verbleib bei Deutschland. Polnische Freischärler begannen daraufhin am 3. Mai 1921, unterstützt von französischen Besatzungstruppen (Italiener und Briten stellten sich auf die deutsche Seite), einen bewaffneten Aufstand, um den Anschluss des östlichen Teils Oberschlesiens an Polen gewaltsam duchzusetzen. Die Aliierten wollten vorher nur den Landkreis Pleß an Polen anschließen.

Gliederung Polens 1921-1939

Das Deutsche Reich konnte aufgrund der Beschränkungen durch den Versailler Vertrag und aufgrund der Intervention der anglo-französischen Sieger nicht offiziell gegen die Freischärler vorgehen, trotzdem kam es zu einigen blutigen Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Polen. Mit Billigung der deutschen Regierung versuchten Freikorps gewaltsam den Anschluss an Polen zu verhindern. Am 23. Mai 1921 gelang den Deutschen Freikorps des "Selbstschutz Oberschlesien" die Erstürmung des St. Annabergs, der stärksten Befestigung der Polen wodurch eine Stabilisierung der Lage eintrat. Am 20. Oktober 1921 beschloß der Oberste Rat der Alliierten nach einer Empfehlung des Völkerbunds, das ostoberschlesische Industrierevier an Polen zu übertragen. Beim Deutschen Reich verblieb der zwar flächen- und bevölkerungsmäßig größere, vor allem jedoch eher agrarisch strukturierte Teil des Abstimmungsgebiets (Industriestädte wie Beuthen, Gleiwitz oder Zabrze blieben weiter deutsch).

Nach der Schlacht bei Warschau (Radzymin) 1920

1918 wurde Józef Piłsudski Staatspräsident des wiederentstandenen Polens. Piłsudski versuchte, die Grenzen Polens vor 1772 wiederherzustellen und so die polnische Staatsgrenze im Vergleich zur polnischen Sprachgrenze um 450 km nach Osten zu erweitern, Piłsudski ging es dabei vor allem um die mehrheitlich polnisch sprachigen Gebiete um Wilna (Vilnius) in Litauen und Lwów (Lemberg) in Galizien, dieses Vorhaben schloß somit Litauen, Weißrussland und die Ukraine in die polnische Machtpolitik ein. Im Rahmen seiner Politik der Wiedererrichtung einer Republik unter polnischer Führung in der Tradition der 1795 untergegangen Adelsrepublik, sollten nach seinem Plan auch Gebiete Teil des neuen Staates sein, die mehrheitlich von Ukrainern und Weißrussen bewohnt waren. Zunächst wurde nördlich von Polen der östliche Teil Litauens (Gebiete um Vilnius), das seine Unabhängigkeit gerade gegen Russland durchgesetzt hatte, besetzt, ebenso vorübergehend Kiew in der Ukraine – was, aufgrund der Überschneidung mit territorialen Ansprüche der Sowjetunion zum polnisch-sowjetischen Krieg führte.

Der polnisch-sowjetische Krieg

Zunächst drangen die polnischen Truppen unter General Rydz-Śmigły mit Unterstützung von nationalukrainischen Kräften bis nach Kiew vor. Der schnelle Erfolg war durch das Ausweichen der sowjetischen Truppen begünstigt, die nach der Eroberung Kiews durch die Polen eine Gegenoffensive starteten. Die sowjetischen Einheiten unter General Budjonny drangen bis vor Warschau, während Stalin Lemberg belagerte. Durch ein waghalsiges Zangenmanöver gelang der polnischen Armee unter Piłsudskis Kommando der Durchbruch und eine nahezu vollständige Vernichtung der sowjetischen Einheiten: während die polnischen Einheiten versuchten, die Armee von General Budjonny bei Radzymin nordöstlich von Warschau aufzuhalten, startete Piłsudski vom Fluss Wieprz in der Woiwodschaft Lublin eine Großoffensive in Richtung Norden. Der Überraschungseffekt war so groß, dass die letzten sich zurückziehenden Einheiten der Roten Armee über deutsches Gebiet – Ostpreußen – flüchten mussten.

Galizien und Wolhynien im wieder unabhängigen Polen

1921 wurde in Riga (Lettland) ein Friedensvertrag zwischen den Kriegsparteien geschlossen und der Aufbau des Landes im Inneren in Angriff genommen. Piłsudski verfehlte zwar sein Ziel, die Staatsgrenze von 1772 (Rzeczpospolita Obojga Narodów) wiederherzustellen, es gelang ihm jedoch, die polnische Staatsgrenze etwa 200 km östlich der polnischen Sprachgrenze, der sog. Curzon-Linie, zu ziehen. Im östlichen Teil Polens betrug der polnische Bevölkerungsanteil 1919 etwa 25 %, 1938 nach der Amtszeit Piłsudskis bezeichneten sich 38 % als polnisch - den übrigen Anteil bildeten jeweils verschiedene nationale Minderheiten. Die Bevölkerungsmehrheit bezeichnete sich als ukrainisch, weißrussisch und jüdisch. Mehrheitlich polnisch - mit einem hohen Anteil Juden - waren Vilnius und Lwów (Lemberg). Siehe dazu auch: Geschichte Galiziens

Polen entwickelte ab 1921 gute Beziehungen zu Großbritannien und Frankreich - welche an Polen als stategischem Bündnispartner interessiert waren und den Bau eines neuen Hafens in Gdingen finanzierten. Aus dem Fischerdorf mit 1000 Einwohnern wurde in wenigen Jahren ein Groß- und Militärhafen mit über 100.000 Einwohnern. Da Gdingen mit dem Danziger Hafen konkurrierte und Polen gegen den Willen der Danziger Regierung ein polnisches Munitionslager auf der Westerplatte durchsetzte, kam es zu Spannungen zur Freie Stadt Danzig. Der Zugang zu Ostpreußen vom restlichen Deutschen Reich war per verplombtem Korridorzug (von Chojnice/Konitz bis Tczew/Dirschau Fahrt durch das polnische Gebiet) auf der Ostbahn oder per Schiff (Seedienst Ostpreußen) möglich.

Der Mai-Umsturz und das Sanacja-Regime

1935 starb Piłsudski, was Polen schwächte. Parallel dazu wuchs die Bedrohung aus Deutschland, das die Einschließung von Danzig ins Reich forderte.

Als eine bittere Ironie erscheint es, dass Polen, kurz bevor es selbst von Deutschland überfallen werden sollte, Gebietsforderungen an die Tschechoslowakei gestellt hat. Im Oktober 1938 schloss Polen die mehrheitlich von Polen, Oberschlesiern und Deutschen besiedelten Industriegebiete an der Olsa und Javorina in der Hohen Tatra an.

Zweiter Weltkrieg

Die September-Katastrophe

Nach Kündigung des deutsch-polnischen Nichtangriffspaktes 1939 folgte der Überfall Deutschlands auf Polen am 1.9.1939, was den Kriegseintritt Großbritanniens und Frankreichs und damit den Zweiten Weltkrieg zur Folge hatte. Die deutschen Truppen kamen rasch voran. Nach zwei Wochen wurde die polnische Hauptstadt eingeschlossen. Am 17.9. wurde Polen - wie in dem geheimen Zusatzprotokoll des Hitler-Stalin-Pakts vorgesehen - auch von der Sowjetunion angegriffen. Am 28. September 1939 kapitulierte Polen.

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Wladyslaw Sikorski

Das Land wurde zwischen Deutschland und der Sowjetunion aufgeteilt. Die polnische Regierung von Ministerpräsident Sikorski ging zuerst nach Paris, später nach London ins Exil und organisierte von dort aus die Streitkräfte neu.

Die Deutsche Besatzung: Terror und Genozid

Die Besatzungszeit hatte für große Teile der polnischen Zivilbevölkerung katastrophale Folgen.

Der westliche und nördliche Teil des deutsch besetzten Gebietes wurde Schlesien und Ostpreußen zugeschlagen beziehungsweise wurde als Reichsgau Westpreußen und Warthegau Teil des Deutschen Reichs. Zentralpolen wurde als Generalgouvernement Polen deutsche Kolonie, in dem Polen den Status von Arbeitssklaven erhielten. Langfristig sollte der gesamte polnische Raum germanisiert werden, was in der Konsequenz die Vernichtung des polnischen Volkes einschloss. Die Namen von Vernichtungslagern, wie Auschwitz, Majdanek oder Sobibor, stehen für unzählige Morde an polnischen Staatsbürgern durch Deutsche.

Auch die Polen, die in Ostpolen unter sowjetische Herrschaft geraten waren, waren von Menschenrechtsverletzungen betroffen. Man schätzt, daß ungefähr 1,7 Millionen ehemalige polnische Bürger deportiert wurden, von denen 50-60 Prozent Polen, 15 Prozent Ukrainer, 5 Prozent Weißrussen und ungefähr 20 Prozent Juden waren. Ein eklatantes Verbrechen war die Massenerschießung von polnischen Offizieren durch sowjetische Truppen bei Katyn 1940.

Shoa

Während des Krieges und der Besatzungszeit kamen unter deutscher Herrschaft rund 2,3 Millionen Polen und weitere 2,3 bis 2,8 Millionen polnische Juden ermordt oder kamen durch Folgen der Besatzung (im weitesten Sinne) ums Leben.

Im Westen: Sikorski, das Exil und die Anders-Armee

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Der Wiederstand

Durch Bildung von Partisanengruppen versuchten Polen auch nach der militärischen Niederlage Widerstand zu leisten. Bereits 1943 kam es zum Aufstand im Warschauer Ghetto. Nachdem die Rote Armee im Januar 1944 die polnische Grenze von 1939 überschritten hatte, wurden die Truppen der Heimatarmee vom NKWD entwaffnet, ihre Offiziere erschossen oder in den Gulag geschickt.

Im Jahr 1944 folgte der Warschauer Aufstand, der in Deutschland oft mit dem Ghettoaufstand von 1943 verwechselt wird. Dieser Aufstand war eine Erhebung der polnischen Heimatarmee, der größten polnischen Widerstandsorganisation unter General Tadeusz Komorowski und Oberst Antoni Chrusciel, die der bürgerlichen Exilregierung in London unterstand. Die Sowjetunion, deren Truppen bereits am Ostufer der Weichsel standen, hatte kein Interesse, die Einheiten der Heimatarmee zu unterstützen. So konnten deutsche Truppen den Aufstand brutal niederschlagen, die Zahl der Toten wird auf 180.000 geschätzt, früher wurde sogar die Zahl 250.000 genannt. Dabei wurde die Innenstadt Warschaus unter kaum nachvollziehbar großem Einsatz an Sprengmaterial akribisch Haus für Haus dem Erdboden gleichgemacht.

Angesichts der enormen Leiden der polnischen Bevölkerung wurde lange nicht beachtet, dass es auch Polen gab, die zu Tätern geworden waren. Angestoßen wurde eine Debatte über polnische Täter durch die Geschehnisse im Ort Jedwabne unweit Lomza, wo sich polnische Nachbarn an der Ermordung von mehreren Hundert ihrer jüdischen Mitbürger beteiligt hatten.

Westverschiebung und Stalinismus

Die Grenzfrage

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Das Lubliner Komitee

Das Lubliner Komitee erklärte sich, gestützt von den Sowjets, unter Übergehung der Exilregierung in London zur provisorischen Regierung Polens.

Die Wiedergewonnenen Länder und die Konsolidierung des Regimes

Im so genannten Potsdamer Abkommen von 1945 setzte Stalin eine verklausulierte Zustimmung der beiden Alliierten USA und Großbritannien zur Vertreibung der Deutschen aus den Gebieten jenseits von Oder und Lausitzer Neiße durch. Außerdem billigten sie, dass diese Gebiete bis zur endgültigen Entscheidung durch eine Friedenskonferenz (die dann ausblieb) unter polnische Verwaltung gestellt würden, was faktisch bereits einige Wochen zuvor geschehen war. Diese Beschlüsse und Maßnahmen führten faktisch zur Verschiebung des polnischen Staatsgebietes nach Westen, annähernd in die Grenzen des hochmittelalterlichen Piastenreiches. Um dessen Grenzen auch zu "ethnischen Grenzen" zu machen, wurde der "Transfer" (so der Begriff der Potsdamer Konferenz) der dort beheimateten 9,8 Millionen Deutschen beschlossen.

Bei der Vertreibung der Deutschen aus den durch die Alliierten Polen zuerkannten Teilen des ehemaligen Deutschen Reiches und Danzigs, wie (dem südlichen) Ostpreußen, Westpreußens, Pommerns, der Neumark Brandenburgs und Schlesiens, kam es zu zahllosen Misshandlungen und Morden an der wehrlosen Zivilbevölkerung. Aber auch soweit man die Deutschen nicht umbrachte, wurde ihnen teilweise nur eine Stunde Zeit eingeräumt, um ihre seit Jahrhunderten bewohnten Dörfer und Städte mit höchstens 20 Kilo Gepäck zu verlassen. Aus den östlichen Teilen des heutigen Polens wurden in den Jahren 1944 bis 1946 etwa 500.000 Ukrainer zum Teil gewaltsam in die Ukraine umgesiedelt, weitere etwa 400.000 wurden nach Niederschlesien und Pommern, also in die so genannten "wiedergewonnenen West- und Nordgebiete" Polens deportiert.

In den ehemals deutschen Gebieten wurden die aus der Ukraine, Litauen und Weißrussland vertriebenen Polen und ehemalige Zwangsarbeiter angesiedelt, die aus Deutschland zurückströmten.

Der Stalinistische Terror

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Gomułka und Gierek

Der Polnische Oktober und danach

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Das Jahr '68 und Gomułkas Sturz

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Gierek

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1956, 1970 und 1980 kam es in Industriebetrieben (v. a. an der Küste) zu Streiks gegen die kommunistische Regierung, die gewaltsam niedergeschlagen wurden. Parallel wurde in den 1970er Jahren unter dem deutschen Kanzler Brandt eine Entspannung im westdeutsch-polnischen Verhältnis eingeleitet (Kniefall von Warschau).

Solidarność und Kriegsrecht

Opposition, Streikbewegung und Gewerkschaft

Während des Streiks 1980 wurde die unabhängige Gewerkschaft Solidarność unter Lech Wałęsa gegründet und gerichtlich bestätigt.

Jaruzelski und das Kriegsrecht

1981 wurde General Wojciech Jaruzelski Präsident und verhängte das Kriegsrecht, um mehr Vollmachten im Kampf gegen Solidarność zu haben. Mehr als 1000 Personen wurden interniert.

Die späten Achtziger und die Wende

Die Agonie der Volksrepublik

Datei:Banknote Polen 50000.jpg
Banknote Polen 50.000 Zloty 1989

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Das Jahr '89

Ende der 80er Jahre wurde der Druck durch immer neue (von der katholischen Kirche unter Papst Johannes Paul II. moralisch unterstützte) Streiks so groß, dass in Runden-Tisch-Gesprächen für 1989 freie Wahlen angesetzt wurden. Die Zahl der Abgeordnetenmandate, die für die Opposition erreichbar waren, wurde allerdings beschränkt. Als Solidarność jedoch die volle Zahl der erreichbaren Mandate errang, bedeutete dies das Ende der kommunistischen Herrschaft. Wałęsa wurde Staatspräsident und Polen ein freier, marktwirtschaftlicher Staat. Diese Ereignisse trugen maßgeblich zum Fall der Mauer in Deutschland und zum Niedergang des Kommunismus im östlichen Europa bei.

Das freie Polen

Der endgültige Durchbruch der Demokratie

1990 wurde die Westgrenze Polens durch das wiedervereinigte Deutschland unter Bundeskanzler Helmut Kohl anerkannt. Kohl vollendete damit, was Willy Brandt zu Beginn der 1970er Jahre begonnen hatte. Die Kontakte Polens zu seinem westlichen Nachbarn entwickeln sich seitdem sehr vertrauensvoll und eng. Auch zwischen ehemaligen deutschen Bewohnern der damaligen Ostgebiete und den heutigen polnischen Einwohnern sind inzwischen viele Freundschaften entstanden: Besondere Katalysatoren in dieser Verständigung sind die Kirchen sowie Teile der Vertriebenenverbände. Auch in Polen wächst das Interesse an der Beschäftigung mit dem "Komplex der Vertreibung", einschließlich der Vertreibung von Polen aus den damaligen Ostgebieten. Ein weiterer Höhepunkt der besseren Beziehungen zwischen Polen und Deutschland war 2004 die Einladung an den deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder zu den Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag des Warschauer Aufstandes. Schröder war damit der erste deutsche Kanzler, der an den alljährlich wiederkehrenden Feiern teilnehmen durfte. Bitterer Beigeschmack waren die an den Besuch Schröders sich anschließende Diskussionen, um Wiedergutmachungsleistungen an die deutschen Vertriebenen, die dazu führten, dass in Polen neue Ängste gegenüber den Deutschen in den Vordergrund rückten.

Euroatlantische Integration

Polen gilt heute als wirtschaftlich aufstrebender, stabiler und demokratischer Staat, was in seiner Aufnahme in die NATO (12. März 1999) und in die Europäische Union (1. Mai 2004), nachdem sich eine Mehrheit der polnischen Bürger (73% Ja-Stimmen bei einer Beteiligung von etwa 59%) in einer Volksabstimmung im Juni 2003 für den EU-Beitritt ausgesprochen hatte, Ausdruck findet. Der Grad der Westintegration Polens findet unter anderem auch in der Übernahme der Verwaltung einer von drei Besatzungszonen im Irak nach dem 3. Golfkrieg 2003 seinen Ausdruck.

Literatur

deutschsprachig

  • Manfred Alexander: Kleine Geschichte Polens, Stuttgart 2003, ISBN 3-150-10522-6
  • Wlodzimierz Borodziej: Der Warschauer Aufstand 1944, Frankfurt/Main 2001, ISBN 3-596-16186-X
  • Norman Davies: Aufstand der Verlorenen. Der Kampf um Warschau 1944, München 2004, ISBN 3-426-27243-1
  • Norman Davies: Im Herzen Europas - Geschichte Polens, Verlag C.H. Beck, 2000. (Aktualisiert um die Geschichte nach 1989)
  • Peter Gatter: Der weiß-rote Traum. Polens Weg zwischen Freiheit und Fremdherrschaft, Düsseldorf/Wien 1983, ISBN 3-426-03724-6
  • Jörg K. Hoensch: Geschichte Polens, Stuttgart 1983.
  • Enno Meyer: Grundzüge der Geschichte Polens, 3., erw. Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1990, ISBN 3-534-04371-5.
  • Gotthold Rhode: Geschichte Polens. Ein Überblick, Darmstadt 1980, ISBN 3-534-00763-8
  • Hans Roos: Geschichte der polnischen Nation 1918-1985, Stuttgart etc. 1986, ISBN 3-170-07587-X
  • Andrea Schmidt-Rösler: Polen - vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Regensburg 1996. (mit Vorsicht zu genießen).

englischsprachig

  • Davies, N.: God's Playground. A History of Poland. Oxford 1981 (Standardwerk)
  • Lukowski, Jerzy T.; Zawadzki, Hubert: A concise history of Poland, Cambridge : Cambridge University Press 2001, 317 S. ISBN 0-521-55109-9
  • Prazmowska, A.J.: A History of Poland. London 2004
  • Stone, D.: The Polish-Lithuanian State 1386-1795. Seattle 2001

polnischsprachig

  • Norman Davies: Powstanie '44 - Verlag Znak, August 2004
  • Norman Davies: Boże Igrzysko. Historia Polski - Verlag Zank, März 2001
  • Witold Pronobis: Polska i świat w XX wieku

Siehe auch

Liste der Herzöge und Könige von Polen