Juan Perón
Juan Domingo Perón (* 8. Oktober 1895 in Lobos; † 1. Juli 1974 in Buenos Aires) war ein argentinischer Soldat, Politiker und zweimaliger Präsident des Landes.
Der argentinische General, Politiker und Präsident wurde in der Provinz Buenos Aires als Sohn des Viehzüchters Mario Tomás Perón und dessen Ehefrau Juana Sosa geboren. Er war der Neffe von Professor Tomás L. Perón, eines der bekanntesten argentinischen Ärzte seiner Zeit.
Wie viele Argentinier kamen auch die Vorfahren Peróns aus Europa. Die Familie seines Vaters stammte aus Sardinien, die seiner Mutter aus Kastilien in Spanien.
Er trat 1911 in das in den Außenbezirken von Buenos Aires gelegene Colegio Militar (Offiziersschule des argentinischen Heeres) ein, die er 1913 als Unterleutnant der Infanterie erfolgreich abschloss.
Danach widmete er sich seiner Militärlaufbahn und begann Bücher zur Militärgeschichte und den Kriegswissenschaften zu veröffentlichen. Von 1926 bis 1929 besuchte er die Escuela Superior de Guerra, die Militärhochschule Argentiniens. 1929 heiratete er Aurelia Tizón, die jedoch bereits im September 1938 verstarb. 1930 wurde Perón Mitglied des Generalstabs des Heeres und Titularprofessor für Militärgeschichte an der Escuela Superior de Guerra.
1930 beteiligte er sich an einem Militärputsch gegen den gewählten Präsident Hipólito Yrigoyen und arbeitete anschließend von 1930 – 1935 als Privatsekretär des Kriegsministers.
Von 1936 bis 1939 war er als Militärattaché in mehreren Staaten tätig. Das argentinische Heer schickte ihn als Militärbeobachter und zum Studium des Gebirgskrieges in das Italien Mussolinis. Bei seiner Rückkehr nach Argentinien im Jahr 1941 schloss sich Perón, als Bewunderer des italienischen Faschismus, mit anderen Offizieren in einer Geheimorganisation zusammen. Im Juni 1943 spielte er, als Oberst, eine wichtige Rolle in einem Militärputsch dieser Organisation, des GOU (Grupo de Oficiales Unidos), gegen die zivile Regierung von Ramón Castillo. Anfänglich war Perón Unterstaatsekretär im Kriegsministerium unter General Pedro Ramírez, im November 1943 wurde er Sekretär für Arbeit und Wohlfahrt und danach Vizepräsident und Staatssekretär im Kriegsministerium unter General Edelmiro Farrell (Februar 1944).
In seiner Tätigkeit im Arbeitsministerium führte er eine Reihe sozialer Reformen durch, die ihn die Unterstützung großer Teile der einfachen argentinischen Bevölkerung, der Descamisados (Hemdlosen), aber auch der Industriearbeiter einbrachte. Er drängte den Einfluss der traditionellen linken Parteien und Gewerkschaften zurück und stärkte seine persönliche Anhängerschaft besonders durch die Gründung neuer Gewerkschaften, die in der neuen Dachgewerkschaft, der Confederación General del Trabajo, (CGT), vereint waren. Dieser Einfluss und die wachsende persönliche Macht Peróns rief den Widerstand führender Militärs hervor.
Gegner innerhalb der Armee zwangen ihn am 9. Oktober 1945 zum Rücktritt. Kurz danach wurde er verhaftet, doch von der Gewerkschaft CGT organisierte Massenkundgebungen erzwangen seine Freilassung am 17. Oktober. In dieser Nacht sprach Perón vom Balkon des Präsidentenpalastes zu 300.000 seiner Anhänger. Er dankte ihnen für den Kampf um seine Freilassung und forderte sie auf, ihn auch weiterhin zu unterstützen. Diese Bewegung wurde zu wesentlichen Teilen von María Eva Duarte koordiniert. Nur vier Tage nach seiner Freilassung heiratete Perón am 21.10. 1945 die vierundzwanzig Jahre jüngere Schauspielerin, die bald weltweit als „Evita“ bekannt wurde.
Als Kandidat des Partido Laborista, der Partei der „Peronisten“, gewann Perón am 24. Februar 1946 mit 56 Prozent der Stimmen die Präsidentschaftswahlen. Seine Frau Evita gab ihre Laufbahn als Schauspielerin zu Gunsten der politischen Karriere ihres Mannes, aber auch eigener politischer und sozialer Aktivitäten auf. Es wurde die Stiftung "Fundación Eva Perón" gegründet, die sich unter Führung von Eva Perón zum Mittelpunkt der Sozialarbeit der Perón-Regierung entwickelte und eine wachsende Popularität im Volk genoss.
1947 reiste “Evita” nach Europa, um für die Regierung ihres Mannes zu werben. Die 28-jährige besuchte Spanien, Frankreich, Italien und die Schweiz und wurde auch von Papst Pius XII. empfangen.
Als Präsident verfocht Perón eine nationalistische und populistische Politik. Gleichzeitig setzte er seine Sozialpolitik aus den vierziger Jahren fort. Er betonte die Notwendigkeit einer eigenständigen Industrialisierung Argentiniens als wesentliche Grundlage sowohl nationaler Stärke als auch der Verbesserung der sozialen Situation des argentinischen Volkes. Er nationalisierte die Eisenbahnen und trieb die Entwicklung der Infrastruktur des Landes voran. 1947 kündigte er den ersten Fünfjahresplan zum Ausbau der eben verstaatlichten Industrien an. In der Außenpolitik verband sich dieser „Dritte Weg“ zwischen Kapitalismus und Kommunismus mit einer harschen Kritik an den Positionen der USA und Großbritanniens. Gestützt auf diese Maßnahmen entwickelten die Peronisten ihr politisches Programm des „Justicialismo“, diese Ideologie wurde später auch "Peronismus" genannt.
Eine zunehmende Verschlechterung der Wirtschaftssituation des Landes, wachsende Spannungen mit der traditionellen Großgrundbesitzeroligarchie sowie der katholischen Kirche und der Tod von Evita Perón, die am 26. Juli 1952 im Alter von nur 33 Jahren an Krebs starb, schwächten die politische Stellung Peróns. Am 16. Juni 1955 scheiterte eine Revolte von Marineoffizieren noch, im zweiten Anlauf, dem Putsch vom 16. bis 21. September 1955, wurde Perón gestürzt.
Über Stationen in Paraguay, Venezuela und der Dominikanischen Republik ging er 1958 nach Spanien ins Exil. Hier heiratet er 1961 in Madrid María Estela Martínez, eine argentinische Nachtklubtänzerin, der es nie gelang, auch nur annähernd die Popularität von Evita Perón in Argentinien zu erreichen. Während der 18 Jahre seines Exils nahm er über Mittelsmänner weiterhin aktiv Anteil an der Politik in Argentinien.
Das Argentinien der 1950er und 1960er Jahre war gezeichnet durch oftmaligen Regierungswechsel, niedriges Wirtschaftswachstum und zunehmende soziale Spannungen. Den verschiedenen Regierungen gelang es nicht, die Wirtschaft wesentlich zu beleben. Außerdem standen sie den eskalierenden Terrorismus und der Gewalt von Gruppierungen wie den linksperónistischen Montoneros in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren hilflos gegenüber. Der Weg war nun frei für Peróns Rückkehr. Im März 1971 übernahm General Alejandro Lanusse die Macht und erklärte, 1973 zur Demokratie zurückkehren zu wollen. Aus dem Exil unterstütze Perón die linksgerichteten Peronisten und die Gewerkschaften.
Am 11. März, 1973 fanden in Argentinien Wahlen statt. Perón wurde die Kandidatur zwar verweigert, doch entschieden sich die Wähler für einen Gewährsmann Peróns, für Héctor José Cámpora, als Präsident. Cámpora trat schon im Juli 1973 wieder zurück, um Neuwahlen zu ermöglichen. Der innenpolitische Zustand Argentiniens war zu diesem Zeitpunkt jedoch schon so angespannt, dass viele Politiker Perón zur Rückkehr aufforderten. Perón kehrte in sein Heimatland zurück und gewann die entscheidende Wahl. Im Oktober 1973 wurde er zum zweiten Mal Präsident.
Die neue Regierung geriet schnell durch die Spaltung von links- und rechtsgerichten Anhängern in schwere Bedrängnis, besonders als Juan Perón sich selbst immer mehr nach Rechts ausrichtete. Es kam zu einer Welle von Gewaltakten und Terroranschlägen und die Regierung erließ eine Reihe von Notstandsmaßnahmen, um die Ordnung im Lande aufrecht zu erhalten.
Perón starb wenige Monate nach seiner Wahl am 1. Juli 1974. Seine dritte Ehefrau, Isabel de Perón, die bereits als Vizepräsidentin vereidigt war, wurde seine Nachfolgerin und gleichzeitig die erste Staatspräsidentin Südamerikas. 1976 wurde ihre Regierung erneut durch einen Militärputsch beendet.
Perón ist auf dem Chacarita-Friedhof in Buenos Aires begraben.