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Britische Ostindien-Kompagnie

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Die Flagge der Britischen Ostindien-Kompanie

Die Britische Ostindien-Kompagnie (British East India Company) entstand durch einen Freibrief, den Königin Elisabeth verschiedenen reichen Londoner Kaufleuten am 31. Dezember 1600 ausstellte. Die Gesellschaft erhielt den Namen Governors and Company of merchants of London trading to the East-Indies. Ihr wurde das Recht zugestanden, auf 15 Jahre sämtlichen Handel zwischen dem Kap der guten Hoffnung und der Magellan-Straße abzuwickeln. Sie erhielt auch ein Siegel, konnte ihren Gouverneur und die 24 Direktoren selbst wählen und durfte sich selbst Korporationsgesetze (bye-laws) geben.

Zunächst rüstete man mit 72.000 Pfund Sterling fünf Schiffe aus, die unter der Führung von Kapitän James Lancaster am 5. Juni 1602 bei Aceh auf Sumatra landeten. 1604 und 1610 folgten weitere Expeditionen dieser Art. Eine Gesandtschaft an den Großmogul erwirkte das Recht, Handelsstationen an der Westküste von Vorderindien einzurichten. Doch konnte man erst nach dem Sieg über die widerstrebenden Portugiesen im Jahre 1612 dieses Privileg ausüben. In Madras und Hugli konnte die Kompanie gar erst 1640 wirksam werden, da dort die Holländer Widerstand leisteten.

Karl II. bestätigte am 3. April 1661 die früheren Privilegien und verlieh der Kompanie auch die Zivilgerichtsbarkeit, die Militärgewalt und das Recht, mit den "Ungläubigen" in Indien Krieg zu führen und Frieden zu schließen. Zudem überließ er ihr die Stadt Bombay als Dank für die geleistete Arbeit und den abgelieferten Profit zum Lehen.

Später erhielt die Kompanie von Jakob II. noch das Recht, Festungen zu bauen, Truppen auszuheben und Münzen zu schlagen, um sie der Niederländischen Ostindien-Kompanie gleichzustellen. 1694 wurden die Privilegien erneut bestätigt, jedoch nur unter großen Protesten der vom Monopol ausgeschlossenene Kaufmannschaft im Londoner Parlament. Zunehmende Kritik erntete man auch wegen der drückenden Herrschaft in Indien. Die Regierung erteilte deshalb 1698 einer Konkurrenzgesellschaft die gleichen Rechte wie der "Company of merchants". Sie war deshalb gezwungen, sich 1708 mit dieser zur "United East-India Company" zusammenzuschließen. Die Geschäfte der Gesellschaft blühten in nie gekanntem Ausmaß und man erhielt einen bedeutenden Einfluss auf die politischen Verhältnisse in Indien. In der Indiabill der Regierung Pitt wurde die Kompanie unter die Aufsicht eines Kontrollamts gestellt, das als Ministerialabteilung fungierte. In Handelsangelegenheiten behielt die Kompanie ihre alte Selbständigkeit, doch wurde die Anstellung der höheren Beamten, Richter und Heerführer unter staatliche Aufsicht gestellt.

1833 verlor die Gesellschaft ihre Sonderrechte auf den Handel, behielt aber die oberste Gewalt in den bürgerlichen und militärischen Angelegenheiten. Zunehmende Aufstände, zuletzt derjenige der Sipahi 1857 führten dazu, dass man die Rechte der Kompanie an die englische Krone übertrug. Hierzu erließ das englische Parlament am 2. August 1858 eine neue Indiabill. Die letzte Sitzung der Direktoren fand am 30. August 1858 statt.

Bedeutung

Von ihrem Hauptquartier in der Leadenhall Street in London organisierte sie die Gründung der britischen Kolonie Indien. Im Jahr 1717 erhielt die Gesellschaft ein kaiserliches Dekret vom Mogulkaiser in Indien, der sie von der Zahlung von Zöllen in Bengalen befreite. Dadurch erhielt sie einen bedeutenden Vorteil gegenüber ihren Konkurrenten. Ein entscheidender Siegdurch Sir Robert Clive in der Schlacht von Plassey 1757 ließ die Britische Ostindien-Kompanie auch zu einem militärischen Machtfaktor werden. Bis zum Jahr 1760 konnten die Franzosen weitgehend aus Indien vertrieben werden. Nur einige Handelsniederlassungen an der Küste wie Pondicherry verblieben.

Die Kompanie hatte auch Interessen entlang der Routen von Großbritannien nach Indien. Schon 1620 versuchte die Kompanie, die Gegend um den Tafelberg in Südafrika zu beanspruchen. Später besetzte und beherrschte sie St. Helena. Ebenso wurden Niederlassungen in Hongkong und Singapur etabliert. Sie engagierten Kapitän Kidd, um gegen die Piraterie vorzugehen. Und sie erweiterten die Teeproduktion in Indien. Andere denkwürdige Ereignisse in der Kompaniegeschichte waren die Bewachung des Gefangenen Napoleon auf St. Helena. Auch lieferten ihre Waren den Gegenstand der Boston Tea Party in der Kolonie Amerika.

Die Flagge der Britischen Ostindien-Kompanie mit dem Kreuz von St. Georg in der linken oberen Ecke sowie waagerechten Streifen soll als Vorlage für die US-Flagge Stars and Stripes gedient haben (Charles Fawcett, 1937). Die britische Flagge stammt aus den Gründungsjahren im 17. Jahrhundert, Stars and Stripes wurde 1777 geschaffen.

Die Werften der Ostindien-Kompanie dienten als Vorbild für diejenigen in St. Petersburg, Teile ihrer Verwaltung sind in der indischen Bürokratie erhalten geblieben, und ihre Gesellschaftsstruktur war das erfolgreichste Moddel einer Aktiengesellschaft. Leider trugen die Tributforderungen von Managern der Kompanie an das Schatzamt in Bengalen in tragischer Weise zur großen Hungersnot 1770-1773 bei, bei der Millionen ums Leben kamen.

Geschichte

Die Gründungsjahre

Die Gesellschaft wurde als The Governor and Company of Merchants of London Trading into the East Indies von einer Gruppe unternehmungslustiger und einflußreicher Geschäftsmänner gegründet, die einen königlichen Freibrief mit einem exklusivem Recht (Monopol) zum Handel mit Indien für eine Dauer von 15 Jahren erhielt. Die Kompanie hatte 125 Anteilseigner und ein Grundkapital von 72.000 Pfund. Anfänglich konnte sie jedoch die niederländische Kontrolle über den Gewürzhandel kaum erschüttern. Auch gelang es ihr zunächst nicht, einen dauerhaften Stützpunkt in Indien zu errichten. Schließlich erreichten ihre Schiffe Indien und legten in Surat an. Dort wurde dann auch 1608 ein Handelsstützpunkt errichtet. In den folgenden zwei Jahren konnte sie ihr erstes Handelskontor in Machilipatnam an der Koromandelküste in der Bucht von Bengalen aufbauen. Die hohen Gewinne, die von der Kompanie in Indien gemeldet wurden, veranlaßten König James I., auch anderen britischen Handelsgesellschaften Lizenzen zu erteilen. Doch 1609 erneuerte er den Freibrief der Kompanie für unbestimmte Zeit, mit der Einschränkung, daß der Freibrief nach drei aufeinanderfolgenden Jahren ohne Gewinne außer Kraft treten würde.

Niederlassungen in Indien

Ihre Händler waren häufig in Zusammenstöße mit ihren niederländischen Gegenspielern im indischen Ozean verwickelt. Vielleicht sah man die Nutzlosigkeit von Handelskriegen in fernen Gewässern ein, jedenfalls entschlossen sich die Briten, Möglichkeiten einer dauerhaften Niederlassung auf dem indischen Festland zu erkunden. Man veranlaßte die britische Regierung, eine diplomatische Initiative zu beginnen. 1615 wurde Sir Thomas Roe von James I. beauftragt, den Mogulkaiser Jahangir aufzusuchen, der 70 Prozent des Subkontinents beherrschte. Das Ziel dieser Mission war es, ein Handelsabkommen abzuschließen, daß der britischen Ostindien-Kompanie exklusive Rechte geben würde, sich in Surat und anderen Gegenden niederzulassen und Kontore zu gründen. Im Gegenzug bot die Kompanie an, den Kaiser mit Waren und Luxusgütern aus Europa zu versorgen. Die Mission war überaus erfolgreich, und Jahangir übermittelte ein Schreiben an James I., in dem er schrieb:

Auf die Versicherung Ihrer königlichen Liebe hin habe ich allgemeinen Befehl an alle Königreiche und Häfen meiner Herrschaft gegeben, alle Händler der englischen Nation als die Untertanen meines Freundes zu empfangen; daß sie, wo auch immer sie wählen zu wohnen, sie vollkommene Freiheit ohne Einschränkung genießen; und wo auch immer sie ankommen sollen, weder Portugal noch irgendjemand anderes es wagen soll, ihre Ruhe zu stören; und wo auch immer sie sich niedergelassen haben, habe ich meine Gouverneure und Hauptleute angewiesen, ihnen diejenige Freiheit einzuräumen, die sie sich selbst wünschen; zu verkaufen, zu kaufen und in ihr Land zu transportieren, wie sie es belieben.
Zur Bestätigung unserer Liebe und Freundschaft wünsche ich mir von Ihrer Majestät, ihren Händlern zu befehlen, auf ihren Schiffen alle Arten von Luxusgütern und prächtige Waren zu transportieren, die meines Palastes würdig sind; and daß Sie mir Ihre königlichen Briefe bei jeder Gelegenheit senden, so daß ich mich Ihrer Gesundheit und erfolgreichen Angelegenheiten erfreuen kann; daß unsere Freundschaft gegenseitig und ewig währe.

Expansion

Mit derartiger Unterstützung gelang es der Kompanie bald, die Portugiesen zu übertreffen, die Niederlassungen in Goa und Bombay gegründet hatten. Ihr gelang es, Niederlassungen in Surat zu gründen (Kontorgründung 1612, Madras (1639), Bombay (1668) und Kalkutta zu gründen. Im Jahr 1647 hatte die Kompanie 23 Kontor und 90 Angestellte in Indien. Die Hauptkontore wurden die Festungen Fort William in Bengalen, Fort St. George in Madras und Bombay Castle. Im Jahr 1634 erweiterte der Mogulkaiser seine Gastfreundschaft für die englischen Händler in der Region Begalen (und im Jahr 1717 befreite er sie vollständig von den Zöllen für Waren). Das Kerngeschäft der Kompanie waren nun Baumwolle, Seide, Indigo-Farbstoff, Salpeter und Tee. Während der gesamten Zeit suchte sie, in das niederländische Gewürzmonopol in der Straße von Malakka vorzudringen. Im Jahr 1711 errichtete die Kompanie eine Handelsniederlassung in Kanton, China, um mit Tee Silber einzutauschen. 1657 erneuerte Oliver Cromwell den Freibrief von 1609, und veranlaßte geringfügige Veränderungen in der Eigentümerstruktur der Kompanie. Die Stellung der Kompanie wurde durch die Wiederherstellung der Monarchie in Großbritannien erhöht. Durch eine Abfolge von 5 Gesetzeserläßen um das Jahr 1670 stattete König Charles II. sie mit den Rechten aus, selbständig Territorien zu erwerben, Geld zu prägen, Festungen und Truppen zu befehligen, Bündnisse einzugehen, Krieg zu erklären, Frieden zu schließen und sowohl Zivil- als auch Strafgerichtsbarkeit in den erworbenen Gebieten auszuüben. Die Kompanie, von Handelskonkurrenten, anderen imperialen Mächten und zeitweilig feindlich gesinnten einheimischen Herrschern umgeben, hatte einen wachsenden Bedarf an militärischem Schutz. Deshalb war die Freiheit, ihre militärischen Angelegenheiten selbst zu regeln, als willkommenes Geschenk, und die Kompanie stellte ab 1680 rasch ihre eigenen Streitkräfte auf, die sie hauptsächlich aus der einheimischen Bevölkerung rekrutierte. Somit kann man darüber diskutieren, ob die Kompanie ab 1689 auf dem indischen Festland eine "Nation" darstellt, da sie weitgehend souverän war. Sie verwaltete die riesigen Gebiet von Bengalen, Madras und Bombay, zudem besaß sie vortreffliche und ehrfurchtgebietende militärische Schlagkrarft.

Der Weg zum vollkommenen Monopol

Handelsmonopol

Der Wohlstand, den die Angestellten der Kompanie genossen, ermöglichte ihnen, in ihre Heimat zurückzukehren und dort große Vermögen und Unternehmen zu erwerben, und dadurch politische Macht zu erwerben. Daraus folgend entwickelte die Kompanie ihre eigene Lobby im Parlament auf. Trotz allem geriet sie unter Druck ehrgeiziger Geschäftsleute und früheren Partnern der Kompanie (abschätzig von der Kompanie Gesprächsparner genannt), die ebenfalls private Handelsfirmen in Indien etablieren wollten. Dies führte zur Verabschiedung eines Deregulierungsgesetzes 1694. Dieses Gesetz erlaubte es jeder englischen Firma, mit Indien zu handeln, sofern es nicht ausdrücklich durch ein Parlamentsgesetz verboten war. Hierdurch wurde der Freibrief aufgehoben, der beinahe 100 Jahre in Kraft gewesen war. Durch ein Gesetz von 1698 wurde eine neue "parallele" Ostindien-Kompanie (offiziell English Company Trading to the East Indies genannt) ins Leben gerufen, die über eine staatliche Bürgschaft von 2 Millionen Pfund verfügte. Doch bald erwarben die mächtigen Anteilseigner der alten Kompanie für 315.000 Pfund Anteile an dem neuen Konzern, und beherrschten die Gesellschaft. Die beiden Gesellschaften konkurrierten eine zeitlang sowohl in England als auch in Indien um Marktanteile. Schnell wurde jedoch klar, daß die ursprüngliche Gesellschaft kaum meßbaren Wettbewerb spürte. Beide Gesellschaften fusionierten im Jahr 1702 unter einem dreiseitigen Abkommen zwischen dem Staat und den zwei Gesellschaften. Diesem Abkommen zufolge lieh die fusionierte Gesellschaft dem Finanzministerium eine Summe von 3.200.000 Pfund und erhielt im Gegenzug für drei Jahre exklusive Handelsrechte - danach sollte die Situation erneut begutachtet werden. Die verschmolzene Gesellschaft wurde zur United Company of Merchants of England Trading to the East Indies (Vereinigte Gesellschaft der Händler Englands, die mit Ostindien handeln).

In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich ein hin und her zwischen der Lobby der Ostindien-Kompanie und dem Parlament. Die Kompanie versuchte, ihre Privilegien dauerhaft zu etablieren, während das Parlament nicht freiwillig die Möglichkeit aufgeben wollte, die Gewinne der Kompanie abzuschöpfen. Im Jahr 1712 erneuerte ein Gesetz den Status der Kompanie, doch die Verbindlichkeiten wurden zurückgezahlt. Im Jahr 1720 kamen 15 % der britischen Einfuhren aus Indien, und beinahe alle davon wurden über die Ostindien-Kompanie abgewickelt. Dies verstärkte den Einfluß ihrer Lobby. Im Jahr 1730 wurde die Lizenz durch ein neuerliches Gesetz bis 1766 verlängert.

Zu dieser Zeit wurden Großbritannien und Frankreich zu erbitterten Rivalen, und es kam zu häufigen Gefechten zwischen ihnen um die Kontrolle ihrer kolonialen Erwerbungen. Im Jahr 1742 fürchtete die britische Regierung die finanziellen Auswirkungen eines Krieges und stimmte der Ausweitung des Handelsmonopols der Ostindien-Kompanie mit Indien bis 1783 zu. Im Gegenzug erhielt sie einen weiteren Kredit von einer Million Pfund. Die Gefechte mündeten in dem befürchteten Krieg, und zwischen 1754 und 1763 lenkte der Siebenjährige Krieg die staatliche Aufmerksamkeit auf die Verstärkung und Verteidigung ihrer Territorien in Europa und Nordamerika. Der Krieg fand auch auf dem indischen Subkontinent statt, zwischen den Truppen der Ostindien-Kompanie und französischen Streitkräften. Um die selbe Zeit gewann Großbritannien durch die Ankunft der industriellen Revolution einen Vorsprung vor den europäischen Rivalen. Die Nachfrage nach indischen Rohstoffen wurde durch den Bedarf der Wirtschaft und zur Unterhaltung der Truppen in Kriegszeiten angeschoben. Als Ausgangspunkt der industriellen Revolution erfuhr England einen höheren Lebensstandard, und dieser Zyklus aus Wohlstand, Nachfrage und Produktion hatte eine tiefgreifenden Einfluß auf den Überseehandel. Die Ostindien-Kompanie wurde zum größten einzelnen Teilnehmer im britischen Welthandel, und reservierte sich eine unangreifbare Position in den Entscheidungsprozessen der Regierung.

Kolonialmonopol

Der Krieg endete mit einer Niederlage der französischen Streitkräfte und begrenzte die französischen imperialen Ambitionen. Auch begrenzte der den Einfluß der industriellen Revolution in den französischen Gebieten. Robert Clive, der Generalgouverneur von Indien, führte die Ostindien-Kompanie zu einem bemerkenswerten Sieg gegen Joseph Francois Dupleix, den Kommandeur der Franzosen in Indien, und eroberte Fort St. George von diesen zurück. Durch den Vertrag von Paris (1763) wurden die Franzosen gezwungen, ihren Handel durch kleine Enklaven in Pondicherry, Mahé, Karikal, Yanam und Chandernagar ohne miltärische Präsenz abzuwickeln. Obwohl diese kleinen Außenposten für zwei Jahrhunderte in französischem Besitz blieben, so wurden die französischen Ambitionen auf indische Gebiete de facto begraben. Der Ostindien-Kompanie wurde dadurch ein größerer potenzieller Wettbewerber erspart. Im Gegensatz dazu war die Ostindien-Kompanie nach diesem kolossalen Sieg und mit dem Rückhalt ihrer disziplinierten und erfahrenen Armee in der Lage, ihren Einfluß weiter auszudehen.

Lokaler Widerstand

Die Ostindien-Kompanie erfuhr jedoch weiterhin Widerstand von einheimischen Herrschern. Robert Clive führte die Streitkräfte der Kompanie gegen Siraj Ud Daulah, der über französische Unterstützung verfügte, in der Schlacht von Plassey 1757 zum Sieg. Hierdurch beseitigte er den letzten nennenswerten Widerstand in Bengalen. Dieser Sieg entfremdete die Briten und die Mogulkaiser, denen Siraj als autonomer Herrscher gedient hatte. Aber das Mogulkaiserreich befand sich nach dem Tod von Aurangazeb bereits im Niedergang und zerbrach in der Folge in Stücke und Enklaven. Nach der Schlacht von Buxar übergab der herrschende Kaiser, Shah Alam, die Verwaltungsrechte über Bengalen, Bihar und Orissa. So wurde Clive zum ersten britischen Gouverneur von Bengalen. Haider Ali und tipu Sultan, die legendären Herrscher von Mysore, machten den Briten das Leben schwer. Sie hatten sich mit den Franzosen verbündet und setzten ihren Kampf gegen die Kompanie mit den vier Kriegen von Mysore fort. Mysore wurde schließlich 1799 von den Briten eingenommen. Dabei wurde Tipu erschlagen. Mit dem allmählichen Machverlust des Maratha-Imperiums in der Folge des Krieges mit den Engländern sicherten sich diese Bombay und dessen Umgebung. Bei diesen Feldzügen bewies Arthur Wellesley, der spätere Herzog von Wellington, das erste Mal seine Fähigkeiten, die schließlich zu seinem Sieg in Spanien und in der Schlacht von Waterloo führten. Ein besonders bemerkenswertes Zusammentreffen von Streitkräften unter seinem Kommando war die Schlacht von Assaye. Damit sicherten sich die Briten das gesamte südliche Indien (mit Ausnahme der französischen Enklaven und einiger einheimischer Herrscher), Westindien sowie Ostindien. Die letzten Überreste der lokalen Verwaltung waren auf die nördlichen Regionen um Delhi, Oudh, Rajputana und Punjab begrenzt, wo sich die Präsenz der Kompanie inmitten der lokalen Auseinandersetzungen und zweifelhaften Schutzangeboten seitens der Kompanie immer weiter ausdehnte. Drohungen und Diplomatie verhinderten, daß die einheimischen Herrscher sich gegen die Kompanie verbünden konnten. Die hundert Jahre zwischen dem Sieg in der Schlacht von Plassey bis zum Sepoy-Aufstand 1857 waren eine glückliche Zeit für die Kompanie, die sich von einer Handelsgesellschaft immer mehr zu einer Nation entwickelte.


Siehe auch: Ostindien-Kompanie